30. Mai 2009

Zwei Tage und 2000 Quadratmeter weiter...

denn soviel Gras habe ich gemäht.

- Obwohl laut und stinkend, so hat es die Bachstelzen nicht gestört, im Gegenteil, fünf Meter von diesem Ungetüm haben sie Insekten gepickt, jetzt wo „ihr Djungel“ gerodet wurde. Und das Rotkehlchenpaar ist auch froh darüber, denn auch sie suchen ihr Futter auf der geschnittenen Wiese.

- Der Sommer ist eingezogen, einfach über Nacht und heute, bei strahlend blauen Himmel, sind die Temperaturen auf beinahe 25 Grad geklettert.
Grüne Füße habe ich vom Barfusslaufen, denn das hat mir schon immer ein wunderbares Gefühl von Freiheit geschenkt. Allerdings keine grünen Knie, aus dem Alter scheine ich dann doch heraus zu sein.

- Aber kein Himmel auf Erden ohne Dornen.
Da kam sie geflogen, schwer und majestätisch, ihrer Kraft bewusst. Die erste Hornisse hier oben für dieses Jahr.
Doch trotz aller Kraft, so verirrte sie sich in die Sauna und als ich eine Duschen nehmen wollte, jetzt wo die Sonne mir das Wasser in einem schwarzen Beutel schön aufgewärmt hatte, so fand ich sie am Fenster und in ihrer für sie plötzlich unverständlich gewordenen Welt: „Wieso kann ich hier nicht weiter fliegen? Was ist denn das für eine Magie, die mich hier gefangen hält?“ bedurfte sie meiner Hilfe zur Klärung ihrer Lage.
Also, die Hornisse leicht mit dem Handtuch gefangen um in Freiheit zu setzen was mir auch gelang. Aber dafür sitze ich jetzt mit einem Hornissenstich in der Fingerkuppe, denn sie hat so einen kräftigen Stachel, der geht durch ein Frottehandtuch.
Zum Glück, so habe ich wenige Probleme damit, denn als Kind bin ich einmal von 25 Erdwespen gestochen worden und seit dem wohl einigermaßen „immun“.

- Alle Achtung vor einer Königin...und zwar noch mehr das nächste Mal!

***

28. Mai 2009

An Ort und Stelle!

Ja, ich bin wieder da, der „Herr“ des Hauses ist wieder an Ort uns Stelle.

- Obwohl Regen in der Luft hängt, obwohl es „nur“ 15 Grad warm ist, so sitze ich draußen, umgeben von meinen „Freunden“, das Haus steht, der Küchenofen raucht wie immer beim Starten rein...alles ist also wie immer, wie es sein soll oder gedacht ist. 

- Der Kirschbaum ist verblueht, aber dafür stehen die beiden Apfelbäume in ihrer Pracht, der Wein hat überlebt und treibt Blätter, das Kranichpaar trompetet unten auf der Wiese

- Das Leben lebt!

- Seit dem ersten Jahr an dem ich diesen Platz übernommen habe so waren hier schon Bachstelzen, und auch dieses Jahr sind sie wieder eingezogen. Sie kamen vor fünf Wochen hier an, gerade als ich wieder zur See bin, und jetzt haben sie Junge, unten am „Gästezimmer“ unter den Schindeln sind sie eingezogen und, bilde ich es mir nur ein? so hören sie den Zieharmonikatönen zu.

-Eines ist sicher, ich bin „der Neue“ hier und werde, wie auch auf dem Schiff, erst einmal kritisch beobachtet...und bin auch hier als ungefährliche und vertauneswürdig akzeptiert worden. 

- Ja, das Leben ist leicht jetzt!


 

25. Mai 2009

Kraftvoll

Es gibt sie ja, diese Kräfte denen wir Menschen ausgesetzt sind.

- Manche davon bekommen wir ja täglich mehr oder weniger bewusst zu spüren. Wetter und Wind sobald wir außer Haus sind, die Erdanziehungskraft die wir im Grunde nicht spüren, die aber deshalb doch auf uns wirkt.

- Unwahrnehmbar für uns allerdings ist der Magnetismus, aber auch der hat seine Auswirkungen auf uns die aber in einem anderen Bereich wirken als dass wir sie fühlen können so wie mache Vögel, die mit dessen Hilfe navigieren. Die beeinflussende Kraft des Mondes ist für viele wiederum, vor allem bei Vollmond, spürbar und nicht zu verleugnen.

- Alles das sind Kräfte, die wir physikalisch erklären können, messen und so sichtbar machen können.

- Wer ein wenig offen ist, der spürt auch ob ein Haus ein gutes oder schlechtes oder einfach ein indifferentes Haus ist. Und da diese Empfindungen oft mit der Anderer übereinstimmt, so kann es nicht nur Einbildung sein.

- Wasseradern bewirken Kraftfelder, messbar für mich mit einer einfachen Wünschelrute. Ich habe es unvoreingenommen als Jugendlicher zum ersten Mal ausprobiert unter der Leitung eines etwas „anderen“ Hausarztes und erfahren: es funktioniert. Mein Bett um 90 Grad zu drehen machte einen Unterschied im Schlaf aus wie „Tag und Nacht“.

- Wie aber ist es mit der Anziehungskraft von gewissen Plätzen? Wo bleibt da eine eventuelle physikalische Erklärung? Wie kommt es, dass dieser bescheidene Platz auf einer Lichtung mitten im Wald so eine Kraft auf mich ausübt?

- Ich kann nicht einmal erklären was es ist, denn es geht mir nicht immer nur gut dort, es kann auch einsam und verloren sein, langweilig und von der Welt abgeschnitten. Das Haus kann mich auch beengen, die Decke ist mir auch schon auf den Kopf gefallen, dunkel kann es sein und im Winter auch ungemütlich kühl. Ich kann manchmal aufatmen, die geteerte Strasse wieder zu sehen und eine Welt „aussenvor“ zu erleben.

- Und dennoch, so zieht mich „Svens Lichtung“ immer wieder zurück, kaum dass ich dem Haus den Rücken gewendet habe. Ist wirklich „etwas da“, das nicht jeder Platz hat, oder ist es ganz einfach schlicht und ergreifend: Einbildung?

- Oder aber ist die Welt hier oben vielleicht wirklich ganz einfach "anders", weil ich an diesem Platz offen bin und viele Brührungspunkte habe um das zu erleben?

 

23. Mai 2009

Was für ein Ding

Unterwegs zum Waldsee sehe ich sie. Dicke, mit Ketten versehene Reifenspuren und kurz später höre ich sie auch schon.

- Die schwere Maschine, sechs große Reifen, gelenkt in der Mitte wie eine Hornisse klettert sie tiefbrummend bergan in den Wald, greift mit Stahlklauen einen 20 Meter Baum kurz überhalb den Wurzeln, ein metallkreischender Schnitt, der Baum liegt. Dornige Stahlrollen ziehen ihn durch eine Eisenklaue und sie entästet ihn wie ein Kind die Blätter an einer dünnen Haselnussgerte indem es sie durch die geschlossene Hand zieht. Dann alle drei Meter ein Schnitt und fertig.

- Ein Baum der 40 und mehr Jahre zum Wachsen gebraucht hat, ist innerhalb von ein paar Minuten zu ein paar Holzstücken verwandelt. Und schon ist der nächste an der Reihe.

- Der Anblick ist so etwas von gewaltsam, ich bleibe nicht lange stehen, sondern wende mich ab und gehe in Gedanken zurück auf meine Lichtung. Leider sehe ich selbst auch keinen anderen Weg, denn die Rohware Holz ist von zu vielen Menschen begehrt.

- Auch ich fälle Bäume mit der Motorsäge, aber nicht ohne mich vorher zu entschuldigen und noch jedes Mal mit einem Gefühl von Mitleid, denn es kommt dem Schlachten gleich, ohne Zweifel. Und für mich ist es ist ein Tagwerk, nur einen Baum zu zerstückeln und zu spalten.

 - Worin liegt denn nun der Unterschied? Für den Baum ist das Ergebnis das Gleiche, da liegt er und steht nie mehr auf. Er fällt nur einmal.

- Während ich mir Zeit nehmen kann und den Baum als Lebewesen sehe, ist die von uns Menschen geschaffene Industrie nicht daran interessiert, sondern sie werden einfach zu „Produktionseinheiten“ degradiert. Aber nicht genug damit, wir machen das Gleiche mit den Tieren, und sogar mit uns. Wir sind dabei, das Leben selbst zu einem „Ding“ zu reduzieren.

- Der Preis dafür? 

- Zumindest ein Teil unserer Menschenwürde.

- Auch so kann ein Schlachtfeld aussehen.


22. Mai 2009

Lichtumflutet

Nur wer die dunkle Jahreszeit ausgekostet hat, weiß wie gut die Lichte schmeckt.

- Die Abhängigkeit von der Sonne für unser Leben ist mir wegen dem dunklen Winter umso bewusster. Es ist nicht nur die Wärme, auch wenn das Leben so viel einfacher wird und im wahrsten Sinne des Wortes aufblüht, sondern das Licht das mir den Sinn leicht macht und meine eigene Lebenslust aufblühen lässt.

- Ich habe fünfundzwanzig Winter in Schweden erlebt, und es grenzt jedes Mal fast an ein Wunder wenn die Sonne mit ihrem Licht zurückkehrt, wenn die kurzen Tage zu fast Endlosen werden, die Müdigkeit ihren Griff um mich verliert und das Wachsein zu einem Leichten wird.

- Ein Spaziergang um elf Uhr abends? Aber ja. Ein Mitternachtsbad im Sommer? Sicher doch. Sechs Stunden Schlaf? Reichen vollkommen aus. Gartenarbeit um vier in der Früh? Kein Problem.

- In einer Woche dürfte ich wieder an „meinem Platz“ sein und diese wunderbare Zeit erleben. Wenn die Nacht beinahe zum Tag wird und der Abendgesang der Amsel fast nahtlos in das Morgengezwitscher der Schar der kleinen Vögel übergeht die schon vor vier Uhr munter werden, dann spielt das Leben.

- Mit etwas Glück so wird meine Welt in einer Woche um acht Uhr abends so aussehen.

 

20. Mai 2009

Blühende Erinnerungen

Manch einem blüht die Phantasie, bei mir blühen die Erinnerungen, denn hier und da stehen sie noch, diese zähen Gesellen. Oft mitten im Wald.

- Bei einer Wanderung durch die Wälder hier in der Nähe sehe ich hin und wieder gerade in der nächsten Zeit plötzlich blühende Fliederbüsche. Verwachsen, klein und geduckt aber noch immer ihren betäubenden Geruch verbreitend.

- Eingeführt nach Schweden in der Mitte des 17ten Jahrhunderts hat der Strauch schnell Verbreitung gefunden, zäh wie er sich erwiesen hat und den kalten Wintern standhaltend. Zuerst wurde er als „wilder Jasmin“ benannt bis er zum „Bauernflieder“ wurde. Heute ist kein Mittsommerfest oder Schulabschluss ohne Flieder denkbar.

- Und immer wenn man ein paar Fliederbüsche mitten im Wald findet, so gibt es auch noch Spuren von einem Haus oder öfter eines „torps“, denn diese beiden gehören einfach zusammen. 
 Auch auf „Svenserum“ wird bald der Flieder blühen. Vom Küchenfenster aus zu sehen wächst er in einer Mulde oben auf dem kargen Berg in Richtung Nordwest, und das wohl schon seit über 150 Jahren. Und genau wie der Sommer, so ist die Pracht leider viel zu schnell vorbei und Mittsommer ist da.
- Der Flieder auf "Svenserum" ist eine blühende, duftende und vor allem lebendige Erinnerung an vergangene Sommertage als das Leben zumindest etwas leichter wurde für die Menschen, die ihr entbehrungsreiches Leben in den Wäldern hier führten. 

- Es war und ist wie überall auf der Welt. Blumen und blühende Gewächse begleiten den Menschen ihrer Schönheit oder Duftes willen, schenken sie doch schlicht und einfach dem Dasein: Freude.


 - Beim bloßen Betrachten des Bildes, so kann ich den Blütenduft förmlich riechen.


***

18. Mai 2009

Danke auch!

Undank sei der Welten Lohn?“ war eine Frage die an mich herangetragen wurde.

- Ja, wenn es um den Dank von Mensch zu Mensch geht, so mag das wohl oft der Fall sein. Wer weiß nicht davon zu erzählen wie schnell jemand mit Undank bei der Hand ist, wenn es auf dem Arbeitsplatz nicht so läuft wie es soll, aber wie selten man das „Danke, gut gemacht“ zu hören bekommt. 

- Ich war auf Schiffen, da war diese negative Haltung bis zum "Geht- nicht-mehr" ausgeprägt. Jetzt, da ich selbst die Art des Umganges miteinander massgeblich bestimme, so bin ich sehr darauf bedacht, dass sich diese Art nicht ausbreitet an Bord. Ein ernst gemeintes Lob am rechten Platz lässt jeden Menschen wachsen.

- Aber die Welt besteht ja nicht nur aus Menschen, da gibt es noch so vieles Andere. Ich brauche mich nur auf der Lichtung umzuschauen und bekomme ein "Danke" von vielen Seiten.

- Ein selbstgezimmertes Vogelhaus oder Brutkasten und die Vögel sagen es mit ihrem Gezwitscher und ihrer Gesellschaft. Das Auge freut sich über den neugemalten Stall der kupfervitriolgefärbt still vor sich hinleuchtet und die Nuancen je nach Wetter verändert. Es ist dankbar zu sehen, wenn die Gewächse unter meiner Obhut sprießen und kräftig wachsen, das Kartoffelkraut dunkelgrün emporragt und die Erdbeeren leuchtend rot in der Schale liegen.

- Und auch der Rehbock hat sich wohl über die Äpfel vorigen Herbst gefreut und als Dank ein Gehörn liegen lassen das jetzt in der Veranda als Andenken an den Apfelwein, der wegen ihm keiner wurde, liegt.

- Ich bilde mir tatsächlich ein und "Svenserum", als dessen Verwalter ich mich fühle und bemühe bewohnbar zu halten, ist mir wohlgesonnen und auf diese Art mir sein „Danke auch!“ vermittelt.

 

17. Mai 2009

Es wird wieder Einzug gehalten.


E
s sind noch ungefähr zehn Tage, und wieder einmal ist Tapetenwechsel angesagt.

- Bald ist mein erster Törn in der neuen Stellung zu Ende und heute, der erste Tag an dem ich keine zwölf Stunden und mehr gearbeitet habe, so wandern meine Gedanken unweigerlich in den Wald während ich auf eine blaue, ruhige finnische Bucht schaue und bald auf der Reede vor St. Petersburg den Anker lege.

- Ich freue mich wie immer schon Tage im Voraus, und diesmal wird mich ein grüner Wald empfangen, die Wiese wird weich und hochgewachsen sein, die Vögel sind voll zu Gange um für Nachwuchs zu sorgen. Und das Haus wird nicht mehr von 2 Grad aufgewärmt werden müssen!

- Brennnesselsuppe oder -spinat steht wohl auf dem Speiseplan, Kartoffeln sind noch immer beinahe wie frisch im Erdkeller, vor einem Monat war noch nicht ein Keim zu sehen.

- Ich freue mich auf die schönste Jahreszeit, den Monat Mai, auch wenn ich gerade nur die letzte Woche davon erlebe.
Ob der Kirschbaum schon verblüht ist? Ob der Wein wieder treibt den ich gepflanzt habe, oder ist er erfroren letzten Winter?

-Ich freue mich auf die Pfingst-, Stock- und Kletterrosen und frischen Schnittlauch auf einem einfachen Brot mit Butter.

- Und einen Kühlschrank werde ich mir kaufen, jetzt wo es warm wird ist es angebracht.
Der Alte verbrauchte zu viel Gas, außerdem traute ich dem System nicht und deshalb war er über zwei Jahre ausgeschaltet.
Jetzt bietet die Technik einen Schrank, der nur auf 12 Volt läuft und so wenig verbraucht, das Wind und Sonne genügend Energie erzeugen, um einen Kühlschrank betreiben zu können.

- Bald schon ist der Hausherr wieder an Ort und Stelle, wird seinen alten Freunde treffen und neue Ideen verwirklichen.

- Platz ist ja bekanntlich in der kleinsten Hütte.

14. Mai 2009

Aller guten Dinge sind drei

Manchmal  kommt mir Svenserum vor wie ein Traum, vor allem jetzt wo als Befehlshaber so viele Neues auf mich einstürmt. Aber träumen schenkt Kraft und Geschichten berichten von einer anderen Wirklichkeit, von der Anderswelt...

- Und nun der letzte Teil der Geschichte, die mir meine Quelle erzählt hat, aus der ich bald wieder schöpfen werde. Hier also das Ende? der... 


"Geschichte von den drei Zaubergaben"

Vom Waldreich aufs Meer

- Als der Mond das nächste Mal voll und rund über „Svens Lichtung“ aufging, waren sie alle versammelt: die Tiere, der Hus-Tomte aus dem Stall, alle guten Geister aus Wald und Wiesental, der Herr des Weges und der Herr des Feuers  - und die Quellfrau. Es rauschte, flatterte, fiepte, piepste durcheinander bis der Hausgeist Ruhe gebot:"Liebe Freunde! Danke, dass ihr euch hier eingefunden habt. Ihr wisst um die geheimen Kräfte dieser besonderen Nacht, bitte helft zusammen, damit der alte Zauber wieder gelingen kann."
Alle in der Runde hielten den Atem an, selbst der Wind legte sich.

- "Wie der Herr von "Svenserum" mach ich's gern kurz und bündig", fuhr der Hausgeist fort. "Es hat sich längst herumgesprochen, dass er eine neue verantwortungsvolle Aufgabe angenommen hat. Im April ist er als Kapitän der "Astral" in See gestochen. Er spricht unsere Sprache, ist zugleich auf See und hier im Wald daheim. Wer könnte also ein besserer Bote sein? Wir wollen den Menschen, die immer mehr vergessen, dass sie wie wir beseelte Naturwesen sind, wirkmächtige Zaubergaben schicken, damit sie sich endlich wieder besinnen. Tretet nacheinander in die Kreismitte und gebt mir, was ihr an Gaben für die Menschen mitgebracht habt.

- So flog der Uhu heran, schenkte Festigkeit und Weisheit für gute Entscheidungen; der Bussard stieß nieder, legte den scharfen Blick dazu für das große Ganze, die Zusammenschau. Meisen, Kleiber, Zaunkönig flatterten dazwischen und steuerten den ebenso wichtigen Blick fürs Kleine bei und Geschick und Wendigkeit. Die Reiher trompeten: "Zielgenauigkeit auf den Millimeter, klug und geduldig Kurs halten, sich und andere gut steuern, das ist unser Geschenk an die Menschen!" Und die Spechte trommelten dazwischen: "Das klare, deutliche Wort soll nie fehlen!" Die Fledermaus schwebte lautlos eine Runde und brachte den sechsten Sinn selbst in dunkelste Lage.

- Nachdem das Geflatter sich gelegt hatte, trat der Feuerherr bedächtig herzu, klatschte in die Hände und legte den herausspringenden Funken in die offenen Hände des Hausgeistes: "Hier, das Herzensfeuer des Wohlwollens zwischen den Menschen ist meine glühende Gabe, es brenne stetig und aufrichtig in jedem, der weiß um die Zwiegesichtigkeit meines Elements." Das Windrad-Geistchen konnte es kaum erwarten und knarrte aufgeregt in die letzten Worte des Feuerherrn hinein: "Auch von mir Energie, Energie, Energie, die gemahlene, die den modernen Menschen so nötig ist, dazu eine Wunderschraube, damit die Technik den Menschen dienstbar bleibt, sie nie vernichtet." Ein Windstoß fuhr vom Sternenhimmel nieder und jaulte: "Von den Wolkenpferden die Kraft und die geduldige Lenkerhand soll ich bringen, hier Zauberzügel dafür." Erschrocken sprang das Reh zur Seite und sagte dann anmutig zum Hausgeist: "Von uns, den Rehen und den Elchen, die auch herzlich grüßen lassen, kommen Ausdauer, langer Atem, Aufmerksamkeit und sicheres Gespür als Gaben, hier zum Zeichen ein Büschel aus unserem Fell." Zuletzt kamen die Baumtrolle mit der Gabe fest zu stehen und sich anzupassen zu können, ohne sich zu verbiegen, und brachten von der Eiche, die ihren Platz an der Quelle nicht verlassen wollte, eine Eichel mit als Mahnung, nie die letzte Verankerung, das wirklich Wesentliche zu vergessen.

- Der Hausgeist blickte sich um, winkte dann dem "Hus-Tomte", der mit den Worten herlief: "Immer das rechte Wort, das Herzen aufschließt, immer den rechten Gedanken, der Probleme abschließt, das gelingt mit diesem Schlüsselchen." Und zuletzt trat der Hüter des Weges aus dem Waldschatten, zog einen Stein aus der einen, ein Stück Holz aus der anderen Jackentasche und brummte: "Immer den rechten Weg zur rechten Zeit wählen, jederzeit in sich zu Hause und geerdet bleiben, dabei den Humor nicht vergessen, das habe ich den Menschen anzubieten." "Und Übermut, leichten Sinn, nicht zu vergessen", keckerte das Eichhörnchen dazwischen und turnte eine Fichte hinauf. In dem Moment kitzelte den Hausgeist etwas an der Nase, eine Spinne hatte sich vom Zweig über ihm herabgelassen und bat bescheiden: "Vergeßt uns nicht, wir schenken das Zarte, den Blick für die fast unsichtbaren Zusammenhänge, das feine Ohr für die leisen Töne und die Wertschätzung fürs Unscheinbare."

- Der Hausgeist nahm behutsam den Tautropfen aus dem Spinnennetz, warf dann das Netz über die aufgehäuften reichen Gaben, zog es blitzschnell zusammen. Er wirbelte, die geheimnisvollen Zauberworte auf den Lippen, einmal um die eigene Achse und eine gleißende Glutkugel flog in die Luft, dass die Nacht für Augenblicke taghell wurde und alle auf der Lichtung sehen konnten: Der Tautropfen wurde zu Kristall und umschloss unverlierbar alle Gaben. Der Hausgeist fing die Kugel und rief den Tieren und Geistern zu: "Dank euch allen, der Zauber ist gelungen! Eure Gaben für die Menschen sind nun im Zauberglas bewahrt und haben hundertfache Kraft gewonnen. Wer immer diese Kugel berührt, wird jeweils genau die Gabe wirken fühlen, die in dem Augenblick gerade nötig ist. Wer sie mißbraucht, dem zerrinnt sie zu Tau zwischen den Fingern."

- Dann trat der Hausgeist zu den Wurzelstöcken der gefällten Bäume auf der Lichtung. Die abgestreiften Harztränen rollte er zu einer Kugel und warf auch sie in die Luft. Sanft leuchtend fiel sie in des Hausgeists Hände zurück und war zu Bernstein geworden. "Diese Bernsteinkugel birgt den Duft des Waldes, sein Rauschen, seine Wurzeltiefe, wer daran rührt, gewinnt Kraft", rief der Hausgeist in die aufmerksam lauschende Runde. "Und nun, liebe Wasserfrau, bitte komm", er zog die schüchtern abseits Wartende neben sich, "komm, denn aller Zauberdinge sind drei und nur mit Deiner Gabe wird die Zahl vollkommen." 

- Sie straffte sich, atmete tief und streckte ihren Zauberspiegel hoch. Tiefblaues Licht floss bis in den letzten Winkel der Lichtung. Und zum ersten Mal seit jenem Unglückstag, der ihr den Wassermann geraubt hatte, begann die Quellfrau zu singen, zaghaft erst, dann immer sicherer, zuletzt voll und rund wie einst im Meer, nur noch tiefer und süßer: Sie sang von der Liebe, vom Tod, vom Leid, von Wut und Ohnmacht, vom Fliehen und Suchen, vom Verlieren und Finden des Vertrauens, vom Friedenschließen, vom neu  Beginnen und Hoffen. Als sie ihr Lied beendet hatte, fügte sie leise an: "Dank euch allen im „Källdalen“ wie es in der Sprache heir auch gennat wird, dem Quellental, dass ich hier neue Heimat gefunden habe. So konnte ich wieder zaubern lernen.

- Der Wunderspiegel, den ihr hier leuchten seht, schenkt Erkenntnis und beschützt. Ob seine gute Macht wirkt, liegt allein in der in der Hand dessen, der hineinschaut. Keinem Menschen, der beim Blick in den Spiegel darin die Zweige der Eiche an der Quelle, die ziehenden Wolken und das reine Blau von Himmel und Quell sieht, wird Böses geschehen. Sind Herz und Gedanken lauter, schenkt der Blick in den Spiegel immer tieferes Einfühlungsvermögen, Selbsterkenntnis und ungetrübten Weitblick.

- Wer aber in selbstverliebtem Stolz und Hochmut sein eigenes Bild darin sucht, dem wird der Spiegel in tausend Scherben zerspringen und alles Unglück aus Herz und Gedanken des Betrachters wird auf diesen selbst zurückfallen." Erschöpft ließ die Wasserfrau den Spiegel sinken und legte ihn langsam zu den beiden Zauberkugeln in die Hände des Hausgeistes. "Hoffentlich ist mein neu gewachsenes Vertrauen zu den Menschen gerechtfertigt." Mit diesen Worten huschte sie davon und verschwand zwischen den Bäumen.

- Der Hausgeist rief mit fester Stimme in die Stille: "Freunde, unser Vertrauen wird siegen, unsere Gaben werden helfen. Wissen um die eigenen Talente, Kraft und Selbsterkenntnis sind drei mächtige Zaubergaben gegen die Verführbarkeit der Menschen!" Auf einen Wink flogen die Raben herbei, wickelten die Kristallkugel der Gaben, die Bernsteinkugel der Kraft und den Zauberspiegel der Erkenntnis in Seidenpapier, verschnürten das Päckchen sorgfältig und machten sich rasch auf den Weg.

(Und hier endet beinahe die Geschichte, aber nur beinahe, denn...)

- Bald hatten sie das Meer erreicht, kreisten über der "Astral" und es wurden einen Augenblick rabenschwarz um mich am hellichten Tag. Plumps-  fiel mir ein Päckchen vor die Füße. Eine schwarze Feder steckte in der Schnur. Seltsames grünliches Leuchten ging davon aus und irrlichterte die Buchstaben: "Wirf's ins Wasser heut Nacht und jeder, der es glitzern sieht in der Mondstraße und die Geschichte glaubt, der wirkt Glück, dem winkt Glück!"

- Na, das Glück soll man aufheben, wo man es findet, so warf ich das Päckchen also über Bord. War's nur Traum oder hatte mich die kräftige Frühlingssonne zu sehr an „Svenserum“ denken lassen. Sei's drum... Wer das Päckchen schwimmen sieht, kann's selbst erproben...

- Ja, Talent, Lebenskraft und Selbsterkenntnis - Zaubermächte. Ja, den Quellen zuhören ist dem Leben zuzuhören.

-Und hier endet vielleicht die Geschichte, es sein denn, jemand findet das Päckchen am Strand, öffenet es und die Kraft die darin eingepackt wurde wird frei und tut ihr Werk.

-Wer weiss, vielleicht bist Du es ja!


13. Mai 2009

Wasserzauber

Ohne Wasser kein Leben so wie wir es kennen.

- Diese schlichte Tatsache ist mir in Svenserum beim Wasserholen ebenso bewusst wie hier auf See. Und Wasser hat uns Menschen schon immer miteinander verbunden. Hier oben im Norden sind die Seen nicht nur im Sommer Transportwege gewesen, auch im Winter hat man die Eise benutzt um leichter voran zu kommen.

- Und nun der versprochene zweite Teil der Geschichte, wie sie mir von der Quelle im „Källdal“ zugeplätschert wurde:



"Geschichte von den drei Zaubergaben"


Wie der Zauberspiegel entstand


- Jäh erwachte das Mißtrauen der Quellfrau im Källdalen von neuem, als eines Tages ein Mann auftauchte, das rote Waldhaus besichtigte, wiederkam und - blieb. Nun holte er sein Wasser aus ihrer Quelle. Ja, er reinigte sogar die Quelle, sorgte für eine neue Abdeckung ... Und er schien die Musik zu lieben, die „handgemachte“, nicht die aus dem Radio. An einem Frühlingstag hörte sie sein Harmonikaspiel zum ersten Mal von der Lichtung herüberwehen.

- Trotzdem: Männer auf den großen Schiffen waren es auch gewesen, damals... Und einmal, als er sich beim Wasserholen niederbeugte, spiegelte sich zufällig sein Gesicht. Das erschreckte die Wasserfrau besonders, hatte sie doch wie jeder Wassergeist von Jugend an oft warnend vom Unglück des Narziß erzählen hören. Sie war misstrauisch, blieb es, auch als sie hörte, jener Mann schreibe davon, wie nötig der Schutz des Wassers sei und dass die Menschen verantwortlicher mit diesem Lebenselixier umgehen müssten. Da der neue Torpbesitzer jedoch oft für Wochen fortzog, gewöhnte sich die Quellnixe schließlich daran.

- An einem Frühlingsabend kamen plötzlich die Raben geflogen: mit einer Einladung des Hausgeistes von „Svenserum“, in der nächsten Vollmondnacht zur Lichtung beim Waldhaus zu kommen. Jeder sollte seine allerwichtigste Gabe mitbringen. Die Quellfrau, scheu wie sie geworden war, zweifelte, ob sie nicht wegbleiben sollte. Sie setzte sich wieder einmal unter die noch blätterlose Eiche und schloss die Augen. Die schrecklichen Erinnerungsbilder überfielen sie, sie spürte neuerlich die hilflose Ohnmacht angesichts des Todes. Doch plötzlich tauchte aus der Flut der Trauer das Gesicht und die Stimme ihrer Großmutter, der weisen Meerkönigin, auf.

- Da geschah plötzlich irgendetwas mit dem Herz der Quellfrau, es regte sich - Wohlwollen, gar Güte wie früher? Ihr wurde zumute wie beim Tauen des Eises nach dem Winter. Zum ersten Mal spürte sie statt Misstrauen tiefe Sorge wegen der Verführbarkeit und Verwundbarkeit der Menschen, ihrer lebensfeindlichen Verschwendungssucht und beschloss, ihnen zu helfen.

- So kniete die Wasserfrau am nächsten Morgen am Quellrand, murmelte dreimal in der vorgeschriebenen Weise den überlieferten Spruch der Großmutter:

Ob Eis oder heiß
ob Fall oder Fontäne
Wasser bleibt sich treu.“

und mit diesen Worten hob sie den runden Wasserspiegel aus dem Steinring, in den die Quelle gefasst war, heraus.

- Wie ein Auge zum Himmel aufgeschlagen, barg er die Schatten der Eichenäste, der ziehenden Wolken und das Blitzen der Morgensonne in sich...und erstarrte mit dem letzten Zauberwort zu tiefblauem Glas. Die Quellfrau zupfte eins ihrer schwarzen Haare aus, umwand das Glas damit und sofort umschloss ein Ebenholzrahmen mit handfreundlichem Griff das Blau. "Großmutter, auch deine Enkeltochter vermag also den alten Wasserzauber zu wirken", flüsterte die Quellfrau, "hoffentlich gelangt der unheilbannende Zauberspiegel in die Hand verantwortungsvoller Menschen. Steh auch du ihnen bei, weise Meerkönigin." 

- Und nur der Morgenwind sah und hörte was geschah...


- Und wie es weitergeht? Das wird sich zeigen.

11. Mai 2009

Beseelt...

Ja, so erscheinen mir "Svens Lichtung" und das Torp, wenn ich hier an Bord meine Gedanken dorthin schweifen lasse. In nicht einmal drei Wochen werde ich wieder dort sein.
- Wie ich schon einmal geschrieben habe, Wasser und Wald beginnen zu erzählen, wenn Herz und Ohren dafür offen sind. So hat mir meine Quelle am Ende der Wiese eine Geschichte an Bord geschickt genau zu dem Zeitpunkt, als ich gerade meine Gedanken niedergeschrieben hatte und mir alles wie ein Traum vorkommt. 
Und ich täusche mich nicht, es die selbe Stimme ist, welche mir damals die Geschichte von meinem Weg erzählt hat. 
- Es ist eine lange Geschichte, die ich hier auf russische „Babuschka-Art“ in Fortsetzungen weitererzähle: Puppe in der Puppe, in der Puppe, in der Puppe – inspiriert wohl da St. Petersburg unser Lasthafen ist.
- Und so lautet die Geschichte, die mir zugetragen wurde und hier kommt der erste Teil von der

"Geschichte von den drei Zaubergaben"
Wie die Quellfrau ins "Källdal" kam.

- Auf dem Meeresgrund lebte einst eine liebreizende Wasserfrau mit großen, grünen Mandelaugen und schwarzen Locken. Mehr noch als ihre geschmeidige Gestalt lockten ihre Weisheit, ihr heiterer Witz und ihre Herzensgüte; sie fühlte mit jedem Geschöpf. In Vollmondnächten tauchte sie an die Oberfläche, wo ein Fluss mit raschem Wellengekräusel sich ins Meer ergoss und sang mit glockendunkler Stimme. Selbst der spottlustigste Fischer ließ dann einen Augenblick die Ruder ruhen und wischte sich verstohlen über die Augen, weil das Herz leicht, die Gedanken friedlich wurden. So kam es wie es kommen musste: der Wassermann im Fluss und die Nixe verliebten sich ineinander und beider Glück strahlte auf die ganze Gegend aus, auch wenn die Menschen nicht zu sagen wussten, was eigentlich jene Bucht so verzauberte.

- Doch die Zeiten änderten sich. Unmerklich erst, dann immer schneller. Die Menschen fingen mehr und mehr Fische, viel mehr als sie selbst essen und räuchern konnten für den Winter. Die Boote wurden zu Schiffen, die Schiffe immer größer, schließlich waren es schwimmende Fischfabriken. An Land entstanden ebenfalls Fabriken; Hafenanlagen und Straßen wurden gebaut, um die Fischkonserven rasch in alle Welt zu liefern. Das schmutzige Wasser roch faulig. Der Fluss, in Hochwassermauern gezwängt und kanalisiert, vermengte sich träge mit dem Meerwasser. Die Ufer versumpften. Die Menschen hatten kaum mehr Zeit und Lust dort spazieren zu gehen und in die Ferne zu träumen. Selbst an Feiertagen nicht. Sie arbeiteten immer mehr, immer schneller und wenn sie nicht arbeiteten, waren sie müde, unruhig, gereizt, stritten sich und konnten ihre mittlerweile reich ausgestatteten Häuser gar nicht recht genießen, oft nicht schlafen wegen des Lärms. Dann stellten sie die Radiomusik noch lauter, dass es bis aufs Meer hinaus schallte. Längst verhöhnten die Erwachsenen jene, die noch die Geschichte vom mondverzauberten Gesang der Nixe erzählten, und bald verloren auch die Kinder den Glauben daran.
- So sang sie nur noch leise weit draußen auf dem Meer für ihren innig geliebten Wassermann. Sie sang voll Trauer über alles, was die Menschen dem Wasser antaten und allem, was darin lebte oder eben bald nicht mehr lebte, sondern zugrunde ging. Sie sang lockend, um die Menschen zur Besinnung zu bringen. Sie sang bis zu jenem Tag, als der Wassermann in ein Schleppnetz geriet, erdrückt, mit dem Fang an Bord gezogen und dann mit den Fischabfällen vernichtet wurde. Da verstummte die Wasserfrau, die alles  hilflos hatte mitansehen müssen, und floh in wütendem Entsetzen aus der Bucht, flussaufwärts, weiter über viele Rinnsale und unterirdische Wasseradern - fort, nur fort von den Menschen. In einem stillen Waldtal tauchte sie empor in einer kleinen Quelle.
- Fast wollte sie weiter fliehen, als sie kleine Häuser sah. Auch hier wieder Menschen, diese furchtbaren, todbringenden, gierigen Menschen. Aber ehe sie verschwinden konnte, kam ein Mädchen. Leise singend beugte es sich zur Quelle und füllte bedachtsam, um keinen Tropfen zu verschütten, ihre Eimer. Das ließ die Wasserfrau Mut schöpfen und sie beschloss in dieser kleinen Quelle wenigstens zu rasten. Das Mädchen kam jeden Tag, meist fröhlich summend. So fasste die Wasserfrau schließlich Vertrauen, blieb und wenn sie auch nicht mehr singen konnte wie früher, weil ihr Herz verdüstert war, ihr belebender Zauber begann allmählich wieder zu wirken. Die Menschen im Källdalen spürten ihn, wenn sie das Brunnenwasser tranken.
- Als später die Torps verfielen, kümmerte das die Wasserfrau wenig. Längst war ihr das Schweigen selbstverständlich geworden. Erinnerungen an die alten Lieder weckten nur den Schmerz. Sie sorgte dafür, daß die Quelle nicht versiegte und saß an hellen Tagen am Rand und betrachtete das tiefe Blau des runden Wasserspiegels. Mit der gemauerten Steinfassung war es wirklich ein Spiegel für das Schattenspiel der Zweige und ziehenden Wolken. Ängstlich vermied die Quellfrau, ihr Gesicht  im Wasser zu spiegeln, machte sie sich doch quälende Vorwürfe. Hatte nicht ihre Schönheit den Wassermann ins Meer und in den Tod gelockt? Ja, sie verfluchte ihr Spiegelbild und weinte oft. Lange saß sie dann an die alte Eiche gelehnt, den Wächterbaum der Quelle, hörte das tröstliche Rauschen. Unter dem Schattendach der mächtigen Krone fühlte sich die Quellfrau geborgen, es flößte Ruhe, Vertrauen und Sicherheit ein, wiegte ihre Gedanken wie einst die Wellen in den Meeresnächten.
- Wie es weitergeht? 

-  Warten wir es ab!
***

8. Mai 2009

Gesammeltes

Groß ist der Schatz des menschlichen „Wissens“ geworden und noch immer am Wachsen. Wir nennen sogar unsere Gesellschaft für Informationsgesellschaft.

- Dank dem Internetz und dessen Möglichkeiten, so ist tatsächlich eine unüberschaubare Menge an Gedankengut für viele von uns sehr leicht zugänglich geworden.

- Was auf der anderen Seite der Welt passiert, kann innerhalb einer Sekund auf dem Computer 20.000 km weiter weg zu sehen sein, und es erscheint dem technisch Unwissendem fasst unglaublich, dass dies möglich ist.

- Und auf eine Neues denkt der Mensch von sich, wie großartig doch seine Errungenschaften sind soviel Wissen und Information auf einer kleinen magnetischen Scheibe die in einem taschenbuchgroßen Gerät untergebracht ist sparen zu können.

- Auch ich finde diese Technik als sehr bereichernd und bin erstaunt über Möglichkeiten Texte, Bilder, Musik und mehr in einer kleinen Tasche mitnehmen zu können. Aber etwas wirklich Neues der Informationskompression ist es nicht wirklich. Da hat das Leben selbst ganz andere Möglichkeiten entwickelt.

- In einer kleinen Eichel ist die Information von Jahrmillionen Entwicklungsgeschichte gesammelt und komprimiert. Da befindet sich sogar ein ganzer Baum schon fertig vorbereitet verpackt und wartet nur auf den richtigen Zufall um sich daraus zu einem Riesen zu entwickeln der selbst weit über tausend Jahre alt werden kann. Ja, es kann sogar so viel Kraft gesammlet worden sein, dass es Bäume gibt, die zum Jahre Null unserer Zeitrechnung schon das Licht der Sonne gesammelt haben um zu wachsen. 

- Ich freue mich schon jetzt darauf, die Eiche welche als Quellenwächterin unten am Ende der Wiese wächst bald wiederzusehen, und ich komme wohl gerade richtig zurück, um zu erleben wie sie wieder grün wird.

- Im Grunde ist es etwas Unfassbares das sich vor unseren Augen im wahrsten Sinne des Wortes „entblättert“.

 

6. Mai 2009

Wie ein Traum...

So kommt es mir vor zurzeit, bin ich wirklich ein Torpverwalter oder war das alles nur geträumt?

- Die neue Rolle und die damit verbundene Verantwortung verlangt mir viele Stunden Arbeit ab und meine Konzentration ist an Bord gebündelt und geschnürt.

- Das einfache Leben auf der Lichtung im Wald ist zurzeit sehr weit in die Ferne gerückt, ja fast unwirklich erscheint es mir. Aber auch das wird sich wieder ändern, denn wenn ich erst einmal Routine bekomme, dann ist auch für das Gedankenschweifenlassen wieder mehr Raum da.

- Ich habe den halben Törn an Bord jetzt hinter mir, und in spätestens drei Wochen werde ich wieder die Tür zu meinem kleinen Waldhof aufschließen können und auf ein Neues für einen Tag oder zwei dieses wunderbare Gefühl der Verantwortungslosigkeit spüren dürfen.

- Und ich weiß, wie gut mir diese Stelle tut und ich wieder an dem Platz bin, wo meine Seele Atem schöpfen kann.

- Wie anders die Welt aussehen wird, denn als ich sie verließ, da war noch kein grünes Blatt  an einem Baum, die Brennnesseln zeigten gerade mal ihr erstes, neugieriges Grün.

- Aber jetzt, beim Schreiben, kann ich spüren wie dieser Platz nach mir „ruft“ und seine Fühler bis hier an Bord hin ausstreckt so wie Bäume ihre Wurzeln im Waldboden und ihre Äste gegen Himmel.

- Ja, bald bin ich wieder an dem Platz, wo meine Sehnsucht ein zu Hause gefunden hat.

- Und ich werde mich wie so oft am Küchentisch sitzend wiederfinden und den mir so wohlvertrauten Blick auf die mittlwerweile "alten Bekannten" schweigend auf mich einwirken lassen...

 

1. Mai 2009

Neuer Kurs

Seit mehr als einer Woche bin ich auf einem neuen Kurs.

- „Willst Du das Schwesternschiff "Astral" als Befelhaber übernehmen?“ so lautete die Frage vom Reeder und damit bekam ich die Möglichkeit, neue Weichen in meinem Leben zu stellen.
Und um dem Entschluss den passenden äußeren Rahmen zu geben, so rief ich vom Stockholmer Zentralbahnhof aus an um diese neue Verantwortung zu übernehmen als ich das letzte Mal von „Astina“ abheuerte und auf dem Weg nach „Svenserum“ war.

- Das kommt mir wie eine Ewigkeit vor jetzt, denn die Zeit an Bord als Kapitän ist voller neuer Aufgaben und Herausforderungen. Die Tage sind lang, die Papierarbeit völlig neu, ein Schiff, nie vorher manövriert, zu beherrschen will gelernt sein und verlangt gerade von einem Anfänger, Nerven.
- Zurzeit erscheint der Wald, mein Torp und das Dasein dort wie ein Leben in einer anderen Welt, weit in die Ferne gerückt, überlagert von allem Neuen das auf mich einstürmt.

- Zum Glück ist das Wetter auf meiner Seite und bisher war die See ruhig und der Wind hat nicht noch größere Anforderungen beim Anlegen an mich gestellt.
-Viel Neues werde ich lernen, und dazu gehört auch die Geduld, denn die Bewegungen eines Schiffes erscheinen langsamer als sie in Wirklichkeit sind. Genauigkeit, denn bei Zeitangaben zum Laden und Löschen werden richtige Ziffern verlangt. Es heißt für mich Ordnung in den verschiedenen lokalen Zeiten zu halten.
An Bord herrscht schwedische Sommerzeit, in Finnland wo wir oft sind, eine Stunde mehr, in St. Petersburg unserem Ladehafen, sind es plus zwei Stunden. Und alle wollen natürlich ihre lokale Zeit als Angaben bekommen.

- Wenn ich also nicht so rege schreibe, so liegt es also daran, dass ich zurzeit voll eingespannt bin. Ich gehe zwar keine Wache mehr, kann sogar immer wieder mal eine ganze Nacht schlafen, aber es können auch lange Tage sein so wie heute.

- Angefangen um sieben Uhr heute Morgen bis gegen acht Uhr heute Abend, dann heißt es um Mitternacht ablegen und mit dabei sein, bis der Lotse vier Stunden später von Bord geht. Selbst dann kann es mir blühen, dass ich wegen des Eises, das hier oben in Nordfinnland noch immer liegt, weiterhin für ein paar Stunden mit auf der Brücke sein muss.

- Den Traum vom einfachen Leben schiebe ich zurzeit freiwillig in die Zukunft wegen der Herausforderung die diese Verantwortung für mich bedeutet und die ich angenommen habe.
- Aber träumen so wie hier, kurz vor Mitternacht auf 65 Grad nördlicher Breite kann ich noch immer ab und zu an Bord.

- Und wer könnte das nicht bei solchen Nächten?

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