22. September 2008

Der seidene Faden

An dem hängt sie nämlich manchmal, die Geduld!

- Es gibt nur die Geduld, keine Pluralform, man kann  sie lernen, üben, sich in ihr fassen, sie kann platzen, man kann sie bewahren wie einen Schatz,  und wie geschrieben, der Faden an der sie aufgehangen ist kann reißen. Und damit ist es vorbei mit dem Seelenfrieden. Denn mit der Seele ist sie eng verknüpft durch genau diesen Faden.

- In allen großen Religionen spielt sie eine Rolle und wird als eine sehr positive menschliche Eigenschaft bewertet.

- Außer mit der Seele, so ist sie wohl auch mit der Zeit verwoben, denn Stress dehnt diesen Faden, lässt ihn dünner werden. Manchmal bis zur Grenze und er reißt. 

- Zum Üben habe ich zum Glück viele Möglichkeiten.

- Eine Übung besteht im geduldig Warten können wenn ich auf „Svenserum“ ankomme und das Haus ist kalt. Da hilft Alles nichts, es dauert seine Zeit bis es warm wird.

- Oder so wie jetzt. Meine Heimreise ist über 24 Stunden verzögert, die Last war erst nicht fertig, dann wurde sehr langsam geladen und zu allem Überfluss ist im nächsten Hafen wo ich an Land gehen werde auch noch Stau angesagt und wir müssen vor Anker liegen. Dabei sehe ich den Kai.

- Typisch Seefahrt, so nah und doch so fern. 

- Liegen wir zu lange, dann habe ich in Schweden keinen Anschluss mehr - aber ich denke oft: „damals kam ich sogar von Peking mit dem Zug nach Hause, dann komme ich auch von Helsingfors nach Svenserum.“

- Auch dieser Törn hat irgendwann ein Ende.

- „Tangram“, ein kreatives Solitärspiel um Geduld zu üben darf auf „Svenserum“ natürlich nicht fehlen.


20. September 2008

Two days and counting!

Noch zwei Tage und wenn meinem Ablöser nichts zustösst, dann ist auch dieser Törn vorbei.

 - Endlich, denn ich bin müde und die letzten Tage werden alles andere als ein Zuckerschlecken mit Löschen und Laden im gleichen Hafen direkt zweimal hintereinander. Dazwischen dann mal eine kurze Reise von nur 6 Stunden. Deshalb will ich mich schon jetzt für ein paar Tage abmelden.

 - Und am Montag bin ich erstmal "completely off line".

 - Ich melde mich wieder, und dann von "Svenserum" wenn mich die Technik nicht im Stich lässt.

- Bis dahin wünsche ich Euch allen ein schönes Wochenende und einen guten Wochenanfang.

- Bis dann!

- Auch ich werde mich erstmal im Wald schlafen legen, allerdings etwas bequemer als so.


19. September 2008

Es werde Licht!

Mit Spannung erwarte ich das Paket, mit dem mehr Licht ins Haus kommt.

- Die Technik geht weiter voran, es gibt diese normalen Sparlampen für 12 Volt ja schon länger, dann kamen die LED Lampen, aber noch ist das Licht recht kalt.

- Mittlerweile gibt es die nächste Generation, da sieht die Lampe schon wie eine normale Birne aus und soll ein wärmeres Licht verbreiten. Der Energiebedarf für eine solche Birne, (2 Watt) ist vergleichsweise so gering, dass ich mit 20 Watt Energieverbrauch das ganze Haus hell erleuchten kann. 

- Welch ein Luxus! 

- Das spiegelt allerdings auch der Preis wieder, der noch immer sehr hoch ist (20 Euro), selbst wenn sie ein Leben lang halten. Zum Testen habe ich außer diesen Sparlampen dann noch zwei von der neuen Sorte LED-Birnen bestellt und bin natürlich sehr gespannt, ob das Licht weicher geworden ist. Wenn ich die befindlichen LED-Lampen anmache, komme ich mir manchmal vor wie in einem Raumschiff, denn die Beleuchtung hat noch immer ein für mich „unbekanntes“ Licht. 

- Gleißend hell, leicht bläulich, kalt. 

- Gewöhnungsbedürftig war es am Anfang schon, aber nach zwei Wintern ist es ein Teil vom Haus geworden und da der geringe Verbrauch mit großem Lichteffekt alles Andere aufwiegt ist es für mich keine Frage: das ist die Beleuchtung der Zukunft die in diesem einfachen Haus mit 160 jähriger Vergangenheit leuchtet.

 - Licht, vor allem bei langen, dunklen Wintern, bedeutet einfach Lebensqualität!


17. September 2008

Windige Träume

Oder sollte ich sagen helle Zukunftsaussichten?

- Diesmal werde ich mich ernsthaft darum kümmern, ob nicht ein Windrad zusätzliche Energie in der dunklen Jahreszeit schenken kann. Wenn die beiden Tannen gefällt sind, wird es nach Südwesten hin freier und der Wind, der schon jetzt besseren Zugang bekommen hat findet vielleicht einen Weg, um mir ein Windrad anzutreiben. Gerade in der Zeit, in der am meisten Energie gebraucht wird, geben die Sonnenzellen am Wenigsten.

- Und die kleinen Räume werden noch kleiner, wenn die Dunkelheit aus den Ecken kriecht.

- Ich habe viel Information auf dem Netz geholt und vor ein paar Wochen dann ein Modell gefunden, dass schon bei wenig Wind (1.5 m/s oder 5,4 km/h) anfängt Ladestrom abzugeben. Das ist soviel wie ein strammer Schritt an einem windstillen Tag mir um die Nase wehen lässt. Das scheint also durchaus möglich zu sein.

- Es ist erstaunlich, welch wichtige Rolle die Elektrizität doch in unsere Lebensweise spielt. Sie ist so wichtig, dass ohne die fließenden Elektronen unser Dasein nicht mehr funktionieren würde. Der Zusammenbruch der Gesellschaft wäre ohne Strom innerhalb eines Tages oder gar weniger ein Faktum, das Chaos breitet sich im selben Augenblick aus, wo die Elektrizität verschwindet. Aber auch ich weiß ja um die Vorteile oder besser Möglichkeiten von dieser Energie und will mehr davon haben! Nicht zu welchem Preis auch immer, denn deshalb habe ich ja freiwillig auf einen Netzanschluss verzichtet.

- Welche eine Freiheit, zumindest unabhängig von einem Stromlieferanten zu sein!

- Ich bin noch immer bereit mich einzuschränken, aber gleichzeitig auch interessiert daran, wie ich an alternative Energie gelangen kann. Nur weil ich es einfach halten will in dem Haus im Wald, muss ich ja nicht gerade nur bei Kerzenschein sitzen und mir die Augen verderben. Ein Leben in Dunkelheit in diesem Land mit seinem langen Winter und den kurzen Tagen wäre wirklich ein Rückschritt, recht armselig und ganz sicher auch deprimierend.

- Die Lebensfreude will ich mir natürlich nicht durch die freiwillige Einfachheit selbst einschränken!


Dunkelheit

Sie kommt nun unaufhaltsam und mit riesen Schritten für jeden Tag näher. Der Herbst hat seinen Einzug gehalten und jetzt verkürzen sich die Tage zusehends. Im Wald ist es wieder ruhig geworden, die meistenVögel haben sich in Richtung Süden aufgemacht...wie schnell doch der Sommer wieder vorbei war.
- Jetzt heißt es sich auf die kalte Jahreszeit vorzubereiten, etwas das laut Forschern angeblich zu unserer Entwicklung in diesen Breitengraden mit beigetragen hat.
- Man musste vorausschauend werden, um hier zu überleben.
- Für die Meisten ist das nicht mehr notwendig, da beschränkt sich die Vorausschau auf das Reifenwechseln vor dem ersten Schnee und eventuell den Brennstoff einzukaufen. Aber noch immer ist für viele auch das Holzmachen wichtig, zumindest aus Kostengründen, denn Holz ist eine recht billige Alternative  hier in Schweden.
- Auf „Svenserum“ hingegen ist es ein absolutes Muss, denn ohne Holz sitze ich bei + 4o im Winter im Haus...ein weiterer Kommentar erübrigt sich wohl.
- Und der Herbst ist die Saison, in der das Holz für nächstes Jahr vorbereitet wird. Auch wenn meine Vorräte selbst für den übernächsten Winter schon ausreichen, so will ich noch zwei Tannen die gefährlich nahe in Windrichtung am Haus stehen im Herbst fällen, zerstückeln, spalten und unter Dach bringen.
- Jetzt ist es der dritte Winter, der auf mich zukommt aber ich habe meine Erfahrungen gesammelt und sehe ihm recht getrost entgegen. Zumal meine Holzvorräte mehr als ausreichend sind. Diese Holzstapel sind für mich ein Bild von Reichtum.
- Wie heißt es in „Havamal“ oder „des Hohen Lied“ aus der Edda?
Dürrer Scheite und deckender Schindeln
Weiß der Mann das Maß,
Und all des Holzes, womit er ausreicht
Während der Jahreswende.
- Ich weiss schon vor der Jahreswende es wird ausreichen, und das schenkt ein gutes Gefühl der Sicherheit.

 - Aber noch kann der Kanonenofen wohl ausbleiben?

16. September 2008

Count down!

Die letzten 8 Tage an Bord haben begonnen, und da heißt es den Bogen noch einmal spannen, auch wenn ich anfange richtig müde zu werden. Aber noch ist der Törn nicht vorbei und ein paar kurze Reisen mit viel Arbeit sind noch angesagt, bevor ich meine paar Sachen packe und nach 6 Wochen zum ersten Mal wieder meinen Fuß an Land setze. Dann noch eine 10 Stunden Reise mit Flugzeug und Bus, wie immer wohl die letzten drei Kilometer zu Fuß und ich bin endlich wieder da, wo zur Zeit meine Sehnsucht zu Hause ist.

- Wie es sich doch immer wieder gleicht, dieses Leben. Auch bei mir läuft es in einem festen Rahmen ab, der ist nur zeitmäßig etwas weiter gesteckt als die für viele so gewöhnliche 5-Tage-Woche.

- Und ich habe einige neue Ideen im Gepäck, sowohl was die Energieversorgung betrifft als auch die Organisation vom Alltag in „Svenserum“.

- Eine davon ist ein 12 Volt-Ventilator den ich mir basteln werde damit ich die Wärme auch in den Anbau verteilen kann, denn der ist im Winter durch die vielen Fenster recht kalt und die Wärme findet ihren Weg nur schlecht dorthin. Der Fotogenkamin der bisher dort stand, kommt in die Sauna damit ich dort mal nur um mich zu Waschen kurz aufwärmen kann wenn die Temperaturen unter Null sinken.Und das kann schnell passieren, hier in Finnland gab es schon Nachtfrost.

- Eine lange Arbeitsliste habe ich zusammengestellt um etwas mehr Struktur in meine freie Zeit zu bekommen, aber bevor ich damit anfange, werde ich mich erst einmal ausschlafen. Und eine Nacht reicht da nicht für aus, das weiß ich aus Erfahrung.

- Hier werde ich erstmal meine Batterien wieder laden.

14. September 2008

Verwalderung

Je mehr Zeit ich auf meinem Waldhof verbringe, desto mehr Geschmack daran finde ich.
Es ist schon eigenartig, wie die Natur lockt und mit ihrem Dasein immer überzeugender wirkt. Da sind Kräfte am Werk, sowohl außerhalb als auch in mir, die mich immer mehr in diese Richtung beeinflussen. 

- Selbst wenn der Preis dafür mehr Alleinsein beträgt. Aber alleine kann man auch in einem Wohnghetto sein, und da fällt mir die Wahl überhaupt nicht schwer. Natürlich kann es manchesmal einsam werden wenn ich ein paar Tage niemanden sehe, aber ich wollte kein Sommerhaus in irgendeinem Urlaubsghetto mit Nachbarn und Straßenbeleuchtung und allem Statusdenken dass auch dort mit den Sommergästen seinen Einzug hält. Meist stehen diese Häuser im Winter dann leer und das wirkt auf mich erst richtig öde. 

- Die Gesellschaft im Wald ist mir jedenfalls sehr sympathisch.

- Es gibt kein Statusdenken, keine Missverständnisse und sollte es Böses geben, dann ist es vom Menschen dorthin eingeschleppt. 

- Dahingegen gibt es sehr viel Selbstverständlichkeit.

- Und die natürliche Schönheit mit all ihrer Mystik nicht zu vergessen.

11. September 2008

Oh Weh!

Manchesmal kann es mich richtig packen, das Fernweh, besonders im Herbst beim Ruf der Kraniche. Dann kommt diese Reiselust und Sehnsucht, auch der Sonne nachzureisen statt einem dunklen und kalten Winter hier oben entgegen zu sehen. 

- Aber wie alle Gefühlsregungen, so geht auch diese vorbei. Zum Glück, denn sie hat auch ihren Gegenspieler, nämlich das Heimweh. Manchmal greift auch das um sich und ich möchte einfach nur gerade auf „Svenserum“ sein, am Fenster sitzen und den „lieben Gott einen guten Mann“ sein lassen. 
- Langsam nähert sich allerdings auch das Ende von diesem Törn, weniger als zwei Wochen, und mein Dasein sieht mal wieder vollkommen anders aus. Es dauert immer ein paar Tage, mich daran zu gewöhnen, aber die Stille im Haus und ein leise erzählender Wald wirken unmittelbar beruhigend auf mich. 
- Das erste Glas Wein nach über sechs Wochen Arbeit ohne freien Tag, keinerlei Ansprüche nach mehr als 500 Arbeitsstunden und das Gefühl wohl aufgehoben zu sein lässt die ganze Anspannung abfallen. Der erste Abend, und es gibt kein Gestern und kein Morgen, es gibt nur den wohlverdienten Luxus der Verantwortungslosigkeit für ein paar Stunden. 

- Der „count down“ beginnt am Montag!


- Mein sicherer Ankerplatz.
***

9. September 2008

Wenn die Weile lange wird

Sie kann tatsächlich „pur“ sein, denn genau dieses Attribut  bekommt sie, die richtige Langeweile, dieser Zustand den mehr oder weniger jeder von uns kennt, von dem schon die Kinder befallen werden. Er ist also sehr menschlich.

- Mir ist diese Stimmung in Moll auch nicht unbekannt. 
Wenn ich es mir genau überlege, so befällt sie mich komischerweise nie an Bord, aber hier im Wald kann sie zuschlagen. Noch dazu meist grundlos, denn etwas zu tun gibt es immer.
Worin wohl der Unterschied liegen mag frage ich mich?
Kann es tatsächlich so sein, dass ich keine Anspannung fühle, keiner verlangt etwas von mir? Mit anderen Worten ich bin frei von beinahe jeglichen äußeren Ansprüchen. Das Feuer darf natürlich im Winter nicht ausgehen, und der Bauch meldet sich ja auch irgendwann. Meist liege ich dann auf dem Sofa, döse zeitweise vor mich, lese, aber auch das unkonzentriert, versuche mich am bekannten eigenen Kragen zu packen, was aber bei der „Langweile pur“ selten gelingt.

Ich glaube niemand erlebt das Gefühl der Langeweile als positiv aber dennoch denke ich, auch diese Stimmung erfüllt einen Zweck. Aber die Erfahrung hat mich ja auch gelehrt: es ist kein andauernder Zustand sondern geht auch irgendwann noch am gleichen Tag wieder vorbei. Wenn ich genau überlege, dann tritt die Langeweile erstaunlicherweise nur am Tage auf, nicht aber am Abend!

Diese Zeit ist von Antriebs- und Lustlosigkeit geprägt, hat einen leichten Geschmack von deprimiertsein beigemischt. Aber ist es nicht so, dass sich die Seele manchmal einfach auch im Wachsein ausruhen muss? Denn die Seele ist bei diesem Zustand überaus präsent. Im Zustand der Langeweile wird sie auf sich selbst zurückgeworfen und sieht dabei, dass sie auch einmal ganz einfach leer sein kann. Dabei denke ich, ist sie bloss dabei sich neu zu ordnen.

- Aber diese Leere ist für viele schwer zu ertragen, weshalb die Unterhaltungsindustrie und Kaufhäuser bare Münze daraus schlagen können. Ist diese Leere der Grund, dass keine Langeweile aufkommen darf, ist es sie die dann durch Kurzweil zerstreut und gefüllt werden soll oder gar muss? Gefüllt selbst wenn es genau so inhaltslos wie die eigene Seele gerade ist? 
Oder ist das richtige Wort: abgelenkt?

- Fernsehen hat bisher dabei lange eine wichtige Rolle gespielt, heute mehr und mehr ersetzt durch das Internetz, PC-Spiele die durch ihre Monotonie unwissentlich die innere Monotonie widerspiegeln. Oder man konsumiert, kauft belangloses Zeug und gibt sein Geld aus für Dinge die nicht gebraucht werden. Aber auch das scheint egal zu sein.
Es gilt, seiner eigenen Gesellschaft zu entrinnen! Ohne Rücksicht darauf, ob die Seele nicht vielleicht sogar nach der Möglichkeit des Ordnens fragt.

- Der Unterhaltungsindustrie habe ich hier oben auf meiner Lichtung nur eine kleine Ecke eingeräumt, denn außer einem Radio und Laptop der nur abends an das meist langsame mobile Netz angeschlossen werden kann da nur dann die „flat rate“ gilt, ist hier nichts. Und was meinen Konsum betrifft, so ist der mir sowieso recht unwichtig und nebensächlich.

- Will ich Unterhaltung, muss ich sie selbst aktiv gestalten. Aber aktiv sein und Langeweile haben sind ja nun mal wie Hund und Katze, also bleibt mir manchmal nichts anderes übrig, als mit meiner eigenen Gesellschaft hier draußen im Wald vorlieb zu nehmen.


- Und siehe da: so übel ist die Gesellschaft gar nicht, schlimmstenfalls nur ganz einfach ab und zu halt eben auch mal - langweilig!

***

5. September 2008

Von Aussen betrachtet


Es ist schon eigenartig. Da musste ich heute nach vier Wochen auf dem Schiff an Land um ein paar Passfotos zu machen für die Erneuerung meines Kapitänspatents.

- Und es ist immer wieder das Gleiche.

- Nachdem ich wochenlang keinen Fuß an Land gesetzt habe, stehe ich auf einmal mitten in dem Leben welches für die meisten Menschen den Alltag ausmacht.
Autos, hohe Geschwindigkeiten, asphaltierte Straßen, mehr Menschen in fünf Minuten als unter sechs Wochen an Bord.
Eine immer mehr fremdartige Welt.

- Aber auch eine immer mehr bekannte und mir vertraut gewordene Welt ist wieder da. Bäume, Vögel, Blumen und jetzt um diese Jahreszeit abgemähte Felder.
Noch sind die Birken grün, aber die ersten gelben Blätter sind schon dazwischen gestreut hier oben in Finnland.

- Und immer mehr werde ich mir darüber bewusst, wie anders mein Leben doch verläuft verglichen mit den Meisten, wie weit ich vom normalen Lebensmuster entfernt bin.
Denn nicht nur während meiner Zeit an Bord nehme ich nicht an irgendeinem gesellschaftlichen Leben teil, sondern auch die Zeit an Land entfernt sich in dieser Hinsicht immer mehr vom Alltagsleben der Menschen in meinem Umfeld.

- Ich lege keinerlei Wertung hinein, sondern sehe mehr von außen, wie sich mein Leben immer mehr in Richtung „anders“ entwickelt.
Tauschen möchte ich mit niemandem, bin alles andere als unzufrieden damit, hab ich es doch selbst so gewählt, und ich fühle mich sehr frei im Rahmen meiner Möglichkeiten.

- Ich konnte natürlich nicht vor 15 Jahren die ganze Tragweite meines Entschlusses diesen Beruf zu wählen, überschauen.
Ebenso wenig kann ich die Tragweite meines Entschlusses dieses kleine Haus auf einer Lichtung im Wald gelegen zu erstehen ganz überblicken.

- Mal gespannt wohin mich das alles führen wird!

- Es wird wohl wie mit diesem Wassertropfen, denn nicht nur er folgt dem Weg des geringsten Widerstandes.

2. September 2008

Der dritte Herbst auf ”Svenserum”.

In drei Wochen ist Tag- und Nachtgleiche, und damit ist dann auch der ”meteorologische” Sommer vorbei.

- Aber schon jetzt hält der Herbst seinen Einzug hier oben im Norden, die helle Zeit wird spürbar kürzer für jeden Tag und der Nachtfrost streckt schon seine kalten Finger nach „Svenserum“ aus. Es wird tatsächlich schon der dritte Herbst für mich in diesem Torp und besser als so war ich noch nicht auf die dunkeln Jahreszeiten gerüstet.

- Holz habe ich mehr als genug, Strom für die Beleuchtung ist ausreichend, die Kartoffelernte wird gut und ich spüre, dass ich mich eingelebt habe in dem Haus.

- Jetzt kommt die Zeit, da der Küchenofen wieder seine wohlige Wärme verbreiten wird, und ein knackendes, knisterndes Feuer im großen Ofen mit seinem flackernden Schein am Abend die Stube in Gemütlichkeit taucht.

- Mittlerweile habe ich Übung darin am Küchenfenster zu sitzen und in den langsam immer stiller werdenden Wald zu schauen und auch das Alleinesein hat viel von seiner anfänglichen Schärfe verloren.

- Wenn der Sommer nicht zu verregnet war, dann ist der Herbst eine willkommene Abwechslung. Ich genieße es, wenn die Luft wieder kühler ist, der Wald seinen Geruch verändert und finde es schön, wenn der Morgentau in einem Spinnennetz glitzert und die Wiese um das Haus in ein Silberfeld verwandelt. Ein Tag mit hoher Luft, blauem Himmel und Sonne die den herbstfarbenen Wald in ihr klares Licht taucht vermittelt seine ganz eigene, etwas wehmütige Stimmung.

- Das Jahr neigt sich, und damit rückt die Zeit langsam näher, wo man einen Schlussstrich für Anno 2009 zieht.

- Aber noch ist es nicht so weit, noch knüpft die Sonne an den vergangen Sommer an, noch einmal kann ich mit etwas Glück und Überwindung ein kurzes Bad im See nehmen.

- Ein Becher voller Morgentau gefällig?