25. März 2014

Spannung

Oder „besser“: genau die verschwand...und von "simple living" weit und breit keine Spur.

- Eben lief noch alles wie geplant, selbst die erwarteten Sturmböen blieben aus, sondern wir hatten einen frischen, achterlichen Wind, der Bunkerverbrauch wurde weniger, ja er sank sogar auf Null!
Denn plötzlich, so ”starb” die Maschine.

- Da segelten wir also in aller Ruhe in der südlichen Ostsee mit Kurs Göteborg via dem Öresund, eine Brandübung lief prima, die Passage durch den Sund, diesmal mit knapp einem Meter Wasser unter dem Kiel (das ist sogar recht viel, ich hatte auch schon weniger als einen halben Meter) sollte gegen 19 Uhr sein, also recht „zivile“ Zeit.
Und dann gingen die beinahe zwanzig verschiedenen Alarmsignale auf der Brücke los denn der Strom verschwand im ganzen Schiff.

- Zum Glück hatten wir Wasser überall und keine anderen Schiffe in unmittelbarer Nähe denn ohne Strom kein Ruder und damit lag das Schiff in einem Steuerbordgir.
Dann „starb“ wie gesagt die Maschine und das Schiff, beladen mit 10200 m3 Ethanol, war nur noch ein schwimmendes Stahlungetüm.

- Ohne Strom geht nämlich rein gar nichts an Bord. Der Notstromgenerator übernahm zwar nach ein paar Minuten die Versorgung für die allerwichtigsten Instrumente und das Notlicht, aber mehr als so war es dann auch nicht.



- Gut nur dass der nordwestliche Wind uns von der nahen Küste wegtrieb, also keine Gefahr für Schiff und Mannschaft und von daher war ja alles schon mal nur halb so wild.


- Vier Stunden später war dann der Fehler gefunden und wir konnten unsere Fahrt fortsetzen. Allerdings haben wir nur die Notfallbeleuchtung, keine funktionierende Toilette, keine Wärme, und die Nacht ist im Eimer denn es wird wohl drei Uhr bis ich die Passage durch das schwer zu navigierende Gewässer hinter mir habe.
Aber immerhin haben wir eine! funktionierende Kaffeemaschine.
Könnte also schlimmer sein.

- Wenn ich daran denke wenn das vier Stunden später geschehen wäre (oder schlimmer, in einer Stunde nochmals geschieht wenn wir unterwegs in der schmalen Rinne bei Kopenhagen sind)...nein, lieber nicht denn dann sprössen sicher noch ein paar mehr graue Haare auf meinem Schopf.

- Ich will ja nicht unbedingt die letzten vier Wochen an Bord Schlagzeilen in den Zeitungen machen.


- Aber davon abgesehen, wäre ja auch zu schade um das Schiff...

***

6 Kommentare:

Unknown hat gesagt…

Na so ein Abgang, mit Pauken und Trompeten, und dann noch als Schlagzeile in der Zeitung...
Das wünsche ich Dir nicht...
Gibt schon genug Unglück auf dieser Welt :(
Ne, ne, trink mal ordentlich Kaffee und der Rest ist dann schon nicht mehr so schlimm und viel einfacher zu ertragen. :)IchganzfesteDaumendrücken :)
Ganz liebes Grüßle in die große weite See schicke ich Dir :)
Gudrun von Baustelle "Leben"

Kap Horn hat gesagt…

Hej Gurdrun

Alles klar, wir liegen ohne weiteres Malheur jetzt in Göteborg am Kai.
Ein Elektriker ist an Bord und langsam kommt alles wieder in Gang.

Und ganz wichtig: alle! Kaffemaschinen funktionieren wieder!!!

In diesem Sinne "Schiff ahoi"

Kap Horn

Anonym hat gesagt…

Hallo,

Also ich würde ja lieber ohne Kaffeemaschine als ohne Toilette auskommen...
Wünsche dir noch viel Glück auf deinem letzten Törn.

Herzliche Grüsse
von Evelin aus Lund

Kap Horn hat gesagt…

Hej Evelin!

Naja, war ja nur die Spülung...und wenn wir eins im Überfluss haben um uns herum, so ist das Wasser!!!

Aber ohne Kaffee, so funktioniert kein Schiff...

Und jetzt ist funktioniert ja alles wieder.
Ich hab schon erlebt.

Gruß vom sicheren Kai in Göteborg

Kap Horn

Anonym hat gesagt…

Hey Käppi,

ich wünsche Dir auf Deinem letzten Törn immer ausreichend Wasser unter dem Kiel und hoffe bei Deinen künftigen spannenden Aktionen an Land bleibt trotzdem Zeit um Deinen Blog mit tollen Beiträgen zum lernen, lesen und träumen zu bestücken.

Das "mangelhafte" Häuschen ist mal wieder so ein schönes Beispiel die Marktlücke, für die "besser betuchten" und der Wegwerf-Gesellschaft, auch in diesem Bereich endlich zu füllen.

Und noch ein Dank - das ich bei vielen Beiträgen von Dir, dass Gefühl habe, doch nicht sooo alleine mit meinen Gedanken zu sein. ;-)

Herzliche Grüße
Twister

Kap Horn hat gesagt…

Hej Twitter

Danke, so lange die Handbreit da ist kann nur wenig passieren.

Ja, obwohl wir wissen, oder wissen sollten dass die Zeit des Überkonsums vorbei ist, so treibt dieser Lebensstil noch immer eigenartige Blüten.

Nein, Du bist nicht allein mit Deinen Gedanken, sondern wenn ich die (noch) kleinen, aber immer stärker werdenden Zeichen der Zeit richtig auffange, so liegen die Anfänge einer neuen Zeit schon in der Wiege...

In diesem Sinne!

Ein gutes Wochenende

Kap Horn,
sicher vor Anker in der Bucht bei Fredericia in Dänemark.