22. Dezember 2008

Auf ein neues Altes

Der Windkraft haben wir Menschen schon vor vielen hundert Jahren gelernt uns zu bedienen. Und seit heute gehöre auch ich wieder dazu mir diese Energie nutzbar zumachen.
- Es klopfte an der Tür und die Lieferung, vor einer Woche bestellt, war angekommen. Jetzt liegt ein Paket mit einem Windkraftwerk und wartete darauf, montiert und aufgestellt zu werden.
- Jetzt bin auch ich bald wieder ein „Windmühler“ aber statt Getreide zu Mehl so werde ich Strom mahlen.
- Denn verglichen mit den Sonnenzellen, so kann ich Energei auch in Dunklen gewinnen. Damit bin ich noch einen Schritt weiter gegangen um energieunabhängig  zu werden.
- Scheint die Sonne nicht, dann bläst es hoffentlich.
 - Ich denke für dieses Jahr ist dies mein letzter Bericht vom „einfachen Leben“ und wie „uneinfach“ es ist.
- Allen Euch, die hier teilgenommen haben will ich ein gutes Fest wünschen und einen guten Anfang zum neuen Jahr.


- Jetzt kann ich zumindest denken: hoffentlich wird es stürmisch!

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17. Dezember 2008

Eine schweigsame Zeit

Der Winter ist die schweigsame Zeit, nicht nur in der Natur, sondern auch die Menschen reden weniger. Zumindest wenn sie sich draußen begegnen, denn man bleibt nicht gerne stehen wenn der Wind kalt und schneidend bläst und einem durch Mark und Bein geht.
- Morgen bin ich wieder unterwegs nach Hause, mein Törn ist vorbei, ich bin wie immer müde und sehne mich nach Stille.
- Morgen um diese Zeit werde ich am Feuer sitzen, vollkommen verantwortungslos sein und schweigen.
- Der Gedanke daran, dass ich hier oben im Wald das Schweigen lerne, kam mir heute Abend während meiner letzten Wache auf der Brücke.
- Nie zuvor in meinem Leben habe ich so lange geschwiegen, wie hier oben auf dieser Lichtung, denn das gesprochene Wort ist eine Seltenheit wenn ich hier meine Tage verbringe.
- Beim Axtschwingen oder beim Arbeiten ohne Maschinengeräusche, so halte ich meist einen inneren Monolog, aber selten, dass ich mal laut mit mir spreche.
- Wahrlich, interessante Seiten des Lebens lerne ich hier kennen.


- Bald wird auch das Wasser für eine Weile schweigen.

Geschwiegenes Wort -
spricht es dennoch hundertfalt.
Die Nachtigall singt.
Kap Horn

14. Dezember 2008

Endlich, ein Lichtblick.

Seit über vier Wochen hat sich heute zum ersten Mal die Sonne wieder blicken lassen. Es gibt sie also tatsächlich noch, selbst wenn sie knapp über den Horizont sich erhebt.

- Langsam fing die graue Welt an sich auf mein Gemüt zu schlagen. Der Himmel hängt tief und grau, die See grau, Schneetreiben seit Tagen, keine Sicht, kein Tag hat sich über die Dämmerung heraus erhoben bevor er auch schon wieder in die Dunkelheit zurück fiel. 

- Jetzt ist eine Zeit in welcher viele, vor allem wohl die Kinder die Tage zählen, aber auch ich habe mal wieder meinen „count-down“ begonnen.

- Wenn es passt mit dem Hafen, so werde ich am kommenden Donnerstag zum ersten Male seit sechs Wochen einen Fuß an wieder Land setzen um für ungefähr die gleiche Zeit ein freier Mann zu sein. Ich werde gerade passend kurz vor Weihnachten von dem Trubel, von dem ich zum Glück an Bord vollständig verschont bin, etwas mitbekommen.

- Die letzten beiden Jahre habe ich die Festtage an Bord verbracht, von daher freue ich mich umso mehr, endlich mal wieder einen richtigen Weihnachtsbaum zu schmücken. Noch dazu zum ersten mal einen aus dem eigenen Wald! 

- Und „Svenserum“ ist wie immer mein erstes Ziel, ich sehne mich danach wieder am Feuer zu sitzen, die Ruhe auf mich einwirken zu lassen, das Gefühl von ungestörter Zeit haben zu können. Und obwohl es ja mittlerweile ein zu Hause geworden ist, so erlebe ich die ersten Tage immer wieder als wäre es neu für mich und ich freue mich darüber, der Besitzer und Verwalter von "Svens Lichtung" zu sein.

- Vielleicht bekomme ich ja diesen Winter mal einen Elch hier oben zu sehen, ihrer guten Tarnung zum Trotz.

 - Ob wohl die Tiere sich auch nach der Sonne sehnen?

7. Dezember 2008

Phantasievolles

Manchmal kommt mir der Gedanke,  ich verbringe mein Leben in einer Art „geschützter Werkstatt“.

- Entweder bin ich wochenlang an Bord und komme mit der „normalen“ Welt im Grunde gar nicht in Berührung, selbst wenn ich mit Hilfe des Internetzes viel am Tagesgeschehen teilnehme. Dann bin ich zwar wochenlang an Land, aber da bin ich ein freier Mann und während die anderen arbeiten, so kann ich meine Zeit selbst bestimmen. Und außer um ein paar Lebensmittel einzukaufen, bin ich selten in der Stadt.

- Stattdessen verbringe ich viel Zeit hier oben im Wald, wo keiner mir sagt, was ich tun oder lassen soll und bin genau so „abgeschnitten“ vom normalen Leben das die meisten Menschen führen.

- Kein Wunder, dass mir vieles immer fremder wird, da ich ein ganz anders Lebensmuster habe als die Meisten.

- Und da ich viel eigene Zeit habe, so kann auch meine Phantasie blühen, und sie bekommt viel Nahrung in der Natur, vor allem bei Dunkelheit.

- Ich kann gut verstehen, dass früher der Wald von unbekannten Wesen bevölkert war. Es gab hier in Schweden Trolls und Nymphen, Zwerge und andere kleine Männchen. Von den Elfen habe ich ja schon geschrieben. Es gab aber auch Riesen, alte Frauen mit Kopftuch und den Wassernäck, der auf seiner Geige in den Stromschnellen spielte und um eine Polka von ihm zu erlernen, kostete es die Seele des Spielmannes. Der Haus- und Hofzwerg durfte an Weinachten nicht vergessen werden, sonst wurde er böse und trieb seinen Unfug.

- Die Natur war damals wirklich bevölkert, von guten aber meist bösen und erschreckenden Wesen.

- In unserer heutigen Welt sind diese Wesen beinahe verschwunden, denn zuviel von Menschen gestiftete Unruhe können sie nicht vertragen.

- Aber wer mit etwas Phantasie und offenen Augen während der Dämmerstunde oder des Nachts in der Natur unterwegs ist, kann sie noch immer treffen, denn seien wir ehrlich: so ganz sicher dass es nur „alte Geschichten“ sind ist keiner, der nachts einsam im Wald unterwegs ist. 

- Oder?

- Zu der Zeit als dieser kleine Waldhof noch bewirtschaftet war, gab es ganz sicher noch Platz in der Phantasie seiner Bewohner für die Wesen der Natur. Und wer weiss, vielleicht gab es sie ja sogar wirklich?

4. Dezember 2008

Schnee fällt nie lautlos

Jetzt naht sie wieder, die Zeit der „Besinnlichkeit“, jedoch genau diese Besinnlichkeit sieht heute so bunt gewürfelt aus wie nie.

- Ich gehöre zu den Privilegierten, die viel Zeit haben um ihren eigenen Gedanken nachzugehen, denn nicht nur auf „Svenserum“ habe ich reichlich diese Möglichkeit, sondern auch an Bord, wo ich manche Stunde allein auf der Brücke verbringe und das Schiff durch die Dunkelheit navigiere.

- Die angenommene Geburt dieses Glaubenssymbols das jetzt bald gefeiert wird, diese damals mit Angst und Schrecken verbreitete und den Völkern des Nordens aufgepfropfte Botschaft der Liebe rückt immer weiter aus dem Blickfeld vieler Menschen.

- Aber es scheint, als wollten sie dennoch nicht ohne ein sinnliches Weltbild durch ihr Leben wandern. Wie könnte man es sonst erklären, dass esoterische Foren einen solchen Zustrom von Teilnehmern finden?

- Im entstandenen Vacuum tummeln sich nun alle möglichen Götter von meinen germanischen oder keltischen Ahnen, aber auch  Elfen, Feen, Trolle und alle möglichen Fabelwesen weben sich zu einem bunten Reigen.

- Da wird Hexerei und Astrologie mit fernöstlicher Weisheit frisch gemixt, ja, der Phantasie sind hier keine Grenzen gesetzt. Das Ganze wird umrandet von einem spiritistischen Steinzirkel während über allem ein Räucherstäbchenhauch des Verlorenseins schwebt.

- Viele Menschen haben sich wieder auf die Suche begeben nach...ja nach was eigentlich?

- Ist unsere Welt zu geheimnislos geworden, zu nackt und erklärbar, zu voll von wertlosen Dingen statt wertvollem Inhalt?

- Die Westwelt sucht nach neuen Werten, besinnt sich dabei auch wieder auf alte und streckt gleichzeitig ihre Fühler nach anderen, eher unbekannten aus.

- Aber eine Religion mit einer anderen zu vertauschen macht für mich keinen Unterschied aus, denn der Wunsch, das Unerklärbare und den Sinn des Lebens mit Hilfe einer Gebrauchsanweisung zu finden ist für mich von Anfang an zum Scheitern verurteilt.

- Der Mystik des Unbegreifbaren bin ich immer näher in der Natur. Allerdings, einsam ist der Weg des Wanderes der sich in diese Gefilde des Seins begibt.

Verständlich das Wort,
der Sinn doch unbeschreiblich.
Schnee fällt nie lautlos.

Haiku - Kap Horn

1. Dezember 2008

Alles nur gepumpt.

Es vergeht mittlerweile kein Tag, an welchem nicht mehr Menschen arbeitslos werden, Firmen pleite machen und irgend eine Bank oder ein großer Konzern nach der finanziellen Hilfe des Staates, sprich der Steuerzahler ruft. Als die Gewinne haushoch waren, gab es allerdings nicht einen Vorschlag, diese auch unter den Steuerzahlern zu verteilen!

- Nicht Sparsamkeit und Schuldausgleichung war die Devise, sondern stattdessen hat man viele Menschen im Grunde dazu überredet, auch einfache Konsumgüter auf Kredit zu kaufen. Und viele haben sich dazu ohne eigenes Nachdenken verleiten lassen. Leider habe ich wenig Mitgefühl für die, welche ohne ihre eigene finanzielle Lage ernst zu nehmen auf „Teufel komm raus“ mit gepumpten Geld Alltagswaren konsumiert haben.

-Wieviele werden nicht wieder Schulden machen um das kommende Weihnachtsfest "richtig" zu feiern?
Nun ist der Teufel rausgekommen, die Schulden sollen beglichen werden und der in meinen Augen oft selbstverschuldete, persönliche Ruin ist für viele ein Faktum.

- Selbst sehe ich darin eine weitere Bestätigung, dass ein einfacher Lebensstil der Richtige ist. Habe ich, als Beispiel, kein Geld um mir einen neuen Sessel zu kaufen, dann sitze ich halt so lange auf einem Stuhl bis ich das Geld zusammen habe. Vielleicht zeigt sich ja, dass ich diesen Sessel gar nicht mehr brauche, oder ich finde einen Gebrauchten der noch immer gute Dienste tut.

- Kein normaler Arbeitnehmer kann sich alle sein Träume sofort erfüllen, auch ich nicht, aber ich kann sie weiterträumen bis ich vielleicht irgendwann die Möglichkeit um sie wahr zu machen selbst erspart habe, oder aber sie weiterhin einfach Träume sein lasse.

- Jetzt versucht man desperat, dieser Finanz- und Wirtschaftskrise Einhalt zu gebieten da plötzlich viele Menschen eingesehen haben, dass dieser Überkonsum tatsächlich bezahlt werden muss, sparsamer werden und der Rubel rollt nicht mehr so wie vorher. Man spricht von Steuer- und Zinsensenkung, ja selbst von Gutscheinen, um den Konsum wieder anzukurbeln.

- Für viele wird das einfache Leben nicht mehr zur Wahlmöglichkeit sondern erzwungen, und damit steigt die Unzufriedenheit und Frustration.
Gleichzeitig wissen wir, dass das Lebensmuster wie wir es in der Westwelt führen unseren Planeten verwüstet und wir müssen plötzlich erkennen, dass wir uns in einer Zwickmühle befinden.


- Weiterhin unsere Zukunft an- oder genauer auszupumpen um damit unsinnige Überkonsumtionsgüter zu kaufen ist ganz sicher keine Lösung aus diesem Dilemma.

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