28. März 2010

Vilvaldi



...oder die vier Jahreszeiten.

- Dieses Jahr habe ich alle vier Jahreszeiten im "Torp" viermal erlebt, auch wenn ich von diesem Frühling nicht so viel zu sehen bekommen werde da ich lange zur See bin.

- Ich habe erfahren, wie die Stimmungen in der Natur und in mir wechseln, wie leicht der Sommer und wie schwer der Winter ist. Wie hoffnungsvoll der Frühling ist, wie leichte Melancholie sich einfindet mit dem Herbst.

- Und der vergangene Winter hat es mir überdeutlich gezeigt: er ist die stärkste Herausforderung um hier zu sein. Da heißt es wirklich die richtigen Nerven zu besitzen um nicht depressiv zu werden.

- Der Bewegungsraum ist sehr, sehr eingeschränkt. Selbst ein Streifzug durch den Wald ist mangels Ausrüstung für den tiefen Pulverschnee nicht möglich.
Die lange Dunkelheit, die oft klirrende Kälte zwingen mich ins Haus, und es sind ja nicht gerade Säle, in denen ich mich aufhalte.
Die langen Abende wo sich draußen nichts rührt und die Natur schweigend dem Winter begegnet erzeugen manchmal ein Gefühl der Einsamkeit, das in der Stadt nie so zu spüren ist.

- Spätestens hier ist von der romantischen Vorstellung die wohl die Ein und der Andere sich hier machen mag keine Spur mehr zu sehen. Spätestens jetzt ist sie zugeschneit und vom Winde schneeverweht.
Es ist der Winter, der die Art des Daseins hier oben im Norden auf die Spitze treibt und es im wahrsten Sinne des Wortes herauskristallisiert.
Und jedes mal ist es eine neue Herausforderung, selbst wenn sich nach vier Wintern ein Wiedererkennen zeigt, eine gewisse Erfahrung sich bemerkbar macht.

- Ja, ich bin mir darüber bewusst, es ist freiwillig und der Verzicht auf viele Annehmlichkeiten die dieses simple Leben mit sich führt sind von mir so gewählt.
Aber nicht nur um der äußeren Natur näher zu kommen, sondern auch meine eigene besser kennen zu lernen.
Ich weiß wie es ist in einem Haus in der Stadt zu wohnen das alle die Annehmlichkeiten des „modernen“ Lebens bietet und ich bin froh über diese Möglichkeit.

- Aber was wäre das Leben ohne Herausforderungen?
Und manche der Herausforderungen kann jeder selbst wählen...oder sein lassen.
Hat man sie aber angenommen, so formt sie unser Leben mit.

- So ist zum Beispiel mein Blick für den Zyklus in der Natur schärfer geworden, weil ich so oft einfach hautnah dabei bin, weil das Haus mitten in der Natur steht.
Der Einfluss ist gut, auch wenn nicht immer nur freudig und leicht zu ertragen.
Oder sollte ich besser sagen: richtig?
Zumindest für mich.

- Zehn Jahre lang bin ich gesegelt weil mich die Herausforderung so ein Schiffchen nur mit Hilfe des Windes zu beherrschen gereizt hat, und der Einfluss hat dazu beigetragen mich dann den Beruf eines Seemanns ergreifen zu lassen.

- Wohin der Einfluss von „Svenserum“ mich wohl führen mag? Oder hat er mich sogar schon geformt?

- Auf dieser Lichtung habe ich in meinem Leben zum ersten mal vor vier Jahren erfahren wie es ist, drei Tage lang nur auf mich selbst gestellt zu sein und damit klar zu kommen.
Jetzt will ich als Kapitän alleine Entscheidungen fällen die im härtesten Fall das Wohl und Weh von Besatzung und Schiff bedeuten können.


- Vor vier mal vier Jahreszeiten war ich dazu noch nicht innerlich reif genug.

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