10. März 2009

Auf dem Heimweg

Übermorgen, in aller Frühe, bin ich wieder unterwegs und diesmal ist der Weg leicht, gehe ich doch sechs Wochen Freiheit entgegen. 

- Und da morgen noch einmal ein anstrengender Tag auf mich wartet, ausserdem die Übergabe vorbereitet sein muss, so will ich diesen Beitrag schon heute veröffentlichen.


- Was das letzte Stück von meiner Reise betrifft, so bekam ich einen Brief von "meinem Weg", und der hat mir so gut gefallen, weil so treffend, ich will den Inhalt mit Erlaubnis der Verfasserin hier zugänglich machen.

- Brief von "meinem Weg"

Du hast über mich geschrieben: Mich Deinen einfachen Waldweg. Du hast mich wirklich wahrgenommen, mein Steigen und Schwingen, die Spuren der Arbeit, die Steine, weiche und härtere Strecken. Du wartest darauf, mich wieder gehen zu können, gehst mich in Gedanken schon.
Weißt Du, wie sehr mich das freut? Wir Natur-„Dinge“ sind keine leblosen Dinge. Nein, ich bin aus Erde, aus Steinen, über mich werden die gefällten Baumstämme gezogen, mich deckt der Schnee, härtet der Frost, mich erweicht Schmelzwasser, durchfeuchtet der Regen - ich bin lebendig wie Du, der Heimkehrer auf meinem Rücken, bin ein Stück Erde, das ihr Menschen zu etwas geformt habt, was Euch so unendlich wichtig ist: ein Weg.
Geduldig habe ich auf Dich gewartet, Dich
Aber nur Menschen tun mir wohl, Maschinen sind eigentlich zu schwer für mich. In meine weicheren Teilen graben sie tiefe Spuren wie die Traktoren bei der Holzarbeit. Spuren nicht anders als Mühe und Leid Falten in Euer Antlitz graben.
Ich komme Dir eigentlich entgegen, hole Dich ab, wenn Du aus dem Bus steigst, leite Dich herauf zu der Stelle, wo Dich die Bäume erwarten.
Ich fühle Dich auf mir innehalten und hineinhorchen in den Wald. Dein kaum merkliches Lächeln, wenn Du den kleinen Fluß rauschen hörst, dieses Lächeln sickert über tausend Spuren bis zu Deinen Fußsohlen, wie das Wasser bei Tauwetter in mich einsickert und so spüre auch ich, der Weg unter Dir: Du erinnerst Dich, Du lauschst auf das lebendige Fließen. Erster Schritt der Heimkehr, erstes Päckchen Last, das Du auf mir zurückläßt von sechs Wochen Verantwortung.
Der nächste Schritt ist schon etwas leichter, ich spüre das, ist eine Spur befreiter. Du und ich, dein Heimweg wir steigen bergab ins kleine Tal. Du gehst schneller, sicherer als bei der Heimkehr im Dezemberdunkel. Die finstere Decke ist schon vom Jahr genommen, die Sonne nimmt zu an Kraft und im Dämmerlicht helfen Deine Augen mit. Heute aber schickt das Frühlingsahnen in die seeschweren, fahrtbleiernen Füße eine Spur Leichtigkeit. Es ist schon zu dunkel und doch nehmen Deine Augen den violetten Hauch an den Birken wahr oder vielleicht sehen auch nur die Augen des Wissens ...
Selbst ich, der Weg, der hier härter ist, kann es fühlen, denn wie gesagt, ich bin lebendig. Ich bin ein Stück Erde, mit euch und durch euch Menschen das geworden, was euch so wichtig ist, daß ihr Bilder davon malt, Geschichten erzählt, Gedichte schreibt: ich bin ein Weg. Dein Weg jetzt nach Hause und später wieder fort, ein Weg zum Kommen und Gehen.
Die verschlungenen Wege, die Irrwege, die oft nur Umwege sind oder Schleichwege, weil Straßen viel zu breit und laut sind, um zum Wesentlichen zu führen.
Aber jetzt komm, ich spüre durch Deine müden Schritte, sogar durch das Stehen ahne ich ein Wippen, ein Vibrieren Deiner Sohlen, die Ungeduld, das Weiterwollen, die Sehnsucht. Komm herauf den letzten Anstieg durch den Kiefernwald, komm, aufwärts miteinander. Nun wie ein weißes Ausrufezeichen der Schornstein. Nein, Du siehst ihn nicht mehr im Dämmer, aber Du erkennst ihn.
Komm, wir schwingen links, biegen energisch nach rechts:
Und auf diesen Moment habe ich die ganzen Auf-ab-auf-ab-auf-800-Meter gewartet, Du atmest hinunter bis in Deine Wurzeln- Ja, der Törn ist vorbei, Du bist zurück, daheim in Deinem Reich! Ich entlasse Dich nur schwer, dich bewußten Gänger. Doch Dein Haus erwartet dich, wie ich dich erwartet habe. Geh den letzten Schritt, zum Stall, die Finger finden den Schlüssel von selbst im Versteck, sperr auf ...
Dein altbekannter Weg nach "Svenserum".

- Danke Dir Schreiberin für Deine "Wegbeschreibung" und auch Dir, Leserin und Leser für Dein Interesse an meiner einfachen Schreiberei.

Kap Horn 
der jetzt erstmal eine wohlverdiente Pause hier oben auf "Svenserum" benötigt, um wieder Kraft zu sammeln.


***

6 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Hej kap horn
einfache Schreiberei?
Das ist Schreibkunst pur!Meine Hochachtung!
Wünsche erholsamen Frühlingsbeginn!
maroni

Kap Horn hat gesagt…

Hej Maroni!

Ohh, Danke!

Vielleicht scheint ja einfach nur die Freude durch die ich beim
"Schöpfen" erlebe.

Kap Horn

Anonym hat gesagt…

Für mich ist es auch mehr als "einfache Schreiberei", weil ich immer wieder sehr gerne lese, was hier geschrieben steht.

Ich hoffe, Du hast schöne Tage/Wochen im Wald - diese Zeit des Erwachens stelle ich mir dort wunderbar vor.

Gruss
Anke

Kap Horn hat gesagt…

Danke Anke!

Ja, die Welt hier oben fuellt sich wieder mit Leben!

Uhuhh!

Ursula hat gesagt…

Hallo lieber Kap Horn
von deiner Wegbeschreibung bin ich tief berührt!
Du bist wahrlich mit Mutter Erde verwurzelt!
Eine WUNDER-volle Schöpfung!
Danke dass du deine Liebe und Freude mit uns teilst!
Liebevolle Grüsse aus Gallien
Ursula mit Fellnasen

Kap Horn hat gesagt…

Hej Ursula!

Die Geschichte hat auch mich beruehrt, aber sie ist wirklich nicht aus meiner Feder, sondern ein mir sehr gut gewillter Geist hat sie mir zugetragen und geschenkt.

Kap Horn
der sich nicht mit fremden Federn schmuecken will