28. September 2010

Fehlerhaftes

Es gibt ja Einiges das hier „fehlt“ an diesem Platz im Wald. Aber wer sagt denn es müsse negativ sein?

- Außer so einigen „Bequemlichkeiten“ so fehlt es zum Glück auch weit und breit an...Reklame!

- Verglichen mit anderen Großstädten so hat selbst Stockholm wenig Reklame und hier im Wald steht nur mal gerade auf dem Milchpaket oder so ein paar anderen Dingen das Markenzeichen. 
Das Radioprogramm welches ich höre sendet keine, der PC ist äußerst selten an und wenn dann meist nur wegen Mail. Ansonsten bin ich vollständig von Reklame befreit.

- Ich weiß, dies liegt auf der einen Seite der Skala und ich reagiere vielleicht auch zu viel dagegen wenn meine Umwelt aufdringlich mit Reklame auf mich einwirken will. Wohl auch deshalb, weil ich mich ihr nicht entziehen kann denn ich muss sie lesen, denn einmal gelernt, so kann niemand das Lesen mehr sein lassen. Man nimmt mir die Freiheit der Wahl!

- Aber was auf der anderen Seite der Skala liegt zeigt für mich wie sich die in meinen Augen schon als krank und fast pervers zu betrachtende kapitalistische Idee, alles sei mit „mördernder Reklame“ zu verkaufen, breit gemacht hat.
Hier geht es nicht mehr um braunes Zuckerwasser. Klamotten oder Latschen, hier geht es „knallhart und gezielt“ um die Kriegsindustrie.

- In der U-Bahn von Washington macht die amerikanische Rüstungsindustrie Reklame für Kriegsmaterial!

- Kein weiterer Kommentar.



- Auch wenn von diesem Bild eine wunderbare Farbenprächtigkeit ausgeht...


aber ist nicht aus dem Picadilly Circus ein Picasilly Zirkus geworden?


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26. September 2010

Krimskrams und Plunder

Im Grunde spielt sich mein Leben viel in einer Art „geschützte Werkstatt“ ab.

- Entweder bin ich wochenlang zur See, lebe auf einem Schiff und komme selbst in den Häfen nur sehr selten an Land, oder aber ich verbringe recht viel Zeit in der Natur und bin auch da „abgeschnitten“ vom täglichen Leben wie Du es sicher kennst.

- Kein Wunder also, dass ich die Welt mit „anderen Augen“ sehe wenn ich auf einmal in Stockholm auf dem Weg nach Hause zwischenlande so wie vor einigen Wochen.

- Ich stieg am Bahnhof aus dem Taxi das mich im Hafen abholte und wollte Brot, Butter, Käse und Wein einkaufen bevor ich ein paar Stunden später in den Bus stieg der mich fast bis nach „Svenserum“ bringen sollte.
Die Lebensmittelabteilung lag im Keller eines großen Kaufhauses in der Nähe und ich musste "ausgerechnet" durch die Warenabteilung um dorthin zu gelangen.
Und das erste Wort das mir durch den Kopf ging, als ich das Überangebot an Dingen sah war: „Krimskrams“.

- Natürlich lief alles unter Bezeichnungen wie „Accessoires“ und „Mode“ aber ich sah nur Tingeltangel, Tand und Plunder.
Kein Wunder, nach sieben Wochen in einer recht kleinen, begrenzten Welt, so wirkte das Angebot auf mich schon recht aufdringlich.
 „Wer meint dies alles zu brauchen? Wer kauft denn diese Unmengen an Unnützlichkeiten? Und vor allem: wie kann der ganze Plunder so billig sein?“ waren Fragen die sich mir stellten.

- „Kann es so sein, dass die, welche in Fabriken in den Billiglöhneländern dies alles herstellen unter schlechtesten Bedingungen arbeiten, rechtlos sind und ausgebeutet werden?“

- Und noch eine Frage ging mir durch den Kopf: „Kann es so sein und Plunder kommt von plündern?“


- Leider sollte sich genau das für mich diesmal beim Lesen von einigen Büchern im Wald, fernab von der Welt die für Millionen Menschen leider ganz anders aussieht, bewahrheiten.



- Am Anfang der Kette wird so wenig wie möglich bezahlt, am Ende so viel wie möglich bezahlt genommen. Der Erste ist auf die Arbeit angewiesen um knapp zu überleben, der Letzte meint es unbedingt zum Leben zu brauchen. 
Der Erste hat keine Wahl, dem Letzten wird die Wahl durch immer raffiniertere Werbung wenn nicht genommen, so doch stark beeinflusst.







- Also werde ich meine Augen danach mehr aufhalten und auch fragen!





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24. September 2010

Ein "spannender Tag"

Seit langem habe ich wieder einmal einen zeitlosen Tag erleben dürfen.

- Es wurde einer dieser Tage, die sich ausdehnen und einfach länger werden als andere Tage. Und das obwohl nichts Besonderes passierte. 
Oder war gerade das die Ursache?

- Ich stand auf wie immer als ich wach wurde und das ist meist recht früh, selten später als Sonnenaufgang zu dieser Jahreszeit. Ein einfaches Frühstück mit einem Buch als Gesellschaft und dann eine Runde den Rasenmäher vor mir hergeschoben. Irgendwann eine Pause, noch einen Kaffe und weiter gelesen bis ich dachte: Zeit für eine weitere Runde mit dem Mäher.

- Eine Verschnaufpause in der Sonne und dabei habe ich wie so oft der Natur um mich herum zugeschaut, den eckigen Flug von Libellen verfolgt, dem Flüstern der Eschen in einer der letzten Sommerbrisen zugehört, meine Gedanken einfach schweifen lassen, noch ein Kapitel im Buch gelesen bevor ich daran ging, das Gras zusammenzurechen....

- um es auf dem Kartoffelbeet zu verteilen bevor der Hunger sich meldete und ein Käsebrot bekam um sich zu beruhigen. Der Sonne nach war es wohl so gegen ein Uhr.

- Und wieder das Buch vor der Nase und auch wieder einfach nur dagesessen ohne irgendwelche „Müsste, Sollte, Könnte“ bis ich wieder „wollte“, und zwar mir der Gartenschere ein wenig Ordnung schaffen.
Gartenarbeit hat schon immer einen guten Einfluss auf mich ausgeübt. Außerdem, ich sehe so leicht und schnell ein Resultat meiner Arbeit.

- Zwischen all dem Tun und Nichtstun pumpte ich immer wieder einmal zehn Eimer Wasser aus dem Brunnen damit frisches nachließt und die Qualität sich verbessert.

- Irgendwann verschwindet jetzt um diese Jahreszeit die Sonne schon recht früh hinter den Baumwipfeln, es scheint später zu sein als es ist verglichen mit den Sommertagen, und als ich ins Haus ging, diesmal um mir ein kaltes Bier zu holen nach all dem schwitzenden Mähen, so war ich nicht wenig erstaunt als die kleine Uhr unter der Treppe erst vier Uhr Nachmittag zeigte.
Gefühlsmäßig war es doch schon nach 6 Uhr!

- Und spätestens jetzt, wo ein Zeitmesser mit ins Spiel kam, so merkte ich wie sich dieser Tag ausgedehnt hatte.

- Mit der vielen Zeit die der Tag noch übrig hatte so dachte ich nur: „Da heize ich doch auch noch die Sauna an.“
Selbst wenn es der absolute Luxus ist sie nur für mich aufzuwärmen, so gönne ich mir das hin und wieder schlicht und einfach und ohne schlechtes Gewissen wegen Umwelt und Energieverbrauch und sonstigen Gedanken an „gut und schlecht“.
War es doch genau der richtige Abschluss für einen dieser langen Tag wie ich sie manchmal hier auf „Svens Lichtung“ erleben darf.



- Nicht nur die Sauna, auch die erlebte Zeitlosigkeit schenkte mir ein Gefühl von wirklichem Luxus-Dasein hier im Wald an diesem "spannenden Tag".

23. September 2010

Sicht-weise?

Rücksicht und Vorsicht? Weder die eine noch die andere Haltung scheint heute vorherrschend zu sein. 

- Ja, es erscheint mir immer mehr als offensichtlich, dass das Mammon die Sichtweise von (leider sehr vielen) maßgebenden Personen vernebelt.

- Die Gesellschaft hat einen immer mehr kapitalistisch geprägten Weg eingeschlagen oder richtiger: die globalen Dinosaurier sind rücksichtslos gegenüber Mensch und Natur mit nur einem Ziel vor Augen: MEHR (und selbst das ist nicht mehr genug) und diktieren heute die Tagesordnung. Selbst die Politik folgt mittlerweile diesem Diktat des weltumspannenden Kapitalismus mehr und mehr.

- Die Ausbeutung der Arbeitskraft in der „dritten Welt“ zu der in diesem Fall langsam die gesamte Welt zu gehören scheint, hat horrende Auswüchse getrieben dass selbst ein Arbeitstag von 14 und mehr Stunden nicht ausreicht um sich selbst zu versorgen.

- Hand in Hand mit dieser (sehr milde ausgedrückten)  „Rücksichtslosigkeit“, so wird auch das Prinzip der „Vorsichtigkeit“ über Bord geworfen.

- Neues „verbessertes“ Saatgut wird auf die Felder gebracht ohne dass man die Reichweite von dieser neuen (Ent?)-Wicklung wirklich ausgelotet hat. Von dem Verhalten der Pharmaindustrie die wenig getestete Medizin in Afrika auf den Markt wirft ganz zu schweigen. An mehr Beispielen fehlt es leider auch hier nicht.

- Wer sich so den Menschen gegenüber verhält, für den existiert erst recht die Natur dann einzig und allein nur, um sich daran zu bereichern. Wer die Kosten trägt spielt dabei keine Rolle, so lange es „jemand anderes“ ist.

- Dabei gibt es eine menschliche Haltung, ausgedrückt in nur wenigen Worten, die eine grundverschiedene Sichtweise beinhaltet.

- Und als neuer „Brunnenpumpenbesitzer“ passt dieses Haiku wie angewachsen:


Die Winde hat sich 
um den Brunneneimer gerankt 
ich schöpfe Wasser beim Nachbarn

22. September 2010

Die roten Minuten

Von der blauen Stunde habe ich schon geschrieben.

- Aber es gibt nicht nur diese Tageszeit mit ihrem besonderen Licht, es gibt auch die roten Minuten.

- Ja, viel länger als ein paar Minuten ist diese Zeit nicht und auch nur zu der Jahreszeit wenn die Sonne nahe dem Äquator steht.

- Dann kann es passieren, dass die Sonne kurz bevor sie hinter der Horizontlinie verschwindet die Kiefernstämme in Brand setzt und sie in ein Licht eintaucht welches sie erglühen lässt. Und nur die Kiefernstämme spiegeln dieses Licht auf ihre besondere Art.

- Da heißt es mit wachen Augen durch die Welt zu gehen um einen Blick auf dieses Phänomen erhaschen zu können, denn...


- nur kurz ist die Zeit und die Tür zur „Anderswelt“ schließt sich lautlos und lässt die Schatten wachsen...

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21. September 2010

Bericht zur Lage

Auch wenn die Zeit kurz war an Land diesmal, so sind doch ein paar Dinge geschehen auf der Lichtung.

- Nicht nur kam die Pumpe auf ihren Platz, sondern auch das Sonnenpaneel ist installiert und sorgt für Strom selbst wenn der Schnee die anderen bedeckt.
Leider hat eines der großen Paneele auf dem Dach aufgehört Energie zu produzieren, aber ich denke die 20-jährige Garantie sollte das decken. Darum werde ich mich das nächste Mal kümmern müssen.


- 2000 Quadratmeter Wiese sind gemäht und mit dem Schnitt habe ich das Kartoffelfeld gemulcht. Die Ernte war gut und liegt im Erdkeller geborgen. 


- Ich habe auch alles Holz unter Dach, zum Teil in der Scheune, ausreichend für den Winter, zum Teil unter den Resten vom eingefallenen Blechdach.




- Die Hälfte der Winteräpfel ist zu Apfelmus verarbeitet und die andere Hälfte darf sich der Elch, der schon ein paar Mal zu Besuch war wie die Spuren mir gezeigt haben, zu Gemüte führen.

- Leider wird es auch dieses Jahr nichts mit dem Ofen auf der Glasveranda oder dem neuen Fenster im Gästezimmer. Aber wie heißt es: „Gut Ding braucht Weile.“


- Die Linde hat Wurzeln geschlagen diesen Sommer und geht gerade heute, am 21sten September, schon ihrem zweiten Herbst auf "Svenserum" entgegen.

15. September 2010

"Kronan på verket"

Seit vielen Jahren ist „Svenserum“ jetzt wieder vollständig!

- Der Brunnen, der zuletzt vor ungefähr 20 Jahren benutzt worden ist und seit dem nur stillstehendes Wasser war, fließt wieder!

Seit kurzer Zeit steht die Handpumpe „Kronan“, ein Modell das es seit 1903 in Schweden gibt und noch immer hergestellt wird, an ihrem Platz und liefert „fließendes Wasser“. 
Drei mal pumpen und dann kommt für jeden Schlag mit dem Schwengel ein Liter Wasser gesprudelt.

- Ich dachte, die Qualität wäre schlechter nachdem der Brunnen so lange still gestanden hat. Das Wasser war nur leicht bräunlich und roch nach Wald, leicht modrig aber nicht schlecht.

- Also hieß es „fleißig pumpen“ und schon nach ein paar Tagen war der Geruch fast verschwunden, das Wasser klarer und der Brunnen „lebt“ wieder.
Je mehr frisches Wasser nachfließt aus den drei Adern die den Brunnen speisen, (ich hatte ihn vor Jahren einmal geleert und sah die Wasseradern sprudeln) desto besser wird die Wasserqualität. Ob es als Trinkwasser taugen wird ist mir nicht so wichtig, aber jetzt muss ich nur knappe 20 Meter laufen und habe Gebrauchswasser so viel ich will.

- Dank dem eigenen Wasser das wieder fließt hier oben, so kommt es mir vor als wäre „Svenserum“ erst jetzt vollständig geworden.


- „Kronan på verket“ sagt man auf Schwedisch und meint damit den vollständigen und guten Abschluss eines Tuns.


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