Hintergründiges

29. September 2013

Simple living – be(e) simple

So, da bin ich mal wieder an Bord und habe Zeit.

- Ein kurzes Resümee meiner Landzeit:
außer der beinahen Fertigstellung meines Hybridkollektors einer guten Kartoffel- und Lauchernte, einer Fahrt nach Deutschland so war ich 1000 km weiter hoch im Norden des Landes zu Fuss unterwegs. Wurden immerhin in drei Tagen gute 50 km Wanderung in den "Fjällen".

- Aber nicht nur das. Ich habe mir langgehegte Wünsche erfüllt weil ich ja selbst Schreinern will und mir Tischkreissäge und Handoberfräse zugelegt und da ich schon mal dabei war auch eine Tischbandsäge und ein paar 90 Grad Schraubzwingen.
Ist ja doch ein Teil Schreinerarbeit dachte ich und einigernassen sollte das Ergebnis ja schon werden.
Also, Bretter eingehandelt für 70 € und los gings...

- Zwei Warrébeuten á vier Zargen (plus zwei Zargen in Reserve), mit Futterzarge und Boden (ein Varroaboden) sind bis auf den Innenaussbau fertig geworden...womit im Vergleich zu gekauften Beuten das Werkzeug so gut wie bezahlt war!

- Da es ja seine Zeit dauert so und ich ein Freund von "einfachen" Lösungen bin, so hatte ich auch beim Schreinern genügend Zeit darüber nachzudenken ob das Ganze nicht auch einfacher zu bauen sei???

- Ich hatte ja schon vorher mit der "traditionellen japanischen" Bienenzucht geliebäugelt und an Land dann auch die Möglichkeit auf der „Tube“ der ganzen Sache mal zu zuschauen...und was ich sah hat mich sehr angesprochen wegen der "Einfachheit".

- Nach etlichen Stunden Schreinern (sprich: auch Überlegen) finde ich, für jemanden der Natur/Stabilbau als gut und richtig findet, folgenden "logischen" Schritt als selbstverständlich: bis auf die oberste "Schicht", so lässt man alles was Topleisten heisst einfach weg!
Warum?
Unter anderem weil:

- Ich las, dass Bienen gerne ihre Mittelwabe vielleicht gerne nach der längsten Strecke orientieren: Na bitte, fangt an wie ihr wollt ohne eine Richtungsangabe von mir. Da kann es dann auch "diagonal" werden.

- Ob Erdmagnetismus oder die Ausrichtung in eine bestimmte Himmelsrichtung entscheidend für das Wohlbefinden ist können sie selbst bestimmen.
Warm- oder Kalltlage der Waben (und auch ihr Verhältnis zum Einflugsloch)? Ist nicht mehr meine Entscheidung, das können die Bienen bestimmt besser beurteilen.
Genau so die ganze Frage der Luftzirkulation...sie ist keine mehr.

- Auch Warré fand die Topleisten als "störend" weil sie das Nest unterteilen. Weg sind sie und die Beute wird zur Einheit.
Bienenabstand der Leisten? Hab ich nichts mehr mit zu tun.
Dick- oder Dünnwaben? Genau so wenig.

- "Houselposition" der Waben falls wichtig? Die Frage erledigt sich genau so von selbst wie die Frage der Zellengrösse und deren Vor- oder Nachteile? Bei Naturbau eh keine Frage mehr.
Wachstreifen, Dreieckskanten und was weiss ich nicht alles für prima Vorschläge muss ich mich nicht mehr darum kümmern außer beim "Deckel".

- Honig“sauerei“ bei der Ernte? Wie ich las, so kommen die Bienen ja auch mit Wabenbruch selbst klar...also keine große Sache.

- Die Höhe der Zargen? (ich fand keine 21 cm Bretter sondern nur 19,5 cm und 2 cm dick), also nahm ich diese. Die ganze Millimeterspalterei auf die ich während meiner Selbststudien gestoßen bin waren mir schon immer irgendwie suspekt.
Die Höhe kann man klein halten, damit erreicht man eh eine feinere "Schnittmöglichkeit". Dafür kann ich sie 4 cm dick machen, dennoch sind sie gefüllt leichter als Warrés. (Mein Bienennachbar den ich diesmal traf und der vor sieben Jahren das letzte Mal italienische Königinnen kaufte klagte selbst über das Gewicht seiner traditionell schwedischen Beuten die ungefähr 1/2 Longstroth Ausmasse haben).

- Und nicht zu Letzt: diese Art Beute ist so viel einfacher zu bauen, da sie außer der Isolierungszarge keinen Frässchnitt brauchen für irgendwelche Topleisten. Also "Möbelschreinerei" mit genauesten Massen ist kaum noch nötig. Es reicht außerdem mit einem Schnittmass für die Seiten wenn man sie "überlappt" statt einpasst wie es bei Warré ja wegen der Topleistenfalz nötig ist. Ganz zu schweigen davon dass "nur" meine 10 Zargen alleine 80 Topleisten brauchen...

- Noch dazu kommt dass sie weniger kosten und auch für einen der wenig Schreinern kann noch immer zu bauen sind. Daher dürfte es kein Hinderniss sein für Jugendliche mit begrenztem Taschengeld das Bienenhalten zu versuchen.
Von dem geringeren Resursenverbrauch ganz zu schweigen.

- Natürlich hat auch diese Beute bestimmt ihre Nachteile, aber die Vorteile wie ich es sehe überwiegen meiner Meinung nach.
Also werde ich zu den zwei Warrébeuten im Winter noch zwei mit den gleichen Innenmassen und mit Isolierung und Boden á la Warré bauen aber der "Innenausbau" wird "japanisch" mit einem Holzkreuz und fertig.
Da reicht es dann eine Falz in jede Isolierzarge zu fräsen und das wars dann auch schon.
Dann habe ich erst einmal die Beuten fertig und im Winter werde ich dann noch ein wenig "Kleinkram" bauen und Ausrüstung besorgen...

- Übrigens, auf meiner Reise hoch in den Norden sah ich bei "Orsa", Lattitude 61 Nord (Stockholm liegt bei 59´, also ca 220 km weiter südlich) mein erstes "Wildbienennest", und zwar in der Jugendherberge im Dach über dem Eingang!
Und am meisten war ich erstaunt über die rege Tätigkeit wenn ich bedenke dass die Temperatur gegen Abend bei ca 9 Grad lag (man konnte schon ein wenig den Atem sehen) und feinster Sprühregen! fiel.
Bis hin zur Dunkelheit war da ein Kommen und Gehen von vielleicht 30 Bienen pro Minute. So viel Betrieb war selbst an den letzten richtigen Spätsommertagen bei den "Italienern" meines Nachbarn nicht zu beobachten.
Schätze dass es die dunkle nordische Biene war, denn sie war ganz klar dunkel und klein.
Nesteingangshöhe lag bei ca 3 m über dem Erdboden und deshalb waren sie nicht einfach zu sehen.

- Dabei dachte ich an Thomas D. Seeleys Buch "Honeybee Democracy" das ich während meiner Zeit an Land las...und ich war wenig erstaunt dort durch wissenschaftliche Studien Warrés Beutemasse, Flusterlage, -grösse und mehr wiederzufinden.
Und die Art wie Bienen die überlebenswichtige Frage einer neuen Wohnung auf eine Art lösen die viele unserer Problemlösungsversuche in meinen Augen eher dilettantisch und oft voll Eigennutz  erscheinen lassen.
Ein wie ich finde sehr lesenswertes Buch voller Wissen und neuen Erfahrungen über die Bienen und den Bien.

- Diesmal werde ich also den Törn dazu benutzen die traditionelle japanische Bienenhaltung zu studieren...Zeit genug habe ich an Bord...

- Und der Ehrlichkeit halber so bekomme ich mehr und mehr die Assoziation wenn ich "imkern" lese mit "doktern"...leider im Sinne von "rumdoktern".

- Um das "heilige" Rähmchen und dessen Grösse wird gestritten wie die Kurpfuscher es nicht besser konnten im Mittelalter und sich letztendlich zumindest auf einen Aderlass!? einigen konnten.
Da werden "Methoden" vorgestellt die himmelweit verschieden sind, da wird nicht nur um Zentimeter, sondern gar um Millimeter "gefeilscht". Es werden Waben hoch und runter und kreuz und quer gehoben und verschoben.
Da werden Drohnenwaben und Weiselzellen nach "Herzenslust" geschnitten und was weiss ich nicht alles mit den Bienen angestellt und ich denke: Das kann es doch gar nicht sein.
Und ist es auch für mich nicht, so viel weiss ich zumindest nach tausenden von Seiten lesen und teilnehmen an den Erfahrungen anderer.

- Nein, eigene praktische Erfahrung habe ich noch keine, die kommt auch, abgesehen von der regulären Ausbildung, zum erstenmal in meinem Leben erst nachdem ich mir einen guten Teil Theorie zu eigen gemacht habe.

- Auch das ist ein logischer Schritt, denn warum sollte ich auf ein Neues "das Rad erfinden"?
Also werde ich mich erst einmal mit der Symbiose von Christ-, Warrébeute und traditioneller japanischer Bienenhaltung beschäftigen bevor ich versuche das in die Praxis umzusetzen.


- Da bliebe dann von diesem Innenausbau...(also "traditionell westlich") wie hier im Schnitt gezeigt


nur noch dies...





                            

                                         

                                                   und das...

















- Dabei bleiben die "Fassade" und auch die Grundideen Warrés intakt!


- Ich wäre wohl auch nicht ich wenn aus dem Versuch Bienen zu halten nicht ein „simple beekeeping“ wachsen würde.

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12. September 2013

Sommer adé

Für diesmal ist der Sommer vorbei, auch wenn es wie heute noch warme Tage gibt.

- Das Licht hat sich schon vor zwei Wochen verändert, die Nachttemperaturen kriechen weit unter zehn Grad und die Birkenblätter färben sich gelblich.


- Es war ein guter Sommer, warm und auch sehr trocken. So ist der Brunnen seit all den Jahren zum ersten Mal versiegt und auch die Quelle ist nur noch sehr spärlich gelaufen.
 Aber trotz der Trockenheit, so ist die Kartoffelernte gut ausgefallen und einen Waschkorb voll habe ich geerntet, inklusive einem "Elch"...


- Und da ich bald wieder zur See bin (vorher allerdings eine Woche in den „Fjällen“ wie die Berge in Mittel- und Nordschweden heissen) wandern werde, so hieß es schon die Wintervorbereitungen treffen.

- Herd und Saunaofen sind fertig zum Einsatz, alle Holzvorräte im Haus sind aufgefüllt, der Gaskocher ist wieder auf seinem Winterplatz (im Sommer steht er auf der Herdplatte).
Das Sonnensegel ist abgebaut und Wassertonnen als auch mein „Drachen auf dem Berge“ sprich der Heisswasserbereiter sind leer, denn wenn ich wieder an Land bin, so haben sicher die ersten Nächte schon Nachtfrost gehabt.


- Aber schöne Spätsommer Tage und Abende habe ich dieses Jahr erlebt...  

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