12. Dezember 2009

Gehacktes

Da war ich also beim Holzhacken.

Die Arbeit mit der schweren Spaltaxt hat mir schon immer auf eine besondere Art gefallen denn es ist ein „altes“ Geräusch das durch den Wald hallt wenn mit hellem Klang ein Stück Holz zerspringt.
„Das hier hat weder Zukunft, noch ist es eine wirkliche Alternative für die heutige Zeit.“ So ging es mir dabei durch den Kopf. „Es ist nur für mich eine Möglichkeit.“ Ja, der schwerste Weg für uns Menschen, ist wohl der Weg „zurück“, sollte er überhaupt existieren.
Klock!
Hätte ich eine feuchte Zelle mit einem kleinen Fenster bewohnt, so wäre mir das „Torp“ wohl fast wie eine Villa vorgekommen. Aber ich habe ja einen anderen Vergleich und da verschieben sich die Relationen.
Klock!
Das Leben mit Strom, fließend kaltem und sogar warmem Wasser, mehr bewohnbarer Raum der vor allem in der dunklen Jahreszeit wohltuend ist, der für die meisten selbstverständliche Zugang zu Internetz, Fernsehen und all die anderen „Bequemlichkeiten“ und Werkzeuge welche der Strom uns im Überfluss möglich macht und die ich ja kenne ist ein „reicheres“ Leben, ohne Zweifel.
Klock!
Hier mache ich zwei Tannen in ihren besten Jahren den Gar aus, und die Energie wüde reichen um einen ganzen Winter hier zu verbringen, reichte zum Heizen und Kochen und Warmwasser aber nicht mehr. Ja, die Energie ist der springende Punkt für alle unsere Fortschrittlichkeiten. Und da vor allem die elektrische Energie.
Ohne sie ist unsere Lebensführung in allen Bereichen eine Unmöglichkeit. Vor allem in der Stadt.
Klock!
Will ich wirklich auf all das Verzichten? Nein!
Kann ich ohne klar kommen? Ja!
Klock!
Na ja, das ist zumindest ein beruhigendes Gefühl. Das Stück Holz ist recht dick und zäh wegen vielen Ästen, deshalb jetzt ein Schlag auf den ich mich konzentrieren muss und der saß.
Klack!
Der Klotz zerbirst in zwei Hälften, die Spannung ist heraus und die nächsten Stücke sind einfacher.
Klack! Klack!
Geviertelt und den nächsten Klotz auf den Baumstumpf.
Klock!
Dabei bin ich ja ein reicher Mann, habe genug Energie für das einfache Leben für die nächsten 20 Jahre, und neue wächst nach. Allerdings bin ich mir nicht sicher, ob der Nachwuchs für Beständigkeit tatsächlich ausreicht.
Klock!
Wie schon gedacht, das hier ist keine Alternative, nicht wirklich. Aber welche ist es denn, die Alternative die Bestand hat? Keine Ahnung, um ehrlich zu sein, oder fast keine. Sparen, ja, das kann nie verkehrt sein!
Klock!
Denn meine „alternative“ Energie reicht noch immer, obwohl kaum Tageslicht, obwohl kaum Wind selbst nach Wochen noch immer für die Beleuchtung aus weil die Birnen so wenig verbrauchen..."state of the art" hier oben im Wald! Schmunzel!
Und ohne Licht, so wäre das Dasein um diese Jahreszeit ganz einfach trostlos.
Das will ich nicht!
Klack!
Oh, der ging ja schnell entzwei! Ja, wie mag sich wohl unsere Zukunft gestalten, oder gestaltet werden in Kopenhagen. Vielleicht ist es nicht nur eine Frage des Klimawandels der Atmosphäre, sondern auch des Klimas am Verhandlungstisch.
Klack!
Wir können nicht miteinander um die Zukunft dieses Planeten schachern...also ist dieses Gefahrenbild zugleich eine Möglichkeit die gesamte Menschheit sich näher kommen zu lassen, zusammenzurücken und neue Wege um zu Vereinbarungen zu kommen auszuprobieren.
Klock!
Nanu, auch hier ein Ast, innen im Holz!
Klack!
Na also. Und da reden alle von CO2 und hier hacke ich Holz und werde es verbrennen und...na ja, immerhin hier wachsen schon jede Menge kleine Bäume nach und eine Linde habe ich ja auch gepflanzt. Und in meinem Leben sowieso schon eine handvoll Obstbäume, eine Walnuss, eine Kastanie, eine Eiche, ein paar Ahörner die alle noch leben und wachsen.
Und außerdem, ein schlechtes Gewissen hilft eh sowieso niemandem.
Klack!
Ja, diese einfache Arbeit die „nur“ Körperarbeit ist, tut mir gut. Und so laufen die Gedanken ihre eigenen Wege im Takt mit den Axtschlägen, und soviel spüre ich: das hier ist richtige Arbeit.


- Und noch liegen viele „Klocks“ und „Klacks“ vor mir...

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