20. Februar 2011

Navigare necesse est…

Vivre non est necesse.

- Naja, dass das Navigieren oder Segeln notwendig ist, da halte ich mit. Aber auch zu leben ist notwendig, da bin ich nicht einer Meinung mit Pompejus!


- Mittlerweile habe ich ungefähr komplette 8 Jahre meines Lebens zur See verbracht, Wasser statt Erde unter den Füssen, eine Welt die selten still ist sondern immer bewegt,  ob durch Maschinen- oder Wellenkraft.

- Natürlich hinterlässt dieser Lebensstil seine Spuren wie alles oft Wiederkehrende im Leben seine Spuren und Falten hinterlässt.
So bin ich es gewohnt, Vertäuungen gehen zu lassen und „ins Blaue“ zu segeln, und so habe ich auch gelernt einen sicheren Hafen oder Ankerplatz zu schätzen.

- Auch wenn meine Arbeit viele Routinen beinhaltet und ich die meisten Stunden in einem schwimmenden Bureau sitze ( oder knie da der Seegang das Sitzen unmöglich macht) so ist doch kein Tag wie der andere. Zum einen sorgt der ständige Szenenwechsel dafür, zum anderen so ist das Meer oder die See nie gleich.
Jede Welle ist einzigartig!
Und keine festen Arbeitszeiten tun das Ihrige dazu.

- Viele meiner Kollegen, vor allen denen die zur Hochseefahrt gehören, haben den Boden unter den Füssen verloren, etwas dass ich nur zu gut verstehen kann. Auch ich habe zweimal sechs Monate Weltmeere zu schmecken bekommen und 10.000 Meter Wasser unter dem Kiel gespürt. Ich bin auf  der langen Dünung mitten im Stillen Ozean geritten und ja, es ist ein Erlebnis der besonderen Art.
Ich kann verstehen dass es zur Droge werden kann die einen nur schwer wieder loslässt.

- Umso wichtiger ist es einen Platz zu haben, an dem ich Wurzeln verspüre, und zwar nicht nur Wurzeln mit einem geliebten Menschen, sondern auch Wurzel mit der Natur an sich.
Wenn schon ein Garten so ein Platz ist um Wurzeln zu schlagen...wie viel mehr nicht ein Platz der umgeben von Bäumen eingebettet in der Natur liegt?
  
- Ja, auch dieser „Lebensstil“ hat schon seine Spuren bei mir hinterlassen und Erfahrungen gebracht die ich ohne diese Lichtung mit dem kleinen roten Haus nie gemacht hätte.
Selbst wenn nicht alle nur „angenehm“ waren bisher,  missen will ich sie nicht!
So wird zum Beispiel ein krummes Fingerglied das ich mir an diesem Platz eingehandelt habe mich täglich für den Rest meines Lebens an dieses Haus erinnern, auch wenn ich schon morgen nicht mehr der Besitzer und Verwalter sein sollte!

- „Navigare nescesse est“ damit ich sicher durch den Ärmelkanal komme und in ein paar Tagen auch sagen kann:


- „Vivre nescesse est!“ wenn ich als erstes Zeichen dass das Haus noch steht den Schornstein vom letzten Stück des Weges aus zu meinem sicheren Ankerplatz sehen werde.

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18. Februar 2011

Austausch

Milford Haven – Amsterdam – Svenserum. So lautet der Fahrplan nächste Woche.

- Mein Törn nähert sich langsam wieder einmal dem Ende entgegen und wie immer so macht sich die Vorfreude schon ein wenig bemerkbar.
Wenn alles klappt wie geplant (etwas das es selten tut in diesem Geschäft), so tausche ich Mitte nächster Woche wieder die See gegen den Wald.
Diesmal war die Zeit an Bord nicht gar so anstrengend und kräftezehrend, ein paar neue Häfen so wie Plymouth mit einem Besuch in dem "national aquarium" und Milford Haven waren auch dabei, das Tempo nicht gerade so atemraubend wie beim letzten Törn.

- Aber ich bin froh nicht nur dieser „öligen Welt“ für eine Weile den Rücken zu kehren sondern auch genau so froh, der Welt überhaupt für ein paar Tage zu entgleiten.
Manchmal reicht es mir ständig auf ein Neues zu lesen wie es um unsere Welt und unserem Mit- oder eher Gegeneinander bestellt ist.
Manchmal habe ich schlicht und einfach die Nase voll von allen schlechten Botschaften, von der Jagd nach dem Geld, von den Kriegstreibern und Machtgierigen und nicht zu Letzt auch von der immer wiederkehrenden Nachtarbeit an Bord.

- Ja, es tut mir gut dies alles mal für eine Weile einfach hinter mir zu lassen, mich nicht zu kümmern, nicht zu lesen und zu hören von der „großen Welt“, sondern nur meinen eigenen, bescheidenen, kleinen Arbeiten nachzugehen im eigenen Takt und wann es mir passt.
Ausserdem: die Welt kommt bestimmt auch ohne mich (un)klar.

- Es ist richtig für mich wenn der Alltag immer wieder einmal auf  das Wesentliche schrumpft.
Wo nur Wärme, Essen, Trinken, Schlafen und ein gutes Buch als Unterhaltung reichen und eine Sauna als Luxus obendrein mich weich und warm werden lässt.


- Ich tausche allerdings nicht nur die See gegen den Wald, sondern auch den beginnenden Frühling in Südengland gegen Winterende in Schweden.

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15. Februar 2011

Eine unglaubliche Reise

Selbst auf die Gefahr hin, dass mir so manche/r zu Anfangs nicht Glauben schenken wird, mich auslacht oder einen Spinner nennt...aber spätestens am Ende der Geschichte nicht anders kann als von dessen Wahrheit überzeugt zu sein...

- Es war im August letzten Jahres, die Abende wurden schon wieder früh dunkel aber noch war die Wärme des vergangen Sommers in der Luft und wie geschaffen um mit einem Glas Wein den ersten Sternenhimmel wieder zu bestaunen.
Das Band der Milch- oder wie sie hier heißt „Winterstrasse“ war wieder über der Lichtung zu sehen nachdem es den ganzen Sommer über den hellen Nächten wegen unsichtbar war.

- Ich saß also in aller Gemütsruhe und bestaunte wieder einmal die Sternenpracht als etwas Eigenartiges geschah.
Ich weiß nicht wie ich es beschreiben soll, ob ich kurz einen „black out“ hatte oder was mit mir von statten ging. Eben saß ich noch mit einem Glas Wein auf der Lichtung und im nächsten Augenblick war ich an Bord eines, ja lache nur, Raumschiffes!

- Ich weiß, es hört sich an als hätte ich nicht mehr alle (fliegenden Unter-) Tassen im Schrank, aber es ist tatsächlich die reine Wahrheit.
Eben noch hörte ich Grillen zirpen und den Bruchteil einer Sekunde später war ich in den Tiefen des Weltraums unterwegs mit der unglaublichen Geschwindigkeit von sage und schreibe: 190375 km/h laut Bordcomputer, und ich hege wenig Zweifel an deren Richtigkeit.

- Aber was sind schon 190375 km/h gegenüber der Lichtgeschwindigkeit. Die Reise verlief also noch immer in behaglichem Tempo.

- Dieses interstellare Schiff hatte unüberschaubare Ausmaße und es gab alles an Bord, das ein Leben für lange kosmische Reisen aufrechterhalten konnte. Genauso so war die Anzahl der Besatzungsmitglieder von einer Größenordnung die ich nicht greifen konnte.

- Was mich direkt erstaunte war, welches Vertrauen man an die technischen Lösungen hatte um das Schiff in Gange zu halten während dieser Reise ins Ungewisse.
Denn wen ich auch fragte; niemand wusste das Ziel der Reise sondern es war wie im „Krieg der Sterne“...man vertraute der „Kraft“ auf dem richtigen Weg zu sein.

- Ich traf recht viele verschiedene Besatzungsmitglieder welche alle ihre Aufgabe hatten nur zur Brücke selbst bekam ich weder Zugang noch wusste niemand den ich fragte, wer denn eigentlich den Befehl an Bord hatte.
Man sah zwar immer wieder einmal Offiziere, aber damit hatte es sich dann auch.

- Wie lange ich an Bord war weiß ich nicht, aber ich erinnere mich genau daran, dass plötzlich „Alarmstufe zwei“ (von drei möglichen) angekündigt wurde.
Irgendetwas mit der Energieversorgung und dem System der Lebensaufrechterhaltung schien nicht recht zu funktionieren, Unruhe machte sich auf dem Raumschiff bemerkbar.
Die Warnungssignale wurden immer stärker und plötzlich...fand ich mich bei einem Glas Wein sitzend auf der Lichtung wieder!

- Hatte man mich einfach kurzerhand wieder „zurückgebeamt“ wie bei dem Raumschiff Enterprise?
Ich kann darauf beim besten Willen nicht antworten denn das liegt für mich in Dunkel gehüllt.
Aber ich kann mich genau daran erinnern, das Sternbild „Orion“ räumlich von der Seite gesehen zu haben. Auch einen Blick auf den „Andromeda Nebel“, die Galaxie die uns am nächsten liegt, habe ich von oben werfen können.


-Die Tiefe des Raumes wird für den Rest meines Daseins ein unvergessliches Erlebnis bleiben und auf immer seine Fazination auf mich ausüben.

- „Das hier glaubt mir niemand wenn ich es erzähle“ dachte ich nur und deshalb habe ich bisher auch nicht darüber berichtet.

- Viele der Einzelheiten dieser unglaublichen Reise verblassen langsam immer mehr, allerdings den Name des Schiffes werde ich auch nicht vergessen!

- Wie er lautet willst Du wissen?


„Tellus“ heißt das gute Schiff, hier zusammen mit der kleineren "Tellurium" unterwegs durch die Tiefen des interstellaren Raumes.

-Willkommen an Bord!

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14. Februar 2011

Der Erdkeller

Jedes ältere Haus auf dem Lande hat einen, oder gar zwei. Einen für die Früchte des Himmels und einen für die Früchte aus der Erde.

- Früher sägte man Eisblöcke und verwahrte sie in Sägemehl im Keller und damit blieben selbst in einem heißen Winter die Temperaturen nur ein klein wenig über Null Grad.
Und da Clemens aus Südnorwegen gerne ein wenig mehr wissen will wie es um meinen Erdkeller beschaffen ist, so...

- Ich denke er wurde so um die vierziger Jahre gebaut, oder besser in Beton gegossen. Es ist im Grunde ein Betonwürfel von knapp 3 mal 3 Metern Grundfläche und 1,90 Höhe der ungefähr vierzig Zentimeter tief in der Erde eingelassen ist.
Vor dem Eingang ist ein zweiter gegossener kleiner Raum und somit hat der Keller zwei Türen. Ich denke es ist wegen der Isolation, damit es im Winter keine Minusgrade hat.
Beide Türen schließen dicht ab und Mäuse hatte ich bisher noch nie. In der Deckenmitte und oben an der  hinteren Wand sitzt ein Dachkennelrohr zur Belüftung.

- Ich verwahre im dritten Winter meine Kartoffeln und auch Farbtöpfe im Keller und bisher waren es noch nie Minusgrade und im Sommer hält er so um die fünf bis sechs Plusgrade.
Die Erdschicht ist unten am Fuß sicherlich fast zwei Meter und verjüngt sich nach oben hin. Auf dem Flachdach liegen wohl dreißig Zentimeter. Kommt dann früh der Schnee, so isoliert auch diese Schicht gegen Bodenfrost.
Es ist immer leicht feucht im Keller, ob er mit Bitumen oder ähnlichem außen geschützt ist weiß ich nicht. Ich denke aber nein. Von daher so schimmelt Holz allerdings nach ein paar Jahren habe ich den Eindruck, einen alten Bretterboden hat mein Vorgänger rausgerissen wie ich weiß.
Bisher habe ich den Keller einmal gekälkt und an der Oberkante mehr Grassoden aufgeworfen.

- Was mich wirklich von der Qualität als Kartoffelkeller überzeugt hat: ich habe eine Handvoll vergessener Knollen letzten Sommer gefunden die noch vom Jahr davor waren. Und ich denke ich kann sie als Saatgut sogar noch diesen Sommer wieder verwenden.
Die Keime von der vorletzten Ernte waren selbst im Mai noch keine zwei Zentimeter lang geworden und die Schale nicht verrunzelt sondern so fest als wären die Knollen gerade eben geerntet worden. 

- So hat also dieses kleine Haus einen begehbaren Kühlschrank der nicht eine Kilowattstunde Energie verbraucht im Jahr. Na bitte. Luxus pur!
(Dass ich im Winter durch eine "Gefriertruhe" laufen muss um an den "Kühlschrank" zu kommen gehört nunmal einfach dazu.)


- Und wohl eingebettet im Schnee liegt die Temperatur gleichbleibend bei drei bis vier Plusgraden selbst während einem strengen Winter.

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13. Februar 2011

Es liegt "etwas" in der Luft

Der Unterschied ist nicht nur wie Tag und Nacht, sondern auch wie Sommer und Winter und könnte kaum grösser sein.
Es ist ganz so, als würde ich an verschiedenen Plätzen sein, je nach Tages- oder Jahreszeit.

- Die Szenen, obwohl die gleiche Bühne, wechseln so dass es immer wieder neu erscheint im Auge des Betrachters. Jetzt fängt bald das fünfte Jahr als Verwalter dieses Fleckchens Erde bei mir an und der Platz ist mir sehr vertraut geworden durch die Jahre.

Aber selbst nach dieser Zeitspanne bin ich immer wieder erstaunt, wie anders sich das Leben abspielt und wie abhängig das Dasein ist von den Jahreszeiten.
Der vergangene Winter war hart, wie auch der Winter davor, das Leben auf „Svenserum“ war im wahrsten Sinne des Wortes auf „Eis gelegt“, es ist mir schwergefallen dort zu sein und ein paar Tag und Nächte an einem Stück zu verbringen. Diesmal war der Winter lähmend und die Dunkelheit kräftezehrend.

- Dafür ist das Leben umso anders wenn die Sonne und Wärme zurückkommen.
Das Leben wird leicht, die Fenster und Tür stehen offen, selbst schon im Februar ist es zu spüren wie sich der Winter des schweren Mantels entledigt und Leichtigkeit wieder in das Dasein kommt.

- Nicht zuletzt merke ich es am Holzverbrauch und der Arbeit die damit verbunden ist. Der Bewegungsraum wird wieder grösser, die Waldwege begehbar und frische Winde wehen bei geöffnetem Fenster durch das Haus.
Die Sonne schiebt sich wieder für ein paar Stunden am Tag über die Baumwipfel und bringt mir ihren Strahlen Wohlgefühl und sogar Wärme ins Zimmer.
Dann ist es an der Zeit, die Fenster zu putzen damit kein Schmutz das klare nordische Licht beeinträchtigt.

- Die Nase bekommt ihren Teil wenn es wieder nach Erde statt nach Schnee riecht, die Luft wieder voller wird. Von den Ohren und dem Vogelgezwitscher das anfängt den Wald wieder lebendig werden zu lassen ganz zu schweigen.

- Und schon jetzt liegt die Vorfreude in der Luft auch wenn es vergangen Nacht wieder Minus 16 Grad waren wie ich hörte.
Sommer und Winter sind wie Tag und Nacht in der Zeitspanne eines Jahres und gerade durch die „Unbequemlichkeiten“ die „Svenserum“ zu bieten hat, erlebe ich den Unterschied umso intensiver.

- Winternacht...


- und Sommertag


- Es ist zwar erst Mitte Februar, doch schon liegt diese "Etwas" in der Luft und der Umschwung ist vorbereitet!

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12. Februar 2011

Abstinenz

Beinahe fünf Wochen sind es jetzt her, dass ich ein paar Tage im Wald verbracht habe und ich bekomme schlicht und einfach Abstinenzerscheinungen.

- Mir fehlt es mittlerweile, diese Zeit nahe der Natur und nur in meiner eigenen Gesellschaft und die Zeit der Schweigsamkeit die damit folgt. Dabei erinnere ich mich nur zu gut wie es war, als ich das erste Mal in meinem Leben drei Tage lang alleine erlebte, ohne eine Menschenseele zu treffen und die „Lappenkrankheit“ mich überkam.

- Dahingegen verblassen die kalten, dunklen Tage des vergangenen Winters mit dem zunehmenden Licht immer mehr und die positiven Erinnerungen an erlebte Frühlingstage nehmen überhand.

- Aber noch muss ich mich in Geduld üben denn es wird Ende Februar werden, bis ich die Tür aufschließen kann und das Haus mich wieder mit seinem bekannten Geruch nach harzigem Feuer empfängt.


- In Bildmitte liegt der Platz an dem ich immer wieder meine Ruhe finde.

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11. Februar 2011

Sommerarbeiten

Wie immer, so habe ich für den kommenden Sommer Ideen und Arbeiten die ich mir vornehme.
Und wie immer werden natürlich nicht alle realisiert werden und manche verbleiben ganz einfach Träume.

- Ich gehöre zum Glück zu den Menschen, die keinen Urlaub bekommen, sondern ein Tag zur See bedeutet einen Tag bezahlt an Land.
Also habe ich in ungefähren Abständen von fünf Wochen immer wieder gleichlange frei und von daher nie den Stress, dass meine Urlaubstage für Unterhaltsarbeiten verwendet werden.
Ich habe ganz einfach Zeit genug.

- Außer der Waldarbeit, angefangen letzten Herbst und die ich nun zu Ende führe, so steht malen auf der Liste auch dieses Jahr.


- Ganz ist der Stall nicht fertig geworden, da ist noch eine Gerümpelecke die ich noch nicht in Ordnung habe, also auch ein Projekt für diesen Sommer.
Und die drei großen Wasserbehälter aus Plastik will ich versuchen loszuwerden, denn ich werde sie wohl kaum jemals anwenden.

- Aber als Erstes so heißt es den Schornstein und die Öfen fegen wenn die Heizsaison vorbei ist. Das muss sein schon allein wegen der Brandgefahr.
Und dann das Kartoffelland wieder herrichten, denn auch dieses Jahr werde ich wieder meine eigenen Erdäpfel ziehen hier oben!
Ich habe überlegt, ob ich mir eine Fräse anschaffen soll, auch für den Garten in der Stadt.
Aber zum Einen habe ich eine Abneigung gegen Verbrennungsmotoren, zum Anderen brauche ich sie nicht wirklich, ich komme mit meiner eigenen Muskelkraft genauso gut klar.
Außerdem finde ich solche Messer die die Erde aufwühlen nicht gut für die Würmer im Boden.
Und da ich alles mit einer dicken Schicht Grasschnitt abgedeckt habe, so brauche ich wohl noch nicht einmal umzugraben!

- Das kaputte Sonnenpanel bekam ich ausgetauscht und da heißt es also auch das wieder zu installieren. Allerdings bin ich mir noch nicht sicher ob ich nicht einen besseren Platz für den kommenden Winter aussuche. Ich habe mir den Lauf der Sonne im Dezember mal genauer angeschaut und weiß wo ich ihre Strahlen fangen kann. Mal sehen was daraus wird.
Die Batteriebank ist schlecht, ob es an einer Batterie liegt oder ob alle alt sind muss ich auch herausfinden. Vielleicht bin ich gezwungen neue zu kaufen, aber dann wird es eine bessere Qualität werden.

- Außerdem wie immer Kleinigkeiten die so anfallen aber nicht der Rede oder Planung wert sind.

- Und dann habe ich noch so eine Idee bekommen. Der Rasenmäher steht im Saunavorraum, denn dort kann ich ordentlich abschließen.
Vielleicht kaufe ich eine extra Vorratshütte im Bausatz. Es gibt sie ab 7 Quadratmeter Größe und sind fertig gesägt und leicht aufgebaut.
Aber es heißt einen passenden Platz dafür zu finden...und ob es denn wirklich nötig ist? Das werde ich mir in aller Ruhe durch den Kopf gehen lassen!

- Und wie jedes Jahr, so heißt es die Axt zu schwingen und wie der Buntspecht ein „klock...klock“ hier oben durch den Wald klingen zu lassen.
Allerdings nicht im gleichen Tempo wie er, der noch immer in der großen Espe am Stall seine Nahrung findet und mir schon seit Jahren hier oben Gesellschaft leistet.

- „Svenserum“ so einfach dieser Platz auch ist, so bietet er einen Luxus der unbezahlbar ist:
dieses kleine Haus hat Zeit in Hülle und Fülle.


- Erst recht zum "Nichtstun"!

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8. Februar 2011

Geradlinigkeit

Als Charaktereigenschaft wird Geradlinigkeit geschätzt und ist positiv angesehen, als Wohnmiljö finde ich sie jedoch „verwerflich“.

- Wie gut tut es nicht, wenn meine Wohnstelle nicht nur mit dem Winkelhaken gezeichnet und gebaut ist. Ich brauche dazu keine „wissenschaftlichen“ Untersuchungen die mir zeigen: es ist menschengerechter wenn ich in einem unsymmetrischen Hause wohne mit Verwinklungen und runden Formen.
Statt rechten Winkeln und geraden Linien sollten wir geschwungene Formen und gebrochene Linien finden an denen unser Auge entlang gleiten kann.



- „Hobbit“häuser um der Seele Entspannung zu schenken, das Auge ausruhen zu lassen ist menschengerecht, natürliche Materialien statt Beton und Edelstahl, schief statt im Lot.

- Reichlich mit Tageslicht durch Fenster in alle vier Himmelsrichtungen, auch zum Himmel selbst, die ja heutzutage genau so gut isolieren wie Wände sollten eine Selbstverständlichkeit sein.

- Die Technik ist da um ein Haus selbstständig zu machen, Fenster die Wärmestrahlung der Sonne nur von außen nach innen durchlassen, Sonnenkollektoren auf dem Dach für warmes Wasser und Strom. Abwasser und Regenwasser zum Spülen der Toilette statt Trinkwasser, wenn überhaupt. Besser ist es diese Nahrung der Erde wieder zuzuführen. Warum nicht Teile des Küchengartens ins Haus holen?

- Aber unsere Phantasie in der Hinsicht erscheint mir ausgetrocknet, rein funktionell und menschenungerecht. Noch dazu kommt: was heute in Schweden angeboten wird auf dem Hausmarkt sind Pappschachteln die keine zweihundert Jahr halten verglichen mit einem soliden Holzaus wie es noch vor ungefähr 70 Jahren gebaut wurde.


- Kein Wunder also, dass mir beim aller ersten Anblick von diesem Kamin sofort klar wurde: 
"Den will ich warm halten."

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7. Februar 2011

Vorrat - ein guter Rat

Ich wurde einmal gefragt wie es denn mit den Vorräten bestellt ist in einem Haus, das lange unbewohnt steht.

- Außer ein paar Konserven mit Fisch, Bohnen, Kichererbsen und Tomaten, so gibt es immer Müesli und Milchpulver, Reis, Linsen und Nudeln, Kartoffeln im Erdkeller, Mehl für ein paar „Chappatis“ zu kneten (die auf dem Holzofen richtig gut werden), Knäckebrot, Marmelade und Honig, ein wenig Öl zum Braten.

- Außerdem, ganz wichtig, Kaffee, Tee und verschiedene Gewürze wobei Curry, Chili und Soyasosse nie fehlen dürfen.
Frischwaren halten sich nicht und der Kühlschrank ist ja aus.
Meist gibt es auch eine Flasche Wein und Bier, das nach der Sauna besonders gut schmeckt!

- Oft klappt es ja, und ich kann ein wenig proviantieren auf meinem Heimweg von Bord und da sind Milch, Butter, Käse, Joghurt und Zwiebeln in die Einkaufstüte.

- Kommt dann der Frühling, so steht Schnittlauch büschelweise hinter dem Haus am Küchenfester, frische Brennnesseln und Kirschkohl an der Quelle, wilder Knoblauch auf dem Erdkeller, zarte Löwenzahnblätter auf der Wiese.
(Da fällt mir gerade ein, Gänseblümchen wollte ich ja ansiedeln hier oben!)

- Es braucht nicht viel um satt zu werden und alles schmeckt wenn der Hunger mit zu Gast am Tisch sitzt.


- Noch ein Glas Wein zum Essen (als Rheinländer recht selbstverständlich) macht aus jeder Mahlzeit eine Festmahlzeit!

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6. Februar 2011

Im Zusammenhang

Erst kürzlich wurde es mir bewusst. „Svenserum“ liegt in den letzten Ausläufern der Taiga!

- Die Taiga, das größte zusammenhängende Nadelwaldgebiet der Erde zieht sich über 13.000 km um die nördliche Halbkugel von Skandinavien über Russland und Sibirien, über Asien bis nach Nordamerika und Kanada.

- Wie riesig die Ausdehnung der Waldfläche ist habe ich im wahrsten Sinne des Wortes erfahren, damals, vor über 25 Jahren als ich eine Woche lang mit der transsibirischen Eisenbahn von Peking nach Moskau unterwegs war.
Zehn Jahre später vom Flugzeug aus, als ich in Yokohama von Bord bin um nach Frankfurt zu fliegen sah ich zu meinem Bedauern ungeheuerliche Flächen vollständig abgeholzt.

- Aber erst jetzt wurde mir klar: wenn ich aus dem Küchenfenster schaue oder auf die Lichtung trete, so befinde ich mich am Eingang zu diesem riesigen Waldgürtel.
Und auf einmal ist dieser Platz in einen neuen, größeren Zusammenhang gerückt!

- Ob der Bewohner vom „Waldwächterhaus“, einem Torp das hier ganz in der Nähe steht damals wusste, dass er einen Teil der Taiga bewachte?


- Und Wache zu halten scheint mir heute mehr denn je nötig zu sein!

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4. Februar 2011

Ein gewisser Unterschied

Leinen los vorne und achtern“ und wir sind schon wieder unterwegs, nur um ein paar Stunden später in einem neuen Hafen anzulegen, den nächsten Teil der Ladung an Bord zu nehmen.
Innerhalb von zwei Tagen drei Häfen um 12000 Kubikmeter gemischte Last zu laden. Benzin, Diesel, Rapsöl.

- Dazu heißt des den Papiertiger gebändigt zu halten und das ist schon eine Zirkusnummer für sich.
Vergangene Nacht war nicht viel mit Schlaf, denn ein halber Sturm aus Südwest ließ das Fahrzeug rollen und rollen und rollen. Die kommende Nacht ist nicht viel mit Schlaf, denn da heißt es Lotse an Bord nehmen und eine Stunde später anzulegen.
Und dann heißt es  noch einmal mit der Peitsche zu knallen und dem Tiger seinen Platz anweisen bevor der 18 Stunden Tag sein Ende hat und zur Abwechslung mal sieben Stunden Schlaf an einem Stück möglich sind.

- Wie anders das Dasein auf „Svenserum“, keine Muss und Soll, sondern nur ein freiwilliges Wollen. Kein Papiertiger, kein Bildschirm wenn ich nicht will, das Telefon ausgeschaltet es sein denn ich hantiere die Motorsäge oder schaufele Schnee von den Dächern.
Keine anderen Geräusche als natürliche, kein Motor, keine Klimaanlage die ständig saust und eine Koje die auch bei Windstärke 12 noch immer ruhig steht, kein Tag der 18 Stunden lang aus Arbeit besteht.

- Während an Bord das Tempo hochgeschraubt ist und oft menschenfeindlich, so ist das Tempo auf der Lichtung menschenfreundlich, es lässt mir Zeit die Welt um mich zu betrachten und stellt keine Forderungen an flinke Finger um eine und noch eine Mail zu beantworten.

- Hier ist an Stelle meine Muskelkraft gefragt, beim Holzmachen und Wasserholen, Schneeschaufeln und Rasenmähen, Umgraben und Schreinern.
Und eines steht fest: der Schlaf ist besser und die Arbeit, da in meinem Tempo, eine menschlichere als sich einer Maschine zu unterwerfen und dessen Diener zu sein.

- Hier auf der Lichtung bin ich mein eigener Herr und ich bin mal gespannt wann ich der Maschine den Laufpass geben werde, denn menschlich sind die Arbeitsbedingungen auch heute noch nicht in der „christlichen“ Seefahrt.

- Eines habe ich mit den Wikingern und ihrer Art wie sie die „Drachenschiffe“ bemannten gemeinsam. Auch ich bin aus eigener Wahl und als ein freier Mann an Bord gegangen!


 - Und genau das macht den "gewissen" Unterschied aus.


(Mit diesem Beitrag schliesse ich um kurz vor Mitternacht einen Tag ab, der um halb vier angefangen hat)

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