23. Juni 2012

Warum einfach...

wenn es auch kompliziert geht?

- Ich habe die vergangene Woche stundenlang über Luft-Sonnen-Kollektoren gelesen. Heimseiten und Foren gibt es ohne Ende, viel geschieht in Amerika, aber auch in Deutschland. Ich habe Diagramme und infrarote Bilder studiert, Formeln bis hin zu Integralberechnung entdeckt.
Es ging um Luftvolumenströme, Verwirbelungen, Absorbtionsfaktoren, Brechungsindex von Glas oder Polycarbonatscheiben und mehr.
Seite hoch und runter von Erfahrungsberichten, Fragen und Antworten gelesen, verschiedene Grundprinzipien studiert, Bilder angeschaut und, und, und.

- Da waren manches Mal Lösungen, die meiner Meinung nach weit über das Ziel schossen mit speziallegierten Blechen, besonderem Glas und mehr, da stimmten für mich die Kosten mit dem erzielten Ertrag ganz und gar nicht mehr überein. Ganz abgesehen von dem Handwerklichen das bei manchen in eine Ganzzeitarbeit ausuferte.
Ich hätte nie gedacht dass es auch so kompliziert sein könnte...!

- Es gibt Firmen die solche Dinger herstellen und Preise zwischen 400 € bis zu 1000 € für einen Quadratmeter verlangen. Es gibt Bastler die das Gleiche für einen Bruchteil des Preises bauen.

- Und ich werde einer davon sein. Denn so kostet mich ein Kollektor selbst mit Thermostatsteuerung keine 200 Euro!

- Unter den Heimwerkern sind auch etliche Enthusiasten die richtige Messversuche anstellen und die Seite „built it solar“  hat mir besonders viele Anrgegungen geschenkt. Wobei der „screen collector“ mir wegen seiner Einfachheit bei sehr gutem Resultat dann besonders ins Auge fiel. Ein paar sicherheitsmässige und bauliche Veränderungen kommen allerdings noch hinzu.
Nach alle den Stunden ist jetzt mein Konzept für den nächsten Eigenbau fertig.

- Was immer wieder wichtig erschien war eine große Oberfläche bei dem Absorber, hochkant und schmal war besser als quer und/oder breit. Minimum von einem Quadratmeter Fläche sollte es schon sein. Theoretisch ist eine Wärmegewinnung von ca. 800 W/h möglich.
Es kann allerdings auch sehr heiß werden wenn der Ventilator stehen bleibt oder die Anlage nicht genutzt wird, also ist es wegen eventueller Feuergefahr wichtig dass die warme Luft entweichen kann. Das haben auch einige professionelle Hersteller erkannt.
Gute Isolierung ist wichtig. Ob es eine Glas- oder Plastikscheibe ist hingegen nicht.

- Weiterhin ist Turbulenz besser als ungestörte Strömung, ein Rücklaufschutz muss mit dabei sein damit nicht kalte Luft  ins Haus strömt wenn keine Sonne da ist oder nachts und erst recht im Winter. Und auch ein Luftfilter am Lufteinlass sollte da sein, denn so viele Pollen wie es hier dieses Frühjahr gab sollen nicht ins Haus geblasen werden.
Natürlich so nahe 90 Grad zur Sonne wie möglich, vor allem im Winter und selbstverständlich am besten Richtung Süden

- Also: ich werde zwei oder drei Lager Mückennetz oder Glasfiebergewebe auf einen Rahmen spannen. Das ergibt eine große Fläche, viele Löcher schaffen Turbulenz, die Durchströmung wird kaum gehemmt und daher ein guter Luft/Wärmeaustausch erreicht. Außerdem ist es billig und leicht. Es gibt mattschwarze Ofenfarbe die hitzebeständig ist und damit kann ich die Netze einsprühen. Dieser Rahmen wird dann schräg in den Kasten montiert, oben beim Lufteinlass weg vom Fenster, unten dann näher. Damit streicht die Luft gleichmäßig durch die Netze statt vorbei.
Das ist zumindest der Gedanke dahinter. Und unten kommt die Luft ein wenig von der Scheibe weg die immer Verluste bedeutet (sie strömt ja jetzt mehr hinter den Netzen).

- Wenn ich den Kasten so hoch wie möglich, dafür aber schmal baue, so streicht die Luft auch gleichmäßiger vorbei.
Dir Vorlage hat beim Einlass ein Loch hinten an der Wand und ein extra Brett um den Luftstrom zu verteilen. Ich werde einen länglichen Spalt auf der Oberseite haben welcher die gleiche Fläche hat wie das Einleitrohr beim Ventilator das unten in der Mitte sein wird.
Durch den Spalt fließt die Luft gleichmäßig ein und bleibt der Ventilator stehen, so entweicht die warme Luft ungehindert oben durch den Spalt und Überhitzung ist kein Problem. Ein Regenblech damit es nicht hineinregnet kommt noch hinzu wenn der Sonnenkollektor an die Wand geschraubt ist.

- Wegen des Gewichts und auch Preises nehme ich eine doppelwandige Polykarbonat- sprich Plastikscheibe wie es sie für Hobbygewächshäuser gibt. Sie ist außerdem leicht zum Zuschneiden.
Die Isolierung besteht aus Motorraumisoliematten. Die sind auf einer Seite mit Aluminium belegt und reflektieren so die Wärme von hinten und den Seiten zurück auf das Netz. Sie sind leicht und billig im Automarkt zu bekommen.

- Ein einfacher Holzrahmen aus gehobelten Brettern und hinten eine dünne Masonitscheibe als Rückwand müsste reichen. Einen Kälteschutz gibt es zu kaufen und kostet nur ein paar Euro. Noch einen Schalter für an/aus und schon habe ich alles Material beisammen.
Den Ventilator habe ich und das Sonnenpanel ist ja schon über dem Fenster montiert. Den Ventilator schließe ich direkt daran an und damit reguliert sich die Geschwindigkeit von alleine je nach Sonneneinstrahlung.

- Allerdings, bevor ich ein Loch in die Wand stemme, so wird der Kollektor getestet und hält er nicht was ich mir verspreche, dann kommt der an Stelle des Prototyps dort an die Wand. Besser wird er allemal sein.
Ich bin schon jetzt sehr gespannt auf das Ergebnis, vielversprechend scheint es mir auf alle Fälle zu sein! Einfacher und auch leichter in jeder Hinsicht kann die Bauweise kaum werden!

- Und wenn es klappt wie gedacht, dann kann ich morgens an einem frischen Sommertag statt siebzehn Grad vielleicht in eine aufgewärmte Küche kommen.
Selbst wenn es nur ein paar Kilowatstunden Wärme sind an einem Sonnentag, so sind sie gratis und es entstehen keine Treibhausgase!


- Hier scheint die Sonne im Sommer schon gegen sechs in der Früh auf den geplanten Platz und verschwindet gegen halb drei.

***

2 Kommentare:

Emanuel-S hat gesagt…

17 Grad in der Küche im Sommer... wie warm (oder kalt) ist es denn eigentlich im Schnitt so dort beim Haus (mit Hinblick auf Wald, Schatten, kurzem Sommer) über's Jahr verteilt? :)

Kap Horn hat gesagt…

Hej Emanuel

sorry fuer die späte Antwort...und leider habe ich keine was den Schnitt betrifft.
Aber aus Efahrung weiss ich, dass es selbst im Sommer im Untergeschoss selten richtig warm wird.

Ich weiss auch dass um diese Jahreszeit (Anfang Mai) die Temperatur ohne Heizung bei 10 Grad liegt.
Und jetzt, nachdem der Sonnenfänger an der Wand hängt, so hatte ich gestern Nachmittag 19 Grad im Haus.

Der Kollektor hat tatsächlich das Haus von minus 2 Grad auf 19 Grad erwärmt ohne ein Feuer, ohne einen Fingern zu ruehren und ohne die Umwelt zu belasten!

Kap Horn