Hintergründiges

31. Juli 2010

Brunnen vor dem Tor(p)e



Ich plane die Wasserversorgung zu verbessern und den hauseigenen Brunnen wieder zu benutzen.

- Die Erbauer vom „Torp“ wussten, wo Wasser zu finden war. Obwohl das Gelände an drei Seiten leicht abschüssig ist, so gruben sie dort einen drei Meter tiefen Brunnen. Allerdings, mit „nur“ graben war es nicht getan, denn es hieß sich auch zwei Meter in den Granit zu hauen. Aber der Wasserspiegel steht nur einen Meter unter der Erdoberfläche wenn der Sommer nicht gar zu trocken ist.

- Vor einigen Jahren pumpte ich den Brunnen einmal lenz. Das Wasser, weil stillstehend und ohne Umsatz war leicht grünlich und als Trinkwasser ungeeignet. Als ich allerdings den Boden sah, so zeigte sich, dass drei Adern mit klarem Wasser die Brunnenkammer speisen.

- Aber da die Quelle weiter unten im Tal ja Wasser das ganze Jahr über liefert und andere Projekte mir wichtiger waren, so legte ich nur einen neuen Holzdeckel über den Brunnenschacht, einen dicken Stein zur Sicherheit damit er auch liegen bleibt und die Bank als zusätzlichen Schutz.

- Ab und an wenn die Regentonnen leer sind, so schöpfe ich mal Wasser um als Abkühlung beim Saunabad zu benutzen.

- So wie es aussieht, so gruben und hackten die ersten Bewohner den Brunnen und der Schacht war mit groben Holzbohlen ausgekleidet.
Dann irgendwann, ich denke es war der vor-vorherige Besitzer, wurde die Wasserversorgung verbessert und es kamen Betonringe an deren Stelle. Er grub sogar eine gut 40 Meter langer Leitung bis ins Haus und dort hatte er eine Handpumpe montiert. 
Die Leitung liegt noch, aber einen solche Pumpe ist mir zu groß und ich sehe keinen Bedarf um fließendes Wasser im Haus zu haben.

- Der vorige Besitzer entfernte beim Renovieren zwar die Pumpe (ob sie gar kaputt war?) fasste aber hingegen die Quelle ein.

- Und jetzt ist es wohl an meiner Reihe als derzeitiger Verwalter die Wasserversorgung zu verbessern oder zu erhalten. Der Brunnen liegt zwar nicht mehr auf dem Grundstück, aber die Wasserrechte habe ich verbrieft mit dem Kaufvertrag bekommen.

- Das Modell „Kronan“ oder „die Krone“ wird seit über 100 Jahren noch immer in Schweden hergestellt und bis auf einen Plastikschlauch statt einem galvanisiertem Rohr in die Brunnenkammer waren Verbesserungen nicht mehr nötig.


- Damit knüpfe ich noch eine Verbindung an vergangene Zeiten und halte die Wurzeln lebendig.

30. Juli 2010

Rechtzeitig


Die rechte Zeit scheint auch hier vorbei oder aus dem Lot zu sein.

- Mittlerweile gibt es was immer ich an Obst, Gemüse und Anderem haben möchte zu jeder Jahreszeit “frisch“.

- Als ich vor 26 Jahren nach Schweden kam, so gab es noch immer die „Krebspremiäre“ an einem festgelegten Tag im August. Vorher durfte man weder Krebse fangen, noch gab es sie im Geschäft zu kaufen. Heute gibt es sie das ganze Jahr über und damit ist auch diese Tradition auf dem Altar des Mammons geopfert wurden.

- Wie lange wird es noch dauern, bis wir Weihnachten das ganze Jahr über haben? Oder ist es gar schon so? 
Stollen zu Mittsommer? 
Bunte Ostereier machen sich doch bestimmt wunderbar im ersten Schnee des Novembers?

- Wir haben Früchte aus aller Welt zu jeder Jahreszeit zugänglich. 
Erdbeeren im Herbst und Trauben im Frühling. Paprika die tausende mal mehr Energie verbrauchen um zu züchten als sie selbst beinhalten gibt es im strengsten Winter aus den Treibhäusern Hollands oder schwedische Frischkartoffeln zu Weihnachten.
Die Liste ist wie jeder weiß noch wesentlich länger...

- Und viele finden es heutzutage als absolut selbstverständlich aber wissen meist noch nicht einmal wie fad eine Frucht schmeckt die halbreif auf der anderen Seite der Erde geerntet wurde und auf dem Transport „nachreift“.

- Aber nicht nur das ist ein Grund, warum es „fade“ wird.

- Ich esse gerne Erdbeeren und Weintrauben und es ist ein Hochgenuss für mich wenn die ersten, frischen Kartoffeln mit einem Stück Butter dazu auf der Zunge zergehen. Wenn sie dazu noch aus eigenem Anbau sind schmecken sie natürlich doppelt so gut.  

- Warum ein Hochgenuss?

- Das weiß im Grunde jeder von uns: es ist weil es rechtzeitig auf den Tisch kommt. Nicht zu früh, nicht zu spät aber vor allem... einmal im Jahr und nur zu einer begrenzten Zeit.


- Dieses Jahr kann ich die zum ersten mal Trauben ernten auf "Svenserum" denn ich selbst bin auch rechtzeitig...an Land!

28. Juli 2010

Zur Nachahmung emfpohlen



”Wie soll es weitergehen?” die Frage ist wohl so alt wie die Menschheit. 

- Aber wohl noch nie war die Frage so schicksalhaft wie in unserer Zeit, denn wir sehen ja mit zunehmender Deutlichkeit: so wie jetzt geht es nicht weiter.
Jetzt zeigt sich unsere Haltung: ”gegen die Natur” mit immer offenbareren Konsequenzen.

- Zum ersten mal in unserer Geschichte leben mehr Menschen in der Stadt als auf dem Lande. Wir sehen Megastädte mit 20 Millionen Einwohnern und mehr wie Pilze aus der Erde schießen.
So hat, um ein Beispiel zu nehmen, Mexiko City drei mal so viele Einwohner wie ganz Schweden!

- Mehr als die Hälfte der Menschheit entfernt sich also immer mehr der Natur, sie wird ihnen fremdartig und wirkt sogar wie Untersuchungen zeigen beängstigend auf viele.
Nicht nur Nachts, sondern selbst bei hellichtem Tage.

- Und wir bilden uns etwas auf unsere technischen Errungenschaft ein, meinen damit unser Überleben zu sichern.

- Ich bin kein Gegner der Technik, richtig angewandt ist sie eine ungeheure Erleichterung für uns oder schenkt so wie auf ”Svenserum” Licht und Energie die von Wind und Sonne kommen.

- Aber auch wenn wir meinen, die Herrscher der Welt zu sein mit unserer technischen Entwicklung, so werden wir täglich von so einem kleinen Insekt wie der Spinne weit übertroffen.
Noch können wir nicht einmal einen Faden herstellen, der die gleiche Stärke und Eigenschaften aufweist wie der fast unsichtbare Faden der Spinne.

- Wenn wir allerdings auf das Leben selbst ein Patent suchen so wie manche multinationellen Firmen es tun, dann haben wir nichts gelernt, dann ist der Zeitgeist ist noch immer auf dem gleichen Ausbeuterweg wie seit je.
Und wer diesen Weg weiterhin einschlagen will ist kontraproduktiv in meinen Augen und das Handwerk sollte ihnen gelegt werden.

- Statt uns der Natur überlegen zu fühlen, sollten wir in ihr die Lehrmeisterin sehen welche uns den Weg zeigt wie es auf eine haltbare Weise weitergehen kann.


- Die Natur war schon immer eine Meisterin...nicht nur des Überlebens!

***

22. Juli 2010

Mission impossible

Da hatte also die Hexe mich mit ihren Schuss getroffen und ”rien ne va plus”.

- Nichts ging mehr, im wahrsten Sinne des Wortes, selbst Kriechen wurde zur Qual die ersten Tage.
Ich hing wirklich "in den Seilen"



- Nachdem fünf Tage später der schlimmste Schmerz abgeklungen war und ich auf dem Bauch, die einzige Stellung die zum Aushalten war, so vor mich hin lag dachte ich: ”...und jetzt liegst Du in dem Torp, alleine auf Dich gestellt...” und um dem Szenario erst die richtige Würze zu geben ” und zwar im Winter...!”

- Feuer in Gange halten wäre ja noch gegangen, aber Holz ins Haus schaffen?
Die ersten Tage fast unmöglich.
Ich hätte durch den Schnee kriechen müssen, das Anziehen hätte gut und gerne eine halbe Stunde gedauert, das Holzholen mindestens genau so lange.

- Der Plumpsklo wäre in beinahe unerreichbare Ferne gerückt, die Quelle hätte genau so gut auf der anderen Seite der Erde liegen können.
Also hätte ich Schnee schmelzen müssen.
Und die Vorräte im Haus wären auf gleiche Art geschmolzen.

- Aber ich wäre nicht ganz von der Außenwelt abgeschnitten gewesen wie noch vor etlichen Jahren als es noch kein Mobiltelefon gab.
Da hätte ich einen Kilometer über einen vereisten Weg auf allen Vieren kriechen müssen, um die  ”Zivilisation” zu erreichen.

- Ich denke, ich wäre mir sehr alleine vorgekommen und die Reise die ich dabei in meinem Inneren gemacht hätte, wäre sicherlich nicht an einen palmengesäumten Sandstrand gegangen obwohl ich ja etliche solcher Reiseerinnerungen habe.

- Wie dem auch sei, es wäre eine wirklich schwere Prüfung gewesen und ich war froh, ihr nicht auf diese harte Art ausgesetzt gewesen zu sein.

- Und dennoch: so lange noch irgendwas geht, so lange geht es auch noch irgendwie.


- Oder wäre es doch eine „mission impossible“ geworden?

17. Juli 2010

Wurzeln

Nicht nur die Linde treibt ihre Wurzeln, sondern auch meine Verankerung in diesem nordischen Land wird immer stärker.

- Mittlerweile ist die Zeitspanne in der ich mein Leben in Schweden verbracht habe länger geworden als meine Zeit in Deutschland.
Auch wenn der kulturelle Unterschied nicht sehr groß ist, so ist er dennoch da und es ist nicht zu verleugnen, dass die jungen Jahre mehr prägen, als Jahre im späteren Leben.

- Aber zu meinem eigenen Erstaunen, so stelle ich fest, dass diese Lichtung, dieses kleine Haus mir das Verständnis für das neue Heimatland wesentlich näher gebracht haben.

- Ich gehe tatsächlich in mein fünftes Jahr als Verwalter dieses ”Torps” und die Tage und Nächte die ich zu jeder Jahreszeit hier verbracht habe, hinterlassen ihre Spuren denn das Haus hat Wurzeln die 160 Jahre zurück reichen und die ich hautnah zu spüren bekomme.

- Als das Haus erbaut wurde, lebten ungefähr 3,5 Millionen Menschen in Schweden und es gab schätzungsweise 100.000 solcher ”Haushalte”.
Die Kinderschar war trotz diesen engen Verhältnissen groß und sechs Kinder keine Seltenheit, so bedeutet das, dass ein großer Teil der Bevölkerung auf solch einfache, ja primitiven Art und Weise ihr Leben fristeten.


- Und dabei befanden sie noch nicht auf der untersten Stufe der Klassenleiter wenn man bedenkt, dass zu der Zeit sogar Menschen auf Auktionen von Bauern als Arbeitskraft gekauft wurden.

- Ja, es ist unglaublich, aber die Ärmsten der Armen wurden in Schweden und auch in Finnland feil geboten und konnten gekauft werden von der Gemeinde die mit dem Geld jenige welche ohne jegliche Versorgung waren zu unterstützten.
Ein Menschenleben war wenig wert zu der Zeit.

- Wie hart das Leben damals war, wie entbehrungsreich und arm, davon kann man sich heute kaum eine Vorstellung machen. Der Hunger war nie weit weg oder oft sogar ein Mitbewohner.
Die Sanitären Verhältnisse waren mehr als bescheiden wenn man bedenkt wie eng die Menschen gewohnt haben. Noch dazu, dass man in strengen Wintern die ein oder zwei kleinen Zimmer mit Hühnern und selbst dem Hausschwein teilte, damit die Tiere nicht erfroren.


- Kein Wunder dass der Schnaps reichlich floss, ja sogar als Bezahlung diente...und das Elend nur noch vergrößerte.

- Ich versuche oft, mir ein Bild zu machen wie sich das Leben hier wohl abgespielt hat und weiß nur zu wohl, in welchem Luxus und Überfluss ich mich befinde verglichen mit der Familie die hier lebte. Ich bin reich wie ein König im Vergleich.

- Und doch, so bekomme ich einen Eindruck wenn ich bei der Gartenarbeit oder beim Holz machen schwitze oder in ein kaltes Haus komme und ich den Atem sehe.
Vor allem an kalten, dunklen Winterabenden und langen eisigen Nächten so rückt diese nicht so abgelegene Zeit näher und ich fange an, die „Volksseele“ zu verstehen.

- Hunger, Kälte, Elend, Armut, bittere Not, Trunkenheit, Einsamkeit, Schwermut, Kälte, Dunkelheit, harte Arbeit nur um die Notdurft zu decken (und selbst das reichte nicht immer).
Rechtlosigkeit ( ein „Torpare“ was nicht einmal Besitzer der armseligen Behausung, sondern durfte als Tagelöhner dort wohnen und wurde oft vertrieben, wenn die Arbeit nicht mehr erbracht werden konnte) bis hin zur Sklaverei mit der Demütigung die damit verbunden ist.
Die Liste kann noch viel länger gemacht werden.


- Seit ich hier Zeit verbringe, so kann ich besser verstehen, warum es die Menschen geprägt hat, sie noch immer wenig Worte machten, viele noch immer Probleme mit dem Alkohol haben warum harte Arbeit ohne zu murren noch immer ein selbstverständlicher Teil für viele, hauptsächlich der älteren Generation, ist.
Ich kann verstehen, dass die Schwermut lauert die der Winter mit sich führt, warum Gleichberichtigung wichtig ist und der soziale Gedanke (noch) das politische Leben beeinflusst.


- Und ich bin mir meinem Reichtum bewusst ohne ihn als etwas Selbstverständliches hin zu nehmen.
Selbst dieses einfach Haus, das ja verglichen mit meiner Umwelt „arm“ ist, wäre vor gar nicht langer Zeit ein unerreichbarer Luxus für den allergrößten Teil der Bevölkerung gewesen.

- Dies alles ist wesentlich gegenwärtiger auf „Svenserum“, als es in einer Stadtwohnung mit Zentralheizung und fließendem Wasser je sein kann.


- Das sind ein Teil der Wurzeln von dem Land welchen ich auf diesem kleinen Fleck mitten im Wald begegnet und ein gutes Stück näher gekommen bin, ein Fleck der nach vier Jahren erleben auch einen Teil meiner Wurzeln ausmacht.

14. Juli 2010

Schattenreich

Es ist ein heißer Sommer heuer, und da ist das Thema ”Schatten” ja recht naheliegend. 


- Auf eine Art bin ich froh darüber, dass diese Lichtung im Schatten liegt. Nein, nicht im Schatten der Tannen, der ist mir zu dunkel, sondern im heute so seltenen: Radioschatten.



- Schon immer war die Mobiltelefonverbindung schlecht hier oben, ja an manchen Stellen kommt kein Anrufsignal durch und ich bin unerreichbar. Auch der Radioempfang ist schwächer.
Das Gleiche gilt für meine mobile Internetzverbindung, und auch wenn es manchmal langsam geht so finde ich es doch sehr positiv diesen Strahlen weniger ausgesetzt zu sein.

- Ich bin nicht beunruhigt darüber ob diese Strahlen, denen wir alle täglich ausgesetzt sind, schädlich für mich persönlich sind. Oder die Magnetfelder die vom Stromnetz ausgehen (obwohl, ich möchte nicht an einer Hochspannungsleitung wohnen!).

- Ich bin mir darüber bewusst, dass ich rein physikalisch gesehen nämlich davon beeinflusst werde.
Mein Körper besteht aus ca. 70 % Wasser, und H2O ist ein ”Dipol” oder anders ausgedrückt, so hat dieses Molekül einen Plus und Minus Pol. Und wenn ein solches Molekül in ein Magnetfeld gerät, so richtet es sich nach diesem Feld aus.
Diese Beeinflussung geht nicht von der Hand zu weisen.

- Was ich bei Stromausfall in der Stadt bemerke ist eine Art ”Ruhe” die plötzlich in der Luft zu spüren ist. Und das empfinde nicht nur ich so sondern auch andere Menschen im Wohnviertel registrierten das schon.

- Auch das ist einer der Gründe warum ich mich an kein Stromnetz anschließen will. Mit 220 Volt und noch dazu oszillierend will ich hier so wenig wie möglich zu tun haben.
Ich genieße und spüre auch diese Art der Ruhe hier im "Schattenreich".

- Allerdings so finde ich diese mobile Technik gleichzeitig faszinierend und nutze deren Möglichkeiten auch aus. 


- Nur weil ich es einfach belassen will, muss ich ja nicht auf alles verzichten.


***

12. Juli 2010

Nachtschatten

Dank den langen Tagen, so gedeihen die Kartoffeln auch noch weiter oben im Norden in der kurzen Saison aber dann sollte das Feld wie die Weinberge im Rheinland eine Hanglage nach Süden hin haben.

- Sie gehört zwar zu den Nachtschattengewächsen, das heißt aber nicht, dass sie nur im Schatten der Nacht wachsen, denn dann wäre sie im Norden nicht gut aufgehoben.

- Die Bezeichnung Nachtschattengewächs soll von dem alten Wort für "Albtraum" stammen: "Nachtschaden" und im Mittelalter wurden Menschen, die an Albträumen oder Kopfschmerzen litten mit einem speziellen Gebräu von einer Pflanze behandelt, die „Nachtschatten“ heißt und die später dann ihren Namen für Gewächse dieser mehr als 2000-köpfigen Familie gab.

- Es ist allerdings zweifelhaft, ob das Gebräu wirklich so gut half, denn eine Gemeinsamkeit ist, dass sie alle Alkaloide enthalten die giftig sind, so wie Tabak, Stechapfel und die Engelstrompete.

- Aus diesem Grund war auch die Kartoffel nicht immer gut angesehen.
Sie galt früher als "Teufelsfrucht" oder "Satansknöllchen". Und das nicht nur wegen der Inhaltsstoffe, sondern auch wegen der seltsam aussehenden Triebe, die aus der Kartoffel wuchsen.

- In anderen Kulturen hatte die Kartoffel allerdings schon lange einen Ehrenplatz.
Die Inkas hatten sogar eine Kartoffelgöttin, ”Axomama”. Und weil die Kartoffel für die Inkas ein Symbol der weiblichen Fruchtbarkeit war, durften nur die Frauen die Kartoffelpflanzen in die Erde setzen.

- Weit im Norden steht die Sonne um sieben Uhr abends und von Nachtschatten auf der Lichtung noch lange keine Spur.


- Dafür aber von einem Nachtschattengewächs um so mehr!

9. Juli 2010

Internationaler Treffpunkt

Der Flieder blüht und verströmt schwedischen Sommer.

- In diesem Land ist gerade diese Pflanze tief verwurzelt im Bewusstsein der Menschen und symbolisiert den Sommeranfang.

- Auch auf ”Svenserum” stehen ja Fliederbüsche von denen ich denke, dass sie hier angepflanzt wurden als das Häuschen um 1870 erbaut wurde.
Dabei ist dieser typisch schwedische Strauch ursprünglich in Südosteuropa und Asien zu Hause.
Er ist also genau so wie ich ein Einwanderer hier oben auf der Lichtung.

- Dann begann ich mich mal genauer umzuschauen...

- Da steht der Liebstöckel im dritten Jahr, wächst sich immer kräftiger und bewacht die Ecke an der Veranda. Kein Wunder dass er mit seinen tiefen Wurzeln als etablierte Pflanze in einem Sommer bis zu zwei Metern wachsen kann denn er hat alte Wurzeln, kam er doch schon vor 1000 Jahren aus dem südlichen Iran nach Europa eingewandert und hat jetzt seinen Weg gar bis hierhin in den Wald gefunden.

- Damit ist er so alt wie die Rosen (die sich alle vom Winter wo sie bis zur Erde hin abgefroren waren erholt haben) und deren Heimat genau wie die des Thymians und Majorans der Mittelmeerraum ist.

- Während die Gänseblümchen (die ich das nächste Mal hier in der Wiese ansiedeln werde), die Schwertlilien oben auf dem Erdkeller, die Akelei vor dem Gästezimmer, ja gar die Margeriten alles Eurasier sind, so gehören zu den wirklich Weitgereisten die drei Pfingstrosen und die Tränenden Herzen die gegen 1700 aus China kamen um hier mit Pflege heimisch zu werden.

- Die Zwiebeln im Kartoffelland haben ihren Ursprung im westlichen Asien, die Kartoffeln selbst kamen gar von Südamerika, während im Wald Tannen aus Nordamerika rauschen und das Elefantengras welches vor drei Jahren hier von mir gepflanzt wurde seine Heimat in Afrika hat.

- Und da, im Frühling, die blühenden Tulpen lassen aus der Türkei grüßen und ihm Herbst die südländische Herbstzeitlose.

- Eine meiner Favoriten ist die „Kroll-“  oder Türkenbundlilie (Lilium martagon) die in der ersten Hälfte des 16ten Jahrhunderts in Schweden introduziert wurde, aus Mittelasien stammt und vor dem Haus wohl schon seit 150 Jahren beheimatet ist.


- Je mehr ich mich umschaue, desto mehr ”Einwanderer” sehe ich und stelle fest: dieses kleine Torp "Svenserum” ist tatsächlich in Wirklichkeit ein internationaler Treffpunkt!


***


7. Juli 2010

Techinikalitäten

Hier kommt einfach mal wieder ein wenig Technisches zur Abwechslung.

- Windenergie ist kinetische Energie der Luftteilchen, welche sich mit der Geschwindigkeit \vec v bewegen. Eine Kreisfläche mit Radius \!\ r, die senkrecht zur Windrichtung steht, wird dabei in der Zeit \!\ t von folgender Masse \!\ m durchströmt:
m = V \rho = A \rho \vec v t = \pi \rho r^2 \vec v t\, .
Somit ergibt sich die kinetische Energie und daraus die Leistung des Windes zu:
E_{kin} = \frac{m \vec v^2}2 = \frac{\pi \rho r^2 \vec v^3 t}2\,    sowie    P_{Wind} = \frac{E_{kin}}t = \frac{\pi \rho r^2 \vec v^3}2\, .

 - Das ist zwar nicht unbedingt für jeden der “Stoff aus dem die Träume” gemacht sind, aber deshalb noch lange nicht uninteressant. Zumindest für mich nicht.


- Ich habe ja ein Messinstrument montiert um zu sehen ob und wie viel das Windrad denn so an Leistung bringt.
Immerhin, ich konnte sehen es funktioniert, denn an einem blasigen Tag so zeigte das Instrument, dass maximal zwar 4,5 Ampere aber nur 0,2 Watt in die Batterien geflossen sind. Das sind zwar keine überwältigende Mengen, allerdings habe ich später dann auch verstanden, wieso es so wenig sein musste.

- Spannungsmessungen an dem Drehstrom den das Windrad produziert zeigten mir, dass sie mit zunehmendem Wind größer wird (die Gebrauchsanweisung ist in der Hinsicht nicht besonders umfassend).
So maß ich bei ca. 2 m/s 3 x 4,1 Volt zwischen den Phasen, also 12,3 V aber kein Strom floss denn die Batterien hatten selbst schon 13,8 V, waren also voll. Bei stärkerem Wind waren es dann schon 3 x 5,0 V für kurze Zeit. Das Rad lädt zwar wie versprochen schon bei 2 m/s, aber nur unter der Voraussetzung, dass die Batterie unter dieser Spannung liegt, alos beginnt wirklich leer zu werden.

- Ich bekam auf jeden Fall ein „Aha-so-ist-das-also“ Erlebnis.
- Das Windrad war von vorneherein sowieso nur als „back up“ gedacht im Winter, wenn die Sonne nicht über die Baumwipfel kommt oder die Paneele vom Schnee bedeckt sind während ich zur See bin und sie nicht frei räumen kann. - Allerdings war letzten Winter auch damit nicht viel, denn es war wie schon geschrieben nicht nur kalt und meist bedeckt sondern auch recht windstill.


- Dann wurde endlich das neue Paneel mit einer Leistung von 60 W nach langem Warten geliefert und ich habe es zumindest provisorisch ausprobieren können um zu sehen dass es funktionstüchtig ist. Es wird geschützt vor Schnee vom Dachfuß noch vor dem Winter montiert mit Ausrichtung Süd-Südost und fängt zumindest für vier bis fünf Stunden im Winter Sonnenlich- Damit habe ich 510 W Photovoltaikenergie am Haus und einen leider doch wohl nur geringen Zuschuss vom Wind der maximal 450 W bringen könnte bei 10 m/s. 
Das ist allerdings eher theoretisch denn so viel wird es kaum hier oben auf der Lichtung blasen.


- Es muss jetzt reichen, denn mehr bin ich nicht bereit zu investieren. Es sei denn...es kommt was revolutionierend Neues!




- Ein „Stirlingmotor“ der seine Energie von der Schornsteinwärme erhält? Oder, oder...ich halte noch immer die Augen auf!

5. Juli 2010

Eine Art Wetterbericht

Wie sehr das Wetter uns Menschen doch prägt.

- Ich wohne ja schon lange in diesem Land hier oben im Norden mit seinen oft harten und immer dunklen Wintern und merke für jedes Jahr deutlicher, wie sehr es mich prägt.
Und richtig einprägsam wurde es, seit ich die letzten vier Winter immer wieder auch kurze Tage und lange Nächte in diesem einfachen Haus  verbringe.

- Ich weiß wie es ist, nur mit Holz zu heizen, mit wenig Elektrizität auszukommen, wie herrlich warmes Wasser ist, von anderen Bequemlichkeiten ganz zu schweigen.

- Um nicht zu frieren, so muss ich mich schon im Sommer um Feuerholz für den kommenden Winter kümmern wo jedes Scheit einen Wintergedanken beinhaltet. Damit ist diese Jahreszeit selbst an heißen Tagen gegenwärtig auf seine Art.


- Ich weiß aber auch, wie herrlich die Sommertage sind, wie einfach das Leben sich gestaltet wenn die Libellen statt den Schneeflocken über die Lichtung tanzen, die Vögel ihre Melodien pfeifen statt den Herbstwinden und die Natur einen Überfluss an Grün statt Weiß bietet.

- Aber selbst wenn das Leben am leichtesten erscheint, selbst dann lauert der nächste Winter schon irgendwo als ”Hintergedanke” in den Köpfen der Menschen und prägt ihr Dasein.
Es ist wohl einer der Gründe, warum diese sanfte Melancholie, diese schwebende Schwermütigkeit selbst an einem heißen Mittsommertag nie ganz weicht.
Und der vergangene Winter steckt auch mir noch tief im Bewusstsein gerade weil ich ihn hier so unmittelbar erlebt habe.


- Nein, es trübt nicht die Freude an solchen langen, hellen Tagen wo die Schatten kurz sind, die Sonne, kaum dass sie unter den Horizont getaucht ist, auch schon wieder als Aurora ihre Strahlen über die Baumwipfel streckt.

- Im Gegenteil; gerade zu wissen wie kurz diese Zeit ist, lässt mich die Leichtigkeit mit der es sich an solchen Tagen lebt erst richtig bewusst werden und genießen.


- Und doch, so rieselt sachte der allerfeinste Pulverschnee selbst an einem heißen Sommertag auf dieser Lichtung in diesem nördlichen Land auch auf einen Rheinländer und pudert ihn mit leichten Melancholie- gemischt mit etwas Schwermütigkeitsflocken.

Lagebericht

Obwohl die Zeit in der ich aktiv sein konnte leider viel zu kurz war diesmal, so sind doch ein paar Dinge geschehen.

- Erst hiess es das Kartoffelland vorzubereiten denn es war schon Mitte Mai. Alle Wiesen wurde geschnitten damit ich genug Material zum Mulchen bekam.


- Dann das eingestürtzte Dach erst einmal auf Seite geräumt und Holz genug für den nächsten Winter ist schon in der Scheune Dank Hilfe von Freunden.

- Das Messinstrument für das Windkraftwerk ist installiert und funktioniert, das neue Sonnenpanel ist ausprobiert aber kam nicht mehr an seinen Platz.

- Allerdings macht es nichts, es muss erst im Herbst unter das kleine Fenster montiert werden für den kommenden Winter.

- Sogar die halbe Scheune hat frische „Falu“ Rotfarbe bekommen.
- Und dann bekam ich ja auch (unfreiwillig) mehr Zeit zum Nichtstun als mir lieb war.
Auf dem Bauch im Schatten liegend erschien ich wohl sehr ungefährlich, denn ein Rotkehlechen landete nur einen Meter von meinem Gesicht entfernt und schaute mich verdutzt an als ich meine Augen bewegete. (In der Stadt landete gar ein Spatz auf meinem Po und hüpfte unerschrocken darauf herum. Ob er mir wohl eine Massage verabreichen wollte?)

- Dennoch so habe auch ich Sommertage geniessen können, bei 28 Grad im Schatten gelegen und der Natur beim Wachsen und Sein zugeschaut und -gehört.


- Die Kartoffeln wachsen mittlerweile und auch drei Reihen Ableger der alten Sorte von Erdbeerpflanzen die hier oben gedeihen sind dazu gekommen.

1. Juli 2010

Zwangspause II

Seit heute bin ich wieder an Bord und Zeit zum Schreiben...so dachte ich!

- Doch leider geht das Internetz nur sehr begrenzt oder auch gar nicht wie ich als Erstes zu hören bekam.

- Keine private Mail, keine Bilder im Blogg zu sehen ( ich "schiesse" blind), ich humpele noch nach dem Streifschuss der Hexe, der Wanderurlaub ist geplatzt und wenn ich in sieben Wochen wieder an Land bin ist es Spätsommer und die Zeit der kurzen Schatten ist vorbei für dieses Jahr...fehlt nur noch ein voller Sturm auf der Ostsee!

- Aber sowas kann doch einen Seemann nicht erschüttern...


- Kapitän "Ahab" lässt grüssen!