14. Februar 2013

„Rien ne vas plus“

Da läuft zurzeit ein Drama im Mexikanischen Golf das genauso gut alle Ingredienzen für einen längeren Stromausfall in einer Stadt beinhaltet.

- Schon seit Sonntag war der Karneval an Bord des Kreuzschiffes „Carnival Triumph“ vorbei als ein Brand im Maschinenraum das Schiff stilllegte.
Niemand von den 3143 Passagieren 1086 Besatzungsmitgliedern ist zu Schaden gekommen wie ich lese, das Feuer ist gelöscht aber das Schiff hat nur ungefähr zwanzig Prozent seiner Energie zur Verfügung.

- Und da ich das Leben an Bord, wenn auch nur von einem Tanker mit elf Besatzungsmitgliedern, kenne, so kann ich mir ungefähr vorstellen was dort passiert.
Ich weiß auch noch immer wie es vor achtundzwanzig Jahren auf der Fähre zwischen Djakarta und Singapur zuging.
Nach einer halben Stunde an Bord war keine Toilette mehr zu gebrauchen, es gab sowieso keine Luftkonditionierung und ein Besuch auf den Zwischendecks (die zwar für Autos gebaut aber übervoll mit Menschen waren) ist einfach unbeschreiblich.

- Kein Strom bedeutet: keine Luftkonditionierung, kein Licht, die Kühl- und Gefriertruhen fangen an aufzutauen denn ein Stahlschiff wird schnell heiß wie eine Sauna, kein Aufzug (das sind Decks ohne Ende auf dem Schiff), kein fließendes Wasser aus dem Kran, keine Toilette (ich weiß wie es ist denn auch ich habe schon die Erfahrung vier Tage ohne Toilette an Bord hinter mir).
 Ein Schiff ohne Strom ist ein totes Schiff.

- Der aller größte Teil der Besatzung sind unterbezahlte Philippiner, Inder, Pakistanis und mehr die eingepfercht mit gemeinsamen Toiletten weit unter der Wasserlinie ihre Hütten haben während die Passagiere von Luxus umgeben dahin geschaukelt werden.
Es ist die Klassengesellschaft schlechthin auf solch einem Schiff.


- Und auf einmal verwandelt sich das Schiff in einen heißen, stinkenden Stahlcontainer mit all den Spannungen die im Kielwasser folgen.
Krankheiten machen sich schnell breit, vor allem Magen- Darmgeschichten und dann nur wenige Toiletten (denn immerhin hat man ja 20 % der Energie zur Hand).
Da werden die Nerven gespannt denn der Raum an Deck wird knapp weil niemand es in seiner Hütte aushält wo man natürlich kein Fenster öffnen kann und Handgreiflichkeiten gehören schneller als man glaubt zur Tagesordnung.
Das Essen wird knapp, denn nur noch „Kaltes“ oder sehr Einfaches kann serviert werden wenn die Vorräte aufgetaut und nicht mehr zu genießen sind. Da wird in der Essensschlange garantiert gedrängelt. Da kommen die Ellbogen zum Vorschein wenn man wie ich lese sich vier Stunden lang für einen Hamburger!?! anstellen muss. 

- Um die heißesten Gemüter zu beruhigen, so ist wohl der Alkohol an Bord gratis. Drogen um das Volk zu beruhigen.
(daher auch mein Tipp, wenn der Alkohol billiger wird wegen niedrigeren Steuern, dann sei auf der Hut, dann ist etwas oberfaul im Staate!)

- Das Leben an Bord eines solch "toten" Schiffes kann ein Vorgeschmack auf das sein was passiert, wenn die Infrastruktur, die auch an Land von der Energie abhängt ist, wegen beispielsweise umfassenden Schäden für Tage zusammenbricht.

- Noch ein Grund für mich nicht in einer, und sei sie noch so flotten, Hochhauswohnung in der Stadt zu wohnen. Auch da wird sich nämlich schnell eine gewisse Untergangsstimmung ausbreiten, die „feine Fassade“ bröckelt schneller als man glaubt und zum Vorschein kommt der „wahre Mensch“ in uns.
Spätestens dann zeigt sich für Dich und mich aus „welchem Holze wir geschnitzt sind“.

- An Bord der „Carnival Triumph“ hat sich das Spiel in ein paar Stunden zu blutigen Ernst verwandelt denn ohne Elektrizität heißt es: „Rien ne vas plus“. Da ist der Spielsalong genau so leer wie das Bild von der "Carnival Triumph" unten zeigt.

- Spätestens bei einer solchen Krise an Land (bei dem Sturm "Gudrun" wurden 500.000 Haushalte stromlos, viele davon für Wochen und die wenigsten Probleme während dieser stromlosen Zeit hatten die Haushalte auf dem Lande) wird sich allerdings das recht einfache aber autarke "Torp" beinahe zu einem Palast verwandeln!


- „Faites vos jeux, Mesdames et Messieurs...
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- PS  Selbst 60.000 Pferde (so in der Grössenordnung liegen die gesammelten "PS" eines solchen Schiffes) bringen mich nicht an Bord eines "Luxusdampfers! In diesem Falle weiss ich zur Abwechslung einmal zu viel...


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