30. September 2009

Der Ruf des Wolfes

Wenn dem Feuerhüter der Schrei des Adlers durch Mark und Bein ging, so ließ das was er jetzt hörte sein Blut gefrieren.

- Gerade hatte er einen trockenen Ast auf das Feuer gelegt, da hört er des großen Grauens Ruf und er verharrte mitten in seiner Bewegung.
Kraftvoll, wuchtig war das Heulen, voller ungezähmter Wildheit, und eine Stimmung verbreitete sich durch den Wald wie er sie noch nie zuvor erlebt hatte. Es war, als hielt die Natur ihren Atem an, ja selbst die Flammen, sonst immer in tanzender Bewegung, schienen für einen kurzen Moment reglos zu einem Bild zu erstarren.

- Sogar die Zeit hörte für einen Augenblick auf zu existieren, so mächtig war die Stimme.
In dem kurzen, zeitlosen Augenblick wurde dem Wanderer bewusst: das Blut seiner Vorfahren, wenn auch immer wieder vermischt, floss in ihm. Deren Gene, wenn auch immer wieder angepasst, und die darin gesammelte Information aller Generationen vor ihm, lagen zusammen mit den eigenen Erfahrungen und Anpassungen in seinen Zellen eingebettet.

- Und diese Vorfahren hatten den gleichen Ruf vor einer? vor zwei? Millionen Jahren schon gehört, er machte eine Zeitreise die ihn mit Lichtgeschwindigkeit zu den Tagen führte, als der Mensch gerade das Feuer für sich entdeckte und seine wirkliche Reise anfing, denn selbst diese Tage waren ein Teil seiner Geschichte, so wie alle folgenden und hatten ihn geformt durch die Millionen Jahre so wie Wasser Steine formt und ihn genau zu dem werden lassen, der er heute war.

- Das gleiche Feuer vor dem er jetzt saß, vor dem saßen seine Urahnen und auch sie hörten den Wolf und auch ihnen wurde wohl das Blut kalt vor Angst.
Er wurde sich plötzlich seines Alters als Art Mensch bewusst! Und alle Erfahrungen die seine Vorfahren gesammelt hatten, waren in ihm vorhanden. Wenn auch unter vielen Lagern von Generationen verborgen, so waren sie doch da und wurden ihm plötzlich durch den Ruf des Grauen zugänglich.

- Als er dies alles in dem kurzen Zeitvakuum gewahr wurde, so verschwand die Eiseskälte, sein Blut floss leicht durch seine Adern, sein Rücken streckte sich. Und er verstand: er war jung und er war alt und die Gegensätze die sonst des Menschen Verständnis für seine Welt ausmachen, hoben sich auf und er hörte sich selbst leise murmelnd sagen: „Ich bin!“.
- Langgestreckt war das Heulen, da war Sehnsucht und Einsamkeit zu hören, da war Hunger und kalter Winter eingebettet, da war Lebensfreude und Wohlsein zu spüren. Es war ein Ruf voller Selbstvertrauen und endete so abrupt wie er unerwartet angefangen hatte.

-Aber nicht lange, und noch einmal erhob der große Graue seinen Kopf und seine Stimme.
Doch diesmal war es kein Heulen, sondern ein langgestreckter Ruf voller wilder, ungebändigter und ungebrochener Freiheit.


- So erscholl plötzlich eine Antwort, weit in der Ferne...oder war es nur das Echo? Die Stille die folgte war so rein, so klar, der Weitgereiste konnte selbst die Luft hören.
- Wie lange er so saß? 
Welche Rolle spielt das schon!

- Doch als er wieder seine Umgebung wahrnahm und sich umschaute, so saßen nur noch die Frau und die Elfe am Feuer. Die Eiche, der Elch, der Adler, die Libelle, der Wolf, alle waren sie spurlos verschwunden und es erschien ihm, als hätte die Begegnung mit ihnen nie stattgefunden.

- Er schaute der Frau ihm gegenüber durch die Flammen schweigend in die Augen, ihre Blicke fanden sich und er wusste, dass sie wusste welche Erfahrung er eben erlebt hatte. 
„Sagte ich es Dir nicht? Es ist eine Nacht in der die Wölfe heulen!“ sprach sie schließlich zum Lodenbekleideten mit glitzernden Augen und lächelte dabei warm.

- Und so begann die Elfe leise zu singen...

***


29. September 2009

Die Rede der Libelle

So klein wie ich bin, so vertrete ich doch hier die größte und artenreichste Gruppe aller Lebewesen. Und die Insekten haben mich gewählt, weil meine Vorfahren mit zu den ältesten Fluginsekten gehören und meineVorgänger vor einer Zeit die 325 Millionen Jahre zurück liegt, schon ihre Flügel ausspannten und über die junge Erde flogen.

- Da unsere Zahl legion ist und wir unvorstellbar viele Arten bilden, so fällt es den Menschen kaum auf: aber selbst unsere Anzahl nimmt ab.
Ja, ihr habt richtig gehört, nicht nur die Arten werden weniger, sondern sogar die Anzahl insgesamt wird weniger.
Kaum jemand weiß, dass alleine in einer Sommernacht in dem Land das als Deutschland bekannt ist, eine Milliarde von uns ihr Leben lassen nur weil ihr die Sommernächte erhellt!
Das zwingt selbst uns langsam in die Knie, und den Hunger den viele Vögel dadurch leiden hat mein Vorsprecher ja schon angedeutet.

- Der Wanderer hier am Feuer gehört zum Glück zu den Menschen, der selbst Hornissen vorsichtig hinter geschlossen Fensterscheiben fängt um in die Freiheit zu entlassen und es nicht einmal übel nimmt, wenn er aus Unwissenheit gestochen wird.
Ja, auch wir haben einen Freund hier am Feuer sitzen.

- Die meisten seiner Art sehen uns nur als lästiges Ungeziefer und verstehen nicht, dass die Pflanzenwelt ohne uns dem baldigen Untergang geweiht ist. Und der Hunger wäre in kurzer Zeit für alle Menschen ein ständiger Begleiter.
Um die Verdienste der Bienen wissen zwar viele Menschen, denn wer mag nicht gerne Süßes. Aber da hört es dann meist auch schon auf.
Und die allermeisten Menschen haben noch nie darüber nachgedacht: nur sie und ein paar Insektenarten sind staatenbauende Wesen. Nur wir teilen also diese Art sich zu organisieren mit den Menschen!

- Daher bitte ich Dich, verbreitet das Wort, dass wir, selbst wenn für viele von Euch lästig oder gar ekelhaft, wichtiger für den Fortbestand eurer Rasse sind, als sie es sich je würde träumen lassen. Sag ihnen, den Gierigen, dass es sich wirklich lohnt uns nicht zu vergessen. Vielleicht hilft ja das Argument.
Sag ihnen auch: wir sind der größte Teil des Fundamentes auf dem das Leben an Land schlechthin aufbaut und das schönste Schloss und die stärkste Burg fallen, wenn das Fundament nicht mehr trägt. Und es zeigen sich die ersten Risse in dem Grund.

- Aber ich weiß auch, wenn Du das vorbringst, dann werden viele sagen: „Jetzt hat er aber einen Stich bekommen, und zwar nicht nur von einer Hornisse.“
Nun, den Schmerz vom Hornissenstich hast Du zwei Tage ohne zu klagen getragen, damit bist Du längst immun geworden gegen den Stich, den die Menschen Dir antun wollen.“

- Und hier hatte die Libelle ihren Teil vorgetragen und verliess die Hand der Frau um sich, als wäre sie eine Brosche, wieder auf der Schulter der Elfe niederzulassen.


- Da alle ihrem Zickzackflug nachschauten, sorglich darauf bedacht dass sie sich nicht ihre Flügel versengen mag, so merkten sie nicht, dass der Wolf seinen Platz verlassen hatte.
Erst als der Wanderer behutsam wieder einen trockenen Ast auf das Feuer legte wurden es alle gewahr: der große Graue war verschwunden.
Nur die Frau schien nicht überrascht sondern sagte nur: „Ich denke, er wird uns von der Wildnis erzählen wollen und er hat sicher seine guten Gründe dafür.“

- Und richtig, in dem Augenblick war die Stimme des Wolfes zu hören...

***


Die Rede des Adlers

Ich habe nicht nur den Auftrag für meine gefiederten Freunde hier zu sprechen, sondern da ich die See kenne auch für alle Lebewesen, deren zu Hause das Wasser ist. Egal ob süß oder salzig.

- Wenn Dir das eigenartig erscheint Wanderer, da ich ja Fische fange, so sei an die Worte des Elches erinnert: “Jeder nach seiner Art. Und wir sind einander nicht gram.“
Leider muss auch ich mich meinen Vorrednern in Vielem anschließen, auch in der Luft und im Wasser wird der Artenreichtum immer weniger wegen den menschlichen Eingriffen.

- Ein Grund der bisher noch nicht genannt wurde ist der Hunger, aber davon weiß und wird jemand anderes berichten.
Jahrtausende lang habt ihr das Wasser als Reiniger benutzt und so lange die Zahl der Menschen nicht so groß war, konnten die Seen, Flüsse und letztendlich die Meere es damit aufnehmen. Aber eure Zahl wurde größer, es begann die Zeit der Chemie und ihr fingt an Stoffe herzustellen, die der Natur bisher in diesen Verbindungen unbekannt waren.
Viele davon erwiesen sich als giftig und dennoch habt ihr Saatgut damit behandelt und viele von uns Vögeln vergiftet, die Eierschalen wurden dünn, der Nachwuchs blieb aus. Was ihr nicht mehr verwenden konntet habt ihr in die Flüsse geleitet oder direkt ins Meer gekippt.
Alles nach dem Motto: aus den Augen, aus dem Sinn.

- Aber nicht genug damit, ihr habt angefangen Fische industriell zu fangen, auch hier ohne Rücksicht auf Verluste. Ihr habt ganze Heringsstämme ausgelöscht und Gewässer wie die bei Neufundland, ehemals eine der reichsten Banken im Meer so leergefischt, dass sich diese ehemalige so reich blühende Gemeinschaft nie wieder davon richtig erholen wird.
In Chile, so haben Pelikane auf Umwegen mir zugetragen, verrostet die gesamte Fischereiflotte weil man nur innerhalb weniger Jahre unvorstellbare Mengen an Land zog und daraufhin die Schwärme ausblieben. Und hier, in meinem Jagdrevier, in dem Gewässer das ihr Ostsee nennt, wird der Dorsch erbarmungslos gefischt und seine Zukunft ist sehr ungewiss. Von dem Algenblühen will ich lieber ganz schweigen.

- Ihr verbreitet Euer Gift und Vögel und Wasserlebewesen sterben daran. Aber beides ist ja nicht so auffällig. Der Tod der Vögel ist erst Schlagzeilen wert, wenn man ihnen, ähnlich was der Elch sagte, die Schuld geben kann, diesmal an der Verbreitung der Vogelgrippe. Doch manche merken, so wie unser Wanderer, die Wälder werden stiller, ein sicheres Zeichen dass der Frühling Einzug gehalten hat verblasst zuhörends für den, der ein offenes Ohr hat.
- Sag also den Menschen, wenn die Meere sterben, dann ist es auch mit ihrer Zeit vorbei. Wenn die Vögel sterben, dann wird die Balance von welcher der Geweihträger gesprochen hat, wieder einmal mehr ins Ungleichgewicht gebracht und die Waagschale neigt sich auch letztendlich für die Menschen zu Gunsten der Armut. Als sei es nicht schon Armut genug in der Welt die ihr für euch selbst geschaffen habt.
Doch die Gier treibt euch und ich habe gehört, ihr bezichtigt euch selbst manchmal in diesem Zusammenhang als Geier. Das, sag ihnen, ist eine Beleidigung meinen Freunden gegenüber!

- Überbringe ihnen weiterhin, die Mittel seien da um Vieles zum Guten zu wenden, werden aber aus Angst, Machtgier und nicht zuletzt bewusstloser Dummheit für Krieg gegen die eigene Art verschleudert. Und mit meinem scharfen Weitblick so sehe ich: wenn ihr damit weiter macht, dann seid nur ihr an eurem eigenen Untergang alleine schuldig. Denn das ist der Weg, den ihr zurzeit beschreitet.
Ich weiß, wenn Du meine Botschaft übermittelst, dann werden viele an uns Vögel erinnert werden, allerdings leider nicht wie es gedacht ist.
Viele werden sich an die Stirn tippen und sagen: „Bei dem piepts, der hat einen Vogel. Der war zu lange allein im Wald.“ Und dennoch weiß ich, Du wirst es tun, denn Du bist mir ähnlich. Auch Du fliegst frei denn genau so wie Du weißt dass Wasser trägt, so hast Du keine Angst Dich von der Luft tragen zu lassen.“

- Und um seinen letzten Worten Gewicht zu geben hob er von seinem Platz auf dem Ast ab, streckte seine gewaltigen Schwingen, umkreiste das Feuer in weitem Bogen und zeichnete sich für den Weitgewanderten (ob es an der Gegenwart des Adlers selbst lag?) messerscharf gegen den dunkelblauen Nachthimmel ab. Der Vogel suchte sich einen Platz im höhern Geäst der Eiche wo sein Gefieder sicher war vor Funkenflug und überreichte damit der nächsten Sprecherin das Wort.


- Und nun war die Zeit für die Libelle gekommen. Sie schwirrte auf die ausgestreckte Hand der Frau gegenüber dem Wanderer und mit zirpender Stimme sprach sie Folgendes...

***

28. September 2009

Die Rede des Elches

Ich bin diese Nacht zum Sprecher auserwählt für alle warmblütigen Tiere hier im Wald und leider, so kann ich nur einstimmen in dem was die Eiche sagte, denn vieles trifft auch auf uns zu. Auch unser Lebensraum wird immer mehr beschnitten, die Arten weniger und es wird immer schwerer Plätze zu finden die ungestört sind.

- Unsere Legenden erzählen, dass es mal eine Zeit gab, da eine fein eingependelte Balance in unserem Dasein herrschte und die sich selbst ordnete. Die Vorfahren vom „Grauen“ hier sind ein Teil von diesem filigran ausgefeiltem System gewesen, meine ein anderer.

- Ihr Menschen meint, die Natur wäre grausam, aber so erleben wir das nicht. Die Natur ist einfach, und jedes Tier folgt dem Weg, der ihm gegeben ist durch seine Art. Wir sind deshalb untereinander nicht Gram.

- Aber dann fingen die Menschen an zich einzumischen und die Balance verschwand allmählich mehr und mehr. Und erst mit den Menschen zog auch die Grausamkeit ein, denn die Jagd zum Essen alleine reichte nicht aus, man ging sogar zum „Vergnügen“ zur Jagd, schoss besinnungslos auf alles was sich bewegte und metzelte ganze Herden nieder nur für deren Fell.

- Und jetzt, jetzt bezeichnet man mich und meine Artverwandten gar als Schadenswild, nur weil wir unserem Weg folgen auf dem Eure gepflanzten Bäumchen nichts als Essen bedeuteten und sie anknabbern. Es ist als sei die Ordnung der Welt herumgedreht, denn wisse, in den Augen von uns Tieren im Wald, so seit ihr Menschen die größten Schädlinge die je eingedrungen sind.

- Ihr baut Strassen und Bahndämme ohne Rücksicht auf unseren Lebensraum, ihr besiedelt die Natur dort wo es euch gefällt und fragt nicht danach, ob wir diesen Platz gar zum Überleben brauchen. Ihr zieht Zäune entlang euren Wegen um uns auszusperren zu eurer Sicherheit damit ihr fünf Minuten schneller an einem Ziel seit, statt langsamer zu fahren und zerstört damit Wege für uns die schon aufgetrampelt waren, lange bevor ihr ein Auto bauen konntet.

- Rücksichtslos seid ihr schon eurer eigenen Art gegenüber, noch rücksichtsloser seid ihr aber uns Tieren gegenüber, obwohl auch wir warmes Blut in unseren Adern haben.
Schämen solltet ihr euch!“

-Bei diesen Worten rollte der Elch mit seinen Augen und das Weiße blitzte mit verhaltener Wut kurz auf.

- „Geh und erzähl den Menschen, wir Tiere verlangen jetzt Rücksichtnahme, Respekt und Lebensraum. Selbst wenn Du auch damit meist auf Menschen triffst, die nur Mitleidig ob so einem Hinterwäldler den Kopf schütteln werden. Aber der Mut dazu fehlt Dir nicht, denn noch immer sitzt Du ja in dieser eigenartigen Gesellschaft hier am Feuer wo andere schon längst Reissaus genommen hätten."

- Und nach diesen Worten zog sich auch der Elch wieder zurück auf seinen Platz im nächtlichen Schatten der Eiche um diesmal dem scharfäugigen Gefiederten Platz zu machen.


-Der Seeadler machte einen Entré gebührend dem eines Beherrschers des Luftreiches. Einen heiseren Schrei ausstoßend der dem Wanderer durch Mark und Bein ging umkreiste er mit ein paar mächtigen Flügelschlägen die Versammelten bevor er sich auf dem äußersten Ast der Eiche niederließ und das Wort ergriff...

***

27. September 2009

Die Rede der Eiche

Da ich am ältesten bin mache ich den Anfang und ich spreche für alle die Wurzeln haben hier im Wald

- Wir haben eine Botschaft an Dich, Wanderer und Freund des Waldes, die Du gerne weitergeben kannst. Denn wisse, schon lange haben wir hier im Wald ein Auge auf Dich gehalten und obwohl Du selbst schon einige meiner Freunde in den vorzeitigen Tod geschickt hast, so haben wir Deine Gründe, Deine Entschuldigung und Dein Danke gehört und akzeptiert.

- Die Menschen und wir sind ja schon seit tausenden von Jahren miteinander verflochten. Ihr habt uns Bäume heilig gesprochen, ihr habt mit uns Raubbau betrieben aber schon immer waren wir eine Hilfe für euer Überleben. Es gab eine Zeit, da waren die Esskastanien eine gute Nahrungsrquelle für die Menschen, von der Wärme und dem Material zum Hausbau ganz zu schweigen. Medizin für euren Körper und heute für eure gestressten Seelen halten wir bereit und dennoch zeigt ihr wenig Respekt für unsere Wünsche.

- Es gab eine Zeit, nur vor drei, vier meiner Generationen, so waren große Teile von dem was ihr Europa heute nennt mit weiten Wäldern bewachsen, voller Artenreichtum und buntgemischt. Der Wald war tief, so tief, ihr Menschen hattet sogar Angst vor uns. Mächtig waren wir und es gab Bäume von solchem Ausmaß wie es sie heute kaum noch in diesem Teil der Welt zu sehen gibt.

- Noch gibt es viele Arten aber immer mehr kämpfen sie um ihr Überleben, werden weniger weil die Menschen nicht nur den Lebensraum einengen, nein sie verderben auch den Lebensraum indem sie Bäume pflanzen als würden sie ein Heer aufstellen. In Reih und Glied, alle die gleiche Uniform und so dicht, wie kein Wald aus eigenen, freien Stücken wachsen möchte.

- Der Reichtum der Arten geht verloren und obwohl der Wald an Fläche immer mehr zunimmt, so wird er immer ärmer.

- Richte den Menschen aus, sie vergehen sich an uns. Sag ihnen, wenn sie sich den Wald untertan machen um ihn auszubeuten, so werden sie in absehbarer Zeit Not leiden. Wir Bäume und Pflanzen sind Euer Schutz bei Sturm und Regen, bei Sonne und Schnee, wir gehen sorgsam mit dem Wasser um, halten es zurück wenn es zu stark fließen will bei anhaltendem Regen, spenden es wenn es trocken wird, reinigen wenn es verschmutzt ist. Und das ist es heutzutage fast immer. Wir kümmern uns sogar um die Luft die ihr so nötig zum Atmen braucht.
Wir halten das Erdreich zusammen!

- Aber zumindest ein gewisses Maß an Freiheit und eigenständiger Entwicklung muss man uns lassen damit wir diesen Schutz auch weiterhin bieten können. Und etwas mehr Respekt würde auch nicht schaden.

- Doch leider wird das kaum jemand verstehen oder hören wollen von denen, die Geld an uns verdienen, sondern man wird Dich als einen etwas verschrobenen Wanderer abtun der von solchen Dingen keine Ahnung hat.“

- Dann vernahm der Mann am Feuer noch einmal ein leichtes Rascheln der Eiche bevor sie still wurde und sich ein wenig vom Feuer in den Schatten der Nacht zurückzog.

- Und an ihrer Stelle trat der Elch hervor, räusperte sich rollend und fing mit kraftvoller Stimme an zu erzählen...

***

Erzählung aus der "Anderswelt"

Die Nacht stand schwarz und dicht, keine Stern, kein Mond und nur das Feuer hielt die Bodenkälte davon ab, langsam unter den dicken Lodenmantel zu kriechen.

- Wie er hier hingekommen war, wusste er nicht, nur dass der Weg weit und ihn durch fremde Welten geführt hatte. Was er hier wollte hatte er irgendwo auf dem Weg vergessen und erschien ihm auch nicht mehr so wichtig. Wohin er sich wenden würde am nächsten Tag war jetzt, in der Nacht gleichgültig, hatte kein Bedeutung für ihn.

- Aber er wusste, nein spürte eher, dass er am Feuer an diesem Platz richtig war und damit war er es zufrieden. Ein paar Funken stieben in den dunklen, wolkendicken Himmel als er einen trockenen Ast nachlegte.

- Ob es Regen geben wird, war ein Gedanke der ihm durch den Kopf ging, aber auch diese Möglichkeit ließ ihn seltsam unberührt. Tee hatte er gebraut von frischen Kräutern die er tagsüber auf seiner Wanderung gesammelt hatte und jeder Schluck wärmte von innen.

- „Man sollte nicht eine solche Nacht alleine an einem Feuer verbringen.“ dachte er gerade als er meinte eine Bewegung in den Augenwinkeln zu sehen.
Er drehte sich um, aber nichts war zu sehen und als er wieder gedankenverloren ins Feuer schaute, sah er eine menschliche Gestalt ihm gegenüber sitzen, gekleidet wie er, wie jemand, der auch eine lange Wanderschaft hinter sich hatte und sie erschien ihm eigenartig bekannt.

- Überrascht schaute er in den Schatten unter der Kapuze und konnte ein funkelndes Augenpaar ausmachen das ihn durchdringend anschaute. Aber keine Feindschaft ging von ihr aus, sondern besonnene Ruhe und ein leichtes Kopfnicken verstärkte diesen Eindruck noch.

- „Dies ist keine Nacht, um alleine am Feuer zu sitzen.“
Damit sprach sie genau seinen Gedanken aus, der ihm noch eben durch den Kopf ging. Und mit diesen Worten schob die Gestalt die Kapuze zurück und zu seiner Überraschung sah er sich einer Frau unbestimmbaren Alters gegenübersitzen.
Ihr Gesicht wirkte jung und entspannt, ihre Augen aber verrieten ihm, dass sie schon viel gesehen und tief aus dem Kelch des Lebens getrunken hatte.

- „Denn dies ist eine Nacht, in der die Wölfe heulen!“ Und kaum hatte sie die Worte ausgesprochen, so drang ein Ruf an sein Ohr, dass ihm ein leichter Schauer den Rücken entlang lief.
"Wölfe gibt es doch keine mehr hier in dieser Gegend" war sein Gedanke aber ein neuer Ruf erscholl und diesmal schon näher. Und dann erschien ein großer Grauer am Rande des Feuerscheins, kam langsam näher und auf ein kurzes Zeichen hin legte er sich neben die Frau.

- Er war so erstaunt, dass er kein Wort über die Lippen brachte. Stattdessen hörte er die Unbekannte doch gleichzeitig auf seltsame Art Vertrautvorkommende etwas murmeln und kurz darauf fing es an im Unterholz sachte zu knacken.
Er glaubte seinen Augen nicht zu trauen. Eine alte Eiche schob sich wie von Geisterhand näher an ihn heran, oder war es der Elch mit vierzehn Enden an seinen großen Schaufeln, der sie schob? Aber nein, er ging nur gemächlich wiegend im Passgang nebenher.
Er schüttelte den Kopf und fragte sich ob einige der Kräuter in seinem Tee nicht so bekömmlich waren als ein Rauschen ihn aufblicken ließ und er einen Adler sah der sich schattenhaft auf dem untersten Ast der Eiche niederließ.

- Viel Fremdes hatte er auf seinen Reisen in ferne Länder ja schon erlebt, aber das hier....
Und so wunderte er sich schon nicht mir, als ein Geschöpf, mädchengleich, und doch wieder nicht, und obendrein fast durchsichtig, sich plötzlich neben ihm befand und auf deren Schulter eine Libelle mit bläulichschimmernden Flügeln saß. Ein unbestimmbares Leuchten ging von ihr aus und er dachte an die funkelnde Milchstrasse, die er oft in sternklaren Nächten sprachlos angeschaut hatte.

- Als er noch einen trockenen Ast auf das Feuer nachschob weil ihn fröstelte, hub die Eiche mit rauschender Bassstimme an zu erzählen...

***

26. September 2009

Auf ein Neues

Es ist mal wieder so weit. Ich verlasse für die nächsten fünf, sechs Wochen diese Lichtung im Wald auf der ich mich immer mehr zu Hause fühle.

- Wie jedes Mal, so putze ich, was ja bei dem kleinen Haus nicht lange dauert, leere die Asche aus dem Ofen, die Küchenabfälle kommen auf den Kompost, schaue dass alle Fenster zu sind, und ganz wichtig, schaue dass die Gasflasche für den Kocher zu ist!

- Der kleine Ventilator der anläuft sobald genug Licht auf das Panel fällt und Strom erzeugt ist angeschaltet damit frische Luft ins Haus kommt, der Kühlschrank aus. Auch das Windkraftwerk will nicht vergessen sein. Ein Schalter, und es wird elektronisch gebremst und läuft dann selbst bei stärkstem Wind nur gemächlich.

- Diesmal schalte ich die Außenbeleuchtung an die automatisch für ein paar Stunden bei Dunkelheit leuchtet, denn den Batterien tut es gut, wenn sie nicht nur geladen werden, sondern auch ein Verbraucher da ist.

- Vor ein paar Tagen noch ein letztes mal für dieses Jahr die Wiese geschnitten, denn lange wird das Gras nicht mehr wachsen. Es sind etliche Kilometer, die ich diese Maschine vor mir herschiebe. Der Verbrauch von weniger als fünf Liter Benzin pro Saison ist nichts, worüber ich mir den Kopf zerbreche und die Vorstellung das mit Handarbeit zu erledigen schüttele ich schnell von mir ab.

- Die Holzkörbe sind aufgefüllt, Anmachholz liegt bereit, denn wenn ich in sechs Wochen wiederkomme, dann ist es schon kalt, wohl auch dunkel und ich will schnell ein Feuer entzünden können.

- Dann eine Runde über den Hof, Schubkarren und Wagen stehen schon in der Scheune, ansonsten alle Türen absperren und schnell noch eine Plane über mein Dreirad, damit es nicht im Regen steht.

- Das war es dann für diesmal, die Jahreszeit wird sich wie immer, wenn ich nach einem Törn zurück komme verändert haben, dieses Mal von Spätsommer zu weit fortgeschrittenem Herbst. Wenn ich wieder hier bin, sind die Bäume wohl schon kahl und die Meisen haben sicher die Sonnenblumen schon geplündert.

- Jetzt, wo alles fertig ist, schlendere ich noch eine Runde um das Grundstück, gehe im Geiste noch einmal durch ob nichts vergessen ist, was ich denn diesmal hier getan habe und freue mich einfach darüber diesen Platz gefunden zu haben. Überlege dabei, welche Bäume diesen Herbst ihr Leben lassen werden, sehe dass hier eine Tanne hoch kommt die nicht zu groß werden darf, da eine kleine, noch hantierbare Weide zu nahe am Stall steht und bald abgeschnitten wird. Plane also schon jetzt die Arbeiten für das nächste Mal.

- So, es ist Zeit. Die Tasche ist gepackt, die Tür fällt für diesmal mit ihrem bekannten Geräusch das über den Hof hallt ins Schloss, dann den Schlüssel an sein Versteck in der Scheune, damit Freunde in meiner Abwesenheit Zutritt zum Haus haben und ich nicht vor verschlossener Tür stehe wenn ich wiederkomme da ich nie irgendwelche Schlüssel mitnehme wenn ich an Bord gehe.

- Wie immer, wenn ich um die Kurve biege, so bedanke ich mich bei dem Häuschen, sage ihm halblaut: „Auf Wiedersehen.“

- Und dann richte ich den Blick nach vorne, meine Aufgaben an Bord erwarten mich und auf ein Neues werde ich die Verantwortung für Schiff, Mannschaft und Ladung übernehmen.

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24. September 2009

Naturkraft

Auch wenn wir unsere Mutter Erde eher stiefmütterlich behandeln, die Natur zu bändigen versuchen, so ist die Lebenskraft viel zu stark um sich wirklich dessen zu unterwerfen.

- Anpassung ist die Devise der wirklichen, echten Natur. Eine Kunst, die scheinbar alles Leben kann, außer dem Menschen, der nicht nur diese Kunst nicht beherrscht, sondern noch immer der irrigen Auffassung ist, diese Kunst einfach missachten zu können.

- Ein Beitrag in diese Richtung der nicht zu unterschätzen ist und den ich dem Schreiber und den Instanzen die diese Auffassung verbreiten helfen beinahe wirklich übel nehme, ist die meiner Meinung nach arrogante und überhebliche Idee: „...und mache Dir die Erde untertan“.

- Leider wird diese Haltung der Erde gegenüber noch immer durch diese Bibelworte auch heute eingenommen. Nur langsam setzt sich doch eine gewisse Erkenntnis durch: auch wir können nicht gegen die Natur arbeiten, nur mit ihr.

- Als Befelhaber auf einem Schiff, so habe ich diktatorische Möglichkeiten, und ich habe Kapitäne erlebt, die diese Möglichkeiten ausnutzen. Andere mussten die Lehre, dass es so nicht geht schon mit ihrem Leben bezahlen, denn sie fanden sich plötzlich auf der anderen Seite der Reling wieder.

- Vielleicht begriffen sie dann, allerdings zu spät, was auch wir nicht begreifen wollen: „Wir sitzen alle im gleichen Boot!“ und nur miteinander geht es gut.

- Auch wenn wir meinen die Alleinherrscher auf der Erde zu sein, so ist das nur Einbildung, denn es reicht sich einmal in einer menschengeschaffenen Welt umzuschauen die fluchtartig verlassen wurde um zu sehen wie viel von uns übrig bleibt.

- „Pripyat“ hieß die Stadt. Gestern noch voller Leben, und dann, als die Tjernobylkatastrophe 1986 eintraf, über Nacht evakuiert wurde.

- Bilder zeigen, wie die Natur überhand genommen hat, Gebäude durch die Naturkräfte schneller verrotten als man glaubte, das Tierleben sich auf eine Art entfaltet, die schon fast mirakulös erscheint.

- Die Kraft der Natur ist durch uns zwar gestört, aber noch immer ungebrochen!

23. September 2009

Bewegungsraum

Bald wird er mir wieder beschnitten vorkommen, denn viel Raum habe ich im Sommer hier im Wald an den sonnigen Tage um mich erleben können.

- Wenn ich in fünf Wochen wieder an Land bin ist der Herbst weit fortgeschritten, und damit hat auch die Dunkelheit den größeren Teil des Tages übernommen. Wind, Regen, tiefhängende Wolken, graues Tageslicht, feucht-kalt, Novemberwetter mit seinen Tiefdrücken welche das Atlantikwetter über Svenserum hereintragen.

- Bei westlichem Sturm kann ich oben auf dem Berg wo der Wind freien Zugang hat manchmal sogar den Ozean riechen, denn der Geschmack in der Luft erinnert mich an meine stürmischen Fahrten über den Nordatlantik im Herbst und Winter auf dessen andere Seite, hin nach Kanada.

- Und wenn das Wetter schroff, die Welt dunkel und ungastfreundlich wird, ist die „gute Stube“ nun mal der Platz, wo ich viel Zeit verbringe.

- Auf einmal sind aus dem 5000 m2 großen Wohnzimmer das zu dem Haus im Sommer wenn das Leben sich draußen abspielt, gehört, nur noch gerade 55 m2 übrig geblieben, und damit ist der Bewegungsraum auf einmal recht eingeschränkt. Selbst hier an Bord habe ich mehr Platz um mich, als in „Svenserum“ und ich stelle auch bei mir fest: der Wunsch oder besser Gedanke nach „Mehr“ taucht wieder einmal auf.

- Ich denke es ist nicht nur eine Geldfrage warum Gefängnis- oder Klosterzellen recht klein sind, warum der Auslauf, die Bewegungsfreiheit beschnitten wird, denn die Enge wirft den Menschen auf sich selbst zurück, soll ihn zwingen oder helfen in sich zu gehen. Der Versuch, jemanden dazu zu zwingen ist in meinen Augen allerdings von vorneherein zum scheitern verurteilt, wobei Ausnahmen auch diese Regel nur bestätigen.

- Zu einer der großen Herausforderungen im menschlichen Dasein gehört wohl auch die Kunst der eigenen Beschränkung. Ist der Rahmen zu eng, so fühlen wir uns eingeengt und beeinträchtigt, ist der Rahmen zu weit gesteckt, können wir uns verlieren oder es kann uns über den Kopf wachsen.

- Wo der eigene Rahmen liegt muss letztendlich jeder für sich selbst immer wieder auf ein Neues entdecken und dann abstecken.

- Für mich ist es ganz einfach aufschlussreich zu erleben, dass ich zwar gerne mehr Raum haben möchte, ( und den ich mir duch den Boden in der Scheune auch teilweise geschaffen habe) aber auch ohne ihn dann zu bekommen nicht unzufrieden werde. Ich bin ja doch freiwillig da wo ich bin, habe es ja selbst einmal gewählt und damit ist es gut. Und wenn nicht, nun dann liegt es ja an mir das zu verändern. Die Wahlfreiheit ist mir zum Glück gegeben.

- Verglichen mit diesem Torp in dem auch mal eine Familie wohnte, so besitze ich allerdings den reinsten Palast!

- Aber heißt es nicht: „Raum ist selbst in der kleinsten Hütte!“

22. September 2009

Tag und Nachtgleiche


Beinahe unmerklich nähert sich einer dieser beiden Tage im Jahr an dem die Sonne den Äquator überschreitet und der diesmal der südlichen Hemisphäre den Sommer bringt. Aber unmerklich nur, wer nicht Zeit hat zu beobachten.

- Selbst sehe ich wie die Schatten immer länger werden. Die Bäume stehen wie Sonnenuhren und zeigen mir, wie die Jahreszeiten vergehen.

- Im Sommer wandert die Sonne über die Baumwipfel und ihre letzten Strahlen finden gegen neun Uhr Abends noch ihren Weg durch die Schneise und erst dann sind die Schatten lang.

- Nun hingegen, so um fünf Uhr nachmittags und die Bäume verdecken schon die Sonne, und schon jetzt sind die Schatten lang. So lang wie sie im Winter sogar schon mitten am Tage sind.

- Aber wie wunderbar diese Tage sind wenn die Luft nach einer klaren Nacht morgens „crisp“ ist und die Sonne dann langsam den Tau verflüchtigt. Die Farben an solchen Tagen sind bestechend durch ihre Klarheit wie ich es bisher nur hier oben im Norden erlebt habe.

- Das sind dann Tage voller Lebensfreude, nicht überschäumend sondern eine, ruhige, stille, ausgeglichene innere Freude, gewuertzt mir einem Spritzer Wehmut, einer Prise Traurigkeit da der Sommer vorbei ist. Aber auch ein Hauch von Vorfreude auf den kommenden Frühling ist schon zu spüren, wird allerdings balanciert durch das modrigherbe Aroma der Waldluft das auf ein Neues die Nase umstreift.

- Kein Wunder dass Ausgeglichenheit herrscht, balancieren doch Sonne und Erde an diesen Tagen auf des Äquators Schneide.

- Die Nachtkühle lässt dann auch die Freude auf eine heiße Sauna wieder erwachen wie das Ofenrohr verrät.

21. September 2009

Erd- & Himmelsäpfel

Dieses Jahr hab ich nicht nur die Erdäpfel geborgen, sondern auch die des Himmels.

-Wie ich schon schrieb, so wurde es eine Schubkarre voll und es ist jedes Jahr das gleiche Gefühl bei der Ernte. Hier kommt ein Teil von meinem Essen her, ohne Zwischenhände direkt aus der eigenen Scholle.

- Aber nicht nur Knollen aus der Krume liegen im Erdkeller gut aufgehoben, sondern auch der Apfelmost gärt langsam vor sich hin und wird hoffentlich zu einem guten Tropfen.
- Ich bekam die Ausrüstung von Freunden geliehen um Most zu pressen, und diesmal wurde die Schubkarre gleich zwei mal gefüllt mit Äpfeln.
- Dann hiess es halbieren, rein in eine Mühle und von Hand in Stüecke gekurbelt um anschließend in der Kelter zu landen und mit Muskelkraft unter Druck den Saft auszupressen. Es dauerte ein paar Stunden bis ich fast zwanzig Liter wunderbar süssen Most gepresst hatte der honiggelb und schwer aus der Presse lief.
- Der Geschmack von dem frischgepresstem Saft, voller Fruchtzucker, total apfelig und sonnig liegt mir noch jetzt auf der Zunge.
- Auch hier war der Weg zwischen Arbeit und Erfolg ohne irgendwelche Umwege direkt zum erleben da und das schenkt eine Freude die jeder kennt der ernten kann.
- Dieses Jahr war ich wohl gerade rechtzeitig, denn nur ein paar Tage später fand ich Elchspuren im Kartoffelland, das ich mit Grasschnitt gegen das Unkraut abgedeckte hatte. Die Sonnenblumen schienen interessant gewesen zu sein, wurden aber, zum großen Glück der Vögel von ihm verschmäht.

- Und in vielleicht zehn Jahren kann ich meinen eigenen Traubenwein keltern, denn der Weinstock an der Südseite gedeiht.

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Die 40 Stunden Woche

So eine Woche habe ich schon jahrzehntelang nicht mehr erlebt und fast vergessen wie das denn wohl sein mag.

- Zur See sind mehr als 80 Stunden die Woche nicht ungewöhnlich, aber da es nicht „nur eine Arbeit“ sondern eher eine Art zu Leben ist, so fällt es nicht so auf. Ich habe mehr das Gefühl, ich führe ein Da-Sein an Bord und während dieser Zeit habe ich bestimmte Arbeitsaufgaben zu erledigen.

- Genau wie während meiner Zeit an Land, da gibt es auch ständig irgendwelche Aufgaben, egal ob von außen herangetragen oder selbst auferlegte.

-Oft denke ich, es ist nur eine Frage der Sichtweise. Teile ich mein Leben zwischen Arbeits- und Freizeit auf, so erlebe ich genau diese Aufteilung.

- Natürlich, auch ich weiß was es bedeutet, mal mehr, mal weniger Verantwortung zu tragen, weiß wie es sich anfühlt „frei“ zu haben. Aber wenn ich genauer nachdenke, so will ich nicht frei haben, sondern frei sein. Und das ist letztendlich wohl nichts anderes als ein Gefühl...

- Wähle ich die Sicht des „Da-Seins“ ohne eine Unterscheidung zu machen, so fällt diese Aufteilung flach, wird „uninteressant“ und beeinflusst mein Lebensgefühl auf befreiende Art.

- Urlaub ist erst notwendig geworden, als die Arbeit eintönig wurde und Menschen, die in Maschinen investierten anderen Menschen einredeten, sie seien Be-Diener genau dieser Maschinen (und dadurch ihrer untertan). Freizeit wurde mit zunehmendem Stress und „entmenschlichter Arbeit“ immer höher bewertet.

- Wie groß wohl der Unterschied zwischen Freizeit und Arbeit für diese Menschen war?

20. September 2009

Boden unter den Füssen

Ja, den hab ich zwar nicht hier an Bord, aber mittlerweile im Stall.

- Das Projekt ist fertig geworden und jetzt liegt wieder ein Boden im Stall und der ist damit die größte freie Fläche unter Dach hier oben auf „Svenserum“ geworden.

- Bis auf ein paar Zentimeter liegt er auf der gleichen Höhe wie der ursprüngliche und als ich mich umschaute, stellte ich fest: eine Kuh können die Erbauer hier nicht gehabt haben, denn die Spuren der alten Decke zeigen, dass es hier mal gerade so 1,5 m hoch war.

- Also, es muss ein Schaf- oder Ziegenstall gewesen sein, und da der Hof des Bauern hier in der Nähe „Fårö“ oder „Schafsinsel“ heißt, so liegt der Gedanke nahe, dass es Schafe waren die hier einmal blökten.

- Das Leben ist damit noch etwas einfacher geworden denn jetzt habe ich eine Werkstatt mit Werkbank und Schraubstock bekommen, muss nicht mehr einen tiefen Schritt nach unten in die Scheune tun um auf unebenem Felsboden zu laufen und das Ordnunghalten ist leichter geworden.


- Nicht mehr gar so „bodenlos“ ist der Stall geworden.

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14. September 2009

So war das nicht gedacht...


Leider, so habe ich schlechte Nachrichten....

- Heute habe ich erfahren, dass ich morgen wieder an Bord sein werde.
Normalerweise ist das ja die Zeit, in der ich meine Gedanken und Idéen von "Svenserum" hier beschreibe, und dann muss ich erfahren: dass das Internetz, schon die letzten Wochen an Bord ausser Funktion (also seit beinahe 2 ganzen Monaten) noch immer nicht in Ordnung gebracht ist!


- Da ich diesesmal sechs Wochen an Bord sein werde, kann es im schlimmsten Falle bedeuten: keine neuen Beiträge bis Ende Oktober!

- Und so war das von mir nicht gedacht.

- Wenn es also die nächsten Wochen hier noch immer ruhig bleibt, dann ist das die Erklärung.

- Aber noch spielt der Musikant...




9. September 2009

Gelinde gesagt

Seit gestern ist neue Gesellschaft hier oben angekommen.

- Auf dem freien Platz hinter dem Haus steht also eine Winterlinde, genauer gesagt eine „Tilia cordates „Greenspire“.

- Sie hat eine Mischung aus gut gebranntem Kuhdünger, der hier oben vor langer Zeit mal vom Bauer gelagert wurde, und Sandboden bekommen, 50 Liter Wasser und eine Abdeckung mit Grasschnitt um die Wurzeln, vier Pfähle als Stütze und nun hoffe ich, sie verwurzelt sich gut.

- Die Linde spielte schon lange in der Welt der Kelten und Germanen (aber nicht nur bei ihnen) eine symbolgeladene Rolle und eine die mir persönlich am Besten gefällt: die Linde als "Freiheitsbaum" - wer ihr schützendes Dach erreichte, durfte nicht mehr ergriffen und gerichtet werden.

- Wer hat nicht schon den Ausdruck "ein lindes Urteil" gehört? Ja, unter Linden wurde Recht gesprochen ("Gerichts-Linden" -"juridicium sub tilia").

- Viele Dörfer besaßen und besitzen noch heute als Mittelpunkt eine Linde, zur Rast und Besinnung, als Treffpunkt für Jung und Alt zu ernsten und fröhlichen Anlässen. Auch in meiner Heimat, am Rhein in der "Nachbarschaft", (gewachsen aus der ehemaligen Brunnengemeinschaft) steht eine alte Linde mit einer Bank um ihren Stamm.

- Zahlreich sind die Personen-, Flur-, Orts- und Straßennamen ("Unter den Linden"), in denen das Wort "Linde" vorkommt, heute häufig in Gärten von Gasthäusern ("Zur Linde")

- Sie gilt auch als "Baum der Liebenden": die Linde der Liebesgöttin Freya war bereits den Germanen heilig - diese Gottheit stand als Sinnbild für Fruchtbarkeit, Mütterlichkeit, Herzlichkeit, Güte und ewiges Leben.

- Und nächstes Jahr gibt es vielleicht eigenen Lindenblütentee. Als "Flores Tilae" sind die Blüten sogar offiziell als Heilmittel anerkannt denn schon seit dem 16. Jahrhundert wird der Tee als schweißtreibendes und fiebersenkendes Mittel zur Linde-rung bei Erkältungen und Grippe verwendet.




- Nun ja, schweisstreibend ist sie selbst ohne ihren Tee schon gewesen! Gelinde gesagt!


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3. September 2009

Abschied

Geneigt hat er sich, der Sommer, und nimmt damit für dieses Mal Abschied.

- Schon vor über einer Woche hat der Herbst leise angeklopft, die Temperaturen sanken Nachts gegen fünf Grad, dieses gewisse „Etwas“ lag plötzlich in der Luft, selbst wenn die Tage noch warm waren, selbst wenn es noch möglich war im See zu baden.

- Die Sommerblüte ist vorbei, stattdessen blüht der Himmel und seit langem war das Band der Milchstrasse wieder über der Lichtung zu sehen. Funkelnd und voll.

- Nicht so wie in meiner alten Heimat in der ich eine letzte Spätsommerwoche verbrachte.

- Obwohl auf dem Lande oben im Hunsrück, so war der Himmel nur ein spärlicher Abklatsch von dem Bild das sich in einer klaren Nacht hier im Wald auftut. Gestört war der Blick von all dem Licht das nicht nur die Dunkelheit vertreibt sondern auch die Sterne, und ich dachte nur: welch ein Verlusst nicht mehr einen ungetrübten Blick in die Unendlichkeit werfen zu können!

- Noch ein Zeichen, dass der Sommer sich geneigt hat: die Kartoffeln sind seit heute geborgen. Eine Schubkarre füllte die Ernte der drei Reihen, groß und ohne Fehler sind sie und werden bis in den nächsten Frühling reichen.

- Aber noch hat die Stockrose eine letzte Blüte und vielleicht kommt ja auch die Hummel sie noch einmal besuchen.