12. September 2011

Verbindungen

Eines das unser Menschsein ausmacht ist Verbindungen einzugehen und zu schaffen.

- Freundschaften zwischen uns ist so eine Verbindung, und wirkliche Freundschaften sind nicht zahlreich, dafür aber umso haltbarer.
Vielleicht sogar haltbarer als die Verbindung die wir Zusammenleben nennen. Davon zeugt die Scheidungsrate die in Schweden bei ungefähr fünfundvierzigzig Prozent angelangt ist.
Und die Statistik zeigt „nur“ die Rate von den Paaren die verheiratet waren und den „Vertrag“ aufgelöst haben.
Manche meinen es ist zu einfach geworden, denn wenn man das gegenseitige Einverständnis hat, dann geht es sogar on-line sich die nötigen Papier herunter zu laden.

- Ich selbst bin der Meinung, viele geben zu früh auf und sind nicht bereit auch schwere Zeiten miteinander zu teilen. Bei anderen gibt es vielleicht keinen gemeinsamen Grund mehr weil letztendlich einfach der Wille fehlt.

- Aber wir schaffen nicht nur Verbindungen zu Menschen sondern auch zu Plätzen weil sie uns etwas bedeuten. Auch das muss nicht lebenslänglich so bleiben und Veränderungen sind manchmal unabänderlich und angebracht.
Unser Zuhause ist so ein Platz der uns wichtig ist, auch wenn es sich aus verschiedenen Gründen verändern und ausgewechselt werden kann. Oder wir kehren immer wieder an den gleichen Urlaubsort zurück weil wir uns damit verbunden fühlen. Für uns welche ihre Heimat verlassen haben wird auch der Platz wo wir die Kindheit verbracht haben immer mit uns in Verbindung bleiben, selbst wenn nicht alle Erlebnisse uneingeschränkt positiv waren.

- Im Grunde sind es gerade die Erlebnisse, ob gemeinsame oder besondere Erinnerungen die den Kitt ausmachen zu einem Menschen, zu einem  Platz.

- Für mich ist diese Lichtung im Wald solch ein Ort geworden.
Selbst wenn ich ihn morgen verlassen sollte, so werden mich meine Erlebnisse immer wieder an diesen Platz erinnern, dazu habe ich mittlerweile genug Zeit hier verbracht und auch Arbeit niedergelegt.

- Es war hier wo ich zum ersten Mal in meinem Leben drei Tage und Nächte alleine war, mit niemandem gesprochen, ja wo ich selbst keinen Menschen gesehen habe. Hier habe ich meinen ersten Baum von fünfundzwanzig Metern Höhe ohne Hilfe gefällt.
Ich habe blaue Stunden und gleißende, sternenfunkelnde Winternächte erlebt und die ersten richtigen Wurzeln in diesem Land sich entwickeln gespürt weil ich eine lebendige Verbindung zur Vergangenheit erlebe durch die Geschichte die in diesen vier Wänden steckt.
Noch dazu eine Vergangenheit, die für die Meisten kein Honigschlecken war und ich trotz des Luxus von Licht und Wärme, Sauna und Kühlschrank in diesem Torp nachempfinden kann.
Selbst wenn es nur für einige Tage ist, so habe ich einen starken Eindruck bekommen was es wohl geheißen hat, einen ganzen Winter hier zu verbringen.

- „Svenserum“ hat bedeutend zu meinem Verständnis der schwedischen Volksseele beigetragen, warum diese Melancholie selbst an einem Sommertag immer unterschwellig mitschwingt, woher die Wortkargheit kommt, warum ein Schnaps höheren Wert hat als ein Glas Wein oder ein Bier, woher die Eingebundenheit kommt.

- Ich weiß darum dass die Natur von Trollen und anderen Wesen bevölkert ist, die Elfen tatsächlich tanzen, ich habe es ja selbst „gesehen“ und erlebt. Der Wald ist mir noch ein Stück näher und vertrauter geworden wozu die vielen einsamen, dunklen Nächte beigetragen und meine Naturverbundenheit hat wachsen lassen.


- Ja, wir Menschen sind wahre Meister darin die unterschiedlichsten Verbindungen herzustellen.

***

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Wie hieß es kurz nach Mittsommer im Beitrag vom 24. Juni? "Frisch verliebt in Schweden"...

Nun wird es Herbst - und es heißt: "Ja, noch immer geliebt - die Lichtung, das kleine Haus, der Stall im Wald! Liebe reifen lassen wie einen besonders guten Tropfen.“ Hat vielleicht gerade der Riß im Winter noch fester verbunden?

Wie ein lebenskluger, leiderprobter, wohlwollender betagter Mensch zum jungen Freund sprechen die alten Wände unaufdringlich, doch gewinnend warm:

"Ja, scharfkantig - Vorsicht, zieh dir keinen Schiefer ein, aber du weißt ja mit Holz umzugehen! - sind die Balken, doch das tut der Verbindung keinen Abbruch, im Gegenteil, sie ist fest, fachkundig gefügt von erfahrenen Händen, ruht auf gutem Fundament. So überlebt man auch Sturm und Schnee, hält stand und kann verläßlich schützen. Und rot gemalt, bin ich alter Stall wie mein Gefährte, das kleine Haus, sogar eine kleine Schönheit, umfangen von Grün, vollgesogen mit Spätsommerwärme.

Also, herzlich Willkommen daheim - wir warten schon"

wir, der Stall und das kleine Haus auf der Lichtung

"Skål, treuer Freund, auf unsere Verbindung und alle guten Geister!"

Kap Horn hat gesagt…

Hej

Ja, ein "Skål" darauf mit einem "geistvollen" Getränk...noch in der letzten Sommerwoche denn heute in sieben Tagen ist Herbstanfang.