1. Februar 2009

Die Schattenseite

Für manche mag sich ja meine Beschreibung wie eine sonnig-romantische Erzählung lesen, aber das ist weit gefehlt. Oder besser, ohne Schatten auch kein Licht. Und eine Schattenseite fehlt auch hier nicht.

- Nein, ich habe nicht vor mich zu beklagen und meine Schattenseite badet in gleißendem Sonnenlicht verglichen mit der Lage des größten Teils der Weltbevölkerung. Ich bin materiell gesehen ein reicher Mann, darüber bin ich mir durchaus bewusst. Aber der Herbst und Winter waren so durch und durch grau, das hat wohl auch meine Seele etwas verfärbt. Es wäre eigenartig wenn dem nicht so wäre.

- Noch einer dieser vielen, grauen Tage heute!

- Jetzt bin ich seit vier Tagen hier oben am werkeln, habe in der Zeit mit niemandem gesprochen, und jeder Tag hat mich mit einem Morgengrauen empfangen, dann dieses diffuse Licht an den Mittag weitergereicht und der hatte nicht eiligeres zu tun, als diese Stafette an den Abend weiterzugeben. Das macht die Einsamkeit manchmal schwer. Es ist auch niemand da der mir einen Antrieb gibt, sondern ich muss mich selbst schubsen. 

- Obwohl, das stimmt nicht ganz, denn das Haus, so klein wie es ist, verlangt seinen Einsatz um dort wohnen zu können. 

- Die Routinen haben sich langsam eingespielt: Feuermachen im Küchenherd ist das Erste, Kaffe das Zweite, Vögelfüttern das Dritte, nur um an meinem gewohnten Platz am Küchenfenster den Tag zu beginnen. Dann liegt auf dem leicht vernebelten Weg zum Wasserholen das Häuschen mit dem Herzen passend.

- Wieder zurück mit 20 Litern Wasser, das Spülwasser ist heiß geworden, denn auch das wenige Geschirr vom Frühstück soll nicht stehen bleiben. Holz ist noch genug da, es reicht einmal am Tag zwei oder drei große volle Körbe ins Haus zu tragen. Der Korb mit dem Anmachholz ist fast leer, und entweder fängt der Tag mit Holzspalten in der Scheune an oder hört damit auf, aber der Korb wird nie ganz leer. Wer mit Holz heizt, weiß dass es einen auf Trab hält. Vom Stamm bis hin zur Asche muss man sich darum kümmern.

- Zumindest ist meine Arbeit heute „aufbauend“, denn ich will die Kabel für das Windkraftwerk verlegen ohne dass sie direkt ins Auge fallen. Also stehe ich stundenlang auf der Leiter und bastele an dem Projekt herum, säubere gleichzeitig die Dachrinne von haufenweise nassem Laub und alle Stunde muss ich nach dem Feuer schauen.

- Ja will denn die Sonne heute etwa auch nicht? 

- Auch der wenige Schnee ist schon wieder weggeschmolzen. Was für ein eigenartiger Winter! Außer dem leisen Vögelgezirpe höre ich nichts, schon gar nicht was an Menschen erinnert. Ich könnte alleine auf der Welt sein und bei diesem trostlosen Wetter komme ich mir schon fast so vor hier oben.

- Mittagspause nach der inneren Uhr, Radio um Nachrichten und ein paar menschliche Stimmen zu hören. Gegen drei Uhr Nachmittags bin ich fertig, morgen kann das Windrad angeschlossen werden. Aufräumen, noch eine halbe Stunde Anmachholz im abnehmenden Tagesgrau in der Scheune hacken, alle Vorräte auffüllen und dann ist eine Dusche angesagt. 

- Ich habe alles in allem 10 Liter heißes Wasser auf dem Herd, dazu noch mal 20 Liter wirklich kaltes Quellewasser herbeigetragen, Handtuch, Schwamm frische Klamotten bereitgestellt und damit sind die Vorbereitungen klar. Es sind so um die Null, also schnell aus den Arbeitskleidern, rein in die kleine Plastikwanne und mit dem Schwamm heißes Wasser über mich verteilt, eingeseift, Haare waschen, ausspülen, noch einmal und fertig. Jetzt noch schneller abgetrocknet und rein in die sauberen Sachen. Es geht so schnell, ich habe tatsächlich noch nicht mal Zeit um zu frieren! Aufräumen und dann ins warme Haus.

- Es ist halb fünf und schon wieder dunkel nach einem Tag, der nie richtig hell wurde. Abendessen fertig machen, in der Zeit den großen Ofen anheizen, essen, spülen - Feierabend vor dem Feuer. Ein Buch ist immer gute Gesellschaft und ein Glas Wein dazu reiner Luxus. Gegen neun bin ich schon in der Koje und wieder ist ein grauer Tag ohne eine Menschenseele getroffen zu haben zu Ende und die „alte Frage“ taucht wie so oft auf...

- Vielleicht haben manche nicht verstanden oder überlesen, aber ich bin nicht gezwungen, alle meine Tage hier im Wald zu verbringen, denn es gibt ja noch das Haus in der Kleinstadt am Rande der Ostsee, wohlbehütet von meiner Frau.  Auch wenn es keine „Villa“ ist, so hat es doch Nachbarn und alle Bequemlichkeiten eines „modernen“ Hauses. Aber ich verbringe mehr und mehr Zeit auf „Svenserum“ und wenn die äusseren auch die inneren Schatten lang werden lassen, dann ist meine selbstgestellte Frage: „Will ich ständig so wohnen?“ nicht leicht zu beantworten.

- Eine Antwort auf die "alte Frage" ist mir allerdings klar: ich kann so wohnen! Eine Andere: hier gibt es kein Entrinnen vor meinem eigenen "so-sein-wie-ich-bin", eine Herausforderung für mich die ich noch immer wieder freiwillig annehme. Und das ist ja immerhin etwas.

- Heller als so wird es auch heute nicht in der „guten Stube“, und damit die Decke nicht zu niedrig wird gibt es nur eines: raus um zu arbeiten.

 

1 Kommentar:

Unknown hat gesagt…

ja der letzte für heute, kann misch werlich trennen von deinen "Geschichten" aus dem Leben. Dennochja kann ich mir vorstellen das es seine schattenseiten hat. ja wie überall.. für mich wäre es schon restrebenswert, vom Computer wegzukommen und meine Träume nicht nur anzufangenm sondern auch zu beenden... gesagt wie getan, muß noch die Waschmaschine umsetzen und unterkontruktion für den Separettkloaufsatz basteln... etc. Zeit... hach wie ich das vermisse.. dennoch ist ja alles egal an welchem ort selbsterzeugt, auch der Zeitdruck ... nun gut die Ablenkung ist unterschiedlich, LG Grün Horn.