16. August 2010

Homo ludens


Wenn das Leben zum „Kinder“-spiel wird...

- Wie könnte es einfacher und leichter sein als Aufgaben gleich welcher Art spielend zu bewältigen?
Mir geht die Arbeit nie leichter von der Hand, als wenn ich sie mit links oder „spielend“ erledige.

- Dann gibt es keine Probleme, sondern nur die Suche nach einer Lösung für etwas Kniffliges und da der Geist nicht blockiert ist durch irgendwelche Zwänge, so finden sich die Lösungen meist recht leicht.

- Du sagst: „So einfach geht das aber nicht. Wo bleibt denn der nötige Ernst bei der Sache?“

- Es reicht einem Kind beim Spielen zuzuschauen und schon wird deutlich, mit welch tiefem Ernst es dabei ist und er auch bei einem Spiel nie fehlt. Im Gegenteil.

- Doch auch die Selbstvergessenheit bekommt Platz, man kann in ein Spiel „versunken“ sein und gerade in dem Selbstvergessenen arbeitet die Phantasie frei und ungezwungen und kann blühen, ausprobieren, verwerfen ohne frustriert zu werden und unkonventionelle Lösungen finden.

- Ganz abgesehen davon, so werden ganze Welten erschaffen beim Spiel.

- Spielen müssen wir Menschen zu Anfangs nicht lernen, das können wir, doch auf unerklärliche Weise verlernen viele von uns das mit zunehmendem Alter.
Aber ich denke es ist wie mit dem Radfahren. Kann man es einmal so verlernt man es nie auch wenn die ersten Versuche etwas wackelig und unsicher werden.

- Selbst werde ich in ein paar Tagen wieder in die Rolle vom „Verwalter auf Svenserum“ schlüpfen und die Arbeit und neuen Projekte spielend leicht erledigen. 

- Es gibt keinen Zwang, es geht nicht um das Überleben sondern die Freiheit auf der Lichtung meine Ideen zu verwirklichen lässt mich die Verantwortung, die mit Besitztum einhergeht, leicht tragen und macht die oft recht anstrengende Arbeit zum Spiel.


- Und ist es nicht so? Schaffe auch ich nicht „eine ganze Welt“ für mich auf dieser Lichtung?

- Kann ich dabei noch eine Stunde der Selbstvergessenheit erleben so ruht meine Seele aus.


- Und wer hat schon gegen „Seelenruhe“ etwas einzuwenden?

12. August 2010

Die Reinlichkeit der Dinge

Und wenn es noch so einfach oder gar armselig ist, zur wirklichen Misere aber wird es, wenn es auch noch schmutzig ist.

- Viel Verschiedenes habe ich in meinem Leben gelernt und damit meine ich nicht nur in den vielen Schulen die ich besucht habe.
Das Leben selbst lehrt den der die Augen aufhält und lernen will.

- Nicht nur die „Ordnung der Dinge“ habe ich für mich als richtig eingesehen, sondern auch die „Reinlichkeit der Dinge“.

- So wie ich meine Hütte einmal die Woche von Dach bis Boden putze, so mache ich es im Torp. Selbst wenn ich nur ein paar Tage dort verbracht habe, so putze ich feucht, leere die Asche wenn nicht noch ein Feuer brennt, fülle im Winter die Holzvorräte auf, trage im Sommer Wasser ins Haus.
Es soll ganz einfach sauber und einladend sein wenn ich das nächste Mal die Haustür öffne.

- Aus dem gleichen Grund läuft auch ein Ventilator, getrieben von einem kleinen Sonnenpanel, automatisch an wenn es hell genug wird und bläst Luft aus dem Haus.
Ich möchte keine „abgestanden Luft“ im Haus haben. Es riecht zwar immer ein wenig nach Rauch und Feuerstelle, aber nie muffig und auch klamm ist es selbst im Winter nicht.

- Warum ich damit versuche so genau zu sein?

- Ganz einfach, denn es ist für mich wie für die Bienen bei Imker Dralle.
Wie hat Wilhelm Busch es noch formuliert?

„Schau! Bienenlieschen in der Frühe
bringt Staub und Kehricht vor die Tür;
Ja! Reinlichkeit macht viele Mühe,
doch später macht sie auch Pläsier.“

- „Mor Wikström“ hieß sie, diese Frau in der recht armseligen Hütte.


- Aber ihre Schürze ist blütenweiß und wenn man das Bild vergrößert, so hängen saubere Spitzengardinen im Fenster, Topfblumen stehen auf dem Fensterbrett zur Zierde und das Zimmer war sicher blank und sauber.

11. August 2010

Tiefere Wurzeln

Die Wurzeln reichen noch weiter zurück als ich dachte.

- Es fängt schon mit dem Wort „Lichtung“ an, dessen Ursprung sich im indogermanischen Wortstamm  „leuko“ (wie in „leuchten“) wiederfindet und ist damit eines der Vielen, die mit Natur und Ackerbau verknüpft sind und deren Wurzeln sich bis ca. 4000 Jahre vor unserer Zeitrechnung zurückverfolgen lassen bevor sie sich im Nebel der Vergangenheit verlieren.

- Nicht nur viele Baumnamen wie beispielesweise des Apfels oder „abel“, sondern auch Kräuter haben ihre Wurzeln dort.

- So heißt der „Wermut“ mit seinem bitteren Geschmack auf Schwedisch „Åbrodd“ während „bitter“ der Indogermanen „aibra“ hieß.
Nicht nur ich schmecke die Ähnlichkeit denke ich?

- Und da die Zeit langsam wieder naht, in der ein Feuer oder den Indogermanen ihr „egnis“ gute Dienste leistet...so wussten es die Lateiner und übernahmen nicht nur das Feuer sondern auch das Wort: 

„In hyeme ignis semivita est hominis“
„Feuer im Winter ist des Menschen halb leben“

- Die Kirche schuf sich die heilige Agnes welche selbst über das Feuer des Scheiterhaufens Macht hatte und es vor sich zurückweichen liess.

- Und dass die Germanen schon das Wort „þurpa“ benutzten um eine Schar die sich zusammendrängt zu bezeichnen, so wundert es mich nicht mehr warum ein „Torp“ so heißt wenn ich daran denke wie eng es hier gewesen sein muss mit zwei Erwachsenen und drei Kindern.

- Es ist wie hier im Wald mit der Mykorrhiza:


- Alles Leben ist auf wundersame Weise miteinander verwoben... 

3. August 2010

Die Ordnung der Dinge

Ob es an dem Chaos in der Umwelt liegt oder an meiner eigenen Ein-und Ansicht, egal, es ist mir wichtig eine Ordnung der Dinge zu haben.

- Meine eigene Erfahrung hat mich gelehrt: Ordnung zu halten macht das Leben einfacher auch wenn der Arbeitseinsatz mir manchmal zuwider ist und ich mich dazu am eigenen Kragen packen muss. Ich bin oft selbst darüber erstaunt, denn ich war nicht immer so ordnungsliebend.
Dafür fühlt es sich um so besser an, wenn die Arbeit getan ist.

- Wenn ich etwas brauche, dann will ich nicht erst suchen müssen, wenn ich mich umschaue, dann will ich nicht achtlos Hingeworfenes sehen sondern eine leicht überschaubare Welt in der die Dinge ihren Platz haben und die auf mich gepflegt wirkt.

- Es muss beileibe nicht pedantisch sein, und das was gerade gebraucht wird darf auch „rumliegen“, auch das kann nicht anders sein. Aber ist eine Arbeit abgeschlossen, dann gehört das Werkzeug zurück auf seinen Platz und ein Spaten der vergessen auf dem Land im Regen steht und verdirbt ist für mich ein Zeichen von Lieblosigkeit bei der Sache.

- Irgendwo bleibt natürlich immer eine Ecke die Gerümpel sammelt denn auch so eine Ecke hat ihren Platz und wird gebraucht, aber Überhand nehmen soll es bei mir nicht und soll mir auch nicht direkt ins Auge fallen.


- Einige Dinge haben ihren Platz gefunden Dank dem neuen Boden in der Scheune, aber noch warten Andere darauf, geordnet zu werden.


- Ich finde es schlicht und einfach schön und wohltuend, wenn Ordnung herrscht.


***

2. August 2010

Ein Fenster zur Zeit ein Fenster


Weit bin ich herumgekommen...fast sogar bis an das Ende der Welt.

- Ob es die chinesische Mauer wo ich in einem alten Teil eine Nacht in einem halbverfallenen Turm verbrachte oder ob es das Korallenmeer mit seinen Atollen war. Ob es der Himalaya, die Anden oder der Fujijama, ob die lybische Wüste mit Fatamorgana, der Djungel in Malaysia oder die vereisten Lofoten waren, ein kochendes Kalkutta oder ein Sturm im nördlichen Eismeer mit Wellen wie ich sie nie mehr gesehen habe, aber Kap Horn und die Biskaya hingegen bei glatter See: immer bin ich der Welt entgegen gefahren. 

- Auf lehmigen Djungelwegen über Sumatra, auf einer Straße die sich 1000 km nur geradeaus durch die „Nullabor“ in Australien streckt, auf Eisenbahnschienen von Peking nach Moskau war ich unterwegs.

- Ja, ich bin tatsächlich ein „befahrener“ Mensch geworden, habe auf alle fünf Kontinente meinen Fuß gesetzt und noch immer fahre ich...jetzt die Hälfte des Jahres auf dem Wasser.

- Das Eigenartige ist, ich habe festgestellt: um die Welt zu sehen, wirklich zu sehen so reicht es mich einfach an ein Fenster zu setzen und mir die Zeit zu nehmen und sie einfach verstreichen lasse. Dann kommt die Welt mir entgegen stattdessen dass ich hinaus fahre.

- Es gibt immer etwas zu entdecken, es geschieht immer irgendetwas und sollte einmal Stille, Ruhe und Bewegungslosigkeit zu erleben sein...so bewegt sich das Licht.

- Egal ob die Sonne scheint, ob es regnet, schneit oder grau in grau ist. Das Licht verändert sich. Aber nur wer Zeit mitbringt wird es gewahr, denn es ändert sich nicht im Sekundentakt.

- Es ist lange her, dass ich die Möglichkeit hatte durch das Rechtecke eines Fensters auf "Svenserum" die Zeit ungestört betrachten zu können und ich merke wie es mir fehlt, denn immer dann so bin ich wieder unterwegs, wieder auf Reisen.

- Allerdings, diese Art des Reisens bedarf keines Fahrgeldes, es sei denn ein wenig Kleingeld der Träume, der Phantasie und ein paar Groschen Geduld.

- Wo sie hinführt? 
Wer weiß das schon im Voraus?


- Aber es ist leicht möglich, dass sie sogar über das Ende der Welt hinausführt wenn man zur Zeit durch ein Fenster schaut...