31. März 2012

Haftung ausgeschlossen


So, die Bestellung für die Nanofarbe ist unterwegs.

- Ich bin ja echt gespannt auf das Ergebnis und ob ich überhaupt einen Unterschied zu spüren bekomme. Ich kann den Unterschied nur spüren, denn zum Messen fehlen mir die Unterlagen.

- Aber außer der Veranda so ist mir eben die Idee gekommen auch die Flügel vom Windkraftwerk zu  malen.
Zum einen so bedeutet eine glatte Oberfläche weniger Friktion und damit weniger Verluste, zum anderen so bleibt vielleicht der Schnee nicht so leicht haften!
Und hier müsste ich den Unterschied sogar sehen und auch messen können!

- Und wenn die Farbe reicht, dann werde ich auch die Haustür außen malen denn obwohl mitten im Wald, so sammelt sie jede Menge Dreck und wird schnell dunkel!
Allerdings muss sie vorher neu gestrichen werden...ob ich sie grün malen soll?


- Haftung ausgeschlossen ist in diesem Fall sehr erwünscht!

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28. März 2012

„Klappat och klart“


Langsam fallen die Ideen auf ihren Platz und nehmen in meinem Kopf fertige Gestalt an oder "klappat och klart“ wie man in Schweden sagt.

- Das Projekt mit dem Ofen in der Veranda ist ausgereift und müsste durchführbar sein auf die eine oder andere Art. Schlimmstenfalls wird es ein Loch für den Schornstein durch das Dach.

- Und heute bekamen wir die nächste Reise nach fast drei Tagen vor Anker: „Götheborg – Themse“.
Also schnell dem „Nanofarben“ Verkäufer in England gemailt aber leider ist die Zeit ein wenig zu kurz und da ja die Seefahrt immer unberechenbar ist, so wurde nichts aus der Möglichkeit die Farbe in der Nähe von London an Bord geliefert zu bekommen.
Die Periode zu Hause war es mir einfach zu kalt um mir wasserbasierte Farbe schicken zu lassen, Frost bekommt keiner Farbe gut.

- Heute wurde mir auch klar: die Veranda wird natürlich mein Versuchsobjekt für diese Farbe!

- Ich bin zwar noch immer ein wenig skeptisch, aber gleichzeitig auch echt gespannt auf das Ergebnis denn wenn alles klappt, so hat „König Bore“ einen Zacken weniger in seiner Krone!


- Wenn alles klappt und klar ist, dann ist die Veranda kein Eispalast mehr im kommenden Winter!

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Weltmitbürger

Seit damals, als ich die lange Reise machte, so verstehe ich mich in erster Linie als Weltmitbürger.

- Nicht nur dass ich viel in der Welt rumgekommen bin sondern auch mein dreimonatiger Arbeitsplatz in einem jüdischen Altersheim in Melbourne wo ich mit zehn verschiedenen Nationen am Frühstückstisch saß hat dazu beigetragen. Egal welcher Hautfarbe und Herkunft so haben wir zusammenarbeiten können.
Und noch heute ist es an Bord nicht anders wo Philippiner, Schweden, ein Lette, ein Pole und ein Deutscher ohne große Konflikte und Missverständnisse das Schiff zusammen segeln.

- Außerdem bin ich ein Ein- und/oder Auswanderer je nach Sichtweise und auch das trägt wohl dazu bei. Selbst wenn es Unterschiede gibt, so ist der Mensch im Kern sich gleich.

- Für mich ist es also selbstverständlich dass mich dieser Bericht von dem ich gestern schrieb berührt auch wenn ich für mich persönlich und meine Situation wenig Bedenken habe. Genau so selbstverständlich ist es die „Flinte nicht ins Korn“ zu werfen und ich werde auch weiterhin versuchen meinen Teil zu einer haltbaren Zukunft beizutragen so gut ich kann in meinem Rahmen.
Auch um meiner selbst willen.

- Es gibt Rote und Gelbe, Schwarze, Weiße, Braune und „Schattierungen“ zwischen allen.

- Vielleicht ist es an der Zeit, dass es vor allen anderen den "blauen" Menschen gibt. 


-Oder noch lieber den "grünen"!

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27. März 2012

Weit ab vom Schuss?


Ja, weit weg komme ich mir schon ab und zu vor auf der Lichtung was wohl daran liegt dass ich kaum Menschen sehe und wenig Menschengemachtes.

- Je nachdem wie der Wind steht, so kann ich Autos hören, oder den Zug der nur wenige Male am Tag fährt, eine Motorsäge irgendwo im Wald. Ansonsten ist es sehr ruhig.
Aber bin ich wirklich weit weg? Kann überhaupt jemand heute noch „weit weg“ sein?

- Ich denke kaum denn selbst im Norden habe ich die letzten zehn von fünfundzwanzig Jahren gemerkt wie die Luftqualität sich verschlechtert wenn der Wind aus Süden kommt.
Ich habe gesehen wie gewisse Enten und andere Vögel ständig weniger wurden um nur ein paar Beispiele zu nennen.
Das Waldsterben, vor über einem Jahrzehnt noch in aller Munde, hat nicht aufgehört.
„Der Wald ist noch immer nicht gesünder geworden“ sagt der Bauer und er hat sein Leben im Wald verbracht und ein Auge dafür.
Die Versauerung der Seen ist vielleicht langsamer geworden, aber aufgehört hat auch die nicht.
Wo das Ozonloch abgeblieben ist? Auch da ist es ruhig geworden aber mit dem Sonnen soll man noch immer hier im Norden vorsichtig sein. Hautkrebs hat zugenommen (das hängt allerdings auch mit den veränderten Urlaubsmöglichkeiten zusammen).

- Ich selbst habe die Jahre hier oben beobachtet wie der Flugverkehr dichter geworden ist denn die Fluglinie Kontinent – Skavsta hat diesen Kurs, den Flugplatz den Ryan Air in erster Linie anfliegt.
Selbst wenn der vorletzte Winter und der davor wirklich hart waren so kommt meiner Meinung nach der Frühling immer früher.

- Wer hier mehr gelesen hat, weiß, dass ich schon lange ein Auge auf die Geschehnisse unserer Umwelt halte, versuche mich aus verschiedenen Quellen zu informieren um mir mein eigenes Bild zu machen.
Und auch wenn ich Dir den Tag verderbe, auch wenn ich es schon früher hier geschrieben habe und meinen eigenen Gedanken gefolgt bin, so kann ich nur wiederholen: „Es sieht nicht gut aus für die globale Zukunft, es sieht im Grunde rabenschwarz aus für unsere Zukunft wenn...ja wenn nicht von denen welche die Möglichkeit haben wirklichen Einfluss auf unsere Geschicke zu nehmen nichts unternommen wird.“

- Die Zeit drängt mehr denn je.

- Vor ein paar Tagen stieß ich auf folgende Zusammenfassung der OECD wie eine mögliche Zukunftsentwicklung der nächsten vierzig Jahre aussehen kann. Berichte auf der Heimseite der UN decken sich mit diesem Zukunftsscenario, Dokumentationen via TV und Radio genauso.
Der Ehrlichkeit halber, so steckt mir der Text von gerade mal dreizehn Seiten, selbst wenn ich nicht überrascht wurde von dem was ich las, noch immer in den Knochen!

- Gleichzeitig habe ich gesehen: es wird tatsächlich auf vielen Ebenen gearbeitet aber die Erde ist nicht gerade eine Jolle die gesteuert werden soll, sondern ein Superkreuzschiff mit einer sehr gemischten Besatzung inklusive Reisenden in allen Klassen.

- Die Aufgaben die bewältigt werden sollen sind einem Herakles würdig...vielleicht sogar übermächtig.


- Auch wenn man bedenkt, dass hinter OECD in erster Linie die reichen Länder stehen, dass das Kapital mit dazu beiträgt diese Organisation zu finanzieren und von daher ein gewisser Blickwinkel eingenommen wird, so fand ich dort meine eigenen Besorgnisse wieder.
Und die wurden nicht geringer als ich dachte: sogar die Grossfinanz bekommt es langsam mit der Angst zu tun, denn wenn nichts geschieht, dann ist nicht nur ihr „Lebensstil“ in Gefahr sondern auch Deiner und meiner da wir im (noch immer) reichen Teil der Welt leben!

- Und auch das ist ein Grund für mich das einfache Leben zu lernen während ich es noch freiwillig kann, denn ein Weniger der Dinge ist ohne Zweifel die Rückseite der gewaltigen Anstrengungen die vor uns liegen.


- Wenn nicht bald etwas geschieht, dann geht vielleicht der Schuss nach hinten los und trifft auch den der sich weit ab oder „Treff-sicher“ dünkt!

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26. März 2012

Eingesperrt


Manchmal komme ich mir so vor an Bord – eingesperrt.

- Jeder Törn ist anders und diesmal waren die ersten drei Wochen an Bord eine Zeit des langen Hafen- und Ankerliegens. Auf einem Schiff das nicht segelt vergeht die Zeit recht langsam und manchmal kommt mir der Gedanke: ich vertue meine Zeit.

- Während an Land der Frühling langsam seinen diesmal frühen Einzug hält, so sind mir die „Hände gebunden“.
An Land gäbe es jetzt jede Menge Handarbeit, eine Arbeit die mir schon immer ein gutes Gefühl von schöpferischem Tun geschenkt hat.
Es gibt zu malen und Holz zu spalten, die Gartenarbeit kommt langsam in Gange und, und, und.

- Statt dessen sitze ich an Bord auf einem Schiff vor Anker, die administrative Arbeit ist zur Routine geworden und schnell erledigt und es gibt Tage da ich effektiv gerade mal zwei oder drei Stunden arbeite.

- Mir fehlt die Natur und der Versuch Blumen in meiner Hütte zu haben scheiterte an dem Unvermögen meines Kollegen sie am Leben zu erhalten. Traurig aber wahr.
Wäre es anders, und ich hätte einen Dschungel statt nackten Schotten denn Grünes um mich zu haben tut mir gut.

- Andererseits, nach sechs Wochen an Bord habe ich sechs Wochen am Stück Zeit...und das ist die Freiheit die ich für mein Eingesperrtsein eintausche!

- Es ist wie so oft im Leben, allemal für einen Seemann:


- Alles kommt und geht in Wellen und Wogen!

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23. März 2012

"Homo consumensis"


Na bitte, darauf habe ich lange gewartet.

Heute lese ich also, der FED Chef dieser im Grunde privaten Bank fordert tatsächlich die sowieso schon haushochverschuldeten Amerikaner dazu auf mehr zu verbrauchen. So spricht ein wirklicher „Konsumterrorist“!
Morgen wird es wohl sogar zur Bürgerpflicht werden! Das ist dann wirklicher „Konsumzwang.“

- Das nenne ich Verantwortungslosigkeit ohne Grenzen und halte es im Grunde noch nicht einmal für wert überhaupt zu diskutieren.
Denn es gibt hier nichts mehr zu diskutieren. Wenn etwas so wieder den gesunden Menschenverstand läuft, so ist das Ende der Fahnenstange erreicht egal ob da ein Sternenbanner flattert oder nicht.

- Hören wir doch auf uns etwas vorzumachen und vormachen zu lassen...die kapitalistische Idee mit ihrem Mantra vom grenzenlosen Wachstum hat ausgedient, ihre Zeit ist vorbei, sie hat keine Zukunft. Das weiß im Grunde jeder der nur ein wenig dem (Um)-Weltgeschehen folgt. Deshalb erspare ich mir auch eine Aufzählung dessen was uns erwartet wenn wir auf solche Hirngespinste weiterhin hören.

- Die in meinen Augen total korrumpierte, herrschende Klasse hat die Perspektiven vollends verloren, nur wissen sie selbst noch nicht darum. Das hält sie allerdings nicht davon ab, die Gier ins Aberwitzige zu steigern, sich wie Diebe zu benehmen, nein, Diebe zu sein. Und das völlig ungeniert.
Aber auch genug davon jetzt.

- Allerdings frage ich mich noch immer was ich denn anders machen kann, wie ich mich dem entziehen kann, wie ich dazu beitragen kann eine andere Richtung einzuschlagen, wie...?

- Bisher habe ich rein praktisch noch keine bessere Lösung für mich gefunden als so wenig wie möglich an dem Konsum teilzunehmen, sparsam zu sein mit meinen und der Erde Mittel, auch um wo immer möglich unabhängiger von der Gesellschaft oder besser den Konsumterroristen zu werden.

- Ich sehe wenig Sinn an Demonstrationen, denn auf gut Deutsch, so kümmern sich die Machthabenden einen Dreck darum so lange sie weiterhin am Ruder sitzen.
Wählen? Ich sehe keine Alternativen in Schweden für mich.
Selbst was ins Leben zu rufen? Da fehlt es mir an Wissen, Können, Initiativkraft, Zeit und Lust, das gebe ich zu.
Gewaltsam dagegen anzugehen? Nein, damit zieh ich ja den gleichen Anzug an der jetzt schon getragen wird.
Mich soweit es mir möglich ist zurückzuziehen? An der Möglichkeit arbeite ich ja noch immer denn auch das ist ein Beweggrund „Svenserum“ bewohnbar zu halten.
Allerdings sehe ich zurzeit auch darin keine wirkliche Alternative, nur eine mögliche. Noch dazu kommt, dass mir meine Arbeit wirklich einen großen Teil Befriedigung schenkt.

- Wie ich feststelle, so ist auch mein Leben nicht immer einfach, selbst wenn ich versuche es einfach zu gestalten. Allerdings, terrorisieren lasse ich mich deshalb noch lange nicht!


- Ich weiß zumindest darum: ich bin kein „homo consumensis“!

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22. März 2012

Ein Tag zur See


Good morning Sir, pilot in half an hour“

- Es ist halb drei in der Früh als mich das Telefon aus einer eher Bewusstlosigkeit als Schlaf weckt.
Die wenigen Nachtstunden habe ich auf dem Sofa verbracht, denn wegen dem starken Rollen ist an Schlaf in der Koje nicht zu denken. Auf dem Sofa bekomme ich zuwenigst etwas mehr Stütze.

- „I take over the command“.
Der philippinische zweite Steuermann ist sichtlich erleichtert als ich zehn Minuten später auf der Brücke stehe, einen frischen Kaffe in der einen Hand balancierend während ich mich mit der anderen stetig an der Stange vor dem Instrumentenpulpet festhalte.

- Wir sind zwei Tage die Nordsee hochgerollt in Richtung Norwegen, alle sind müde denn richtigen Schlaf bekommt bei diesem Wetter keiner an Bord,  und jetzt kommt die schwere See zu allem Überfluss auch noch von der Steuerbordseite während wir Kurs in Richtung Küste und Schären nehmen. Gut dass alles festgezurrt ist, (ein Matrose fällt allerdings aus seiner Koje)!

- Es ist dunkel, Schneeregen, gepeitscht von Sturmböen, klatscht schräg gegen die Fenster und wegen Wind und Strömung liege ich fünfzehn, manchmal gar zwanzig Grad aus dem schlingernden Kurs damit ich nicht an der Einfahrt vorbeitreibe. Die Gischt an der Flesenküste und den Riffen spritzt haushoch.
"Bleibt jetzt die Maschine stehen, oder noch schlimmger ein "black out" wo das ganze Schiff strom- und leblos wird, so ist es aus und vorbei" geht es mir durch den Kopf und ich bereite mich  zumindest mental auf das Wenige das ich dann noch tun kann vor. 
Generalalarm, vielleicht bekomme ich ja den Bugpropeller zumindest, Verbindung mit Land via Funk, Rettungsboot, Pässe und die Schiffkasse wenn möglich,  aber vor allem "Ruhe bewahren"!
Da heisst es "gerade stehen", denn die Verantwortung als Kapitän lastet in solchen Stunden schwer auf mir. Elf Besatzungsmitglieder, Miljö- und etliche Millionen an Sachwerten stehen auf dem Spiel.

- Noch eine gute halbe Stunde geht es so bis wir endlich die geschützten Gewässer zwischen den Inseln erreichen, das Schiff hört auf zu rollen, wir sind in relativer Sicherheit als der Lotse an Bord kommt.
Auch diesmal ist alles wieder gut verlaufen!

- Eine Stunde später dann manövriere ich das Schiff an den Kai, meine einzige Handarbeit die ich an Bord habe, und wir liegen sicher vertäut, noch ein paar Mails und ich habe erstmals wieder Feierabend.
Es ist halb sechs geworden und ich lege mich einfach angezogen wieder auf das Sofa und schlafe für ein paar Stunden, die Ruhe genießend.

- Passend zur Kaffepause um zehn werde ich wach, noch einen frischen Kaffe bevor ich die aufgelaufenen Mails beantworte.
Dann Mittag und wieder ein kurzer Schlummer auf dem Sofa.

- Der Nachmittag ist wesentlich ruhiger was meine administrativen Aufgaben betrifft und ich mache schon um halb vier „Feierabend“.
Nun ja, „Feierabend“ habe ich keinen an Bord denn erreichbar bin ich ja rund um die Uhr wenn es sein muss. Aber ich kann mich zurückziehen in meine „Zwei-Zimmer-Dusche-Kajüte“.

- Entgegen meinen normalen Gewohnheiten an Bord ist allerdings heute meine Türe schon kurz nach neun Uhr abends  zu, das heißt: wecken nur wenn absolut nötig!
Die kommende Nacht schlafe ich tief und fest in einer ruhigen Koje und diesmal weckt mich das Telefon erst gegen halb fünf.

- „Loading completed, Sir“ und in einer halben Stunde läuft das Schiff aus und seinem nächsten Hafen entgegen.


- Hoffentlich bei besserem Wetter!

***


21. März 2012

Ein Tag im Wald


Auch heute ist wieder Holzarbeit angesagt.

- Ich wache gegen acht Uhr auf, es wird langsam Tag draußen, durch das kleine Fenster kommt nur schwaches Licht.
Aus dem Bett und direkt die Klamotten an, denn um die Jahreszeit tut es gut direkt etwas Warmes anzuziehen.

- Unten in der Küche sind es gerade noch knapp sechszehn Grad und der Küchenofen wird als erstes gefeuert.
Allerdings schnell vorher noch den Aschenkasten leeren denn er reicht dann über den ganzen Tag.
Holz habe ich schon vorsorglich gestern Abend bereit gelegt. Aber zu allererst den Wasserkessel auf den Gasherd und kurz darauf brennt nicht nur das Feuer, sondern auch der erste Kaffe steht dampfend auf dem Tisch vor mir.
Der Blick aus dem Küchenfenster zeigt mir: das Wetter sieht gut aus, kein Schnee und der Wind ist schwach.

- Da der große Ofen noch handwarm ist entschließe ich mich nur den Küchenofen zu feuern unter Tage. Ich werde sowieso die meiste Zeit draußen verbringen.
Frühstück in aller Ruhe, ein wenig Radio wo sich jeder melden kann zu welchem Thema auch immer.
Es wird fast halb zehn bis ich den Tisch abräume und die Arbeitsklamotten anziehe.
Heute folgte der zweite Teil der Arbeit, jetzt heißt es die Tannenstücke zu spalten, eine Arbeit die ich schon immer gerne verrichtet habe.
Hin und wieder ein Blick auf den Schornstein der mir verrät wann es wieder an der Zeit ist nachzulegen.

- So vergeht der kurze Vormittag im Halbstundentakt, denn es ist der Ofen der die kurzen Abbrüche bestimmt...oder eine Verschnaufpause, oder meine Lust auf einen Kaffe, oder ein Brot, oder der Specht der über mir in der Espenkrone klopft, oder...
Der frischgespaltene Holzhaufen wächst langsam aber sicher. Er wird den Sommer über draußen liegen, gegen Regen geschützt, und kommt erst nächsten Sommer in den Stall.

- Zwischendurch dann die Holzvorräte im Haus aufgefüllt, Kleinholz machen, Wasser holen.
Spätestens gegen vier Uhr ist heute sowieso Schluss für heute, denn dann lässt das Licht zu sehr nach als das es noch angenehm zum Arbeiten ist.
Jetzt ist es auch Zeit geworden ein Feuer im Kamin zu machen damit er nicht auskühlt und ich später den Flammen bei ihrem Tanz zuschauen kann. Etwas das ich nie müde werde zuzusehen.

- Ein einfaches Essen ist schnell auf dem Herd, eine Katzenwäsche reicht denn morgen werde ich die Sauna anwerfen, da kommt es heute nicht so genau.
Und eh ich mich versehe, so ist es schon sieben Uhr abends und schon über zwei Stunden dunkel draußen.
Aber Feierabend ist erst, wenn ich gespült habe. Heißes Wasser ist immer da wenn das Feuer im Herd brennt.
Lange wird der Abend heute nicht, denn nach einem Tag körperlicher Arbeit an der frischen Luft ruft meine Koje und mein Schlaf ist doppelt so gut.

- Noch einmal die Holzvorräte für morgen in der Früh auffüllen falls nötig, eine Runde um die Lichtung bevor die Tür hinter mir ins Schloss fällt für heute.
Die Glut zusammen schieben, schauen dass alle Luken richtig zu sind und die Kerzen gelöscht...


- Die ganze Arbeit ist getan, der Lohn folgt später, ausbezahlt in Wärme...

***

18. März 2012

Apfel, Ei oder Telefon?


Wunder der Technik sind sie alle und auch ich habe ein handliches Telefon ohne welches mir meine Bewegungsfreiheit und auch die Sicherheit die es mit sich bringt wie zum Beispiel bei der Holzarbeit im Wald doch sehr eingeschränkt wäre.

- An Bord haben einige so ein Telefon der x-ten Generation und ich gebe zu, es ist ein tolles, ähhm, Spielzeug.
Spaß beiseite, ich kann schon die Möglichkeiten dieser Telefone sehen, wie leicht es ist via mobilem Internetz seine Post von wo-auch-immer zu administrieren oder die Seiten denen man folgen will zu lesen denn surfen zu jeder Zeit und und beinahe überall ist möglich.
Bücher, Bilder und Musik in schier unbegrenzter Menge im Taschenformat ist ein anderes Plus.

- Ich sehe natürlich auch die Begrenzungen, beispielsweise einen längeren Text auf dem kleinen Schirm zu schreiben (und auch zu lesen) ist sehr mühsam verglichen mit einem Laptop.
Ich sehe auch den Markt der hinter dieser Idee steckt und so ein Multiinstrument recht teuer werden lassen kann.
Es gibt „Applikationen“ sprich Anwenderprogramme wie Sand am Meer, gratis oder zu kaufen und schnell sind dort die Euros ausgegeben, denn bestellen, bezahlen und laden läuft alles on-line via den „schlauen“ Telefonen, mal ganz von den monatlichen Kosten für das mobile Netz abgesehen.
Auch hier ist das Schlüsselwort schlicht und einfach Konsum und ich kann mich des Eindrucks nicht erwehren dass ich "veräppelt" werde.

- Mein Telefon ist mittlerweile ein gutes Dezennium alt und tut noch immer seine Dienste obwohl ich merke wie die Batterie langsam nachlässt. Aber so lange wie es funktioniert, so lange werde ich es auch weiterhin behalten. Eine neue Batterie ist keine Wahl, denn die ist tatsächlich teurer wie ein neues, einfaches Handy.

Da ich gerne die Bewegungsfreiheit behalten will und die Sicherheit wirklich hoch bewerte (bei der Arbeit mit der Motorsäge passiert es mir nie wie sonst so oft dass ich das Telefon vergesse in die Tasche zu stecken), so ist spätestens wenn mein altes seinen Dienst versagt ein neues nötig.

- Und damit kommt dann die Entscheidung: welcher Art?
Also frage ich mich schon jetzt. So ein "Schlau-phon"?
Muss, oder besser will ich ständig on-line sein? Verpasse ich wohlmöglich eine technische Entwicklung und das Wissen/Können darum? Bringt es mir wirklich Vorteile oder Erleichterungen? Erhöht es meine Bewegungsfreiheit oder Sicherheit? Will ich Musik in der Tasche mittragen?
Will ich ständig dieses Mehrgewicht mit mir rumtragen? Ist es den zehn- oder gar mehrfachen Preis eines „normalen“ Telefons wert?
Und letztendlich die entscheidende Frage: brauche ich es wirklich?
Auf alle diese Fragen lautet die Antwort: nein!

- Wird mein Leben leichter und stressfreier ohne? Will ich freiwillig auf die erweiterten Kommunikationsmöglichkeiten verzichten? Hier ist die Antwort zweifelsohne ja.

- Aber im Grunde liegt bei der letzten Frage der „springende Punkt“.
Ist es ein Spielzeug und ein Zeitvertreib an dem ich Spaß haben kann (denn wer spielt schon nicht gerne)?
Da ist die Antwort nämlich auch ein Ja!

- Noch brauche ich keine Stellung zu der letzten Antwort zu nehmen...aber bald ist ja Ostern und wer weiß, vielleicht löst der Osterhase ja mein kleines "Trilemma",


 und er hat ein  Ei-phone in seiner Kiepe!

***


17. März 2012

第八十章


Manchmal kommt es mir vor, als würde ich das Rad auf ein Neues erfinden.*

- Es ist mir ja noch immer daran gelegen, mein Leben so einfach wie möglich zu gestalten und dazu gehört auch, meine eigene Balance zu finden zwischen Haben und Sein.
Und da mich das Thema oder die Idee interessiert, so schaue ich mich natürlich auch im Netz um.

- Ich mag ja vielleicht das Rad neu erfinden, aber andere machen schon fast eine Religion daraus und das „einfache Leben“ wird zum einzigen Weg des richtig Lebens.
Gerne verknüpft mit Zen, Vegetarianis-, Veganis-, Spiritualismus oder sonstigem pseudo-geisteserweiterndem Firlefanz. Egal, es sieht so aus als wäre immer wieder ein „mus(s)“ dabei.
Und wie in jeder Religion, so gibt es auch hier die Fundamentalisten und Asketen nach dem Motto: wer kommt mit den wenigsten Dingen aus? Brauchst Du hundert oder gar nur fünfzig?

- Wieder andere sind schnell dabei, bare Münze daraus zu schlagen, schreiben ganze Reihen von Büchern, machen auf Blogs Werbung und vermarkten den Trend. Denn genau das ist es was für viele übrig bleibt. Ein Trend der kommt, dem man folgt wie der Mode und der damit auch wieder geht bis etwas Neues modern gemacht wird.

- Da gibt es ganze Listen von Tipps wie man „selig“ wird und manchmal so beißen sie sich selbst in den Schwanz.
So wie heute: „Willst Du weniger Stress? Minimiere Deine sozialen Kontakte, sei nicht ständig „on-line“, minimiere Deine Newsletters so viel wie möglich.“
So stand zu lesen in einem Blog.
Und unter dem Beitrag kam dann des Schreibers Reklame um seinen Neuheitsbrief zu abonnieren.
Also manchmal übertreffen sich die Menschen selbst!

- Was „einfach“ ist, das kann nur jede/r selbst herausfinden wenn man denn überhaupt daran Gefallen findet.

- Aber ist da eigentlich ein Unterschied? frage ich mich.
Der eine macht sich Kopfzerbrechen über die vielen Dinge, der andere wie er weniger in seinem Leben braucht. Bei Beiden kreisen die Gedanken nach wie vor um Sachen!
Und dann gibt es die, welche sich erst gar keine Gedanken darüber machen.
Wer ist denn nun freier?

- Vielleicht liegt die Kunst ganz einfach darin, sich nicht zu sehr mit den Dingen zu befassen, sondern sie schlicht und einfach sein zu lassen was sie sind, nämlich Gebrauchsgegenstände und damit fertig?
Zuviel? Weg damit, egal ob verschenken, verkaufen oder wiederverwerten.
Zu wenig? Her damit, egal ob gebraucht, neu, geschenkt oder gefunden.
Und nur ich bin das Zünglein an der Waage, sonst niemand.

- Wieso ich mir zu diesem Thema mal wieder auf ein Neues so meine Gedanken mache?
Ganz einfach.
Zu meinem Erstaunen stelle ich nämlich fest: auch bei mir wird es selbst dort wo ich ausprobiere wie wenig ich zum Leben brauche und worauf ich Wert lege, tatsächlich langsam aber sicher mehr.
Einen Ofen möchte ich ja in´s Haus holen, oder besser noch einen, es ist dann die Numero „Vier“ (oder gar fünf wenn ich den Saunaofen mitrechne).
Allerdings: ich freue mich darauf denn ich bekomme damit einen extra Raum der auch in der kalten Jahreszeit für mich bewohnbar wird.

- Also: her mit dem „Dingen“!

- Allerdings auch das nach dem Motto: so einfach wie möglich!

***


- Was die chinesischen Schriftzeichen (sprich „dì bā shí zhāng“) bedeuten fragst Du? 
*Hier dreht sich dann mein Rad um 2400 Jahre zurück, denn es bedeutet:

„Vereinfache Dein Leben!“

- Es ist eines der 118 Gedichte, niedergezeichnet vor ca. 2400 Jahren im „Tao Te King“ des Laotse, die eine ganze Gesellschaft beeinflussten und es noch immer tun!


***

Ein Land mag klein sein
und seine Bewohner wenig.
Geräte, die der Menschen Kraft vervielfältigen,
lasse man nicht gebrauchen.
Man lasse das Volk den Tod wichtig nehmen
und nicht in die Ferne reisen.
Ob auch Schiffe und Wagen vorhanden wären,
sei niemand, der darin fahre.
Ob auch Panzer und Wagen da wären,
sei niemand, der sie entfalte
Man lasse das Volk wieder Stricke knoten
und sie gebrauchen statt der Schrift.
Mach süß seine Speise
und schön seine Kleidung,
friedlich seine Wohnung
und fröhlich seine Sitten.
Nachbarländer mögen in Sehweite liegen,
dass man den Ruf der Hähne und Hunde
gegenseitig hören kann:
und doch sollen die Leute im höchsten Alter sterben,
ohne hin und her gereist zu sein.

***

16. März 2012

Matrix


Vor drei Tagen kam ich wieder einmal an Hollands Sturmflutbarriere vorbei als ich via der Maas Rotterdam verließ.

- Da es nationale Binnengewässer sind und noch dazu sehr viel Verkehr so war ein Lotse mit an Bord um die Sicherheit zu erhöhen. Mit zehn Millionen Litern Lösungsmitteln in den Tanks darf einfach nichts passieren.

- Ich hatte einige Fragen an ihn was diese Barriere betraff und eine davon war: „Wer beschließt ob und wann die Tore geschlossen werden?“
Nicht nur dass der Beschluss Menschenleben berührt, so stehen riesen Summen auf dem Spiel denn Rotterdam ist Europas größter Hafen (sehr wahrscheinlich kommt Dein Benzin oder Diesel das Du tankst von dort).
Die „Verluste“ sind einfach enorm wenn das Tor geschlossen ist und sollte es sich als unnötig zeigen, so war das wohl der letzte Beschluss von dem oder den Verantwortlichen. Wäre es aber notwendig gewesen und wurde nicht beschlossen, so kann werden genau so Schreibtische geräumt.

- Die Antwort ließ mich erstaunen und wiederum war es logisch dass es so ist. Der Lotse sagte einfach: „Der Beschluss wird von einem Computerprogramm getroffen!“

- Auf eine Art kann es nur so sein, denn die Informationen die zu diesem Entschluss führen sind so umfassend, ein Mensch kann nicht alle Parameter gegeneinander abwägen in der vielleicht relativ kurzen Zeit die gegeben ist. Dazu muss das System also "on-line" sein mit allem was es beinhaltet, auch in Form von Viren...
Natürlich, noch immer gibt es ein „over ride“, einen Knopf zum Abschalten aber da ist man wieder bei der Verantwortung angelangt die dann ein oder wenige Mensch letztendlich tragen.

- Ist der Entschluss der Maschine aber so und das Tor bleibt auf und die Katastrophe ist ein Faktum...kann man das dann wirklich der Maschine anlasten?

- Matrix im „Alltagsleben“ also, vor meinen Augen, handgreiflich, und das wird sehr wahrscheinlich immer umfassender werden wie es zum Beispiel die Entwicklung der Autosoftware zeigt.
Gefährlich wird es erst, wenn wir auch den „On-Off“ Schalter aus der Hand geben...und ich kann mich des Gefühls nicht erwehren dass es kommen wird.
Unser Vertrauen in unser eigenes Werk ist nämlich grenzenlos...leider vergessen wir nur allzu gerne:
unvollkommene Wesen entwickeln unvollkommene Computerprogramme.


- Vielleicht spalte ich auch deshalb so gerne Holz: ein Stück geschärftes Eisen mit einem Holzstiel. Viel einfacher kann ein Werkzeug kaum mehr sein.

***

Einfach ein "Jahrestag"


Vor genau einem Jahr, am 16ten März 2011, sah es ganz anders aus hier oben auf der Lichtung.

- Der Winter 2010/11 war genauso ein harter Winter wie der Winter davor. Da hat es das „einfache Leben“ schlicht und einfach „zerbröselt“, der „Traum“ bekam einen KnacksDa war das Leben unter den Voraussetzungen hier oben alles andere als leicht. Gleichzeitig war es eine gute Lehre und hat meine Erfahrung bereichert.

- Aber dass es auch ganz anders sein kann hat ja der diesmal schon vergangene Winter gezeigt.
Die wenigen, wirklich eiskalten Tage gingen schnell vorbei, der Schnee lag nur eine kurze Zeit und es war, wie ich schon geschrieben habe, eher wie ein Spuk.

- Es ist ein riesen Unterschied ein ausgekühltes Haus von minus zwei Grad „in Gange zu kurbeln“ als bei plus fünf Grad anzufangen. Es ist der Sprung zwischen minus null und plus null! der am schwersten ist und am längsten dauert.
Andererseits, wenn das Haus warm ist, so ist es selbst bei etlichen Minusgraden leicht, die Wärme zu behalten!


- Heute vor einem Jahr sah es auf „Svenserum“ noch so aus...

***

15. März 2012

Feuer & Flamme


Nachdem sie lange geschwelt hat, so hat die Idee mit dem Ofen in der Veranda wieder Feuer gefangen.

- Der vergangene Winter war ja wirklich leicht. Bis auf ein paar richtig kalte Tage so hat, nachdem das Haus einen Tag lang aufgewärmt war, sogar der Küchenofen tagsüber gereicht um selbst die Veranda einigermaßen auf Temperatur zu halten.
Diesmal habe ich wirklich gemerkt um wie viel mehr die Lebensqualität sich erhöht wenn ich die Verandatür gerade in der dunkeln Jahreszeit auflassen kann und damit mehr Licht und Raum um mich bekomme.

- Also hat die lang gehegte Idee mit einem extra Ofen dort wieder neue Nahrung gefunden. Der Petroleumofen den ich dort mal hatte war dafür nicht geeignet. Zuviel schlechte Luft hat er verbreitet. Der tut stattdessen jetzt im Saunavorraum seine Dienste wenn es richtig kalt ist.

- Ich bin allerdings nicht bereit für die Lösung wie viel Geld auch immer auszugeben, sondern ein einfaches Modell reicht um seine Dienste zu tun.
Die eigentliche Schwierigkeit liegt im Grunde darin, das Ofenrohr feuersicher durch die Wand oder Decke nach außen zu leiten.
Wie so oft ist auch hier das Internetz eine phantastische Fundgrube was das Wissen anbelangt und ich hab viele gute Tipps bekommen über Mindestabstände, Wanddurchführungen, Isolationsmaterial, Bodenschutz und vieles mehr.

- Einen kleinen Ofen aus Gusseisen (Stahlblech habe ich verworfen) von der Größe von zwei mal zwei Schuhkartons aufeinander habe ich gefunden. Ein „altbewährtes“ Modell das seit 1934 hergestellt wird. Dazu gibt es die passenden Ofenrohre und feuerfeste Farbe bei einem Autozubehörladen.
Alles in allem dürfte ich mit 450 Euronen hinkommen. Verglichen mit fertigen Schornsteinlösungen die schon alleine bei 700 Euros anfangen also durchaus im Rahmen.
Außerdem werde ich mich mal auf dem Gebrauchtmarkt umschauen ob ich einen gusseisernen Ofen finde der passt.


- Und mit ein wenig Glück und etwas Bastelei so sollte eigentlich die befindliche Entlüftung auf der Gibelseite mit ein wenige Vergrösserung möglich sein zu benutzen. Damit brauche ich kein extra Loch in das Haus zu sägen, das Dach bleibt ganz und der Ofen steht da, wo er im Winter den größten Nutzen macht, nämlich an den Fenstern und am weitesten entfernt von der Tür zum Haus.
Das Rohr ist zwar, oder besser immerhin, mitten im Fenster aber mit 10 cm Durchmesser nicht so störend. Gleichzeitig ist ja das Glas nicht feuergefährlich und schon von daher keine schlechte Lösung denke ich mal.

- So kommt also zu der Liste von meinen Ideen und Plänen für dieses Jahr noch ein Projekt hinzu. Anderseits, so sind ja schon Baumfällen und Windrad abgehakt.


- Und vielleicht kann ich ja dann nächsten Winter eine bessere Aussicht von der Veranda genießen!

***

13. März 2012

Polylemma


Es ist nicht immer einfach...oder: wie man es macht, so ist es verkehrt.

Die Meisten kennen wohl folgende Erzählung:
***
Seltsamer Spazierritt

Ein Mann reitet auf seinem Esel nach Haus und läßt seinen Buben zu Fuß nebenher laufen. Kommt ein Wanderer und sagt: "Das ist nicht recht, Vater, dass Ihr reitet und lasst Euern Sohn laufen; Ihr habt stärkere Glieder." Da stieg der Vater vom Esel herab und ließ den Sohn reiten. Kommt wieder ein Wandersmann und sagt: "Das ist nicht recht, Bursche, dass du reitest und lässest Deinen Vater zu Fuß gehen. Du hast jüngere Beine." Da saßen beide auf und ritten eine Strecke. Kommt ein dritter Wandersmann und sagt: "Was ist das für ein Unverstand, zwei Kerle auf einem schwachen Tiere? Sollte man nicht einen Stock nehmen und Euch beide hinabjagen?" Da stiegen beide ab und gingen selbdritt zu Fuß, rechts und links der Vater und Sohn und in der Mitte der Esel. Kommt ein vierter Wandersmann und sagt: "Ihr seid drei kuriose Gesellen. Ist's nicht genug, wenn zwei zu Fuß gehen? Geht's nicht leichter, wenn einer von Euch reitet?" Da band der Vater dem Esel die vordern Beine zusammen, und der Sohn band ihm die hintern Beine zusammen, zogen einen starken Baumpfahl durch, der an der Straße stand, und trugen den Esel auf der Achsel heim.

So weit kann's kommen, wenn man es allen Leuten will recht machen.

***

- So ähnlich ist es mit der Energieversorgung heute.
Egal ob Sonne oder Wind, Wasser oder Kohle, Öl oder Gas, Holz oder Kernenergie so gibt es immer Fürsprecher und Wiedersacher. Doch leider, ein Eingriff in die Natur ist immer mit im Spiel.

- Schon alleine dadurch dass ich auf „Svenserum“ mein eigener Energieversorger bin ist es ein Thema das immer irgendwie gegenwärtig für mich und zumindest was Sonne, Wind, Holz und Gas betrifft, so habe ich eigene Erfahrungen gesammelt und weiß zumindest um die Vor- und Nachteile was die Energieversorgung für einen kleinen Haushalt betrifft.

- Ohne einen „berechenbaren“ Energieträger, in meinem Falle Holz, so wäre es unmöglich das Haus zu bewohnen denn die Sonnenenergie reicht nicht aus so wie sie jetzt aufgebaut ist um täglich zu kochen, ganz geschweige das Haus warm zu halten im Winter.
Dabei liegt vielleicht das größte Problem nicht an der Sonnenenergie an sich, sondern beispielsweise die Energie des Sommers für den Winter zu speichern. Aber selbst dann müsste ich wohl die Lichtung mit Paneelen zupflastern.

- Das Windrad bringt zu wenig. Abgesehen vom Standort hat es sich gezeigt, dass die Information es würde schon bei 2 m/s Wind Strom fließen nicht ganz richtig war.
Allerdings habe ich auch beobachten können wie viel Energie tatsächlich im Wind steckt, denn mit jedem Meter pro Sekunde den der Wind zunimmt, so verdoppelte sich der Energieinhalt.
Aber auch hier ist es das gleiche Problem die Energie zu sparen wie mit den Sonnenpanelen.

- Gas? Es wäre auch ohne möglich, aber im Sommer den Ofen anzuheizen um einen Kaffe zu kochen ist ja dann doch verschwenderisch, mühsam, recht zeitaufwendig und von daher schränkt es dann meiner Meinung nach die Lebensqualität zu sehr ein. Es ist schon eine bequeme Energiequelle und wenn ich es nur zum kochen verwende, so reicht eine 13 kg Flasche über Jahre.

- Holz ist und bleibt für mich „lebenswichtig“, ist die zuverlässige Energie. Ich kann den Holzstapel abschätzen und ob er über den Winter reicht, weiß selbst zwei Jahre im Voraus wie viel ich habe. Es ist also kalkulierbar.

Also, mit den vier Energieträgern die mir zu zugänglich sind geht es tatsächlich ohne zu große Einschränkungen das Haus zu bewohnen.

- Schade nur dass hier kein Bach fließt denke ich oft. Ein Damm und schon könnte ich mit einer Pumpe immer wieder füllen und  zumindest einen Teil der überschüssigen Energie in dieser „Batterie“ speichern.
Tagträume, ich weiß, aber Tagträumereien haben auch ihren festen Platz auf der Lichtung im Wald!

- Zurück zur Wirklichkeit und dem Polylemma.
Meine Wirklichkeit: sparen wo es nur geht ohne die Lebensqualität zu sehr zu beeinträchtigen, verschiedene Energieformen die sich ergänzen wobei die Entwicklungsrichtung „umweltneutral“ den Kurs bestimmt.
Also bin ich seit einem Monat Bezieher von Windkraft und habe mich außerdem am Bau eines neuen Kraftwerkes (via einem ökonomischen Verein) beteiligt das voraussichtlich Ende des Jahres fertig gestellt sein wird und meinen gesamten Energiebedarf in der Stadt zu ungefähr fünfundachtzig Prozent deckt.

- Es ist noch ein weiter Weg was die Haltbarkeit unseres Lebensstils betrifft und leider so hat das Profitdenken, das selbst über Leichen geht, noch immer das Sagen. Profitdenken an sich kritisiere ich nicht wohlgemerkt, aber ein gutes Geschäft ist eines von dem alle profitieren, an dem alle gewinnen.
Und wer es noch nicht eingesehen hat: die Erde muss an diesem Profitdenken mit beteiligt sein und Gewinn ist schon lange nicht mehr nur schnödes Geld!

-  Über eines sind sich allerdings die allermeisten Kritiker und Fürsprecher einig: die Energie heute ist zu teuer, mehr wollen alle haben, zu sparen und sich einzuschränken ist kaum jemand bereit.


- Mit anderen Worten: nichts Neues unter der Sonne dem Wind!

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11. März 2012

Wintervergnügen


Wie heißt es in Schweden: “Es gibt keine schlechtes Wetter, nur schlechte Kleidung!“

- Es ist Ende Januar, kurz nach ein Uhr. Grau, kalt, zu viel Schnee im Wald um zu laufen, und nur im Haus zu sein geht ja auch nicht.
Also, warum nicht ein Feuerchen an der frischen Luft während die Sauna heiß wird? Und wenn schon das Feuer brennt, kann man genauso gut später auf der Glut grillen.


- Schon seit Jahren besitze ich ein gusseisernes Feuerbecken “Made in the Peoples Repuplic of China“ das mein Freund, als für die meisten die Grillsaison vorbei war, sprich zum Sommerende für sage und schreibe zwei Euro fünfzig erstand!
Das Holz kommt ja aus dem eigenen Wald, also ein „billiges“ Vergnügen!

- Und siehe da, man kann auch im Winter draußen am Feuer stehen, grillen und eine gute Zeit haben! Zwar ohne Sonne, Vogelgezwitscher und Blütenpracht sondern an Stelle war  „Schneeschiebevergnügen“ angesagt!

- Das „kühle Blonde“ hab ich mir allerdings für nach der Sauna aufbewahrt, dafür war es dann doch zu wenig „Sommer“!


-Ich kann verstehen warum in Schweden der Schnaps hoch im Kurs steht...es ist halt auch eine Art von "Wintervergnügen"!

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10. März 2012

So oder so


Einen Baum zu fällen verlangt Respekt, nicht nur weil die Arbeit nicht ganz ungefährlich ist.

- Die Sägekette ist gefeilt, der Tank gefüllt, die Fallrichtung entschieden und Platz um den Stamm geschaffen um keine Hindernisse zu haben wenn ich dem fallenden Stamm aus dem Weg gehe.

- Aber bevor ich die Säge ansetze um dem Baum das Leben zu nehmen sind immer eine Entschuldigung, ein Erklärung und nicht zuletzt ein Danke am Platze.
Dann die Säge gestartet, sie kreischt wirklich durch den Wald, ein Geräusch das nicht gerade schön ist und Ohrenschützer sind immer an.

- Der Fällschnitt ist das Erste und schon dabei steigt mein Puls, denn so viele Bäume habe ich in meinem Leben noch nicht gefällt.
Dann kommt der Schnitt von der anderen Seite und ich spüre genau wenn der Baum seinen ersten Knacks bekommt. Öfter habe ich beobachtet wie ein Schütteln durch ihn geht bevor er sich knackend neigt, fällt nur um nie mehr aufzustehen.
Im gleichen Augenblick Säge aus und weg vom Stamm!


- Dann heißt es den Stamm zu entästen und auch da ist Vorsicht geboten, nicht nur vor dem Sägeblatt, sondern auch davor, dass man nicht von einem rollenden Stamm plötzlich die Zehen gequetscht bekommt.
Spätestens jetzt läuft mir der Schweiß, denn wie sagte Bauer Torghny: „Waldarbeit? Das ist die härteste Arbeit die ich kenne.“

- Nach einer Pause geht es weiter den Stamm in ofengerechte Stücke zu sägen die ich meist an einem Baumstumpf sammele um sie dort zu spalten. Oder aber, wenn ich nicht mit dem Wägelchen in den Wald kommen kann einfach rauszutragen.
Oft reicht es mir dann, zumal die Wintertage kurz sind, denn zwischendurch muss ich immer wieder nach den Öfen schauen, die Kette vielleicht nochmals feilen, auftanken.


- Noch immer gefällt mir das Spalten am besten, denn dann bestimmt keine Maschine den Takt und Axtschläge hallen durch den Wald und ich empfinde sie nie als störend.
Da kann auch ein Buntspecht in der Espe zwanzig Meter über meinem Kopf weiter an seiner Bruthöhle klopfen ohne dass ich ihn verscheuche mit meiner Arbeit.

- Schätzungsweise dauert es einen normalen Arbeitstag bis aus einer lebenden fünfzehn Meter hohen Tanne aufgestapeltes Brennholz geworden ist und ich denke mal mein Verbrauch ist vielleicht drei solcher Bäume im Winter. Oder leicht das Doppelte wenn ich die gesamten Wintermonate hier verbringen würde.

- Ich wende also eine Woche im Jahr auf (mit allen Pausen und Anderem) um mich mit eigenem Brennholz zu versorgen, oder zwei Wochen um einen ganzen Winter zu überstehen...interessanterweise genau so lange muss ich zur See arbeiten um die Heuer für die gesamte Energie für das Haus in der Stadt zu verdienen.


- So oder so...ich weiß ehrlich gesagt nicht was mir lieber ist!

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8. März 2012

Upside down


Es sieht ganz so aus, als würde die Welt, so wie sie uns bekannt vorkommt auf dem Kopf stehen und damit den Anschein macht als wurde sie aus-einander-fallen.

- Nein, es sieht nicht nur so aus, sie tut es. Vor unseren Augen. Und wir sind maßgeblich daran beteiligt.
Nicht nur dass wir uns reich leihen könnten, nicht nur dass wir plötzlich sagen man könnte sich mit viel Fett dünn essen, nicht nur dass „sozial“ ein politisches Schimpfwort geworden ist, sondern auch dass Wachstum  ohne Ende möglich ist, so wird uns sogar vorgemacht, dass Krieg Frieden bedeutet!

- Vorgemacht?

- Nachgedacht?

- Ich denke gerne nach...aber dazu bedarf es für mich Zeit, und Zeit, die scheint knapp bemessen zu sein...

- Zeit kann geschenkt, gestohlen oder wie gesagt bemessen sein (Anmaßendem mir gengenüber hab ich mich schon immer gesträubt).  Zeit kann unbemerkt verstreichen, kann scheinbar Geld sein und kann sogar, wenn man wirklich Glück hat: Stille stehen.

- Und so wie ich es sehe, so ist es an der Zeit, die Zeit mal zum Nachdenken stille stehen zu lassen.
Verstreichen darf sie dabei gerne...denn ein neuer Anstrich scheint mir an der Zeit zu sein.

- Dass Anstrich und Moral vom gleichen Pinsel aufgetragen werden ist eine Sache, dass wir die Maler sind die den Pinsel schwingen eine ganz andere!

- Kopf steht die Welt allemal zurzeit...und es erscheint mir, dass wir den Kopf, wenn wir schon mal gerade darauf stehen, benutzen sollten damit „upside down“ auch das Herz sein Sagen lassen bekommt!

- Wenn selbst Bäume Kopfstand machen können so sollten wir mit dem Glauben an unsere eigene Vortrefflichkeit das doch wohl nachvollziehen können.


- Oder?



- Allerdings, auch das ist eine Möglichkeit...doch unsere Füße stehen unbeachtet der Perspektive wohl noch immer auf dem Boden...und tragen uns!

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2. März 2012

Winterspuk


Vor zwei Wochen sah es noch so aus:


- Der vergangene Winter, auch wenn noch ein Rückschlag kommen kann, ist vorbei.
Und schnell ist es gegangen dieses Jahr. Vor drei Wochen tränkte der Schnee förmlich die Landschaft, innerhalb zwei Tagen kam mehr als ein halber Meter vom Himmel gerieselt. Dann wurde es auf einmal minus 28 Grad nachts kalt.
Und nur ein paar Wochen später sind es plötzlich zehn Grad warm und der Schnee schmilzt während man zuschauen konnte.

- Ich selbst bin froh darüber, auch wenn es nicht gerade ein skandinavischer Winter war, aber das Leben wird um so vieles leichter, der Bewegungsraum ist nicht so eingeschränkt und Waldarbeit ist möglich.

- Und nicht nur die, sondern ich habe den Mast des Windrades verstärket und das die Flügel besser ausgewuchtet. Jetzt läuft es bei einem Windhauch von alleine an und es sieht so aus als würde es auch bei nur wenigen Meter pro Sekunde schon ein wenige Ladung in die Batterien bringen.
Na also!

- Die Holzarbeit für den kommenden Winter ist schon wieder in Gange gekommen und damit liege ich zeitmässig „gut im Rennen“. Zu den Tannen kam dann gestern noch eine Espe die der Bauer für die Rehe fällte. Sie mögen die Knospen und da sie direkt hinter dem Stall lag, so sagte Torghny: „Kümmere Dich drum.“
Er weiß darum dass er mir gutes Brennholz geschenkt hat. Danke!
Jetzt liegt sie schon in Stücke geschnitten unter Dach und wartet nur noch auf das Spalten.

- Bei zehn Grad Wärme, so stehen die Fenster auf weiter Gabel und lassen mich und Haus aufatmen!



- Der nächste Winter kommt zwar gewiss, aber bis dahin liegt ein Frühling, Sommer und Herbst dazwischen...ahhhh!

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