31. März 2010

Der grosse Unterschied

...der für mich schon immer wichtig war, liegt in dem Gefühl der Unabhängigkeit.

- Und gerade das ist einer der wichtigsten Gründe, warum ich dieses einfache Stelle für mich als richtig empfinde.

- Wie schon einmal geschrieben, so bekomme ich zwei Rechnungen im Jahr.
Einmal die Steuer für den Boden, denn das Haus ist wegen seiner Einfachheit von der Steuer befreit. Die andere ist die Versicherung, die freiwillig ist und die ich haben will.
Summasumarum 150 Euro im Jahr.

- Dann kommen noch einmal so 300 Euro im Jahr für Unterhalt und „Rücklage“, für irgendwann mal neue Batterien, Material und Farbe, etwa Gas in der heizfreien Periode und andere Kleinigkeiten dazu.
Jetzt wo keine ”großen Ideen” mehr verwirklicht werden sollen (nun ja, das Fenster in der Küche schwebt mir noch immer vor, aber das darf auch erst einmal in der Schwebe bleiben)
Wasser-, Abwasser- Strom-, Müllrechnungen und Sonstiges gibt es auf ”Svenserum” nicht! Mal abgesehen davon, so gibt es ja auch keinen Briefkasten um sie zu empfangen.

- Damit habe ich ein eigenes Dach über dem Kopf das mir eine finanzielle Unabhängigkeit sichert die mir sehr, sehr viel Wert ist, denn das war und ist noch immer mein Gedanke: diese Freiheit kann ich lange behalten, selbst wenn ich morgen keine Arbeit mehr habe oder die nächste Depression ihre Klauen in die Gesellschaft schlägt.

- Und ob ich das Haus lila oder rosa malen will, so mischt sich niemand ein. Ich kann um drei Uhr morgens Harmonika spielen so laut ich will, kann nackt aus der Sauna auf die Lichtung steigen, kann unrasiert und in welchen Klamotten auch immer rumstiefeln ohne dass jemand Anstoß daran findet.

- Ob ich im Sommer um Mitternacht im Garten arbeite oder mich im Winter um 11 Uhr am Morgen für eine Runde auf das Sofa lege um zu schlafen, so spielt das keine Rolle.
Selbst für den „Urschrei“ zu jeder Tages- und Nachtzeit ist die Möglichkeit gegeben.
(dass ich Nachts leise bin um die Natur nicht zu stören ist etwas ganz anderes)!

- Und, was heute nur möglich ist wenn man ein Handy am Ohr hat und vor sich hin redet, so kann ich  hier laut Selbstgespräche führen ohne dass mich jemand komisch anschaut und meint ich hätte eine Meise.
Habe ich sogar, und mehr als eine...und die habe ich im Winter gefüttert!

- Dies alles werfe ich jetzt noch in die positive Waagschale für das einfache Leben hier oben auf der Lichtung.


- Und doch, noch immer wiegt die Waage im Falle einer „entweder-oder-Frage“!

Rein technisch



...so habe ich Problem an Bord mit dem Internetz!


- Sollten also hier mal für eine geraume Weile keine Beiträge erscheinen, dann ist es die *#¤%?&!)&..te Technik die mir einen --------------- durch die Rechnung macht!




- Das Wunder der Technik...meist wundere ich mich darüber, dass sie überhaupt funktioniert.

29. März 2010

Der kleine Unterschied


Gestern war es noch Winter und heute ist kein Zweifel daran, seine Kraft ist gebrochen.
Gestern waren die Vögel noch eintönig und heute zwitschern sie.
Gestern war es noch dunkel und heute ist es hell.

- Jeder Jahrerszeitwechsel geschieht immer von einem Tag auf den anderen. Es ist nicht genau zu greifen was es ist, denn ein sonniger Tag alleine reicht nicht aus, nicht das Gezwitscher der Vögel und auch nicht der Kalender der sagt, dass heute die Sonne auf dem Äquator im Zenit steht und auf die nördliche Halbkugel wandert, das den kleinen Unterschied ausmacht.

- Und doch, jedes Jahr geschieht das Gleiche bei mir. Auf einmal weiß ich: jetzt, jetzt ist der Umbruch da. Heute ist die neue Jahreszeit angebrochen. 
Diesmal geschah es am 22. März, also zwei Tage nach dem astronomischen Kalender der die Wintersonnenwende dieses für den 20. März, 18:32 berechnete, schwedische Zeit.

- Und an dem Tag wo das geschieht, so ist etwas auf der Erde in der Waage.
Oder fast in der Waage, denn sie neigt sich schon in die andere, neue Richtung.


- Und sei es nur der kleine Zipfel luftig-blauen Himmels, der auf der einen Seite in der Waagschale liegt und Schatten zu Licht werden lässt.


28. März 2010

Vilvaldi



...oder die vier Jahreszeiten.

- Dieses Jahr habe ich alle vier Jahreszeiten im "Torp" viermal erlebt, auch wenn ich von diesem Frühling nicht so viel zu sehen bekommen werde da ich lange zur See bin.

- Ich habe erfahren, wie die Stimmungen in der Natur und in mir wechseln, wie leicht der Sommer und wie schwer der Winter ist. Wie hoffnungsvoll der Frühling ist, wie leichte Melancholie sich einfindet mit dem Herbst.

- Und der vergangene Winter hat es mir überdeutlich gezeigt: er ist die stärkste Herausforderung um hier zu sein. Da heißt es wirklich die richtigen Nerven zu besitzen um nicht depressiv zu werden.

- Der Bewegungsraum ist sehr, sehr eingeschränkt. Selbst ein Streifzug durch den Wald ist mangels Ausrüstung für den tiefen Pulverschnee nicht möglich.
Die lange Dunkelheit, die oft klirrende Kälte zwingen mich ins Haus, und es sind ja nicht gerade Säle, in denen ich mich aufhalte.
Die langen Abende wo sich draußen nichts rührt und die Natur schweigend dem Winter begegnet erzeugen manchmal ein Gefühl der Einsamkeit, das in der Stadt nie so zu spüren ist.

- Spätestens hier ist von der romantischen Vorstellung die wohl die Ein und der Andere sich hier machen mag keine Spur mehr zu sehen. Spätestens jetzt ist sie zugeschneit und vom Winde schneeverweht.
Es ist der Winter, der die Art des Daseins hier oben im Norden auf die Spitze treibt und es im wahrsten Sinne des Wortes herauskristallisiert.
Und jedes mal ist es eine neue Herausforderung, selbst wenn sich nach vier Wintern ein Wiedererkennen zeigt, eine gewisse Erfahrung sich bemerkbar macht.

- Ja, ich bin mir darüber bewusst, es ist freiwillig und der Verzicht auf viele Annehmlichkeiten die dieses simple Leben mit sich führt sind von mir so gewählt.
Aber nicht nur um der äußeren Natur näher zu kommen, sondern auch meine eigene besser kennen zu lernen.
Ich weiß wie es ist in einem Haus in der Stadt zu wohnen das alle die Annehmlichkeiten des „modernen“ Lebens bietet und ich bin froh über diese Möglichkeit.

- Aber was wäre das Leben ohne Herausforderungen?
Und manche der Herausforderungen kann jeder selbst wählen...oder sein lassen.
Hat man sie aber angenommen, so formt sie unser Leben mit.

- So ist zum Beispiel mein Blick für den Zyklus in der Natur schärfer geworden, weil ich so oft einfach hautnah dabei bin, weil das Haus mitten in der Natur steht.
Der Einfluss ist gut, auch wenn nicht immer nur freudig und leicht zu ertragen.
Oder sollte ich besser sagen: richtig?
Zumindest für mich.

- Zehn Jahre lang bin ich gesegelt weil mich die Herausforderung so ein Schiffchen nur mit Hilfe des Windes zu beherrschen gereizt hat, und der Einfluss hat dazu beigetragen mich dann den Beruf eines Seemanns ergreifen zu lassen.

- Wohin der Einfluss von „Svenserum“ mich wohl führen mag? Oder hat er mich sogar schon geformt?

- Auf dieser Lichtung habe ich in meinem Leben zum ersten mal vor vier Jahren erfahren wie es ist, drei Tage lang nur auf mich selbst gestellt zu sein und damit klar zu kommen.
Jetzt will ich als Kapitän alleine Entscheidungen fällen die im härtesten Fall das Wohl und Weh von Besatzung und Schiff bedeuten können.


- Vor vier mal vier Jahreszeiten war ich dazu noch nicht innerlich reif genug.

26. März 2010

Natürliches



Kaum schließe ich die Tür, kaum bin ich weg, schon zieht es mich wieder zurück.


- Auch wenn ich manchmal die ”Zivilisation” vermisse, mich freue mal wieder nach Tagen eine geteerte Straße zu sehen...kaum habe ich dem Haus den Rücken zugewendet, kaum ist es aus meiner Sicht verschwunden, schon zieht es mich wieder hin.

- Ich habe mich schon oft gefragt warum das wohl so ist und ein wirklicher Grund dazu ist sicher: die unmittelbare Nähe der Natur.

- Sobald ich aus einem Fenster schaue, sobald ich die Tür öffne, so befinde ich mich von Natur umgeben wo außer Haus und Stall und einem Waldweg wenig an Menschen erinnert.
Manchmal komme ich mir allerdings von dem Wald eingeschlossen vor...vielleicht sollte ich besser „umschlossen“ oder „eingebettet“ denken!

- Ich brauche keine wissenschaftlichen Studien so wie sie betrieben werden, die einen Zusammenhang zwischen psychischem Wohlbefinden, Stresslosigkeit und die Nähe eines Parks oder gar Waldes (bei dreihundert Metern Entfernung geht scheinbar eine Grenze) erforschen, um zu wissen: Natur tut dem Menschen in mir gut!

- Aber wir entfernen uns immer mehr von ihr. Städter die keine Sterne mehr sehen, denen selbst ein Eichhörnchen Angst einjagt, die Nachts den Wald nicht ”aushalten”, werden ständig mehr.

- Ich bin nicht jemand der sagt: ”Zurück zur Natur”, denn die technische Entwicklung ermöglicht ja auch mir Zugang zur ”Stadt-Welt” hier auf der Lichtung.
Aber die Natur mit Füßen zu treten, unaufmerksam mit ihr umzugehen oder gar zu meiden, damit ist ein Weg beschritten, der uns in die verkehrte Richtung führt.
Nicht eine Entwicklung weg von der Natur sondern eine Entwicklung mit der Natur die letztendlich die Willkür für unser Überleben stellt ist der in meinen Augen einzig gangbare Weg.
Nur so öffnet sich ein haltbarer Weg in eine andere Welt, was immer sich in ihr noch für uns verbirgt.


- Und bisher hat sich immer wieder einmal für mich auf dieser Lichtung eine mir eigene, neue „na-Tür-lich“ geöffnet.

24. März 2010

Winteralltägliches



Ich stehe auf wenn ich wach werde, also nie zu früh, nie zu spät, denn einen Wecker habe ich hier keinen.

- Den Aschenkasten leeren ist das Erste am Morgen, ein Feuer im Küchenofen entfachen das Zweite, dann Kaffeewasser aufsetzen und damit fängt der Tag langsam an. Oft höre ich Radio beim Kaffetrinken. Wetter, Tagesereignisse, Kultur, Wissenschaftliches.

- Holz nachlegen.

- Und da die Öfen unersättlich sind, ich meist keine Lust mehr habe noch einen Korb mit Holz spät abends zu füllen, so ist oft gerade nur noch für ein Feuer genug im Haus.
Der Kaffee tut das Seinige dazu um mich aus dem Haus zu treiben und auf dem Weg zum Holzvorrat liegt auch das Häuschen mit dem Herzen auf dem Weg.
Einen Blick in den Himmel bevor ich mit meinen Händen in den weichen Schnee greife und spätestens nachdem ich mir das Gesicht damit abgerieben habe bin ich vollständig wach.

- Zwei Runden mit den Holzkörben reichen meist für einen Tagesverbrauch. Vielleicht ein drittes mal, wenn das Haus noch nicht richtig warm ist und ich auch den großen Ofen schon am morgen anmache.

- Holz nachlegen.

- Den Küchenherd und den gemauerten Ofen regulieren, alle Klappen schließen, das noch vorhandene Wasser in den großen Kessel gießen und dann mit den beiden Eimern runter zur Quelle stapfen. Dabei treffe ich 
die Eiche an der Quelle und wünsche ihr einen schönen Tag.


- Der Schnee liegt knietief und es ist ein Balanceakt die gefüllten Eimer ins Haus zu tragen ohne etwas zu verschütten. Ich habe nämlich keine Lust, zweimal zu laufen.
Und immer dann denke ich an Menschen, die ihr Wasser weiter tragen müssen, oft schlechter Qualität noch dazu.

- Holz nachlegen.

- Jetzt ist das Wasser heiß genug und ich kann das wenige Geschirr spülen, denn zum Sammeln ist kaum Platz und Ordnung ist gerade in dem kleinen Haushalt noch wichtiger. Trocknen tut es dann von alleine am Herd.
Kehren.

- Holz nachlegen.

- Zeit für die zweite Tasse Kaffee und dabei ist das Buch oder besser der Ziegelstein von 950 Seiten meine Unterhaltung und entführt mich nach Mumbai, eine Stadt die ich selbst zweimal kurz erlebt habe und die einen unvergesslichen Eindruck auf mich machte. Dabei immer wieder mal das Herdfeuer schüren, ein paar passende Stücke Holz draußen auf der Veranda holen (Holz macht Dreck, dort ist ein Plastikboden und leichter sauber zu halten).

- Und eh ich mich versehe, ist Mittag aber da gibt es meist nur eine Brotzeit, noch einen Kaffee (schlechte Gewohnheiten von der Arbeit auf dem Schiff, da geht ohne dieses Gebräu rein gar nichts).
Kleinholz zum anmachen?
Noch genügend da. Vielleicht morgen...

- Holz nachlegen.

- Draußen kommt tatsächlich mal die Sonne zum Vorschein, und obwohl das nicht gerade alltäglich ist, so ist es heute doch so.
Ein Blick auf den Stromregulator zeigt mir: die Batterien laden und ich brauche mir um die Beleuchtung keine Gedanken mehr zu machen, die Energie reicht sogar für meinen Laptop wieder aufzuladen.

- Holz nachlegen.

- Vorsorglich habe ich die Langlaufski dabei und eine Tour zu der ein paar Kilometer weit entfernten Waldwiese ist angesagt.
Es ist überall voller Wildspuren. Hase, Fuchs, Reh, Wildschwein und ein paar Vogelspuren kann ich erkennen und auf dem gefrorenen See sehe ich die deutlichen Abdrücke von einer Elchkuh mit Kalb und kann sehen wo sie überall Knospen und Rinde abgefressen haben.

- Eine gute Stunde später bin ich zurück und es ist noch Glut in den Öfen um schnell wieder ein Feuer entfachen zu können und ein paar trockene Plätzchen mit, ja stimmt, einem Kaffee dazu sind genau richtig.
Ganz zu schweigen von dem Buch das mich wirklich nicht loslässt (die 950 Seiten habe ich in dann auch in weniger als einer Woche ausgelesen).

- Sauna, Dusche, „Wannenbad“ oder nur Katzenwäsche?
Die Sauna ist fast schade nur für eine Person anzumachen, die Dusche bedeutet auch, noch einen extra Raum mit dem stinkenden Petroleumofen den ich dorthin verbannt habe aufzuheizen und auch das finde ich ist Verschwendung.
Heißes Wasser ist zur Genüge auf dem Herd und die große Plastikwanne ist schnell geholt, auf der Veranda aufgestellt und mit Eimer und Schwamm reicht es selbst zum Haare waschen.
Auch wenn es etwas umständlicher ist und Zeit bedarf, so ist es vergessen sobald ich sauber, trocken und mit bequemen Klamotten am Küchentisch sitze und den Kartoffeln von gestern die Pelle abziehe, Zwiebel und Knoblauch schneide, die Pfanne auf den Herd stelle und es bald nach buttergebratenen Kartoffeln riecht.

- Holz nachlegen.

- Beim Kochen; das einstündige Nachrichten- und Interviewprogramm im Radio hält mich auf dem Laufenden, kurz bevor die Kartoffeln fertig sind noch ein gequirltes Ei darüber und mit einem kalten Bier schmeckt das Bauernomelett auch wenn ich mit Bedauern an den unbefindlichen frischen Schnittlauch denke der erst im Frühling wieder dazukommen wird.

- Holz nachlegen.

- Auch nach dem Essen heißt es wieder spülen, denn noch ist heißes Wasser da. Aber in einem Einmann-Haushalt ist es nicht viel, den Herd noch schnell mit einer Zeitung abgerieben, nochmals kehren und schon bald kann ich mich vor den großen Ofen verziehen und einfach nur zuschauen, wie sich draußen langsam die Dunkelheit senkt.

- Holz nachlegen.

- Erst wenn die Nacht eingebrochen ist mache ich eine Kerze und Licht an und dann tausche ich die Minusgrade draußen gegen die feuchtheisse Hitze Mumbais ein.


- Dieses stille Leben ist mittlerweile ein alltägliches Bild im Winter für mich geworden.

23. März 2010

Geisterstunde

Nicht nur die Wolfsstunde hat ihre Zeit, auch die Geisterstunde. Und die begann, wie könnte es auch anders, sein kurz nach Mitternacht.

- Der Abend vor dem Feuer war spät geworden, denn der Tanz der Flammen hat noch immer nicht seine Faszination für mich verloren.
Aber irgendwann waren die Glieder und die Augenlider schwer, das letzte Holzscheit zur Glut heruntergebrannt und die “Horizontale” lockte.

- Noch ein letzter kurzer Gang auf den engen Wegen durch die stille Winternacht, noch ein Blick auf die Sterne bevor ich mich hinlegte, noch ein paar Seiten im Buch und ich löschte das Licht.

- Nicht lange und das Bett war warm und ich dabei den Schritt in eine andere Welt zu tun als ich dieses unbestimmte Gefühl bekam: “Da ist etwas! Oder gar wer?”

- Auf einmal waren meine Ohren sehr hellhörig geworden aber ich wusste nicht, was sie denn hörten.
Eine Maus war es nicht die sich unten bewegte, kein Tappen oder Trippeln von kleinen Füssen.
Und dennoch so “strömte” etwas die Treppe hoch und zum ersten Mal seit dem ich all die Jahre hier übernachtet habe, so stellten sich mir zu meinem eigenen Erstaunen die Haare zu Berge.

- “Blödsinn, bildest Du Dir alles nur ein. Die einzigen Gespenster die es gibt, sind Deine Hirngespenster."
Naja, und den Hausgeist nicht zu vergessen, aber der ist es nicht, den kenne ich und mit dem komme ich gut übereins.

- Bei dem Gedanken hörte ich draußen ein Geräusch, ähnlich einem Propellerflugzeug, aber um diese Zeit? Nein.
Oder ist Wind aufgekommen und das Windrad dreht sich?
Das ließ mir keine Ruhe, ich stand auf, öffnete das Fenster aber kein Hauch war in der kalten Nacht zu spüren, kein Flugzeug zu hören.

- Schnell wieder unter die warme Decke, und dann, dann war mir es auf einmal völlig egal was oder wer auch immer da zu Gange sei, drehte dem Zimmer meinen Rücken und schlief ein.


- Aber noch immer kann ich den Gedanken und das Gefühl nicht los werden, dass "irgendetwas" in dieser Stunde im und um das Haus "gegeistert" hat.

***

22. März 2010

Winter adé

Scheiden tut (nicht gerade) weh, auch wenn der Winter mal wieder ein „richtiger“ Winter war.


- Neue Erfahrungen habe ich gesammelt wie das Dasein denn hier auf „Svenserum“ ist, wenn die Natur sich nicht von ihrer freundlichen Seite zeigt.

- Monatelang hat es geschneit, beinahe täglich und da die Sonnenpanele auf dem Dach liegen, so waren sie meist zugeschneit. Auch wenn die Sonnentage zwischen November und März weniger als man an zwei Händen abzählen kann waren, so hätten sie doch für ein paar Stunden ihren Zuschuss gegeben.
Aber nicht immer war ich da, um den Schnee abzuräumen.
Also, diesen Sommer werde ich ein Panel so anbringen, dass es schneefrei bleibt.

- Das Windkraftwerk hat leider auch nicht viel beigetragen, denn wenn es kalt ist, dann friert selbst der Wind ein. 
Und es war kalt! 
Die Temperaturen waren zwischen Mitte Dezember und Ende Februar nie über Null Grad. Leider hat sich gezeigt, wegen der Kälte lief das Rad doch schwerer, denn sobald es Plusgrade wurden, hat ein Windhauch gereicht, um es zu drehen.
Aber das ist wie es ist, daran kann ich nichts verbessern oder ändern.

- Holz ist und bleibt ganz einfach meine einzig wirklich zuverlässige Energiequelle.
Aber nachdem das Dach eingestürtzt war, konnte ich von Glück reden, dass ich noch an diese Quelle dran kam.
Also, diesen Sommer kommt genügend Holz in die Scheune, und damit ist auch das Problem gelöst.

- Da ich immer wieder mal „ausser Haus“ war, so habe ich auch immer wieder meinen ersten Tag mit einer Innentemperatur von Null Grad oder gar weniger angefangen.
Nun,  damit komme ich klar, auch wenn der innere Schweinehund gerne ein etwas wärmeres Haus vorgefunden hätte.

- Für “instant” Licht und Wärme gibt es nur eine Alternative: ein fester Stromanschluss oder zumindest einen Generator.
Und Beides kommt mir nicht ins Haus!

- Selbst wenn ich mir das ermöglichen kann, so WILL ich das nicht, denn dann ist „Svenserum“ nicht mehr das was es ist.
Mein relativ unabhänger Platz geht dann ganz einfach verloren!
Die Ansprüche steigen mit den Möglichkeiten und ehe ich mich versehe so schleicht sich der „normale“ Alltag auch hier ein.

- Zugegeben, es gibt tatsächlich auch hier den „normalen“ Alltag, oder gäbe es, wenn ich hier ständig leben würde. Aber davon ein andermal mehr.

- Eines ist noch deutlicher geworden: Zeit muss da sein um so zu wohnen, denn alles dauert länger.
Ob es Warmwasser und Wanne für eine Dusche ist, die Sauna aufzuwärmen oder durch tiefen Schnee stapfend Wasser zu holen oder die zwei Körbe Holz unter dem eingebrochenen Dach hervor zu klauben.
Die Öfen wollen regelmässig versorgt sein aber auch da habe ich Routine bekommen.
Wenn das Haus und der Mauerstock erst einmal warm sind, so ist auch das einfacher und nicht mehr so zeit“raubend“.

- Allerdings, gerade Zeit, die habe ich zum Glück jede Menge hier oben, ja, sie ist sogar im Überfluss vorhanden und somit ein Luxus, der im Grunde unbezahlbar ist!
Selbst wenn ich einen Teil von diesem Luxus für Schneeschaufeln getauscht habe war noch mehr als genug übrig, um den Winter auch geniessen zu können.

- Denn märchenhaft war er allemal...


davon sollte der verschneite Elch den ich traf auch die letzten Zweifler-innen überzeugen!


***

17. März 2010

Ausgebrannt...



ist das Feuer bald auf der Lichtung für dieses mal.

- Jetzt heisst es ersteinmal: "klar Schiff auf Svenserum“ damit ich in ein wohl vorbereitetes Haus zurück kommen kann.



- Meine Zeit an Land ist in ein paar Tagen zu Ende, und wenn ich in ungefähr zwei Monaten wieder hier bin, dann ist die Heizperiode für diesen Winter hoffentlich vorbei und „simple living“ wird wieder einfacher.

- Allerdings ist dann auch die Winter-ruhe vorbei.
Gartenarbeit ist angesagt, das eingestürtzte Dach wartet darauf geordnet zu werden, Holz muss diesmal vor dem nächsten Winter in den Stall, ein Sonnenpanel muss ummontiert werden, so dass es nicht voller Schnee wird nächsten Winter, und, und, und.


- Aber noch wärmt der Herd!

16. März 2010

Take five


Es gibt sie, die fünfte Jahreszeit…nämlich den Frühlingswinter!

- Zumindest dieses Jahr, denn noch liegt der Schnee fast einen halben Meter hoch, auch wenn sich hier und da schon der Waldboden wieder zeigt.
Noch kann ich auf dem harschen Schnee Langlaufski fahren auch wenn es überall am tauen ist und er in der Märzsonne zusammensinkt.

- Es ist noch beinahe Winter und doch beinahe schon Frühling denn er streckt überall seine Fühler aus.
Aber es wird dauern, bis König „Bore“ sein weisses Feld gänzlich räumen wird.
Dafür war sein Reich diesen Winter gar zu mächtig geworden.

- Du meinst ich würde Dir das Blaue vom Himmel erzählen mit der fünften Jahreszeit?


- Nun, an einem "vårvinter" Tag wie heute ist das schon gut möglich...

12. März 2010

Endlich

Ja, endlich ist das Licht zurück.

- Nicht nur dass die Tage länger werden, nicht nur dass endlich mal wieder die Sonne scheint, sondern (weil die Sonne wieder einmal zu sehen ist), so habe ich auch wieder Licht im Überfluss.

- Die dunkle Zeit ist definitiv für diesen Winter vorbei!



- Nichts ist wichtiger um meine elektrische Energie anzuwenden, als Licht, ja, das kommt vielleicht selbst noch vor der Wärme, denn gegen die Kälte kann ich Kleider anziehen, aber warm im Dunklen zu sitzen, (und nicht lesen zu können) ist schlimmer.



- Und die Energie reicht nicht nur für eine Leselampe, sie reicht seit vielen Monaten endlich auch wieder für “Festbeleuchtung”, eine Beleuchtung die für wohl die meisten Leser-innen reine Selbstverständlichkeit ist!
Von Waschmaschine, Fernsehen, Computer, und und und mal ganz abgesehen.

- Der Winter hat mich um einige Erfahrungen reicher gemacht wie es ist, unabhängig vom Stromnetz zu wohnen. Aber davon später mehr.



- Jetzt reise ich erstmal weiter nach Indien…diesmal ohne die Licht-ung von “Svenserum” verlassen zu müssen…


***

4. März 2010

Hundert Prozent


Ja, zum ersten mal seit Ende Oktober vergangen Jahres sind die Batterien hundert Prozent geladen.
Aber was viel wichtiger ist: der Tag ist hundert Prozent länger geworden.


- Auch wenn der Schnee bis an die Fensterbretter reicht, auch wenn es heute morgen noch Minus zehn Grad waren…so spielt das für mich keine Rolle.


- Das Licht ist zurück, und das ist es, was wirklich für mich zählt!


- Und nach ein paar Tagen hier oben auf “Svenserum”, so ist das Haus so warm, dass ich in der Veranda, die vor ein paar Stunden noch mein Badezimmer war ( hier gibt es einen Plastikfussboden , schnell eine winzige Wanne hingestellt, heißes Wasser genug um mir sogar die Haar waschen zu können) sitzen kann.


- Raum um mich zu haben ist so wichtig für mich, dass ich selbst ein paar Grade weniger im Haus dafür gerne in Kauf nehme.




Aber wie unvergleichlich mit dem Raum an einem Spätwintersonnentag…!

2. März 2010

Berauschend



Endlich, seit langem mal wieder ein Sonnentag, der dritte seit den vergangenen fünf Wochen!
Zumindest ein halber Sonnentag, denn kurz nach Mittag fängt es an zu schneien.


- Wieder einmal fange ich bei Null an, Null Grad also im Haus. Aber bevor ich die Öfen anzünde, so heißt es auf ein Neues die Sonnenpanele freizulegen damit ich die Batterien füllen kann denn sie haben es sehr nötig, halbvoll wie sie seit langer Zeit nur sind.
Es geht darum, die Sonnenenergie wirklich auszunutzen…und deshalb, sobald das getan, die Öfen brennen und Wasser im Haus ist, so ziehe ich mir die Langlaufski an und zum ersten Mal seit vielen Wochen kann ich in den Wald.


- Vorgestern waren es Plusgrade, zum ersten Mal seit Mitte Dezember, die Oberfläche schmolz, dann wurde es wieder kalt und jetzt trägt die Kruste und ich kann auf mehr als einem halben Meter Schnee fahren ohne einzubrechen.


- Und auf ungespurtem Weg gleite gleite ich durch einen Wald, der anderes ist.


- Nein, es ist nicht die Sonne, die diesmal den Unterschied ausmacht, (auch wenn das Licht verglichen mit dem seit Wochen wolkenverhangenen Himmel auf einmal verspricht, dass es auch nach diesem Winter wieder einen Frühling geben wird).


- Es ist der Wald selbst der zum Leben zu erwachen scheint.




- Zum ersten Mal seit Monaten so höre ich die Bäume die so lange schneebedeckt geschwiegen haben, im harten Nordwestwind rauschen.