13. Mai 2009

Wasserzauber

Ohne Wasser kein Leben so wie wir es kennen.

- Diese schlichte Tatsache ist mir in Svenserum beim Wasserholen ebenso bewusst wie hier auf See. Und Wasser hat uns Menschen schon immer miteinander verbunden. Hier oben im Norden sind die Seen nicht nur im Sommer Transportwege gewesen, auch im Winter hat man die Eise benutzt um leichter voran zu kommen.

- Und nun der versprochene zweite Teil der Geschichte, wie sie mir von der Quelle im „Källdal“ zugeplätschert wurde:



"Geschichte von den drei Zaubergaben"


Wie der Zauberspiegel entstand


- Jäh erwachte das Mißtrauen der Quellfrau im Källdalen von neuem, als eines Tages ein Mann auftauchte, das rote Waldhaus besichtigte, wiederkam und - blieb. Nun holte er sein Wasser aus ihrer Quelle. Ja, er reinigte sogar die Quelle, sorgte für eine neue Abdeckung ... Und er schien die Musik zu lieben, die „handgemachte“, nicht die aus dem Radio. An einem Frühlingstag hörte sie sein Harmonikaspiel zum ersten Mal von der Lichtung herüberwehen.

- Trotzdem: Männer auf den großen Schiffen waren es auch gewesen, damals... Und einmal, als er sich beim Wasserholen niederbeugte, spiegelte sich zufällig sein Gesicht. Das erschreckte die Wasserfrau besonders, hatte sie doch wie jeder Wassergeist von Jugend an oft warnend vom Unglück des Narziß erzählen hören. Sie war misstrauisch, blieb es, auch als sie hörte, jener Mann schreibe davon, wie nötig der Schutz des Wassers sei und dass die Menschen verantwortlicher mit diesem Lebenselixier umgehen müssten. Da der neue Torpbesitzer jedoch oft für Wochen fortzog, gewöhnte sich die Quellnixe schließlich daran.

- An einem Frühlingsabend kamen plötzlich die Raben geflogen: mit einer Einladung des Hausgeistes von „Svenserum“, in der nächsten Vollmondnacht zur Lichtung beim Waldhaus zu kommen. Jeder sollte seine allerwichtigste Gabe mitbringen. Die Quellfrau, scheu wie sie geworden war, zweifelte, ob sie nicht wegbleiben sollte. Sie setzte sich wieder einmal unter die noch blätterlose Eiche und schloss die Augen. Die schrecklichen Erinnerungsbilder überfielen sie, sie spürte neuerlich die hilflose Ohnmacht angesichts des Todes. Doch plötzlich tauchte aus der Flut der Trauer das Gesicht und die Stimme ihrer Großmutter, der weisen Meerkönigin, auf.

- Da geschah plötzlich irgendetwas mit dem Herz der Quellfrau, es regte sich - Wohlwollen, gar Güte wie früher? Ihr wurde zumute wie beim Tauen des Eises nach dem Winter. Zum ersten Mal spürte sie statt Misstrauen tiefe Sorge wegen der Verführbarkeit und Verwundbarkeit der Menschen, ihrer lebensfeindlichen Verschwendungssucht und beschloss, ihnen zu helfen.

- So kniete die Wasserfrau am nächsten Morgen am Quellrand, murmelte dreimal in der vorgeschriebenen Weise den überlieferten Spruch der Großmutter:

Ob Eis oder heiß
ob Fall oder Fontäne
Wasser bleibt sich treu.“

und mit diesen Worten hob sie den runden Wasserspiegel aus dem Steinring, in den die Quelle gefasst war, heraus.

- Wie ein Auge zum Himmel aufgeschlagen, barg er die Schatten der Eichenäste, der ziehenden Wolken und das Blitzen der Morgensonne in sich...und erstarrte mit dem letzten Zauberwort zu tiefblauem Glas. Die Quellfrau zupfte eins ihrer schwarzen Haare aus, umwand das Glas damit und sofort umschloss ein Ebenholzrahmen mit handfreundlichem Griff das Blau. "Großmutter, auch deine Enkeltochter vermag also den alten Wasserzauber zu wirken", flüsterte die Quellfrau, "hoffentlich gelangt der unheilbannende Zauberspiegel in die Hand verantwortungsvoller Menschen. Steh auch du ihnen bei, weise Meerkönigin." 

- Und nur der Morgenwind sah und hörte was geschah...


- Und wie es weitergeht? Das wird sich zeigen.

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