29. Juni 2011

Bei mir piept´s!

Manche haben sicher schon immer vermutet ich hätte einen Vogel.

- Ach, was heißt hier einen? 
Eine ganze Vorgelfamilie hab ich unter meinem Dach wohnen!

- Letztes Jahr hing ich einen neuen Nistkasten auf, da wo er Morgensonne hat aber dann von der heißen Mittagssonne geschützt ist und außerdem der Dachaussprung seine Hand darüber hält und der Südwest nicht hin bläst.

- Aber das war wohl zu eingesperrt, hier hat man einfach das Penthouse gewählt. Vielleicht wegen der Aussicht?

- Wie auch immer, so hoffe ich die Brut gelingt. Die Eltern sind aller Wahrscheinlichkeit "Grauschnäpper" wie ich eben erfahren habe.
Doch das spielt keine wichtige Rolle, Hauptsache das Leben gedeiht.

- Aus eigener Erfahrung kann ich nur sagen: fliegen will gelernt sein!


- Viel Glück dabei, Piepmätze!

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28. Juni 2011

Unterhalt-ung

Wie ich vergangenes Jahr geschrieben habe: ein Sonnenpanel hatte seinen Geist aufgegeben.

- Ich habe es dann letzten Herbst abmontiert und zurück geschickt denn die Garantie hat es tatsächlich übernommen und das Panel kam dann (zwar nach vielen Wochen erst) zurück.
Allerdings hat der Wintereinbruch mir einen Strich durch die Rechnung gemacht und ich muss gestehen, es wartet noch immer darauf angeschlossen zu werden.
Dabei sind es gerade mal vier Schrauben und ein paar Meter Kabel die unter den Ziegeln hoch auf den Dachfirst verlegt werden wollen. Zwei Stunden Arbeit und fertig ist die "Unterhaltung"!

-Während des vergangenen Winters habe ich dann verschiedene Plätze ins Auge gefasst um die tiefstehende Sonne zu fangen, denn auf das Dach kommt es nicht mehr. Die zwei die dort liegen reichen im Sommer gut und gerne. Aber im Winter wenn der Schnee fällt und ich nicht da bin um zu räumen, so bringen sie nichts.

- Ein Platz an dem die Sonne tatsächlich im Winter für ein paar Stunden senkrecht draufsteht ist die Hauswand gegen Südwesten, dort wo ich gerne ein Küchenfenster hätte.
Aber es gibt viel, das ich „gerne hätte“ und wo es bei dem „hätte“ auch einfach bleibt.
Zumindest auf überschaubare Zeit.

- Also habe ich mal wieder mit dem Computer ein wenig gespielt um zu sehen ob ich das Panel so
anbringen soll?


- Oder lieber so?


- So oder so kommt es diesen Sommer nämlich an die Wand! Zumindest so lange bis das Küchenfenster dann doch zur Realität geworden ist...

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Morgens früh um sieben

ist die Welt noch in Ordnung und ein Frühstück im Sonnenschein schafft nicht gerade Unordnung.

- Dank Freunden (und drahtloser Technik) so verpasse ich nicht vollständig solche Sommertage auf der Lichtung.
Schon an den Schatten sah ich: es ist früh am Morgen und richtig, das Bild wurde gestern morgen um sieben aufgenommen.

- Das Sonnenpanel produziert schon Strom für den Kühlschrank der seit über einem Monat konstant läuft, während die anderen auf dem Dach noch im Schatten liegen.
Na bitte, der Platz war richtig gewählt.

- Und ich freue mich für Bewohner und Haus dass es unter solchen Tagen benutzt wird und ein Sommererlebnis beschert.


- Der Himmel kann nicht blauer sein und es strömt förmlich Sommermorgen aus dem Bild für mich.

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27. Juni 2011

Gefährliche Verbindung

Vor einem Monat ungefähr hat die WHO die Warnung verlauten lassen: Handy und Cancer hängen zusammen. Vielleicht!

- Natürlich kann oder "darf" man das, selbst wenn es so ist, nicht sagen, dafür stehen zu große finanzielle Interessen dahinter. Außerdem würde es für die allermeisten einen Eingriff in ihren Lebensstil bedeuten, denn ohne Mobiltelephon bleibt die „Welt stehen“.
Es reicht zu sehen was mindestens 97 % der Passagiere nach eine Landung tun: Handy raus und „on-line“ und zwar so schnell als gelte es das Leben.

- Auch ich besitze eines und es schenkt mir Beweglichkeit wenn ich auf einen Anruf warte, oder wenn es wieder an der Zeit ist an Bord zu gehen. Es bedeutet auch Sicherheit, wenn ich mit der Motorsäge alleine im Wald arbeite.
Aber ein „Handy-freak“ bin ich deshalb noch lange nicht.
Meist ist es aus oder liegt vergessen in eine Schublade. Außerdem liegt „Svenserum“ im Radioschatten, eine Tatsache die mich eher beruhigt als beunruhigt, denn das heißt die Strahlung ist gering.

- Nein, ich mache mir wenig Gedanken darum ob die Strahlen schädlich sind für mich oder nicht, dafür bin ich ihnen zu wenig ausgesetzt.
Aber dass eine Beeinflussung da ist, das ist einfachste Physik.

- Elektromagnetische Felder beeinflussen nicht nur einen Magneten sondern alles was eine positive und negative Ladung hat richtet sich in diesem Magnetfeld aus.
Der Mensch besteht aus ca. 70% Wasser, und das Wassermolekül hat genau das. Es hat einen positiven und negativen Pol oder wird als „Dipol“ bezeichnet.
Ich sage damit also nur: die Beeinflussung ist gegeben und nicht abzustreiten.

- Genau so wenig lässt sich abstreiten: die Zeiten werden immer strahlender und es stört mich absolut nicht das Geringste, dass ich nur schlechten Mobilkontakt hier auf der Lichtung habe.
Einerseits!
Andererseits?


- Es ist nicht einfach in unserer kompliziert-technisierten Welt einen Standpunkt zu finden und ich stehe immer wieder mal "auf der Leitung".

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25. Juni 2011

Türkischer "Honig"

Im Frühling, als ich sie vom Unkraut befreite sah ich es schon: sie haben sich vermehrt!

- Die Kroll- oder Türkenbundlilie, (lilium martagon von dem türkischen Wort für Turban oder vom römischen Kriegsgott Mars abgeleitet) gedeihen.
Mit etwas Glück so kann ich sie dieses Jahr endlich wieder einmal blühen sehen wenn ich in knapp drei Wochen an Land bin.

- Für mich sind sie die schönsten Blumen hier am Torp und meine besonderen Schützlinge. Immer halte ich ein extra Auge auf ihr Gedeihen. Sie wachsen im Gras, können sich ausbreiten und verwildern wenn sie nicht von anderem Kraut zu sehr bedrängt werden. Es reicht mit der Schere die anderen Gewächse klein zu halten, den Schnitt lasse ich dann einfach als Gründünger liegen.

Der erste schriftliche Hinweis der in Schweden bekannt ist stammt von Anders Jahan Retzius aus dem Jahre 1795. Er hat auch „bellis perennis“ oder das Gänseblümchen 1806 erwähnt und im jetztigen Jahr ist es mit mir aus der Stadt im Frühling hier oben eingewandert. Auf dem Weg zurück sind dann ein paar Lilien mit gefolgt denn es ist fast unmöglich in Schweden an diese Sorte zu kommen.

- Gleichzeitig sind die "Turbane" auch eine Brücke zur „alten Zeit“, denn sie gedeihen vor dem Haus wo die Sonne ihre Runde dreht und ich denke sie haben schon lange hier gestanden.

- Und passend zu Mittsommer haben die ersten Lilien ihren Turban aufgesetzt um die Sonne zu feiern.


-  Außerdem haben wir eines gemeinsam, sind wir doch beide „Einwanderer".

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24. Juni 2011

Frisch verliebt

Ja, ich bin tatsächlich frisch verliebt!

- Wenn man überhaupt in ein Land verliebt sein kann? Es ist das Land in das ich vor 27 Jahren, im Grunde durch Zufall, hin umgezogen bin.

- Und ich habe Heimweh. Heimweh nach Schweden wo dieses Wochenende Mittsommer gefeiert wird, Heimweh zu meinem „Torp“ auf der Lichtung mitten im Wald. Denn auch ich trage diese nordische Wehmut in mir, es ist Sommerwende und die Dunkelheit steigt wieder unaufhaltsam.

- Wir liegen in einem norwegischen Fjord vor Anker und ich bin mal ein wenig im Netz nach schwedischer Volksmusik unterwegs gewesen. Ja, sie hat mir seit den ersten Tönen von "Jazz på svenska" (ist ein bekanntes Volksmusikstück) am Herzen gelegen. Die Basstöne trafen auf Anhieb tief, das Pianospiel hat mich direkt an meine erste Reise nach Schweden erinnert...

- Meine einfachen Versuche das Dur-Spiel zu lernen haben mich der Musik  näher geführt und was in ihr mitschwingt, schwingt auch in mir mit, hat Wurzeln in mir.

- Viele Videos hatten Bilder dazu und ich stellte fest: ich habe viel von Schweden gesehen, ob Norden oder Süden und es ist mir nicht mehr fremd sondern ich kenne und finde mich wieder, weiß die Jahres- und gar Tageszeiten einzuschätzen, weiß ungefähr wo im Land es ist.

- Diesen Sommer, so habe ich länger meinen gemeldeten Aufenthaltsort in Schweden als in Deutschland.
Die Sprache ist mir zur zweiten Heimatsprache geworden und auch das Schreiben hat nur noch wenig Fehler.
Meine Frau und ich sprechen zwar noch immer Deutsch miteinander wenn wir unter uns sind, aber immer öfter fehlen mir die Worte und ich nehme das Schwedische her. Und manchmal fehlen mir gar beide und ich kenne nur das Englische, weiß was ich meine, finde aber nicht die Übersetzungen in meinen Gehirnwindungen.

- Ein Zugereister werde ich immer bleiben, aber das stört mich wenig, dafür ist schon mein Beruf viel zu international, (Englisch ist die Arbeitssprache),  als dass mich das stören könnte. Hier an Bord sind alle "Zugereiste".

- Und war es nicht vergangenes Jahr?
Da habe ich erkannt: durch "Svenserum" und das Erforschen und Erleben eines Schwedens das nur mal knapp hundert Jahre her ist, so ist mein Verständnis für die "Volksseele" gewachsen und das Gefühl zu Hause zu sein stärker geworden.
Und sollte morgen ein neuer Besitzer das Torp übernehmen, so ist das dennoch ein Teil von mir geworden, es steckt in mir. Dank diesem kleinen, einfachen Haus im Wald! 

- Ja, Schweden ist ein schönes Land, auch wenn die Winter hart sein können, die Dunkelheit an die Psyche hohe Herausforderungen stellt, die Einsamkeit und Wehmut auch immer irgendwo ein Begleiter ist.
Der Wald kann zu viel des Guten werden. Ich bin schon mit dem Zug tagelang durch Baumland unterwegs gewesen, hoch nach Lappland, und auch das prägt den Mensch. Nur die Seen waren wie die Augen in dieser Welt die in den Himmel schauen konnten.
Aber dort im Sameland habe ich dann die kahle Fjällwelt erlebt mit einer atemberaubenden Aussicht die sich 360 Grad weit über hundert Kilometer strecken kann.


- Oft denke ich: die dunklen Wintertage sind der Preis für die hellen Sommernächte und im Sommer sind sie den Preis wert.
Die Nähe zur Natur ist in Deutschland in dem Maße wie ich sie hier erleben kann nicht mehr möglich...und ich möchte diese Nähe nicht mehr missen.


- Ja, es ist richtig und gut: ich bin da wo ich hingehöre und frisch verliebt in dieses Land.

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"Midsommar helg"

Dieses Wochenende ist dem Mittsommerfeiern gewidmet und wer kann, der wird diese Tag nahe der Natur verbringen.

- Leider bin ich zur See oder besser in einem norwegischen Fjord mit tausend Meter hohen Bergen umgeben,  aber Freunde werden „Svenserum“ bewohnen und Mittsommer dort feiern und so steht das kleine Haus an diesen Feiertagen nicht leer sondern wird zu meiner Freude angewandt.
Das tut den Menschen gut und auch dem Haus.

- Wie ich eben hörte, so sind die Erdbeeren reif (ein Muss auf jedem „midsommar smörgåsbord) und statt ungeerntet zu bleiben, so werden sie zur Gaumenfreude.
Es ist eine alte, zuckersüße Sorte und vergangenes Jahr legte ich ein neues Erdbeerbeet mit Ablegern an. Jetzt, im zweiten Jahr tragen sie reichlich und ein Gläschen Erdbeermarmelade habe ich versprochen bekommen.

- Ob die Sorte schon hier war als das Haus noch neu war? Ich denke schon, denn ich finde Ableger ein wenig überall, auch auf dem Erdkeller wachsen welche, ja sogar im Wald und in der Stadt gedeihen auch ein paar Ableger.

- Und da ein Bild ja oft mehr als tausend Worte sagt, so ist dieses Bild für mich der Inbegriff von einem Sommertag schlechthin.


- „Glad midsommar“ wünsche ich Dir, Leser-in!


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22. Juni 2011

Jahrestag

Letztes Jahr als mich die Hexe so hinterrück(en)s schoss nahm ich mir vor den Schlafmohn auf der Lichtung anzusiedeln.

- Seit dem ist ein Jahr vergangen, die Hexe hat fast auf den Tag nochmals einen heimtückischen Anschlag auf mich ausgeübt und wieder einmal hat mir Medizin mit dieser Pflanze als Basis die schlimmsten Schmerzen gelindert.
Ja, der Schlafmohn ist ein Geschenk des Himmels, ohne diese anspruchslose Pflanze müssten wir Menschen qualvolle Schmerzen erleben.

- Und siehe da, von den Samen einer Kapsel die ich vergangenen Herbst hier ausstreute, so haben ein paar Pflanzen Fuß gefasst und so lange es offene Erde gibt hier oben, so lange wird sie hier überdauern und sich vermehren.

- Damit bin ich also der Möglichkeit mein eigenes Opium zu produzieren ein gutes Stück näher gekommen.


- Verboten? Ja.                                                                                           
Egal? Selbstverständlich, denn das ist nur "natürlich".

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20. Juni 2011

Ein halbes Dezennium

Fünf Jahre bin ich also schon Besitzer und Verwalter von „Svenserum“ und kann nur feststellen, selbst wenn es abgedroschen ist: wie schnell doch die Zeit vergeht.

- Fünf Jahre mit Erfahrungen, die ich ohne dieses „Torp“ nicht gemacht hätte liegen also hinter mir.
Und zu mit der stärksten Erfahrung gehört noch immer das Erlebnis der Einsamkeit.
Drei Tage ohne eine Menschenseele sind noch immer nicht vergessen und werden wohl immer besondere Tage in meinem Leben bleiben.

- Die Nähe zur Natur gehören dazu, auch das möchte ich nicht mehr missen. Diese Unmittelbarkeit aus der Haustür zu treten und mitten auf einer Waldlichtung zu stehen, Bäume zu sehen egal aus welchem Fenster ich auch schaue, das ist für mich noch immer ein Gefühl von Luxus.
Vom winterlichen Sternenhimmel ganz zu schweigen.

- Durch mein Dasein gerade unter diesen einfachen Bedingungen habe ich das Gefühl bekommen, auch Schweden näher gekommen zu sein, meine Wurzeln als Einwanderer tiefer geschlagen zu haben. Hier haben vor nur ein paar Generation Menschen gelebt für die diese Einfachheit und auch Armut ein Teil ihres harten Lebens war das sie mit vielen Landsleuten teilten.

- Gerade weil ich hier der Natur nahe bin so erlebe ich den Unterschied zwischen Sommer und Winter, die Vorfreude im Frühling und die einkehrende Ruhe im Herbst um so deutlicher, spüre ich doch am eigenen Leib wie groß der Unterschied ist.

Die Wehmut die auch ihren Ausdruck in der Volksmusik findet und die in diesem Land selbst im Sommer immer unterschwellig mitschwingt ist mir verständlicher geworden...und schwingt auch in mir: der dunkle Winter ist immer gegenwärtig.
Hier im Wald um so mehr, da Brennholz ein ständiger, immer wiederkehrender Einschlag ist um auch im Winter das Haus bewohnen zu können.

- Ich bin mir noch deutlicher darüber bewusst geworden, welch Luxus ein Haus mit vollem Zugang zu Elektrizität, fließendem Wasser (noch dazu heißem wann auch immer) und mehr Raum darstellen und auf ihre Art das Leben vereinfachen. Gleichzeitig weiß ich aber auch darum: dieser Luxus ist nicht selbstverständlich - sondern Reichtum.
Energie habe ich schätzen gelernt, denn ich weiß wie schwer es ist an alternative Elektrizität zu kommen, wie viel Arbeit es ist Holz als die Hauptenergiequelle zu haben.

- „Svenserum“ hat mir auch gezeigt wo das freiwillig-einfache Leben für mich seine Grenzen findet. Die wurden mir im vergangenen Winter nur zu deutlich.
Noch ein Grund, den „Palast“ in der Stadt zu schätzen, mit ein paar Maschinen die das tägliche Leben doch sehr bequem machen. Ich sage nur: Waschmaschine!

- Allerdings zu wissen dass dieses Haus dennoch das ganze Jahr über voll bewohnbar ist schenkt mir Sicherheit und Rückhalt. Ich habe in den fünf Jahren gelernt was es beinhaltet und wie es geht.


- Vielleicht kann ich gerade deshalb jetzt das Segelfliegen beginnen ohne Abzuheben, denn „Svenserum“ sorgt schon dafür dass ich auf dem „Teppich bleibe“.

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18. Juni 2011

Sommer

Es ist Mittsommer und ich sitze auf einer kleinen, bewaldeten Insel in der Schärenwelt an der Ostküste wo der ich als einziger mit meinem Segelbootchen angelegt habe.
Graue, regenschwere Wolken hängen tief, ich habe sogar lange Unterhosen an, sitze am Feuer und sehe meinen Atem.

- Das war wohl der kälteste und verregnetest Sommer den ich je erlebt habe. Vier Wochen lang Segelurlaub und vier Wochen lang täglich Regen und als der Winter kam, fühlte ich mich um einen Sommer betrogen.

- Aber wenn das Wetter es gut meint, dann ist der schwedische Sommer mit nichts zu vergleichen.
Die Seen sind warm und Baden wird im wahrsten Sinne des Wortes zum reinen Genuss.

- Der schwedische Sommer ist voller Erdbeeren mit Schlagsahne und Barfußlaufen durch taufrisches Gras. Er ist voller Vogelgesang und offenen Fenstern durch welche schon um drei Uhr morgens die Amsel ihr klares Lied hören lässt nach einer hellen Nacht in der sogar die Sterne bis zur Unsichtbarkeit verbleichen.
Die Tage erscheinen endlos und Mittsommer wird zum Fest, das selbst Weihnachten weit in den Schatten stellt.
Da gibt es frische Kartoffeln und eingelegte Heringe mit einem Schnaps dazu, es gibt „Jansons frestelse“ oder "Versuchung" , (Kartoffelauflauf mit Sahne und Anjouvis, ein Gedicht) und Bier und für viele mehr Schnaps dazu.

- Der schwedische Mittsommer ist Tanz um die laubbekränzte Mittsommerstange, Kinderlachen noch am späten Abend und Volksmusik. Aber auch noch immer eine Schlägerei wenn es zu viel der alkoholischen Getränke wird.

- Und doch, noch immer ist diese Nacht magisch, hat nichts von ihrer Faszination verloren. Noch immer pflücken Mädchen in der Nacht neun verschiedene Blumen und legen sie unter ihr Kissen um von ihrem Angehenden zu träumen und wer genau hinhört, der kann vielleicht sogar die Tiere sprechen hören.
Es ist aber auch eine Nacht vermischt mit Wehmut. Jetzt sinkt Tag für Tag die Sonne wieder. Erst geschieht es langsam und unmerklich, dann immer schneller und wahrnehmbarer.   

- Wer einmal eine solche Sommernacht in halbschattigem Wald verbracht hat, weit weg von allem was mit Menschen zu tun hat, weiß: diese Nacht ist voller Geheimnisse, voller Verheißungen und ein Bad in einem stillen See den kein Windhauch kräuselt ist ein Erlebnis, kraftvoll genug um auf Dauer einen Menschen zu prägen.


- An einem solchen Sommer weiß ich warum ich in Schweden bleibe und ferne Reiseziele keine Verlockung ausüben denn ich bin genau da wo ich hingehöre.


- Und  noch immer tanzen die Elfen mit einem Blumenkranz im Haar...

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14. Juni 2011

Rechtwinklig

90 °, so groß ist der Unterschied beim Sonnenuntergang zwischen Winter und Sommer!

- Der Tag wird um fast zwölf Stunden länger. Statt gegen drei Uhr nachmittags so geht die Sonne gegen einundzwanzig Uhr unter und sie scheint durch Fenster die monatelang keinen Sonnenstrahl ins Haus ließen.


- Es ist als würde ich in einem anderen Land wohnen, grün statt grau, hell statt dunkel, belebt statt eingefroren, freundlich statt lebensfeindlich, farbig statt schwarz-weiß und je länger und härter der Winter, desto unglaublicher ist jedes Mal die Verwandlung.

































- Auch jetzt gibt es zwar lange Schatten, aber es ist ein riesen Unterschied ob sie es am frühen Nachmittag oder erst spät des Abends werden.

- Und ist die Luft hoch und klar, dann werden die Farben und Umrisse der Welt scharf und selbstleuchtend wie ich es aus meiner Kindheit nur von seltenen Herbsttagen im Rheinland her kenne.
Leider, diese Tage werden wohl immer seltener, denn selbst im Norden habe ich die letzten zwanzig Jahre eine deutliche Luftverschmutzung beobachten
können.

- Aber Anfang des Maimonates hat es die Sonne gut mit mir gemeint.
Es gab recht viele solcher Tage mit guter Luft und das ist dann die Zeit in der ich von Schweden nicht weg will.


- Dann ist die Welt fast „unnötig“ schön.

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13. Juni 2011

Der Ofen ist aus

Das war es für diesen Winter.

- Es ist Anfang Mai und die Öfen werden wohl endlich kalt bleiben können für eine Weile. Die Zeit des Heizens ist für diesmal vorbei und das Leben wird wieder leichter, Tür und Fenster können aufbleiben.
Morgen werde ich dann als Schornsteinfeger tätig denke ich mir und die Öfen werden geschwärzt damit sie nicht rosten, alles säubern und schon den nächsten Winter vorbereiten.

- Wo ich schon mit der Leiter am Dach zu Gange bin, kann ich auch genauso gut gleich die Dachrinnen säubern und den Rasen zum ersten Mal mähen und das Kartoffelland vorbereiten und das Holz vor der Scheune einölen und den Erdkeller fegen und Holz für den kommenden Winter in der Scheune aufstapeln und den Forsythienbusch der den Winter nicht überlebt hat abschneiden damit er neu austreibt und die Krollilien vom Unkraut befreien ( die alte Sorte bekomme ich nirgendwo mehr zu kaufen und bin sehr bedacht um sie) und ein Maifeier entzünden und den Plumpsklo säubern und, und, und...

- Es gibt immer irgendwas zu tun aber es ist wohl nichts im Vergleich zu dem was hier an Arbeit anfiel als hier eine Familie wohnte.

- Viel bekam ich auch getan, ohne Stress und Zeitdruck, dann hieß es eine Woche nach Deutschland und ich freute mich schon auf ein paar mehr Tage hier oben, jetzt wo Licht und Wärme wieder eingezogen sind nach einem harten Winter...und dann machte mir ein erneuter Hexenschuss einen gewaltigen Strich durch die Rechnung.

- Aber Glück im Unglück, es war nicht die Bandscheibe, sondern ein Gesäßmuskel der auf den Ischiasnerv drückte.
Der Schmerz ist zwar deshalb nicht geringer, aber die Ursache zumindest leichter zu beheben.
Allerdings, wieder einmal war ich gezwungen zehn Tage lang untätig zu sein („grounded“ im wahrsten Sinne des Wortes, mit Luft unter den Flügeln war auch nichts) und es kam mir so vor als wäre auch bei mir der „Ofen aus“.

- So ein Mist aber auch...gelinde gesagt!


- Da steigt der letzte Rauch für diese Heizsaison aus dem Schornstein.


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