27. September 2009

Die Rede der Eiche

Da ich am ältesten bin mache ich den Anfang und ich spreche für alle die Wurzeln haben hier im Wald

- Wir haben eine Botschaft an Dich, Wanderer und Freund des Waldes, die Du gerne weitergeben kannst. Denn wisse, schon lange haben wir hier im Wald ein Auge auf Dich gehalten und obwohl Du selbst schon einige meiner Freunde in den vorzeitigen Tod geschickt hast, so haben wir Deine Gründe, Deine Entschuldigung und Dein Danke gehört und akzeptiert.

- Die Menschen und wir sind ja schon seit tausenden von Jahren miteinander verflochten. Ihr habt uns Bäume heilig gesprochen, ihr habt mit uns Raubbau betrieben aber schon immer waren wir eine Hilfe für euer Überleben. Es gab eine Zeit, da waren die Esskastanien eine gute Nahrungsrquelle für die Menschen, von der Wärme und dem Material zum Hausbau ganz zu schweigen. Medizin für euren Körper und heute für eure gestressten Seelen halten wir bereit und dennoch zeigt ihr wenig Respekt für unsere Wünsche.

- Es gab eine Zeit, nur vor drei, vier meiner Generationen, so waren große Teile von dem was ihr Europa heute nennt mit weiten Wäldern bewachsen, voller Artenreichtum und buntgemischt. Der Wald war tief, so tief, ihr Menschen hattet sogar Angst vor uns. Mächtig waren wir und es gab Bäume von solchem Ausmaß wie es sie heute kaum noch in diesem Teil der Welt zu sehen gibt.

- Noch gibt es viele Arten aber immer mehr kämpfen sie um ihr Überleben, werden weniger weil die Menschen nicht nur den Lebensraum einengen, nein sie verderben auch den Lebensraum indem sie Bäume pflanzen als würden sie ein Heer aufstellen. In Reih und Glied, alle die gleiche Uniform und so dicht, wie kein Wald aus eigenen, freien Stücken wachsen möchte.

- Der Reichtum der Arten geht verloren und obwohl der Wald an Fläche immer mehr zunimmt, so wird er immer ärmer.

- Richte den Menschen aus, sie vergehen sich an uns. Sag ihnen, wenn sie sich den Wald untertan machen um ihn auszubeuten, so werden sie in absehbarer Zeit Not leiden. Wir Bäume und Pflanzen sind Euer Schutz bei Sturm und Regen, bei Sonne und Schnee, wir gehen sorgsam mit dem Wasser um, halten es zurück wenn es zu stark fließen will bei anhaltendem Regen, spenden es wenn es trocken wird, reinigen wenn es verschmutzt ist. Und das ist es heutzutage fast immer. Wir kümmern uns sogar um die Luft die ihr so nötig zum Atmen braucht.
Wir halten das Erdreich zusammen!

- Aber zumindest ein gewisses Maß an Freiheit und eigenständiger Entwicklung muss man uns lassen damit wir diesen Schutz auch weiterhin bieten können. Und etwas mehr Respekt würde auch nicht schaden.

- Doch leider wird das kaum jemand verstehen oder hören wollen von denen, die Geld an uns verdienen, sondern man wird Dich als einen etwas verschrobenen Wanderer abtun der von solchen Dingen keine Ahnung hat.“

- Dann vernahm der Mann am Feuer noch einmal ein leichtes Rascheln der Eiche bevor sie still wurde und sich ein wenig vom Feuer in den Schatten der Nacht zurückzog.

- Und an ihrer Stelle trat der Elch hervor, räusperte sich rollend und fing mit kraftvoller Stimme an zu erzählen...

***

4 Kommentare:

tristezza hat gesagt…

*gespannt am wärmenden Feuer sitze und der Erzählung aus der Anderswelt lausche*

Kap Horn hat gesagt…

Hej Tristeza!

Ich auch!

Kap Horn :-)

Anonym hat gesagt…

Hej, nicht gespannt sein, Herr Erzähler, den Bogen spannen!

Da beginnt der Elch rollend zu erzählen und man fiebert auf seine Botschaft und dann - nur drei Pünktchen

Bei allem Respekt für die Hochachtung vor Frauen, in dem Punkt bitte nicht Scheherezades Vorbild folgen und am spannendsten Punkt abbrechen!

Gruß vom gespannten Flitzebogen-Zuhörer

Kap Horn hat gesagt…

Hej

Ja, das ist ein alter "Kunstgriff" um die Spannung der Leser/innen zu behalten...