28. Februar 2009

Eau de vie!

Wasser, ohne welches wir uns kein Leben vorstellen können, ist noch eine abnehmende Quelle für die Menschen. Auch darüber besteht kein Zweifel mehr und die Lage verschlechtert sich rapide.

- Australien und das Innere Spaniens sind nur zwei Beispiele aus der "westlichen" Welt. Wie es in anderen Teilen der Welt aussieht, bekommen wir meist nur am Rande mit.

- Welche zentrale Rolle es in unserem Leben spielt sieht man auch daran dass es in wohl den meisten Religionen einen heiligen Platz einnimmt und voller Symbolkraft ist. Es reinigt nicht nur äusserlich, sondern ist ein fester ritueller Bestandteil auch für die innere Reinigung.

- Man hat Kriege geführt und führt sie noch, dort wo das Wasser Mangelware ist.

- Wie luxuriös es ist, fließendes Wasser aus dem Kran zu haben, wurde mir zum ersten Mal wirklich bewusst als ich mein Wasser ins Haus tragen musste und wie selbstverständlich es uns erscheint dass es einfach da ist.

- Nur wie lange noch?

- „Svenserum“ hat kein fließendes Wasser und jeder Liter will getragen sein. Dabei brauche ich nur ein paar hundert Meter zu gehen und auf dem Weg denke ich oft an Menschen, die kilometerweit laufen müssen und dann obendrein Wasser von schlechter Qualität nach Hause tragen.

- Leider gehen wir mit dem Wasser um wie mit der Erde. Wir vergeuden es zu unsinnigen Zwecken, ist es doch so bequem und noch so leicht zur Hand. Ich denke auch hier, dass ich das nicht weiter erläutern muss.

- Der Zugang zu Wasser in unserem Teil scheint zwar noch keinem Engpass zu unterliegen, aber auch hier ist es wohl nur eine Zeitfrage, bis auch wir die Knappheit zu spüren bekommen.

- Und wie so oft, so sehen auch hier die Geier der kapitalistischen Marktwirtschaf ihre Chance. Die Wasserversorgung von Gemeinden und Städten wird in zunehmendem Mass privatisiert. Was ein lebensnotwendiges Nahrungsmittel ist wird der öffentlichen Hand abgekauft und in private Hände übernommen. Und diese Hände wollen Gewinn! Das ist die einzige Triebkraft, nicht das Wohl der Bevölkerung, sondern maximale Dividende!

- Damit geraten ganze Städte in die Hand von profitgierigen Unternehmen, (die Gier tritt ja heute wirklich ungeschminkt zu Tage) und eine Stadt ohne Wasser zahlt den verlangten Preis. Oder stirbt.

- Die „schöne neue Welt“ wächst weiter ungebremst. Zumindest noch!

- Wasser ist in meinen Augen genau so ein menschliches Recht und gemeinsames Eigentum wie ausreichende Nahrung!

- 30 Tage ohne Essen, 3 Tage ohne Wasser, 3 Minuten ohne Sauerstoff!

- Wann mag wohl die Atemluft an der Reihe sein, vermarktet zu werden?

25. Februar 2009

Fundamentales

Egal wie reich, egal welche technischen Errungenschaften, egal wie viele oder wenige Menschen auf der Erde leben und sogar egal wie viel sie verbrauchen.

- Ohne die Erde zu bewirtschaften, ohne die braune Scholle ist alles andere zum scheitern verurteilt. Das ist das Fundament auf dem sich für uns alles Weitere aufbaut.

- Wenn wir die Erde nicht pflegen und wie ein Lebewesen betrachten, ist der Untergang gewiss. Wenn das Fundament nicht mehr zu tragen vermag, dann stürzt auch das schönste Luftschloss ein.

- Und was machen wir?

- Wir vergiften, manipulieren, mästen mit falscher Nahrung, verbauen und asphaltieren, treten sie im wahrsten Sinne des Wortes mit Füssen. Wir plündern den Wald, nehmen alles, von Wurzel bis Krone, lassen nichts zurück.

- Wenn sich unsere Einstellung nicht ändert, so graben wir fleißig am Grabe unseres eignen Untergangs, sägen den Ast ab auf dem wir sitzen können. Wir opfern die Erde auf dem Altar des unmöglichen ewigen Wachstums.

- Die Zeit der billigen Energie ist in absehbarer Zeit zu Ende, dafür muss ich noch nicht einmal Wissenschaftler sein um das zu begreifen. Der erste Schreckschuss mit einem Ölpreis von 150 $ das Fass (ca. 156 Liter) klingt wohl den meisten noch in den Ohren.

- Und vor dem "beginnenden Frühling", so werden viele Menschen, wenn auch gezwungenermaßen, wieder den Rücken krümmen und den Geruch der Erde verspüren.

- Ja, Muskelkraft wird wie eh und je wieder mehr gefragt sein und das Brot wird, wie schon seit tausenden von Jahren und es heute noch immer in den größten Teilen der Welt geschieht, mit Schweiß verdient werden.

- Unglaublich? Ja! 

- Unvorstellbar? Vielleicht! 

- Unglaubwürdig? Nein! 

- Diese Art Leben erscheint kaum einem von uns erstrebenswert, aber das Land zu bewirtschaften ist und bleibt die solide Grundlage für unser Überleben.

- Arbeitslosigkeit auf einem Hof, kann es so etwas geben?

 

24. Februar 2009

Es wird einmal...

So fangen Träume an.

- Und die Zukunft für uns kann traumhaft werden.

- Wir haben schon jetzt technische Errungenschaften von denen die Menschen vor Hundert Jahren noch geträumt haben, sind wir nicht sogar bis zu Mond geflogen? Wir haben ein Werkzeug entwickelt, das die Kraft unseres Gehirns vervielfältigt hat und entwickeln es noch immer weiter.

- Ja, wir haben Möglichkeiten.

- Aber noch sind wir nicht dort, noch stehen meiner Meinung nach großer Umwälzung bevor.

- Der vergangene Winter wird als der Winter in die Geschichte eingehen, in der das kapitalistische System erfroren ist, wird doch jetzt dessen wirkliche Schwäche, nämlich der ungezügelte Egoismus und die menschliche Gier die dahinter stecken, für die gesamte Welt sicht- und spürbar. Der eingeschlagene Weg des Überkonsums zeigt sich in seiner langsam immer mehr verheerenden Pracht mit zunehmender Deutlichkeit.

- Ja, es bröckelt an allen Ecken und Enden und der Winter kann lange, kalt und dunkel werden.

- Es wird einmal aber wieder ein Frühling kommen. Ich denke, die Menschen fangen immer mehr an, einzusehen...!

- Meine Welt ist zwar noch kalt und eisig, aber das Licht ist zurück auf dem Weg nach Norden, die Vögel haben schon vor einem Monat anders gezwitschert, wie immer allen voran die Kohlmeise und auch der "Schneetropfen" wie das Glöckchen auf schwedisch genannt wird hat schon angefangen, den kommenden Frühling einzuläuten

 - Träumen von Besserem dürfen, nein müssen wir Menschen ja sogar um überhaupt eine Zukunft zu haben auf die man hinarbeiten will.


19. Februar 2009

Es ist einmal...

So fangen keine Märchen an. 
- Unsere Gegenwart ist alles andere als ein Märchen sondern die Welt in der wir leben. Und wir werden immer mehr darüber bewusst, dass es nicht gut um die Erde steht. Ich erspare mir das Aufzählen aller bekannten, möglichen und noch lauernden Gefahren die uns drohen außer zweien.
- Wir nehmen, nein, wir haben schon überhand genommen!
- Egal was wir tun, so kann auch dieses expotentielle Wachstum nicht immer fortfahren und die Welt kann diese in rasendem Takt zunehmende Weltbevölkerung nicht mehr er-tragen. Selbst mein einfacher Lebensstil im Wald ist keine Alternative mit Gedanke daran, denn auch dafür reichen die Rohstoffe, wenn alle Menschen so leben würden nicht aus denke ich manchmal .
- Heute sind wir 6,7 Milliarden Menschen und in der kurzen Zeit die es dauerte diese wenigen Worte zu lesen, so sind wir ungefähr 30 Menschen mehr geworden. In einem Jahr, wenn Du diesen Beitrag längst vergessen hast, so sind wir ungefähr 82 Millionen mehr geworden.
- Es spielt keine Rolle, welche technischen Fortschritte wir machen, oder ob wir das Innere der Erde nach Außen kehren, die Produktion von Nahrungsmittel und Energie um sie zuzubereiten, Kleidung und Behausung wird nicht Schritt halten können.
- Unser bisheriges Wissen um Systeme die sich aufblähen zeigt uns, dass sie selbstregulierend sind, dass der Punkt kommt, an dem das Wachstum aufhört und ein Niedergang einsetzt. Sei es nun durch Krankheit, Aggression, Nahrungsknappheit oder ähnliche Faktoren.
- Ich denke bei uns wird es die Nahrungsmittelknappheit werden die das System umkippen lässt aber der Grund dazu liegt vielleicht nicht nur an der Knappheit des Erdöls das kommen wird, sondern kommt meiner Meinung nach von einer ganz anderen, für die Meisten völlig unerwarteten Richtung da es so lautlos und unspektakulär geschieht. 
- Ich bin nicht der Einzige, der bemerkt hat: die Vögel sind weniger geworden, es wird im Sommerwald immer stiller und die Ornithologen wissen nicht woran es liegt.
- Einer meiner Gedanken war: sie bekommen Konkurrenz von andern Insektenjägern, und einer ist das Auto. Wer weiß nicht, wie viele Insekten an einem Sommertag nur nach ein paar Stunden von einem Auto „erlegt“ worden sind. Und es gibt Millionen dieser Blechkisten die täglich auf Jagd sind.
- Außerdem werden sie vergiftet durch Pestizide, die Lebengrundlagen werden ihnen genommen durch die Veränderungen die wir der Natur zufügen um nur zwei Beispiele zu nennen.  Aber welche unbegreiflichen Ausmaße der Insektentod angenommen hat wurde mir erst bewusst, als ich mich mit der „Lichtverunreinigung“ beschäftigte.
- Um es ganz einfach und krass auszudrücken: keine Insekten und die Pollinierung wird mehr als drastisch reduziert. „Adé du grüne und bunte Welt“ wird das Ergebnis sein!
- Ein Gedanke der vielleicht auftauchen sollte, wenn Du das nächste Mal zur Fliegenklatsche greifst und die Biene erschlägst die sich in Dein Zimmer verirrt hat anstatt sie in die Freiheit zu entlassen: "Kann es so sein, unser Wohlergehen und das der Insekten ist enger miteinander verwoben als ich es glauben mag?"


- Eine Hummel dürfte nach menschlichem Ermessen eigentlich gar nicht fliegen können. Zum Glück kümmert sich die Hummel nicht um unsere V-ermessenheit.

***

17. Februar 2009

Es war einmal...

So fangen ja alle Märchen an, und so fängt auch diese Geschichte an, denn...

- Es war einmal ein Volk die den Namen „Maya“ trugen, eine hoch entwickelte Zivilisation mit noch zum Teil heute gültigen Kulturerungenschaften wie ihr bekannter Kalender zeigt.

- Und wenn man den Archäologen Glauben schenkt, dann baute ihre Kultur auf den Mais als Lebensgrundlage auf. Aber auf Dauer, so wurde die Erde verarmt, die Lebensgrundlage wuchs spärlicher, die herrschende Klasse konnte oder vielleicht besser wollte die bestehende Ordnung nicht verändern in dem man den Mais gegen eine andere Frucht zu tauschen bereit war, es gab Krieg um fruchtbarere Böden auch untereinander, und das Ende der Geschichte ist leider nicht wie im Märchen...sondern das Volk ging unter.

- Ihre Zivilisation zerbröckelte langsam aber sicher, bis sie nur noch zur Geschichte wurde.

- Und dies ist nicht das einzige Beispiel, sondern das Gleiche wiederholte sich immer wieder in der Menschheitsgeschichte. Aufstieg. Blüte und Fall. Manche Völker sind verschwunden, manche gibt es noch heute, aber deren Blütezeit ist vorbei. Der Fall ist also zumindest immer gleich einem Rückschritt gewesen.

- Und heute?

- An dem Mechanismus selbst hat sich wohl nicht viel geändert. Der Mais ist mit Erdöl vertauscht, die Quelle ist dabei ausgeschöpft zu werden, die Machtelite bremst eine Entwicklung um aus dieser Abhängigkeit herauszukommen da sie noch immer Geld am System verdient und ihren Einfluss auf diese Art behalten kann.

- Auch wir werden also gezwungen sein, früher oder später einen Rückschritt zu machen. Also ist es vielleicht besser, den Schritt freiwillig und durchdacht auszuführen, jetzt wo noch Zeit ist, als im Zugzwang handeln zu müssen.

- Es gibt bestimmt noch andere Lösungen in der nicht das gesamte Vertrauen auf die Technik gesetzt wird oder aber Ragnarök auf uns zukommt und der Untergang der Menschheit das andere Szenario ausmacht.

- Ein Rückschritt muss ja nicht gleich das Ende bedeuten, sondern vielleicht ist er nötig, um einfach einen neuen Anlauf zu nehmen! Aber leicht wird es nicht fallen, denn wie schnell man sich an Bequemlichkeit und „höhern Standard“ gewöhnt, weiß ich aus eigener Erfahrung.

-Ich probiere ihn, zumindest noch, freiwillig aus.

- Die gerade Spur in die Zukunft erscheint mir nicht mehr sehr erfolgversprechend. Vielleicht ist es an der Zeit zurückzusetzen und eine Neue zu verfolgen. 

15. Februar 2009

Seifenblase

Es ist lange einigermaßen gut gegangen, das Pyramidenspiel des endlosen Wachstums im Tempel des Mammons. Die Prediger, auch Ökonomen genannt, haben das Mantra des ewigen Wachstums so lange wiederholt, dass es fast schien als hätten sie tatsächlich recht damit.

- Wären es wirklich mathematisch geschulte Menschen die auch noch ein Mindestmass an Humanistik erfahren und auch begriffen hätten, dann wäre ihnen vielleicht bewusst geworden auf welchem Holzweg sie sich befinden.
- Keine Bäume wachsen in den Himmel und expotentieller Zuwachs der immer irgendwann steil ansteigt um sich der Unendlichkeit zu nähern ist eine Unmöglichkeit in einer endlichen Welt.
- Und die Begrenzung unseres Planeten macht sich jetzt schmerzlich bemerkbar und die schiere Dummheit des Gedankens von ewigem Wachstums zeigt sich nun nur zu deutlich.
- Damit das immer höher werdende Tempo das mit in diesem System eingebaut ist aufrechterhalten werden konnte, so lieh man immer mehr von der Zukunft, alles wurde auf Pump aufgebaut und jetzt, so platzt die Misswirtschaft wie eine Seifenblase.
- Es gibt das ständige Wachstum, aber nicht aus der Zukunft genommen sondern ihr gegeben. Die Bauern wussten davon und haben sich bis vor gar nicht langer Zeit auch daran gehalten.
- Schlage ich einen Baum für Brennholz, so sollte ich mindestens wieder einen Neuen pflanzen damit die Zukunft für die kommende Generation nicht kalt wird.
- Wir hingegen sind dabei, einen Kahlschlag zu hinterlassen.


- Schön, schillernd, perfekt und faszinierend so lange sie schwebt, platzt sie doch immer. Plötzlich und augenblicklich!

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13. Februar 2009

Der verschwundene Sternenhimmel

Aus der „Milchstrasse“ wird hier in Schweden die „vintergatan“ also Winterstrasse, denn in den hellen Sommermonaten ist wegen dem Licht kein Stern zu sehen. Selbst die Planeten sind verschwunden um die Mittsommerzeit. Erst im August ist es so dunkel, dass Orion langsam wieder für das Auge im Osten aufsteigt. Dann ist es fast, als würde man alte Bekannte wiedersehen. Und in tiefdunklen, klaren Winternächten erblüht dann der Sternenhimmel in seiner vollen Pracht.

- Allerdings nur unter einer Voraussetzung: es darf in der Umgebung nicht zu hell sein.

- Und genau das wird immer mehr der Fall!

- „Lichtverschmutzung“ heißt diese zum großen Teil unnötige Vergeudung von Energie die noch dazu jedes Jahr größer wird. Der Himmel über unseren Städten besteht aus einer Lichtglocke die ich vom Meer aus nur zu gut an den Küsten sehen kann.

- Nicht nur sterben nach Schätzungen eine Milliarde Insekten jede Nacht an Deutschlands Beleuchtung oder Pflanzen blühen früher, auch Zugvögel geraten aus ihrer Bahn, verirren sich oder stürzen gar ab. Was sie mit uns Menschen anrichtet ist, wie es so diplomatisch heißt, noch nicht genug wissenschaftlich erfasst.

- Allerdings weiß man, dass mittlerweile ungefähr jeder zweite Mitteleuropäer nur noch einen Bruchteil der ungefähr 2000 sichtbaren Sterne sehen kann. Wenn überhaupt.

- Bald wissen viele Kinder nicht nur mehr wo die Milch oder Kartoffel herkommt, sondern sie werden die Frage stellen: „Was ist ein Sternhimmel?“

- Läuft nur mir bei dem Gedanken daran ein leichter Schauer über den Rücken?

- Ein Verkaufsargument und preistreibend gerade bei „Sommerhäusern“ ist immer die Aussicht, die Lage. Am Besten direkt an der Ostssee oder zumindest an einem Waldsee gelegen. Beides habe ich nicht auf „Svenserum“, aber dafür bekam ich einen Blick in den Himmel der ungetrübt von anderen Lichtquellen ist. Etwas das ist in der heutigen Zeit bald unbezahlbar wird!

- Was den Menschen wirklich verloren geht weiß nur jemand, der seinen Blick in die Tiefen des Sternenraumes gerichtet hat und dessen Geist dabei unweigerlich von diesem „Unbegreiflichen“ berührt worden ist.

11. Februar 2009

Das Schweigen im Walde

Seit ich Besitzer und Verwalter von „Svenserum“ geworden bin, habe ich neue Erfahrungen zu dem schon vorhanden Schatz sammeln können. Eine, welche im wahrsten Sinne des Wortes nicht viel von sich reden macht, ist das Schweigen.

- Natürlich habe ich schon vorher Stunden damit verbracht wenn ich alleine war, aber noch nie in dem Ausmaß wie auf "Svens Lichtung", denn hier kann ich ganze Tage verbringen an denen ich vielleicht mal ein kurzes Telefongespräch führe oder mal mit dem Bauer rede aber ansonsten einfach meinen Mund halte.

- Es kann sein, dass ich vielleicht mal zu mir selbst spreche, einfach um eine Stimme zu hören, aber lange Monologe werden es keine. Ausser aber ich schlage mir mit dem Hammer auf den Daumen, oder ein Stück Holz springt mir beim Spalten als Vergeltung an das Schienbein und erinnert mich daran, einen lebenden Baum niedergelegt zu haben. Da kann der Monolog länger werden aber sonderlich geistreich ist er garantiert nicht mit der begrenzten Wortwahl die ich dabei benutze.

- Das Schweigen hat uns Menschen schon immer beschäftig, alleine die vielen Sprichworte aus dem Volksmund die es dazu gibt zeigen es. Die Überschrift ist ja auch ein bekanntes Wort.
Oft wird es auch mit „geistigen Übungen“ verknüpft. Mönche im Kloster, Schweigegelübde gibt es in den verschiedensten Kulturen, Wochenenden werden angeboten, wo wenige Worte zu gebrauchen im Vordergrund steht und dem Selbstfinden dienen soll.

- Als ich zum ersten Mal für längere Zeit alleine war, so hatte ich das Gefühl mir fehle etwas , die „Lappenkrankheit“ befiel mich. 
Mittlerweile habe ich gelernt, wie es meiner Seele gut tut einfach längere Zeit wortlos zu sein. Mein Dasein wird ruhiger, das Leben um mich herum unmittelbarer. 
Während man in Gesellschaft nur die Bäume wahrnimmt oder wie es heisst, den Wald vor lauter Bäumen nicht sieht, so werden sie in der schweigsamen Einsamkeit zu einem Waldwesen das mich umgibt.

- Und selbst dieses Wesen kann sich, manchmal in tiefblaues, Schweigen hüllen.


- Aber es ist schwer oder gar unmöglich das innere Geschehen in Worte zu fassen, und aus dem Grunde so ...

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9. Februar 2009

High fidelity

Wir leben in einer selbstgeschaffenen, überlauten Welt heutzutage. Ja, es scheint mir sogar, dass viele Menschen es schwer haben, Stille überhaupt zu ertragen. Musik im oder Handy am Ohr ist ein alltäglicher Anblick, vollständig unbewusst darüber, welchem Stress sie sich dadurch freiwillig aussetzen.

- Mehr oder weniger ständig sind wir von unnatürlichen Lauten umgeben. Unsere Städte ertrinken in einer maschinellen Geräuschflut, unsere Häuser sind voll von elektrischen Geräten die brummen und summen. Nur weil man nicht mehr hinhört so verschwindet die Geräuschkulisse nicht, wirkt stattdessen unterschwellig.

- Bei vielen läuft die Unterhaltungsindustrie unaufhörlich, das Handy klingelt überall im öffentlichen Raum, Musik wird uns aufgedrängt in Kaufhäusern, Fahrstühlen oder im Flughafen. Maschinen fahren um und fliegen über uns.

- Von meinem Dasein in der Hinsicht an Bord will ich lieber ganz ruhig sein. Und als ob es nicht laut genug ist auf diesem Arbeitsplatz, so laufen überall Fernseher, selbst wenn niemand schaut, Musik, selbst wenn niemand zuhört.

- Unsere Welt ist selten wirklich leise, von der Stille...ganz zu schweigen!

- Schon von daher ist es jedes Mal Balsam für meine Seele, wenn ich nach sechs Wochen zur See erst einmal für ein paar Tage im Wald verschwinden kann. Meine Ohren sind im wahrsten Sinne des Wortes „berauscht“ von der Stille die hier herrscht und das legt sich erst wenn ich ein paar Stunden der Leisestärke gelauscht habe.

- Es fehlt zwar auch hier nicht an Geräuschen, aber deren Pegel ist tief und die Quelle natürlich. Das Rauschen vom Wald ist beruhigend, das Knacken vom Feuer schenkt dem Menschen in mir altbekannte Sicherheit deren Wurzeln bis zurück in die Steinzeit reichen, das Singen der Vögel ja selbst die Axtschläge die durch den Wald hallen unterstreichen die Stille nur.

- Leise ist es, wenn ein leichter Sommerregen rauschend zu hören ist.

- Die Stille aber herrscht, wenn man den Schnee fallen hört.

6. Februar 2009

Winterpalmen

Geboren bin ich im Zeichen des Wassermanns der ja mit zwei Gesichtern dargestellt wird. Eines das in die Zukunft und eines das in die Vergangenheit schaut. Ein paar Ideen für die nahe liegende Zukunft habe ich ja schon beschrieben, und was die naheliegende Vergangenheit betrifft so will ich kurz jetzt davon erzählen.

- Der schneereiche Winter blieb aus. Es gab wohl für ein paar Tage Schnee, aber genau da war ich an der Westküste und habe davon nichts mitbekommen. Und der Traum vom Weihnachtsbaum mit lebenden Kerzen blieb genau das, denn die Äste von dem Bäumchen das geopfert wurde waren leider nicht stark genug dazu.

- Aber dafür war es diesen Winter zum ersten Mal seit vielen Jahren wieder möglich auf den Seen Schlittschuhe zu laufen. Mit  40 – 50 cm Kufen unter den Füssen die extra für lange Touren gedacht sind bin ich über das Eis geglitten und es fühlte sich an wie fliegen. Mit einem Schritt ist man 5 Meter weiter und eine Tour von 20 km in ein paar Stunden ist kein Problem.

- Allerdings, der Winter war eigenartig. Mal kalt, mal warm, Schnee in Spanien, und Plusgrade in Schweden. An Weihnachten blühten zu meinem Erstaunen gar zwei Primelchen im Garten und ließen die Sehnsucht nach dem Frühling erwachen. 

- Doch nicht nur im Garten spriesste es, auch an meinen Fenstern zauberte die Natur mit dem Frost als Maler seine Eisblumen. Die Samentüte birgt so viele ungeahnte Schönheiten die nur im Winter blühen.

- Da können selbst im kalten Norden plötzlich Palmen wachsen.

 

4. Februar 2009

Mehr als eine Meise!

Im Januar haben angeblich laut der Ortszeitung zwei verschiedene Menschen ihrer Meinung nach einen Wolf in der nahen Umgebung gesehen. Jetzt weiß ich zu wenig über diese Tiere, aber ein einsamer Wolf ist wohl kaum gefährlich wenn man ihn nicht selbst bedroht. Und bedrohlich wird man für ein Tier vielleicht erst, wenn man wie ein Mensch auftritt, der meint er hätte sich die Natur untertan gemacht.

- Hier laufe ich also vor mich hinschweigend während meiner Beschäftigung tagsüber auf dem Hof hin und her und komme oft nahe dem Vogelfutterhäuschen vorbei. Mittlerweile hat es sich herumgezirpt, dass es hier etwas zu fressen gibt.

- Zwei Kleiber sind diesmal die ersten die das Futter entdeckt haben. Dann kommen Tannenmeisen, Kohlmeisen und sogar ein paar Haubenmeisen haben ihren Weg hierhin gefunden.

- Nach ein paar Tagen fliegen ungefähr 20 Vögelchen eifrig zwischen Futterstelle und der nahen Birke oder den Forsythiensträuchern hin und her. Dabei ist mir aufgefallen, dass die Piepmätze hier im Wald bedeutend weniger Scheu an den Tag legen, als die Verwandten in der Stadt und ich habe mich gefragt wie das denn wohl kommen möge?

- Meine Bewegungen sind langsam, ich vermeide direkt auf die Vögel zu schauen und erlebe mich genau so wenig bedrohend wie ein grasendes Pferd auf der Weide.

- Schnell bin ich ein bekanntes Wesen hier geworden und dass Futter und ich miteinander zu tun haben ist den Vögeln schon klar. Es hat nur zwei Tage gedauert. Bis auf einen Meter kann ich mich der Futterstelle nähern, ohne dass die Vögel aufhören, nach den Samen zu picken.

-Aber ich denke es ist mein Schweigen, welches den wirklichen Unterschied ausmacht. Den Tieren kommt wohl die menschliche Rede nicht ganz geheuer vor.

- Wer weiß, vielleicht haben sie Recht wenn ich bedenke, wie verletzend nur ein einziges Wort sein kann.


2. Februar 2009

Winterabend

Es ist tatsächlich einmal ein kalter Wintertag. Zwar fehlt der viele Schnee, aber bei zunehmendem Vollmond und wolkenfreiem Himmel, so  kristallisiert sich der Frost schnell überall. Das Thermometer steht bei -120 und sinkt diese Nacht noch bis -160.

- Eine Runde in der frischen Luft wird heute kurz, denn die Luft ist beißend kalt weil noch immer feucht. Der Wetterumschwung kam schnell.

- Ich kann förmlich die Eiskristalle außen an den Fenstern des kalten, (noch!) unbeheitzten Eingangszimmers wachsen sehen.

- Heute hab ich deshalb den gemauerten Ofen früher als sonst angemacht und er verbreitet schon seit Stunden eine wohlige Wärme in dem kleinen Haus.

- Gegessen habe ich, klar Schiff in der kleinen Küche auch und ich lasse mir noch ein Glas Wein am Küchentisch mit dem mittlerweile so wohlvertrauten Blick auf die hohen Tannen und Kiefern die dem kalten Nord-Ostwind Parole bieten, schmecken.

- Aus der Stube verbreitet sich tanzend ein warmes Licht, begleitet von dem Knacken der brennenden Tannenscheite und ich fühle mich gut geschützt gegen die lebensfeindliche Eiseskälte die auf der anderen Seite der Holzwand herrscht und ihre kalten Klauen unerbittlich in die dunkle Winternacht schlägt. 

- Allerdings,  nach der ganzen Arbeit mit dem Holzumsetzen heute, so lockt der Schaukelstuhl vor dem offenen Feuer, meinem Verbündeten in einer solchen Nacht, und um die Stille zu unterbrechen kann es sein, dass ich an so einem Abend ein paar Stücke auf meiner „Zwiefachen“ spiele. Dann bewegt sich sogar die Zeit mal im 3/4, mal im 2/4 Takt dazu.

- Aber wie so oft, so fängt mich der Flammentanz, hält meinen Blick fest aber lässt meine Gedanken frei wandern und wieder einmal verliere ich mich abwechselnd in Grübeleien über „Gott und die Welt“, in sommerlichwarme Tagträumereien, schmiede Pläne für morgen, werde selbst ab und an gedankenleer und sitze einfach da bis das Feuer mehr Nahrung verlangt.

- Welch ganz andere Art des Daseins als an Bord...!

 


1. Februar 2009

Die Schattenseite

Für manche mag sich ja meine Beschreibung wie eine sonnig-romantische Erzählung lesen, aber das ist weit gefehlt. Oder besser, ohne Schatten auch kein Licht. Und eine Schattenseite fehlt auch hier nicht.

- Nein, ich habe nicht vor mich zu beklagen und meine Schattenseite badet in gleißendem Sonnenlicht verglichen mit der Lage des größten Teils der Weltbevölkerung. Ich bin materiell gesehen ein reicher Mann, darüber bin ich mir durchaus bewusst. Aber der Herbst und Winter waren so durch und durch grau, das hat wohl auch meine Seele etwas verfärbt. Es wäre eigenartig wenn dem nicht so wäre.

- Noch einer dieser vielen, grauen Tage heute!

- Jetzt bin ich seit vier Tagen hier oben am werkeln, habe in der Zeit mit niemandem gesprochen, und jeder Tag hat mich mit einem Morgengrauen empfangen, dann dieses diffuse Licht an den Mittag weitergereicht und der hatte nicht eiligeres zu tun, als diese Stafette an den Abend weiterzugeben. Das macht die Einsamkeit manchmal schwer. Es ist auch niemand da der mir einen Antrieb gibt, sondern ich muss mich selbst schubsen. 

- Obwohl, das stimmt nicht ganz, denn das Haus, so klein wie es ist, verlangt seinen Einsatz um dort wohnen zu können. 

- Die Routinen haben sich langsam eingespielt: Feuermachen im Küchenherd ist das Erste, Kaffe das Zweite, Vögelfüttern das Dritte, nur um an meinem gewohnten Platz am Küchenfenster den Tag zu beginnen. Dann liegt auf dem leicht vernebelten Weg zum Wasserholen das Häuschen mit dem Herzen passend.

- Wieder zurück mit 20 Litern Wasser, das Spülwasser ist heiß geworden, denn auch das wenige Geschirr vom Frühstück soll nicht stehen bleiben. Holz ist noch genug da, es reicht einmal am Tag zwei oder drei große volle Körbe ins Haus zu tragen. Der Korb mit dem Anmachholz ist fast leer, und entweder fängt der Tag mit Holzspalten in der Scheune an oder hört damit auf, aber der Korb wird nie ganz leer. Wer mit Holz heizt, weiß dass es einen auf Trab hält. Vom Stamm bis hin zur Asche muss man sich darum kümmern.

- Zumindest ist meine Arbeit heute „aufbauend“, denn ich will die Kabel für das Windkraftwerk verlegen ohne dass sie direkt ins Auge fallen. Also stehe ich stundenlang auf der Leiter und bastele an dem Projekt herum, säubere gleichzeitig die Dachrinne von haufenweise nassem Laub und alle Stunde muss ich nach dem Feuer schauen.

- Ja will denn die Sonne heute etwa auch nicht? 

- Auch der wenige Schnee ist schon wieder weggeschmolzen. Was für ein eigenartiger Winter! Außer dem leisen Vögelgezirpe höre ich nichts, schon gar nicht was an Menschen erinnert. Ich könnte alleine auf der Welt sein und bei diesem trostlosen Wetter komme ich mir schon fast so vor hier oben.

- Mittagspause nach der inneren Uhr, Radio um Nachrichten und ein paar menschliche Stimmen zu hören. Gegen drei Uhr Nachmittags bin ich fertig, morgen kann das Windrad angeschlossen werden. Aufräumen, noch eine halbe Stunde Anmachholz im abnehmenden Tagesgrau in der Scheune hacken, alle Vorräte auffüllen und dann ist eine Dusche angesagt. 

- Ich habe alles in allem 10 Liter heißes Wasser auf dem Herd, dazu noch mal 20 Liter wirklich kaltes Quellewasser herbeigetragen, Handtuch, Schwamm frische Klamotten bereitgestellt und damit sind die Vorbereitungen klar. Es sind so um die Null, also schnell aus den Arbeitskleidern, rein in die kleine Plastikwanne und mit dem Schwamm heißes Wasser über mich verteilt, eingeseift, Haare waschen, ausspülen, noch einmal und fertig. Jetzt noch schneller abgetrocknet und rein in die sauberen Sachen. Es geht so schnell, ich habe tatsächlich noch nicht mal Zeit um zu frieren! Aufräumen und dann ins warme Haus.

- Es ist halb fünf und schon wieder dunkel nach einem Tag, der nie richtig hell wurde. Abendessen fertig machen, in der Zeit den großen Ofen anheizen, essen, spülen - Feierabend vor dem Feuer. Ein Buch ist immer gute Gesellschaft und ein Glas Wein dazu reiner Luxus. Gegen neun bin ich schon in der Koje und wieder ist ein grauer Tag ohne eine Menschenseele getroffen zu haben zu Ende und die „alte Frage“ taucht wie so oft auf...

- Vielleicht haben manche nicht verstanden oder überlesen, aber ich bin nicht gezwungen, alle meine Tage hier im Wald zu verbringen, denn es gibt ja noch das Haus in der Kleinstadt am Rande der Ostsee, wohlbehütet von meiner Frau.  Auch wenn es keine „Villa“ ist, so hat es doch Nachbarn und alle Bequemlichkeiten eines „modernen“ Hauses. Aber ich verbringe mehr und mehr Zeit auf „Svenserum“ und wenn die äusseren auch die inneren Schatten lang werden lassen, dann ist meine selbstgestellte Frage: „Will ich ständig so wohnen?“ nicht leicht zu beantworten.

- Eine Antwort auf die "alte Frage" ist mir allerdings klar: ich kann so wohnen! Eine Andere: hier gibt es kein Entrinnen vor meinem eigenen "so-sein-wie-ich-bin", eine Herausforderung für mich die ich noch immer wieder freiwillig annehme. Und das ist ja immerhin etwas.

- Heller als so wird es auch heute nicht in der „guten Stube“, und damit die Decke nicht zu niedrig wird gibt es nur eines: raus um zu arbeiten.