15. April 2008

Lange ist es her.

Hallo, lange nicht gesehen...

- Ich bin dabei in aller Ruhe und im Schweiße meines Angesichts in der leichten Erde hier oben im Wald ein neues Kartoffelland anzulegen und da kommt ein bisher nur vom Hörensagen alter Bekannter vorbei.
Meine Eltern haben ihn kennen gelernt und mir von ihm erzählt, bei Anderen ist er noch immer ein ständiger Gast.
„Na, wie ich sehe, so bist du dabei Dich darauf vorzubereiten mich zu treffen!“
„Ja, ich habe schon gehört dass Du im Anzug bist auch wenn Dein Weg hierhin zum Glück bisher noch weit erschienen ist.“
„Das stimmt. Aber als alter Wanderer bin ich wieder unterwegs und es sieht so aus als würde mich mein Weg auch wieder in diese, von mir längst vergessene Gegend führen. Es ist lange her, dass ich hier war, kaum dass ich mich wieder erkenne! Aber dieses Haus hier kommt mir bekannt vor. Es ist mir als wär ich vor ungefähr 130 Jahren schon mal einmal hier gewesen.“

- „Es mag wohl sein, dass Du schon einmal hier warst, aber seitdem ist es ist reicher hier geworden. Vielleicht liegt es daran, dass Dein alter Reisekamerad und Freund, der Krieg, auch das letzte Mal vor langen 200 Jahren hier war.“ erwiedere ich.

- „Was hast Du vor mit Deinem Kartoffelland? Willst Du damit Auto fahren?“

- „Wie bitte?“

- Verständnislos schaue ich den Wanderer an? Ist er nicht ganz bei Sinnen? Auto fahren?
Hier mühe ich mich ab um für meinen Bauch zu sorgen, und da redet er von „Fahren“. Ist er von allen guten Geistern verlassen? Essen verbrennen? geht es mir durch den Kopf.

- „Ob Krieg oder Frieden spielt dieses Mal keine Rolle“ erwiedert diese äusserst unsympatische Erscheinung, „denn ich habe einen anderen Begleiter bekommen. Mein neuer Reisebegleiter heißt „Energie“, ein Verfechter der Bequemlichkiet und er ist gerade im Morgenland unterwegs...“

- Ja, ich habe heute den „Hunger“ getroffen.
Er klopft tatsächlich, zwar noch ganz leise und für viele überhörbar, aber dennoch auch wieder an unsere Tür...

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14. April 2008

Thor schwingt seinen Hammer


Obwohl erst knapp Mitte April, so ist Thor schon dabei seinen Hammer zu schwingen und König „Bore“ streut seinen Hagel mit ein, denn noch ist der Winter nicht ganz vorbei, noch schickt er einen Abschiedsgruss.

- Meine Gedanken waren allerdings bei dem einfachen Leben oder das was heutzutage als einfaches Leben angesehen wird: kein Wasser, kein Strom, keine Knöpfe zum Drücken.

- Und ich muss sagen, das ist alles andere als einfach.
Es dauert bis es warm wird, am morgen ist es kühl im Haus und bis der Küchenofen Wärme abgibt so vergeht eine geraume Zeit.
Mit Holz zu heizen ist wesentlich arbeitsamer als mit Elektrizität, Gas oder Öl.
Und dennoch, der Preis den ich bezahle und der sich „Unbequemlichkeit“ nennt ist es wert, um der Natur nahe sein zu können.

- Allerdings, ganz so einsam ist es auch nicht hier oben im Wald: der Bauer kam mit seinem Traktor vorbei um die Wildschweine zu füttern und zu einer Tasse Tee hat er nicht „Nein“ gesagt.
Er hat schon vor vierzig Jahren Tee hier getrunken, damals, als Eric der letzte feste Bewohner hier sein Domizil hatte. Eric, der sich als er den Befund „Cancer“ bekam so um die Mitte der Sechziger eine letzte, endgültige Zigarre anzündete.
Mit einer Dynamitstange im Mund hat er seinem Leben hier oben freiwillig ein Ende gesetzt.

- Wie mein Leben enden wird weiß ich zum Glück nicht, aber wie mein Tag enden wird weiß ich (Beides habe ich ja in der Hand). Ich werde ganz einfach mit den Vöglen ins Bett gehen, denn morgen ist „richtige“ Arbeit angesagt.
Das Kartoffeland will gegraben sein.

- Das Licht ist magisch hier oben im Norden, vor Allem wenn Thor in seinem Wagen, gezogen von zwei Ziegenböcken, am Himmel entlang zieht und seinen Hammer "Mjölnaren" auf den Amboss sausen lässt.

11. April 2008

Sendepause!


Mensch, ich war doch mehr geschafft als ich dachte, und erst jetzt nach einer Woche an Land merke ich dass ich wieder langsam in Gange komme.
Die ersten Nächte war ich für jeweils 12 Stunden außer Gefecht, die Sauna hat wohl das Ihre dazugetan.

- Aber wie herrlich, der erste richtige Frühlingstag für dieses Jahr und ich habe ihn einfach in der Sonne sitzend genossen und nicht einen Finger krumm getan.
Na ja beinahe, denn der Abfluss von der Quelle war verstopft und die Tonne vom Plumpsklo sollte geleert sein.


- Ich bin kommende Woche zurück mit neuen Ausblicken aus dem Küchenfenster.

2. April 2008

Homeward bound


Noch 24 Stunden und der Szenenwechsel ist mal wieder komplett!
Da tausche ich eine Welt die hauptsächlich nur aus Stahl, Himmel, Wasser und ständigem Maschinengeräusch besteht, in eine aus Holz, Wald und den natürlichen Lauten der Natur.

- Alles was dazwischen liegt sind 130 Seemeilen, ein kurzer Flug von Helsinki nach Norrköping, eine Busreise von 100 km und dann die letzten drei Kilometer zu Fuß.
Kein Problem, denn ich habe ausser meinem Laptop und meiner Ziehharmonika sowieso kein Gepäck
Dann geht es nach rechts hoch in den Wald und die letzten 800 Meter werden zum Genuss.
Der Wald umfängt mich mit seiner Sicherheit und ich denke oft: jetzt verschwinde ich einfach von der Welt...!
Und spätestens hier wird der Rest des Gefühls der Verantwortung, welches ich sechs Wochen lang 24 Stunden täglich getragen habe fast greifbar von mir abfallen.

- Und es ist immer wieder das Gleiche. Wenn ich den letzen Hügel ersteige und um die letzte Biegung komme, so öffnet sich nicht nur diese Lichtung im Wald sondern da tut sich auch mein Herz auf.
Das war bei dem ersten Male so, und so ist es noch immer.
Hier stimmt die Welt!
Ich fühle mich hier zu Hause, obwohl ich mir nur wie ein Verwalter vorkomme der sich darum kümmert diese Stelle ganz einfach lebend zu halten.

- Es wird nicht lange dauern und die drei Feuerstellen sind am brennen und die Ohren werden vor lauter Stille erst einmal brausen, bis sie sich wieder an den für sie natürlichen Zustand erinnert haben.

Nach 6 Wochen Wache und ständiger Bereitschaft habe ich meine Freiheit wieder!

1. April 2008

Zur See


Diesmal dreht es sich nur indirekt um "Svenserum" meinem Ankerplats an Land, statt dessen ein kurzes Video von meinem vorigen Schiff auf dem ich alles in allem über drei Jahre meines Lebens verbracht habe.

- Es geht recht stürmisch her ("nur" halber Sturm) und da wird das blosse Dasein an Bord schon zur Arbeit. Ständig muss man parieren, selbst in der Koje arbeiten immer irgendwelche Muskeln. Ich habe erlebt, dass festgeschraubte Bücherregale durch die Luft segelten, Geschirr in Massen zerschlagen wurde und auch meine Hütte hat schon des öfteren ausgesehen wie ein Schlachtfeld.

- Nach 24 Stunden ist man mürbe, die Besatzung wird gereitzt, da heisst es aufpassen und sich selbst "im Griff" behalten, denn jeder ist müde, manche auch seekrank.

- Nach 48 Stunden ist es dann egal, man schläft auch jetzt nicht, sondern liegt eher "bewusstlos" in der Koje. Nach 72 Stunden fragt man sich, was denn diese Arbeit überhaupt soll und auf was man sich denn da eingelassen hat. Aber dann kommen sonnige Tage mit achterlichem Wind, das Schiff wiegt die ganze Besatzung leicht und beruhigend und das Leben an Bord ist beinahe ein Genuss.

- Manchmal spürt man allerdings auch: der Tod ist nicht so weit weg und in wirklich ganz seltenen Fällen kommt auch schon mal die Angst zu Besuch an Bord!

- In zwei Tagen werde ich, nach 6 Wochen und 450 Arbeitsstunden, in meinem "Torp" vor Anker gehen, kein Handy, keinen Computer, keine Maschine sondern nur die Stille im Wald geniessen und erstmal völlig ungestört SCHLAFEN!!!


- Jeder ist ständig leicht müde auf diesem Arbeitsplatz!


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