3. März 2009

Reich an Arbeit

Es sind vielleicht gerade mal zwei Mannesalter her und das Arbeitsleben sah für die Menschen hier in den Wäldern ganz anders aus. Die Tage waren lang und harte körperliche Arbeit war für die Meisten ein tägliches Muss.

- Diese vielen Mauern, die man in Småland (kleines Land) aufeinander geschichtet hat, sind laut einem schlauen Kopf mehr als die beiden Cheopspyramiden zusammen. Alles um dem Wald ein Stück Ackerland abzugewinnen und groß wurden die Äcker nie, daher der Landschaftsname. Die Sparsamkeit der Menschen hier ist noch immer sprichwörtlich in Schweden, denn die Armut war recht groß.

- Eine der richtig niedrigen Arbeiten war die des Köhlers. Auch wenn es eine Kunst war, einen Meiler aufzubauen und die Verkohlung in Gange zu halten, auch wenn man Tag und Nacht sich um diesen Vorgang kümmern musste, so war die Arbeit einsam und sehr schlecht bezahlt. Da hauste der Köhler in einer Hütte, die nicht viel größer als ein Zelt war, eine einfache Pritsche mit dem was der Wald gab als Matratze, ein einfacher Herd oder nur eine offene Feuerstelle an der schmalen Stirnseite. Mit Erde und Moos gegen die Kälte abgedichtet und viel mehr war es auch nicht.

- So ein Meiler konnte eine Woche kohlen und da musste man auch nachts immer wieder nach dem Rechten schauen. Ungesund und gefährlich war die Arbeit obendrein, denn bei der Verkohlung entstand ja meist Kohlenmonoxid, ein wirklich giftiges Gas.

- Manchmal frage ich mich ob es außer der Bezahlung und dem Luxus der mich umgibt, so viel besser geworden ist. Ich muss zwar nicht in einem Erdhügel hausen, aber auch ich schlage mir die Nächte um die Ohren, unterwerfe mich einer Maschine, bin in der Zeit an Bord wie alle anderen auch ständig müde, nie wirklich ausgeschlafen und wie der Köhler von meiner Umwelt abgeschnitten.

- Dazu kommt noch der Druck von alle Seiten, Behörden, Reeder, Inspektoren der Ölgesellschaften, Charterer und so wie jetzt der Werft. Da muss alles schnell gehen, ist kaum Zeit zum Atem holen, die Papierflut wächst für jeden Monat und hat mittlerweile groteske Ausmaße angenommen. 

- Und statt im Wald zu wohnen, so wohne ich das halbe Jahr über in einem schwimmenden Industrielokal wo ständig irgendein Brausen und Brummen oder schlicht und einfach der Radau mich umgibt. Außerdem, letztendlich ist die Arbeit auf einem Tankschiff im Grunde genommen naturwidrig.

- Vielleicht ist es an der Zeit, wieder einen neuen Kurs einzuschlagen, neue Wege zu gehen.

 

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