22. Juli 2009

Sonderbares!

Ja, hier folgt ein Augen- und Ohrenzeugenbericht oben aus dem Wald und es ist die gleiche Feder, die mir die Erzählung von meinem Weg überbrachte und auch die Geschichte von der Nixe.

- Ihr erinnert Euch?
Nun hier kommt die Erzählung von meinem Treffen mit dem Geist auf "Svenserum", erlauscht von feinen Ohren, erspäht mit klarem Auge und mit dem Wohlwollen des "Schwarzweissbraunen" und einem Gruss begleitet, damit ich unsere Gespräch besser in Erinnerung behalte...

Für den Unterwassergärtner,
der an Land gestiegen ist und wie zuvor im Korallenhaag den Nixen und Wassermännern eine Muschelbank, nun verschreckten Menschen eine Holzbank gebaut hat, was noch viel schwerer ist, weil sie eine Seele haben. Eine Bank, die er unter die von ihm gepflanzte Linde ins Blau gestellt hat, samt Spaten, Rechen, und dem angehefteten Zettel: „Fürs Pflegen und Düngen seid ihr selber verantwortlich, wenn ihr euch hier ausgeruht und erholt habt, macht’s gut! Aber ich habe die Hand darüber (und darunter, gegen das Fallen) gehalten und gebe jetzt schon ab.“


Sonderbar

... heute Nacht fehlte der Große Wagen eine Zeitlang am Himmel. Hoffentlich hat das die Astronomen nicht zu sehr beunruhigt. Aber sie waren wohl damit beschäftigt „den kleinen Schritt auf dem Mond, der ein großer Sprung für die Menschheit“ am 20. Juli vor 40 Jahren gewesen sein soll, zu feiern...

Lautlos landete der Große Wagen auf einer Lichtung in den schwedischen Wäldern vor einem kleinen roten Haus: mitten in der Nacht fiel aus allen Fenstern heller, warmer Lichtschein. Auch aus einem großen und einem halben Fenster an der Südseite. Und trotz der Windstille drehte sich in der lauen Sommernacht munter, eine kaum hörbare Melodie singend, ein Windrad, so rasch, dass es ein schneeweißer Kreis war. Am Rand der Lichtung schien ein Fest im Gange zu sein. Lampions leuchteten zwischen den Zweigen oder waren es Glühwürmchen? Leise Tanzmusik, Grillengeigen und Gläserklingen, Scherzen und Singen wehte herüber.
Zum kleinen Fenster auf der Südseite des Hauses strahlte ein Gesicht heraus.
„Wusst’ ich’s doch, dass du kommst!“
„Hausgeist, du lieber Schwarzweißbrauner – hast du mich wirklich erwartet?“
„Freilich, sollte das denn schwer zu erraten sein, du offenes Menschenbuch, wo die Wogen so hoch schlugen!“


Wie’s ging? Wer weiß... Sprang der Geist aus dem Fenster oder... Plötzlich war er neben mir, packte die Wagendeichsel und stellte den Großen Wagen hochkant neben meinen blanken Schubkarren, ein schönes Paar. Ein Fingerstrich durch das Windspiel am Stallgiebel, ein Streicheln für das Rotkehlchen auf der Schulter und der Schwarzbraune ergriff meine Hand. Sein strahlendes Lächeln erhellte immer zwei Schritte vor uns den Weg, damit ich nicht stolperte (denn hoppladihopp wie der Große Wagen mit mir losgefahren war, hatte ich keinen Rucksack packen und natürlich auch keine Taschenlampe einstecken können).

„Komm, setz dich, war die Luftfahrt gut über Land und Meer?“

Der Schwarzbraune wischte den Nachttau weg und wies zum Sitzen einladend neben sich auf die Bank.
„Du“, begann ich mit trockener Kehle... Er klopfte unter sich auf den alten Brunnen, ein silberner Strahl schoss hoch, ein Becher schob sich in meine Hand, das Wasser füllte ihn bis zum Rand, der Quell verschloss sich und ich trank, trank und der brennende Durst verging.
„Frisch, das Wasser von Svenserum?“
„Ja Hausgeist, so wie das altmodische Wort sagt: erquickend! Was meinst du, sollte ich den Brunnen wieder öffnen? Wie gerne würde ich die Quellnixe Amara sehen können. Verzeih den Rückfall ins Schwatzen, das Wasser trinken genügt ja... Und“, ich gab dem Schwarzbraunen den Becher zurück, „und, ich weiß plötzlich selbst schon die Antwort darauf, was ich dich fragen wollte.“

„So?“ Strahlend braun lachend kehrte mir der Hausgeist sein gütiges Gesicht zu. „Na, dann schieß mal los, ich geb’ meinen Senf dazu, wenn du dich vergaloppierst beim Versuch meine Gedanken lesen zu wollen! Denn ist schon ein gewagtes Unternehmen, meinst Du nicht, Gedanken lesen, schon bei Menschen und erst bei Geistern, aber lass’ hören...“

Es wurde ein Nachtgespräch mit wenig Worten, viel Schweigen. Ich versuchte mit dem Hausgeist meine Gedanken zu entwirren. In seiner ruhigen, gelassenen Gegenwart, nur unterbrochen manchmal von einem Lachen, war es plötzlich ganz leicht. Und er war einverstanden mit meiner Deutung: Da wurde also im weiten Blau des Netzes ein virtuelles „Svenserum“ gebaut. Eine Linde gepflanzt, die das ganze Jahr grünt. Eine Bank darunter gezimmert, die man nicht abschleifen und einölen, sondern deren Bretter jeder Besucher pflegen muss, damit sie alle lange tragen und nicht faulen.
„Bist du denn auch dort, Schwarzbraunweißer, bist zugleich der gute Lindengeist? Unterstützt du mich Hausherrn von hier beim Schaffen des Ruheorts dort? Kannst du dort und hier gleichzeitig sein?“
„Na, na, ich dachte, du hattest Antworten gefunden, und was tust du, fragen!“ Er gab mir einen freundschaftlichen Rippenstoß.


So erzählte ich, von der Enttäuschung, dass Vertrauen gebrochen wurde, dass Anspruch und Wirklichkeit auseinanderklafften, dass Menschen nicht vollkommen sind, dass sie einander enttäuschen, verletzen, missverstehen, dass vieles unverständlich ist. Wurde ruhig dabei, erzählte, wie es mich freut, dass es im Schatten der Linde nun möglich ist, dass alle mit ihrem Standpunkt zu Wort kommen, dass sie einander vielleicht sogar zuhören, dass nicht mehr verdeckt werden muss, sondern offen ausgesprochen werden kann, was falsch war, es so sein Gift verliert...
„Weißt du Hausgeist, es kommt mir vor, als legten sie unter der Linde einen Komposthaufen an, alles wird dort abgeladen – zumindest die Chance besteht so, dass vielleicht Humus daraus wird...“
„Gemach, gemach, du kannst das gute Ergebnis nicht vorweg nehmen, es kann auch scheitern. Doch das ist egal, es ging ums Pflanzen und Zimmern“, sagte der Schwarzbraune leise, als ich Atem holen musste...

So hatte ich am Ende statt eines wirren Knäuels ein paar feste, gut gesponnenen Fäden in der Hand. Wir lauschten hinüber zum Fest am Lichtungsrand. „Ja“, erklärte der Hausgeist auf meinen fragenden Blick, „alle die du kennst und viele, die du nicht kennst, feiern heute Nacht, dass du Hausherr von hier den Geist von „Svenserum“ beherzt und kundig weitergetragen hast. Du hast den Auftrag verstanden, diesem freien Geist eine Heimstatt zu schaffen, die andere erfüllen können, und dann losgelassen... Heute Nacht ist das Gesetz ‚Fressen und gefressen werden‘ ein paar Stunden außer Kraft, Geister, Pflanzen, Tiere, sogar die Steine – hörst Du die tiefe alte Granitstimme unter uns? – feiern unbeschwert. So entsteht neuer Stoff für die Träume der Menschen, ein Krafthonig gegen die Alltagsbitternis, gewonnen aus den unsichtbaren Blüten der Sehnsuchtslinden...“
„Woher kommt Deine Kraft? Was ist Dein Geheimnis?“
Zart und nachdrücklich verschloss mir ein schwarzbraunweißer Finger die Lippen.

Ein scharfes Brennen blieb spürbar, als der Druck sich löste.

Der Schwarzbraunweiße schaute mich nachdenklich an, stand auf. Und führte mich zu zwei Bäumen neben dem Haus, die ganz sonderbar schimmerten und geheimnisvoll rauschten. „Der Wunschbaum und der Baum der Möglichkeiten – erinnerst du dich? Hierher habe ich dich vom Schiff manchmal im Traum entführt.“ Ich konnte nur stumm nicken. „Na, und was ich dir, dem Hausherrn von „Svenserum“, gewünscht und als goldene Nuss tief in den Laubschatten gehängt habe? Hat es sich nicht erfüllt?“
„Du weißt es doch Schwarzbraunweißer, du kannst ja in mir lesen, besser als ich selber“.
Ja, du hast die Goldnuss geknackt! Alles ist doppelt, ja dreifach in Erfüllung gegangen: Du bist am rechten Platz auf dem Schiff als Befehlshaber, am rechten Platz hier im Wald, uns in „Svenserum“ verbunden, aber nur durch den Seidenfaden, der nicht fesselt. Und du bist am rechten Platz zur rechten Zeit nun Gärtner, Zimmermann und Schreiber unter der Linde geworden! Ist es nicht gut so?“ Ich konnte nur noch einmal stumm nicken.

Der Hausgeist schaute mich an, drückte meine Hand, ließ sie los, seine Hände beschrieben einen Kreis, umfassten die Lichtung, strahlend braun lächelte er. Er löste sich auf, licht wurde die Lichtung unterm Nachthimmel, durchsichtig auf das Meer hin mit einem großen Schiff und einem winzigen daneben, durchsichtig auf den Horizont, und dort auf des Messers Schneide im weiß werdenden Blau, das sich glühend zu röten begann, eine Sonne über einer Linde, durchsummt von Worten und da, da, war das nicht eine strahlend braune Gestalt mit breitem Lachen im Gesicht und Schalks-Goldfünkchen in den Augen ..?

Im Fensterglas spiegelte sich kein Mond in dieser Nacht, im Schwarz glänzte der Große Wagen ...

Und vom verglimmenden Lagerfeuer, an dem Spunk und Kap Horn gesessen hatten, leuchtete ganz von fern ein letzter Schimmer Glut.



- Nicht mehr lange, ein Fest ist angesagt, und alle Lichter werden angezündet.



19. Juli 2009

Mangelware?

So, da bin ich wieder zurück!

- Ja, einen Zweitagesausflug habe ich gemacht. Wo ich war? In den Sphären des Internetzes war ich unterwegs und hab dabei neue zwischenmenschliche Erfahrungen gesammelt.

- Es ist tatsächlich möglich, selbst wenn das einzige Kommunikationsmittel das geschriebene Wort ist. Nun, das sind Briefe ja auch.

Und zum Gärtner und Zimmermann bin ich geworden, denn ich habe eine Linde gepflanzt eine „Bank unter der Linde“ hingezimmert um manch jemandem einen Platz zum Ausruhen und Atemschöpfen anzubieten.

- Hoch gingen die Wogen in einem Konflikt, aber langsam glätten sie sich wieder. Zurück bleiben wie so oft Enttäuschungen, Frustration, Angst und mehr, aber auch neue Erkenntnisse. Ob positiv oder negativ, nun das ist jedem seine eigene Art mit einem Konflikt umzugehen.

- Und irgendwann dachte ich auch: Von so etwas bin ich mehr als verschont hier oben im Wald, denn oft sehe ich ja nicht eine Menschenseele am Tag. Kein Wunder das mein Leben so ruhig und entspannt dahin fließt an solchen Tagen. Hier herrscht Mangelware an solchen Ereignissen.

- Ob das denn nun gut oder schlecht sei, war die nächste Frage, ob ich „Übung“ verliere? Die eine Antwort ist ganz entschieden: es ist gut so, auch wenn eine gelöste Konfliktsituation neue Erkenntnisse beinhalten kann, so kann ich auf diese Art der Schule leicht verzichten. Es gibt auch andere Arten der Entwicklung.

- Was die Übung betrifft, so kommt es mir sogar so vor, dass diese einsamen Tag eher dazu beitragen, einen anderen, mehr gelasseneren Standpunkt einnehmen zu können, denn hier lerne ich, nur mit mir selbst klar zu kommen. Und wenn ich mit mir selbst besser klar komme, so auch mit anderen Menschen.

- Es reicht in Gedanken an diesem Platz zu sein, und ich merke wie ich „zu hause“ in mir bin. Da spielen dann auch Gedanken wie lange denn die Bank wohl stehen bleibt und benutzt wird überhaupt kein Rolle.

- Auf diese „Mangelware“ kann ich sehr leicht verzichten.


16. Juli 2009

Tagträumereien

Wenn man in der glücklichen Lage ist, so viel Zeit zu haben wie ich wenn ich hier so „vor mich hin lebe“, dann stellen sich natürlich auch die Tagräume ein.

- Ja, ich male oft in Gedanken an diesem Bild, manche Träume sind tatsächlich Wirklichkeit geworden, während andere immer Träume bleiben werden. 
Die Sonnenzellen sah ich von Anfang an und jetzt liefern sie Energie, das Fenster in dem kleinen Wohnzimmer, schon vor dem Kauf des Hauses gesehen, hat zwei Jahre später Sonnenschein hineingelassen, mit dem Traum von einem Windrad dauerte es länger - jetzt drehen sich die Flügel, der Boden im Stall fängt endlich an Form anzunehmen, die dunkelsten Tannen sind dem Licht und Bedarf nach Brennholz zum Opfer gefallen.

- Aber Träume sind noch immer da.

- Ich sehe den Lindenbaum (obwohl ich mir noch nicht ganz sicher bin die richtige Stelle gefunden zu haben) und ich sehe eine Reihe von Kirschbäumen am Weg entlang. Da scheint im Geiste schon die Sonne in die Küche und der Ofen in der Veranda spendet herrliche Wärme an einem kalten Wintertag. Im Gästezimmer steht ein Etagenbett damit dort zwei Gäste schlafen können, auch hier sehe ich ein Fenster zum Hof und zur Sonne hin und um den alten Brunnen ist ein Holzkasten mit Deckel.
Ein paar Tannen werden leider nur noch diesen Sommer haben, bevor sie durch meine Hand ihr Leben lassen werden. Die Erdbeeren, eine süße, alte Sorte wollen ein neues Feld, schön in Reihe gepflanzt, damit das Sauberhalten einfacher wird und außerdem müssen sie erneuert werden. Das Beet ist ohne einen Schweißtropfen schon gegraben und bepflanzt.

- Ein Dach für mein Dreirad der Marke „Piaggio“ ist schnell hingebaut und ein Sonnen-Regensegel an der Sitzecke unten am Stall genau so schnell aufgespannt. Und eben so wenig Arbeit ist es, den Stall noch einmal frisch zu streichen und die Nistkästen, gebastelt auf der Werkbank die ich bekomme wenn der Stallboden fertig ist, hängen auch schon an ihrem Platz, während im Erdkeller der eigene Apfelwein reift. 
In der Traumzeit ist der wilde Wein schon hochgewachsen, bedeckt die Frontseite im Sommer mit seinem Grün, im Herbst mit seinen glutfarbenen Blättern und der „große Bruder“ an der Südseite hängt voller blauer Trauben und die Linde hat schon eine Krone bekommen. 

- Manchmal sehe ich Bienenstöcke, Hühner und sogar ein paar kleine Ziegen, aber da werden die Traumbilder etwas unschärfer. 

- Traumbilder, Tagträumerreien, leicht gefangen, aber nicht alle genau so leicht aus dem Traum in die Wirklichkeit umgesetzt. Manche werden vielleicht nur angefangen, und manche werden immer Träume bleiben, hier oben auf...


- Aber welch ein Glück. Denn wie "nüchtern" wäre nicht meine Welt ohne sie!

***

15. Juli 2009

In aller Munde

Es ist etwas in den Grund der Erde Gelegtes, also im wahrsten Sinne des Wortes etwas Grundlegendes.

- Wenn der Sommer seinen Einzug gehalten hat, dann ist sie immer ein Gesprächsthema bei den Begegnungen hier oben im Wald.

- Es ist in erster Linie die „ältere Generation“ die hier vorbei kommt. Der Bauer oder sein Bruder mit dem Traktor auf dem Weg zur Wiese oder zur Waldarbeit, ein Nachbar der des Tages in einem alten Haus fünf Kilometer von hier seine Zeit verbringt und mir ab und an bei schwierigen Holzfällarbeiten hilft, eine Nachbarin die drei Kilometer von hier wohnt und ihren Hund oft hier spazieren führt.

- Man spricht über sie, schaut, fragt sich wie denn die nahe Zukunft aussehen mag, (und der Herbst, ja selbst der Winter rückt plötzlich kurz näher), vertreibt diese Gedanken aber schnell wieder da das Kraut ja so wunderbar viel versprechend im Sonnenlicht aussieht.

- Und im Mittelpunkt steht diese Knolle aus Übersee, aus Südamerika um genauer zu sein. Ja, es ist die unscheinbare Katoffel an deren Ernte vieler Leben hing vor nicht mal allzu langer Zeit.

- Selbst bin ich zwar kein großer Kartoffelesser, und es „lohnt“ sich nicht für mich, diese Knollen zu ziehen. Aber ein Garten ohne Kartoffeln, ist für mich undenkbar. Sie gehört dazu und ohne, so würde etwas „Grundlegendes“ fehlen.

- Sie ist Sinnbild für das Schild gegen den Hunger, denn wer genügend Kartoffeln im Keller hat, überlebt. Auch wenn man ungefähr 8 kg am Tag davon essen müsste um ohne irgendwas anderes auf dem Teller keine Mangelerscheinungen zu bekommen.

- Und da die “alte Generation“ Erzählungen vom Hunger noch mit lebendigen Worten gehört hat, und wie wichtig die Kartoffelernte zum Überleben war, so nimmt sie noch immer ihren Platz in „aller Munde“ ein. Ob es auch in Zukunft nur eine Erzählung der „Alten“ bleibt können wir nur hoffen, denn gegeben ist das nicht auch wenn für viele in der Westwelt der Gedanke daran heutzutage unvorstellbar erscheint.

- Der Hunger lauert immer den Menschen auf, und für 1 Milliarde von uns ist er ein täglicher Begleiter.

- Und auch für den Hausgeist von „Svenserum“ ist die Knolle wichtig, hat er mir doch via Boten ein Bild zu kommen lassen und mir gezeigt, dass die Kartoffeln und der Lauch, den ich zum ersten Mal hier anbaue, auch dieses Jahr wieder gedeihen.

- Nicht immer wird sie nur gegessen, sondern bei festlichen Anlässen, so trinkt man sie sogar.



Unsichtbare Fäden

Ja, es gibt sie, diese unsichtbaren Fäden aus denen unser Leben sich webt. Und wie jedes gesponnene Netz, so hat es Knotenpunkte.

-Einer der Punkt um das sich mein Leben gewebt hat, ist ohne Zweifel diese Lichtung im Wald. Ich kann mir natürlich leicht einbilden, meinen dieser Platz sei etwas Besonderes, bin ich doch der „Herr im Hause“. Aber es wird nicht ganz aus der Luft gegriffen sein, denn jeder, der diesen Platz zum ersten Mal betritt, sagt das Gleiche, ohne gefragt zu sein.

- „Dieser Platz hat etwas!“

- Da ich ja diese Stelle mag, so ist es ja nicht verwunderlich, dass es mich dort hin zieht. Aber verwunderlich ist dahingegen, dass der „Geist“ sogar seinen Weg zu mir hier auf das Schiff findet.

- Da kam gestern ein mündlicher Gruß von dem Hausgeist, mit einem Boten über Luftwege geschickt, ja sie fuhren sogar ein Stück in den Weltraum hinaus, ehe sie mich erreichten und er liess ausrichten, alles sei in Ordnung und der Wald mit seinen Bewohnern warteten auf mich. Und heute, da schickte er mit einem anderen Boten ein paar Bilder vom Leben dort ganz unerwartet und bereitete mir viel Freude.

- Ja, er ist ein starker Geist und er hat mich jetzt vollständig überzeugt, dass er mir gut ist. Aber nicht nur mir, sondern auch dem Platz, denn wie ich sehe, so teilt man miteinander.

- Ich werde mich bei ihm entschuldigen wenn ich in einem Monat wiederkehre da ich mit ihm uneinig war am Anfang. Aber kein Wunder. Er hatte verlernt in Gesellschaft zu sein, ich hatte noch nicht gelernt alleine zu sein. Jetzt haben wir uns eingespielt.

- Seltsam und unergründlich sind die unsichtbaren Fäden, aus denen sich unser Leben selbst spinnt.


Das Leben

Schöpfer seiner selbst
Seiner selbst
bewußt sich werdend,
erschrak es
und erschuf sich seinen schöpfer

Reiner Kunze




13. Juli 2009

Und weiter geht es

Nur weil es bisher noch immer so weiter gegangen ist wie die letzten Decennien, heißt es noch lange nicht dass es auch so weiter gehen muss.

- Das tut es nämlich nicht, das ist so klar wie der blaue Himmel an einem Sommertag über der Lichtung hier im Wald.

- Wir verbrauchen ständig mehr pro Jahr als die Erde regenerieren kann. Wir gehen immer härter an die Reserven wie den Regenwald des Amazonas um nur ein Beispiel zu nennen. Es gibt sogar „schlaue Köpfe“ die den Tag berechnet haben, wann es für dieses Jahr eintritt und wir über nicht nur unsere, sondern über die Verhältnisse der Erde leben. Es ist gut, dass es Menschen gibt, die sich um diese Statistiken kümmern, aber um das einzusehen, brauche ich diese Ziffern nicht.

- Nicht nur dass unser, also auch mein Lebensstandard, kein weltweiter Standard sein kann, sondern wir sind einfach auch dabei, zu viele zu werden. Und dieser expotentielle Zuwachs ist schlicht und ergreifend nicht tragbar.
Und da er nicht tragbar ist wird etwas geschehen, um einigermaßen das Gleichgewicht wieder herzustellen.

- Es gibt mittlerweile Strömungen in der akademisch-philosophischen Welt, die sehen die gesamte Erde als einen lebenden Organismus, eine Sichtweise welche für Naturvölker wie die Indianer schon immer selbstverständlich war.
Und wie reagiert das Leben, wenn ihm etwas zu viel wird? Es wird krank und versucht die Ursache los zu werden, oder, wenn das nicht gelingen sollte, dann geht es unter.
Wie es denn wohl mit uns wird?

Die Auswahlmöglichkeiten sind schnell aufgezählt: Krieg, Krankheit, Hunger, Durst, Naturkatastrophen, und vielleicht die fast verschwindend geringe Möglichkeit der Geburtenkontrolle. Das ist die Palette und alle Farben sind schon aufgetragen.

- Die Frage ist nur wann, nicht ob, es die Weltbevölkerung triff!
Angstmache? Keineswegs, sondern ganz einfach und nüchtern betrachtet.

- Doch genau so wenig wie wir die Pest ausgerottet haben, genau so wenig wird es gelingen den Menschen auszurotten. Es sei denn, der gesamte Planet geht unter. Das wird er zwar auch irgendwann, aber weder morgen noch übermorgen noch in tausend Jahren.

- Und selbst wenn.


- Ich werde die Linde pflanzen!

***

12. Juli 2009

Zauberei

Wer hat nicht schon einmal den Wunsch verspürt, zaubern zu können?

- Ich zumindest kenne diesen Wunsch und wenn ich zaubern könnte, also so rein praktische Dinge mit dem Schwingen eines Stabes im Handumdrehen zu ordnen, dann wüsste ich schon was ich damit anstellen würde.
Auch wenn ich weiss, es geht leider nicht, so war es mir einen Versuch wert, und kein Wunder, dass der im Dezember stattfand, denn aus der Zeit ist das Resultat.

- Die dunkele Jahreszeit hatte ihren tiefsten Punkt erreicht und der Traum nach Licht ist immer dann am stärksten bei mir. Und Tageslicht, welches jetzt so reichlich fliesst ist dann nur ein Rinnsal, und es gibt Tage da droht selbst das zu versiegen.

- Immer dann, so baue ich in Gedanken noch ein Fenster ein um die letzten Sonnenstrahlen in die Küche zu bekommen. Wie ich schon einmal schrieb, so bin ich sicher, dass auch dort mal eines war, die halbe Größe im Vergleich zu den heutigen.


- Der Unterschied in der Stube mit dem extra Fenster war gewaltig, und die Küche würde im wahrsten Sinne des Wortes in neuem Licht erscheinen.

- Aber es ist nicht nur der Wunsch nach Licht, sondern auch um dieses Bild an dem ich male von außen zu vervollständigen und die Fassade freundlicher und lebendiger zu gestalten.
Und wie ich mich kenne, so wird auch das einmal durchgeführt, denn der Traum ist da, der Wunsch wird schon lange gehegt und wenn die Zeit und ich reif sind, dann kommt auch das Fenster.


- Simsalabim

***

11. Juli 2009

Eine Kernfrage

Die Kirschenzeit ist angebrochen.

- Es gibt viele Wildkirschen in der nahen Umgebung, eine gedeiht an der westlichen Hausecke, gerade gewachsen und bald schon den Schornstein überragend, jetzt, wo Licht und Luft an sie kommt nachdem ich die hohen Tannen abgeholzt habe.

- Klein, aber saftig und süß sind sie, wie Wildkirschen nun einmal so sind, wenig Fruchtfleisch aber einen starken Kern und das ist wohl mit ein Grund, warum sie sich so leicht vermehren. Denn sie sprießen jetzt überall auf dem Waldboden, dort wo er wieder Licht erhält. Deshalb habe ich mir schon vorgenommen im Herbst welche auszugraben um den Weg hinter dem Stall damit zu säumen.

- Ganz im Gegensatz zu der Frucht, die ich noch vorgestern in Händen hielt, mich wundernd was es denn für eine sei. Form und Farbe einer blauen Pflaume, aber groß wie ein Tennisball und ich dachte nur: „Na ja, man hat mal wieder eine Pflaume hochgepäppelt um Masse zu bekommen.“ Das Fruchtfleisch war dann eher eine Mischung aus Pflaume und Pfirsich, oder Reneclaude. Recht saftig und einigermaßen süß aber nicht wert zu kaufen fand ich. Irgendwas fehlte am Geschmack.

- Aber nicht nur am Geschmack fehlte es, sondern auch am Kern.

- Die Frucht hatte einen verkümmerten, kaum wildkirschengroßen, krankaussehenden Kern und das war es!? Der Versuch, aus diesem Kern einen lebendigen „Was-auch-immer-fuer-einen-Baum“ zu ziehen ist völlig zum Scheitern verurteilt.

- Sollte ich also den Wunsch hegen, mir selbst solch einen Baum zu züchten, so bleibt nichts anderes uebrig, als das „Material“ zu kaufen. Aber welcher Gärtner will schon solch einen degenerierten Baum?

- Selbst der Kern, die Voraussetzung des Lebens, wird dem Gewinn geopfert und das zeigt mir auf ein Neues: die Profitmaffia hat einen Weg eingeschlagen, der lebenswidrig ist.

- Schuster bleib bei Deinen Leisten heißt es ja. Nun, ich sage:

-„Torpare, bleib bei Deinen Wildkirschen!“



Erwacht

"Ja, bald bin ich wieder an dem Platz, wo meine Sehnsucht ein zu Hause gefunden hat."

- So schrieb ich vor nicht allzu lange Zeit als ich mich in Gedanken wieder einmal an mein Küchenfenster setzte.

- Es stimmte da, und es stimmt auch noch heute, aber wer Sehnsucht kennt, (ich denke das tut fast jeder Mensch), dieses unbestimmte Gefühl „Wo-anders-hin“, der weiß auch, dass sie sich nicht so einfach zur Ruhe legt. Tut sie es aber, welch innerer Friede dann einkehrt, das habe ich auf "Svenserum" schon erleben dürfen.

- Und wenn, so schlummert sie nur, ist leicht wieder geweckt.

- Da bin ich einem Link gefolgt, und der entführte mich, nahm mich mit und ich wanderte in Gedanken wieder einmal in Lappland, dem Land der Samen und der Mitternachtssonne und der „ewigen“ Nacht, wo es nach Regen riechen kann, lange bevor er fällt, dem Land der Rentiere und Polarfüchse, dort wo noch der Steinadler den Himmelsraum sein eigen nennt, mächtig und herrschend und respekteinflössend. Dort wo der Himmel voller Dramatik sein kann und sogar die Erdwölbung sichtbar flacher ist und Weite schafft.

- Ich sehe wieder einmal „Akka“ die „Mutter der Berge“ und die Sehnsucht schlägt, wie der Adler seine Krallen in die Beute, ihre Fänge in meine Seele.

- Heimweh, Tagtraum, Abenteuerlust, Melancholie, Fernweh, heile Welt, Wunschlosigkeit, Losgelöstsein und Freiheit, so heißen die Hauptingredienzen in diesem Seelengericht „Curry Sehnsucht“.

- Denn manchmal wird mir der Wald zu eng, die See zu eingegrenzt und mein Geist will physische Weite erleben und nirgendwo, nicht einmal im Himalayagebirge oder auf der Grassteppe in der Mogolei, habe ich größeren Raum und Weite erlebt als in der nordischen Bergwelt, weit oben am Ende Schwedens in Richtung Norwegen.

- Dort kann bei klarem Wetter der Blick selbst jenseits des Horizontes schweifen.

- Was diesmal die Sehnsucht geweckt hat um sich zu einem anderen Platz zu begeben den sie auch ihr zu Hause nennt?

- Ganz einfach!

Ein „Jojk“



Wortlos

Besuch ist wirklich selten hier oben auf meiner Lichtung, denn der Weg führt auf eine Wiese und Endet dort. Außer dem Bauern kommen ab und an ein paar Jäger vorbei, aber auch deren Besuch ist seltener geworden, denn die Wildschweine denen sie nachgestellt haben sind scheu und deshalb weitergewandert.
- Aber hin und wieder verirren sich ja recht erstaunliche Besucher in diesen Teil des Waldes. Und sie wenden spätestens hier um, da sie feststellen müssen, dass sie sich verlaufen haben.
- Zwei dieser Begegnungen habe ich ja schon beschrieben, aber da sind durch die Jahre noch andere gekommen.
-Da kam der Fressgierige voller Atemnot nach dem kurzen Anstieg zur Lichtung, eine Tüte voller Kuchen in der Hand, und er hatte nichts anderes im Sinn, als sich um seinen Bauch zu kümmern aber der Anblick des Kartoffellandes machte ihn nur betrübt und mit einem: „Was, nur Chips gibt es hier?“ machte er sich wieder davon.
- Oder die Konsumgierige mit ihrem flackerndem Blick, Ausschau nach Dingen haltend um ihrem Leben einen Inhalt und Sinn zu geben. Auch sie verschwand mit einem: „Hier gibt es ja weniger im ganzen Haushalt als bei mir in einer meiner Kramschubladen“.
- Der Mehr-scheinen-als-sein kam in seiner verchromten, auf Pump gekauften Karosse vorbei, keine Zeit um stille zu halten denn hier gab es niemanden auf den er damit Eindruck schinden konnte. Auch er musste wenden, denn hier gab es keine bewunderten Zuschauer und außerdem, da der Weg ja nicht weit von hier endet, befand er sich sowieso in einer Sackgasse.
- Es kam der Muskelprotz, stolz seine Kräfte zeigend, aber als ich ihn bat, mir beim Holzhauen zu helfen lächelte er nur herablassend und meinte mit so was gebe er sich nicht ab, sondern stemme Gewichte in einem Athletenklub und wendete um.
- Eine Akademikerin fand ihren Weg, und sie wusste viel über die Natur, kannte die Namen der Bäume und Blumen auf Latein, aber nachdem sie mir einen Vortrag darüber gehalten hatte zog sie davon, denn ihr war es zu unnatürlich geworden als sie nur noch das leise Rauschen der Bäume hörte statt einer lebhaften Diskussion wie man die Natur verbessern könnte.
- Ein Reicher kam, angetan in feine Kleider, schaute sich nur kurz um, und mit einem Kopfschütteln hörte ich nur wie er murmelte: „Hier ist kein Geschäft zu machen um noch reicher zu werden". So verschwand auch er wieder.
- Und dann kam eine alte Frau, einfach und sauber gekleidet und ich bot ihr mit einer einladenden Handbewegung einen Platz zum Sitzen und sich Ausruhen an. Mit einem Nicken nahm sie Platz und ich brachte ihr ungebeten ein Glas Quellwasser, denn dieser Mensch hatte etwas, das ich nicht in Worte fassen kann.
- Ob es der wache und sanfte Ausdruck in ihren Augen war, ihr Mund der Wissen versprach, ihre Hände die Schöpferkraft, ihre gerade Haltung die Kraft ausdrückten? Ob es ihre Gesichtszüge waren die innere Zufriedenheit spiegelten oder ob es einfach die Ruhe war, die von ihrem Wesen ausging und sie um sich verbreitete?
- Lange saßen wir schweigend da, aber es war ein Schweigen in Einverständnis, bis sie sich erhob und mit einem Kopfnicken weiter den alten Waldweg wanderte.
- Wir hatten ohne ein Wort zu sprechen das Leben ausgelotet.
- Wir teilten die Freude an der Natur um uns, über die wachsenden Kartoffeln, die Essen versprachen, über das klare Wasser, das die Natur uns schenkt. Über das Holz das dem Winter die Schärfe nimmt und über die Sonne, die die Kraft für unser Leben ausmacht. Wir sahen den Tod, oben in der alten Espe, deren Kronzweige lautlos und abgestorben aus den noch grünen unteren Zweigen hervorschauten und damit Leben dem Buntspecht schenkt, der unter der Rinde dort Insekten als Nahrung findet.
- Wir hörten das Äoulusspiel, welches oben unter dem Stallgiebel hängt und diese Begegnung mit ihren leisen Tönen im weichen Sommerwind zusammenfasste.

- Einklang...

***

9. Juli 2009

Alte Mitbewohner

Nicht nur der Hausgeist ist ein alter Mitbewohner, sondern draußen in der Nähe des Hauses gibt es noch andere, die schon lange mit dazu gehören.

- Es ist nicht nur der Flieder, der wohl schon seit 150 Jahren hier oben dazu zählt, sondern auch die Lilien vor dem Haus, deren Blüte ich leider verpasst habe dieses Jahr.

- Aber dafür habe ich Iris, die oben am Erdkeller einen dichten Bestand gebildet haben, blühen sehen. Sie haben sich ihren Platz dort erobert weil er recht karg ist und sonst wenig wächst.

- Oder diese alte Art von Akelaia mit ihren pastellfarbenen Blüten, eine meiner Lieblinge.

- Obwohl mitten im Grünen, so hat man schon damals zur Freude gepflanzt so wie ich heute. Sowohl der wilde wie auch der echte Wein scheinen angewachsen zu sein und können über hundert Jahre und noch älter werden, sollte das Haus noch stehen.

- Und jetzt weiß ich auch, welch einen Baum ich hier noch pflanzen werde, hinten, auf dem freien Stück eher magerer Wiese. Dort ist eine grosse Fläche, sonnig, geschützt vor kalten Nordwinden und ein Solitär hat genügend Platz um sich wirklich in alle Richtungen enfalten zu können.

- Es wird für hier ein Exote sein, daber ich denke er wird sich dennoch in der Baumgesellschaft wohlfühlen und mit Glück zu rühmlichen Alter gelangen können. Seine Art kann bis zu 1000 Jahre alt werden, eine Zeitspanne die für das Torp und seinen Verwalter unermesslich ist.

- Ich werde mich auf die Suche nach einer Linde begeben.


8. Juli 2009

Der Hausgeist

Ja, er ist noch da, mein Hausgeist auf "Svenserum"

- Jeder „weiß“: Hausgeister gibt es und dass ein Haus eine „Seele“ hat, vor allem eines, das schon lange gestanden hat. Man spürt es sofort wenn man die Tür hereintritt, da ist "etwas" mehr oder weniger präsent.

- Ich habe ja schon einmal von ihm erzählt, vom Hausgeist der leider zu den eher lichtscheuen gehörte. Vielleicht weil er so lange mit wenig Sonne im Haus auskommen musste, war doch die Südseite viele Jahre fensterlos.

- Vielleicht aber ist er auch nur etwas verkümmert deshalb, denn seit dem ich das Fenster eingebaut habe, so scheint er sich langsam wieder an das Licht zu gewöhnen und sich sogar darüber zu freuen.

- Oder ist der alte Geist tatsächlich ausgezogen und ein Neuer hat seinen Platz übernommen?

- Vielleicht ist das tatsächlich so, denn weil ich ja lange Zeit nicht da bin, so weiß ich ja auch nicht, was denn so passiert. Aber eine Veränderung ist auf jeden Fall eingetroffen, denn es fühlt sich freundlicher an wenn ich das Haus betrete, ja, sogar die ganze Stelle scheint anders zu schwingen.

- Ich kann nicht genau sagen woran ich es merke, denn äußerlich ist es so wie immer. Es mag ja auch nur die verstrichene Zeit sein, denn jetzt bin ich hier schon seit über drei Jahren anwesend, habe für Licht gesorgt, das Haus aufgewärmt im Winter, wo es vorher monatelang kalt, leer und unbewohnt war in der kalten Jahreszeit auf den Sommer gewartet hat. Das Haus liegt nicht mehr so sehr im Schatten der hohen Tannen und leider wird im Herbst noch eine von ihnen auf der Südseite ihr Leben lassen müssen.

- Oder liegt es gar an mir, denn es hat gedauert, bis ich diesen Platz gefühlsmässig für mich in Besitz genommen hatte.
Oder liegt es an der „Umwelt“, denn für die wenigen Menschen die in der Nähe wohnen, die sowohl „Svenserum“ als auch mich kennen, so fange ich an „dazu“ zugehören.

- Ich denke es ist eine Mischung von alle- aber auch ausser-dem.


- Ein neuer, hellerer Geist weht hier oben durch das „Torp“ auf „Svens Lichtung“


***

7. Juli 2009

Fliegender Wechsel

Gestern Mittag waren es noch 25 Grad im Schatten, heute nur noch ganze 9, ost-nord-östliche Winde die Kälte von der Ostsee mit sich führen, bewölkt und regnerisch.

- Von wegen einer heißen Dusche mit sonnengewärmtem Wasser heute, daraus wird wohl nichts. Dafür lohnt es sich die Sauna mal wieder anzuheizen, denn es sind doch beinahe zwei Monate her seit dem ich in diesen luxuriösen Genuss gekommen bin.

- Selten dass ich die Sauna nur für mich alleine anwerfe da ich es doch als Verschwendung empfinde, aber heute ist mir das egal. Und dann will ich ja auch in den Genuss einer Dusche kommen und die neue, klein Pumpe ausprobieren die ich mir für diesen Zweck zusammen mit dem Kühlschrank bestellt und auch schon montiert hatte. Ein Eimer mit warmem Wasser aus dem Saunaofen gefüllt, die Pumpe eingetaucht und schon striehlt es aus der Dusche.

- Also habe ich kurzentschlossen gegen Spätnachmittag angefangen, den Saunaofen anzuheizen, Wasser geschleppt, mehr Holz herbeigetragen, mein letztes Bier im neuen Kühlschrank kalt gestellt (also Luxus ohne Ende heute).

- In der Zeit die es braucht bis es in der Sauna heiß ist dann noch schnell ein einfaches Linsengericht gekocht. Wer es nicht kennt, der kann ja mal nach „indischem Daal“ googeln. Rezepte gibt es ohne Ende, denn es lässt sich bis zum „geht-nicht-mehr“ variieren.

- Am Himmel wird es immer dramatischer und ich muss sogar Licht in der kleinen Küche anmachen.

- Zwei Stunden später ist es dann heiß genug und wer Sauna kennt der weiß, welch ein Genuss und wie wohltuend es ist sich in dieser Art von „Schwitzkasten“ zu befinden.

- Selbst habe ich es mit 17 Jahren zum ersten Mal ausprobiert und war direkt begeistert. Es war ein strombeheiztes Modell und als ich zum ersten Mal eine holzbeheizte Sauna erlebte, so kam mir der Unterschied wie Tag und Nacht vor.

- Eine gute Stunde später bin ich frisch gebadet, rasiert, geduscht, porentief rein und das Bier zischt tatsächlich beim Trinken!

- Welch einen im Grunde unglaublichen Luxus ich erleben darf!



6. Juli 2009

Das Leben kann so einfach sein

Viel braucht es im Grunde nicht um zu leben, zumindest nicht zum Überleben.

- Da hatte ich den ganzen Tag rumgewerkelt um den alten Stall leerzuräumen damit ich das geplante Projekt mit dem Boden endlich in Gange setzen kann.

- Und obwohl es recht kühl unter Dach war, so geriet ich schon tüchtig ins Schwitzen denn es war noch ein gut Teil Holz umzusetzen. Und Hunger gab es obendrein.

- Ich war gerade vor zwei Tagen angekommen, hatte noch keine Lust darauf gehabt einzukaufen sondern hatte mich einfach erst einmal vor Anker gelegt. Außer ein paar Konserven als Notproviant, so hatte ich ja noch Kartoffeln vom Vorjahr im Erdkeller und als ich nachsah, wie es denn mit den Knollen beschaffen sei so stellte ich fest: „Wie frisch geerntet“. Keine Keime, und das am Ende Mai, keine weichen verrunzelten Dinger, sondern fest und gut bewahrt.

- Schon zur Mittagszeit hatte ich diesen schwarzen Beutel mit Wasser gefüllt in die Sonne gehangen und als ich vor dem Essen duschen wollte, so war das Wasser so heiß, dass ich Kaltes dazumischen musste um mich nicht zu verbrühen. Und damit hatte ich mehr als genügend warmes Wasser um mir den Staub und Schweiß abzuspülen, während die Kartoffeln im heißen Wasser langsam gar wurden.

- Wenn ich Gas gebrauche, so koche ich die Kartoffeln oder auch Reis nur kurz auf, lasse noch ein paar Minuten die Flamme an und dann heißt es nur etwas länger warten denn die Knollen oder Körner werden auch ohne weitere Energie gar. Schnittlauch steht büschelweise hinter dem Haus am Küchenfenster und mit einem Bier dazu war ich wunschlos zufrieden mit dem Essen.

- Wie einfach doch das Leben auf „Svenserum“ sein kann ohne etwas von Qualität zu verlieren.


- Einfach zumindest an einem warmen Sommertag.

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5. Juli 2009

Stilles Leben

Das Leben auf der Lichtung im Wald ist nicht nur recht still, sondern auch voller Still-Leben.

- Zeit habe ich im Überfluss wenn ich an Land bin und jemand Anderes die Verantwortung an Bord übernommen hat. Und oft finde ich mich irgendwo sitzend wieder, dabei die Welt um mich herum betrachtend und meinen Gedanken ihren Lauf lassend.

- Dabei sehe ich dann oft in Bildern im Sinne von Gemälden, denn wie schon einmal geschrieben, so kommt es mir immer wieder einmal so vor, als malte ich an einem lebendigen, dreidimensionalen Bild. Ein Bild, das sowohl alt als auch modern und hin und wieder einfach nur zeitlos erscheint.

- Der Stall ändert seine rote Nuance je nach Wetterlage und Tageszeit, mal ist das Gras hoch, dann kurz gemäht, mal ist alles voller Sommergrün, mal völlig entlaubt, mal weiss überschneit.

- Den Lauf der Sonne kenne ich jetzt zu allen Jahreszeiten, mal sehe ich einen Ausschnitt eines dramatischen Wolkenhimmels, mal das schiere Blau von zart bis ultramarin des Firmamentes oder die grenzenlose Tiefe einer tiefschwarzen Winternacht.

- Zum Betrachten der Welt, wenn auch baumbegrenzt, schenkt mir dieser Platz reichlich Gelegenheit, gibt es doch wenig Anderes das ablenkt oder nach mir ruft.


- Selbst wenn er rollt, so führt mein „Fuhrpark“ ein Still(es)leben.

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4. Juli 2009

Ein- oder ausgeblendet?

Ja, das ist so ein Gedanke der mich ab und an beschäftigt hat. Bin ich nun ein- oder ausgeblendet wenn ich tagelang alleine hier auf „Svenserum“ bin? Sowohl als auch, ist meine Antwort bisher darauf gewesen.

-Da lebe ich also wochenlang wie geschrieben ohne Mediengebrause, und was verpasse ich? Im Grunde kaum etwas, denn die so genannten Nachrichten bestehen meist sowieso nur aus „Hiobsbotschaften“ und Gewalttätigkeiten. Auf Beides kann ich sehr leicht verzichten.

- Natürlich, ganz ohne Netz und Telefon ist das Leben in unserer Gesellschaft so lange man noch irgendwelche Verankerungen hat, kaum möglich, denn Rechnungen wollen bezahlt sein und der Kontakt mit Freunden soll auch nicht vollständig zum Erliegen kommen. Und ab und an ein Radioprogramm zur Kurzweil oder auch um die „großen“ (oder soll ich sagen „groben“?) Geschehnisse in der Welt nicht zu verpassen.

- Aber täglich?

- Nein, für mich nicht nötig stelle ich immer mehr fest!

- Nach einiger Zeit merkte ich, wie es einfach ruhiger in mir wurde, wie Ballast abfiel und das Leben Wesen-tlicher wurde.

- Dabei musste ich nicht auf Drama verzichten, das spielte sich täglich auf der Wiese vor dem Torp zur Genüge ab. Wenn ich lange genug sitze und einfach nur schaue, so passiert immer irgendwas.

- Rotschwänzchen die auf der frischgemähten Wiese flatternd ihr Futter suchen, (die Bachstelze ist mir sogar ganz unerschrocken beim Mähen hinterher getrippelt, denn da gibt es dann viel Beute), der schwarz-weiße Fliegenfänger ist eifrig dabei seine Jungen zu füttern, und etliche Luftkämpfe zwischen verschiedenen Vogelarten und Insekten sind mehr als eine spannende „Unterhaltung“, geht es doch hier wirklich um Leben und Tod für Beide. Was für den Einen wie eine Idylle aussieht, ist Kampfplatz für Andere

- Dazu fiel mir dann eine kleine Zeitungsnotiz ein: „Ca 1 Milliarde Menschen haben Hunger“ lautete sie und ich dachte: „Die ganze Welt scheint Hunger zu haben. Das Leben vor meinen Augen hat Hunger.“

„Das Leben selbst hat Hunger nach...Leben!“





3. Juli 2009

Licht und Gegenlicht

Wie wichtig das Licht gerade auf Svenserum für mich ist, habe ich schon beschrieben.

- Und endlich kam die helle Jahreszeit und diesmal hat es die Sonne wirklich gut mit mir gemeint am Anfang des Junis.

- Kein Feuer nötig, die Abende sind lange sonnig und die Nächte hell und das Leben ist leicht. Wenig Kleider, barfusslaufen, warmes Wasser aus einem sonnenbeschienen, schwarzen Beutel (zu heiss um zu duschen), frische Kräuter direkt um die Hausecke und es ist jetzt schwer den Tag abzuschließen und in der Koje zu verschwinden, könnte ich doch etwas verpassen.

- So kann es mir passieren, dass ich auf einmal eine oder gar zwei Stunden nur dasitze, den Vögeln bei der Jagd nach Insekten zuschaue (oft dramatisch und nicht immer mit tödlichem Ausgang), dem späten Gesang der Amsel zuhöre, das Kranichpaar unten von der Wiese trompeten höre und einfach nu da bin.

- Essen ist dann recht unwichtig, denn die Energie um warm zu bleiben brauche ich jetzt nicht. Ja, überhaupt so stelle ich fest, dass ich tatsächlich sehr wenig brauche, und doch das Dasein genieße.

- Langeweile gibt es jetzt keine, denn es gibt immer etwas Unkraut zu rupfen, die Kartoffeln zu hacken und dann mit Grasschnitt zuzudecken damit das Unkraut nicht so leicht Fuß fasst und die Feuchtigkeit im Sandboden bleibt.

- Im Stall habe ich angefangen einen Boden zu legen, ein Projekt, das ich schon lange vor hatte und diesmal seinen Anfang bekommen hat. Aber da es kein Muss ist, die Zeit nicht eilt, so ist es völlig ohne Stress und einfach nur Freude am Schaffen.

- Und dann fange ich, unten am Stall, die letzten Sonnenstrahlen durch die Schneise im Nordwesten, und das einfache Leben ist einfach im Licht des Gegenlichtes.

- Es ist jetzt gegen neun Uhr abends, und der Sommer ist da!



2. Juli 2009

Eine lange Weile

Ja, eine lange Weile Ist es her, aber ich habe mir einfach Urlaub von so gut wie Allem gegönnt.

- So gut wie nie on-line, kein Fernsehen, kaum Radio. Ich hatte keine Lust darauf, mich mit diesen technischen Dingen zu befassen, außer einem...und das ist der reinste Luxus!

- Richtig, der Luxus ist ausgebrochen oder besser eingezogen hier oben im Wald. Seit drei Jahren kam ich ohne Kühlschrank klar. Im Winter absolut kein Problem, aber im Sommer wird es schwer ohne, wenn man wie ich gerne Yoghurt und Käse und Fisch esse.

- Von einem kühlen Bier am Ende des Tages ganz zu schweigen!

- Der gasbetriebene Kühlschrank den es gab hat nie ganz mein Vertrauen erworben, und jetzt ist er ausgetauscht gegen einen, dessen Stromverbrauch für meine Energieerzeugung kein Problem darstellt. Dieses Wunder der Technik verbraucht mal gerade ganze 15 Watt in einer Stunde um die 85 Liter (nein, nicht nur Bier ist damit gemeint) zu kühlen.

- Allerdings nicht nur im Kühlschrank war es kalt, das Wasser am Anfang Juni im See hätte fast auch daraus kommen können.

- Aber Sommer ist Sommer und kein Weg führt an dem ersten Bad vorbei...