22. Dezember 2008
Auf ein neues Altes
17. Dezember 2008
Eine schweigsame Zeit
spricht es dennoch hundertfalt.
Die Nachtigall singt.
14. Dezember 2008
Endlich, ein Lichtblick.
Seit über vier Wochen hat sich heute zum ersten Mal die Sonne wieder blicken lassen. Es gibt sie also tatsächlich noch, selbst wenn sie knapp über den Horizont sich erhebt.
- Langsam fing die graue Welt an sich auf mein Gemüt zu schlagen. Der Himmel hängt tief und grau, die See grau, Schneetreiben seit Tagen, keine Sicht, kein Tag hat sich über die Dämmerung heraus erhoben bevor er auch schon wieder in die Dunkelheit zurück fiel.
- Jetzt ist eine Zeit in welcher viele, vor allem wohl die Kinder die Tage zählen, aber auch ich habe mal wieder meinen „count-down“ begonnen.
- Wenn es passt mit dem Hafen, so werde ich am kommenden Donnerstag zum ersten Male seit sechs Wochen einen Fuß an wieder Land setzen um für ungefähr die gleiche Zeit ein freier Mann zu sein. Ich werde gerade passend kurz vor Weihnachten von dem Trubel, von dem ich zum Glück an Bord vollständig verschont bin, etwas mitbekommen.
- Die letzten beiden Jahre habe ich die Festtage an Bord verbracht, von daher freue ich mich umso mehr, endlich mal wieder einen richtigen Weihnachtsbaum zu schmücken. Noch dazu zum ersten mal einen aus dem eigenen Wald!
- Und „Svenserum“ ist wie immer mein erstes Ziel, ich sehne mich danach wieder am Feuer zu sitzen, die Ruhe auf mich einwirken zu lassen, das Gefühl von ungestörter Zeit haben zu können. Und obwohl es ja mittlerweile ein zu Hause geworden ist, so erlebe ich die ersten Tage immer wieder als wäre es neu für mich und ich freue mich darüber, der Besitzer und Verwalter von "Svens Lichtung" zu sein.
- Vielleicht bekomme ich ja diesen Winter mal einen Elch hier oben zu sehen, ihrer guten Tarnung zum Trotz.
7. Dezember 2008
Phantasievolles
Manchmal kommt mir der Gedanke, ich verbringe mein Leben in einer Art „geschützter Werkstatt“.
- Entweder bin ich wochenlang an Bord und komme mit der „normalen“ Welt im Grunde gar nicht in Berührung, selbst wenn ich mit Hilfe des Internetzes viel am Tagesgeschehen teilnehme. Dann bin ich zwar wochenlang an Land, aber da bin ich ein freier Mann und während die anderen arbeiten, so kann ich meine Zeit selbst bestimmen. Und außer um ein paar Lebensmittel einzukaufen, bin ich selten in der Stadt.
- Stattdessen verbringe ich viel Zeit hier oben im Wald, wo keiner mir sagt, was ich tun oder lassen soll und bin genau so „abgeschnitten“ vom normalen Leben das die meisten Menschen führen.
- Kein Wunder, dass mir vieles immer fremder wird, da ich ein ganz anders Lebensmuster habe als die Meisten.
- Und da ich viel eigene Zeit habe, so kann auch meine Phantasie blühen, und sie bekommt viel Nahrung in der Natur, vor allem bei Dunkelheit.
- Ich kann gut verstehen, dass früher der Wald von unbekannten Wesen bevölkert war. Es gab hier in Schweden Trolls und Nymphen, Zwerge und andere kleine Männchen. Von den Elfen habe ich ja schon geschrieben. Es gab aber auch Riesen, alte Frauen mit Kopftuch und den Wassernäck, der auf seiner Geige in den Stromschnellen spielte und um eine Polka von ihm zu erlernen, kostete es die Seele des Spielmannes. Der Haus- und Hofzwerg durfte an Weinachten nicht vergessen werden, sonst wurde er böse und trieb seinen Unfug.
- Die Natur war damals wirklich bevölkert, von guten aber meist bösen und erschreckenden Wesen.
- In unserer heutigen Welt sind diese Wesen beinahe verschwunden, denn zuviel von Menschen gestiftete Unruhe können sie nicht vertragen.
- Aber wer mit etwas Phantasie und offenen Augen während der Dämmerstunde oder des Nachts in der Natur unterwegs ist, kann sie noch immer treffen, denn seien wir ehrlich: so ganz sicher dass es nur „alte Geschichten“ sind ist keiner, der nachts einsam im Wald unterwegs ist.
- Oder?
4. Dezember 2008
Schnee fällt nie lautlos
Jetzt naht sie wieder, die Zeit der „Besinnlichkeit“, jedoch genau diese Besinnlichkeit sieht heute so bunt gewürfelt aus wie nie.
- Ich gehöre zu den Privilegierten, die viel Zeit haben um ihren eigenen Gedanken nachzugehen, denn nicht nur auf „Svenserum“ habe ich reichlich diese Möglichkeit, sondern auch an Bord, wo ich manche Stunde allein auf der Brücke verbringe und das Schiff durch die Dunkelheit navigiere.
- Die angenommene Geburt dieses Glaubenssymbols das jetzt bald gefeiert wird, diese damals mit Angst und Schrecken verbreitete und den Völkern des Nordens aufgepfropfte Botschaft der Liebe rückt immer weiter aus dem Blickfeld vieler Menschen.
- Aber es scheint, als wollten sie dennoch nicht ohne ein sinnliches Weltbild durch ihr Leben wandern. Wie könnte man es sonst erklären, dass esoterische Foren einen solchen Zustrom von Teilnehmern finden?
- Im entstandenen Vacuum tummeln sich nun alle möglichen Götter von meinen germanischen oder keltischen Ahnen, aber auch Elfen, Feen, Trolle und alle möglichen Fabelwesen weben sich zu einem bunten Reigen.
- Da wird Hexerei und Astrologie mit fernöstlicher Weisheit frisch gemixt, ja, der Phantasie sind hier keine Grenzen gesetzt. Das Ganze wird umrandet von einem spiritistischen Steinzirkel während über allem ein Räucherstäbchenhauch des Verlorenseins schwebt.
- Viele Menschen haben sich wieder auf die Suche begeben nach...ja nach was eigentlich?
- Ist unsere Welt zu geheimnislos geworden, zu nackt und erklärbar, zu voll von wertlosen Dingen statt wertvollem Inhalt?
- Die Westwelt sucht nach neuen Werten, besinnt sich dabei auch wieder auf alte und streckt gleichzeitig ihre Fühler nach anderen, eher unbekannten aus.
- Aber eine Religion mit einer anderen zu vertauschen macht für mich keinen Unterschied aus, denn der Wunsch, das Unerklärbare und den Sinn des Lebens mit Hilfe einer Gebrauchsanweisung zu finden ist für mich von Anfang an zum Scheitern verurteilt.
- Der Mystik des Unbegreifbaren bin ich immer näher in der Natur. Allerdings, einsam ist der Weg des Wanderes der sich in diese Gefilde des Seins begibt.
Verständlich das Wort,
der Sinn doch unbeschreiblich.
Schnee fällt nie lautlos.
Haiku - Kap Horn