30. Dezember 2007

Wo noch die Elfen tanzen

Es gibt nicht nur die blauen Stunden mit ihrer Mystik, es gibt auch andere Zufälle wo die Welt nicht das ist wie sie uns so oft erscheint.


Und das ist die Zeit wo die Bodennebel steigen. Meist im frühen Herbst oder dessen Schwester, das zeitige Frühjahr, wenn der Boden kalt ist, die Luft aber warm.





















- Wenn man zum rechten Zeitpunkt, meist in der Früh, in der Natur ist dann kann es passieren und man wird Zeuge eines Ereignisses welches auch leider immer seltener wird. Meist ist zu viel Unruhe in der Umgebung oder in einem selbst.
Ist aber die Welt im Lot, dann kann man ein Schauspiel erleben das man spät vergessen wird.

- Ist man am richtigen Platz zur rechten Zeit dann kann man nämlich die Elfen tanzen sehen.

- Es ist ein Reigen von dem man schon lange weiss den aber immer weniger Menschen zu sehen bekommen
Die „Alten“ wissen noch davon, aber die „Jungen“ haben meist dazu keine Zeit und alles was sie sehen sind ganz einfach ziehende Bodennebel in einer Senke und mehr nicht.
Selbst habe ich ein paar Mal in all den Jahren dieses ätherische Treiben beobachten können und ich werde im kommenden Frühling Ausschau danach halten und mit etwas Glück kann ich vielleicht mehr darüber erzählen!

- Die Elfen gab es zumindest auch mal in Deutschland, davon tragen noch solche Namen wie „Elfenlay“ in meiner alten Heimat Zeugnis .

- Wie alles andere im Wald, so leben auch diese Wesen ein sehr scheues Dasein und sind wie die anderen Waldbewohner vorsichtig und leise in ihrem Auftreten.
Jetzt meint bestimmt der ein oder andere mir würde der Aufenthalt im Wald nicht ganz bekommen?
Na, das kann vielleicht sein, aber ich weiß ja wonach ich Ausschau halte und was ich sehen will!



Seine Geheimnisse gibt der Wald nur dem Freunde preis!

***

29. Dezember 2007

Hier kocht der Chef!



Also, ich koche gerne aber das mit dem Kochen auf einem Holzherd ist ja nunmal so eine Sache für sich!

- Wie jeder der kocht weiß, so muss man einen neuen Herd erstmal kennen lernen. Außer wer mit einer Gasflamme kocht, die reagiert direkt und man sieht wo man dran ist.
Ein „Plattenherd“ ist da schon schwieriger, und ein Holzgeheizter mit nur einer großen Platte braucht seine Zeit um ihn kennen zu lernen.
Der Gasherd ist noch ein Überbleibsel vom letzten, festen Bewohner so um die Mitte der 60-er
Die Küchenausrüstung ist so gut wie komplett, viel brauche ich sowie so nicht.
Meine Augensteine sind eine gute, solide gusseiserne Pfanne und ein ovaler Topf, auch der aus Guss, beide für ein paar Euro als „second hand“ Waren gekauft.
Ein "Solinger" Küchenmesserchen darf natürlich auch nicht fehlen! Dann noch einen Durchschlag und ein paar Plastikschüsseln, noch etwas „Kleinkram“, und natürlich Besteck und Teller und so was. Fertig!
- Allerdings sind Gewürze für mich sehr wichtig, denn das einfachste Essen wir prima mit den richtigen Gewürzen. Und bei mir geht´s viel in Richtung Indien, für mich die beste Küche der Welt. Ich habe vor ein paar Jahren auf einer dreimonatigen Reise runter und hoch durch Indien drei Kilo zugenommen! Wo auch immer gegessen mit bestem Appetit.
Und da Indien nun mal so eine Mischung ist wo der Eine das nicht, der Zweite auch dieses nicht essen will oder darf, so ist die vegetarische Küche die Alternative für alle.
Selbst bin ich zwar ein „Allesesser“ aber wenn ich wähle, dann gibt es überwiegend Vegetarisch. Es ist einfacher, billiger, besser sowohl was das Kochen betrifft wie auch die Aufbewahrung und überhaupt.

- Also, zurück zur „Einbauküche“ in "Svenserum". Was mich immer wieder erstaunt ist die Tatsache: hier hat die "mora" für eine fünfköpfige Familie das Essen zubereitet.
Meine Gedanken wandern oft zur Frau des Hauses, die hier einen ihrer Arbeitsplätze hatte. Sie konnte auch im Sommer kein Gas anmachen, nicht mal schnell einen Kaffe für sich kochen ohne dass der Herd angezündet werden musste. Das standard Frühstück war wohl wie für die Meisten zu der Zeit einfach gekochte Hafergrütze mit Salz. Fertig!
Außerdem sieht es so aus, als wäre original eine offene Feuerstelle statt Herd gewesen. Dieser Holzherd war wohl eine Modernisierung denke ich mir.

- Am einfachsten ist nun mal eine Art Eintopf zu kochen und ausserdem gibt es natürlich dieses indische „Standardessen Dhaal" in allen seinen Varianten.
„Dhaal“ ist ein Linsengericht (rote oder gelbe), geht sehr schnell kann bis ins Endlose variiert werden, gibt jede Menge Essen für absolut wenig Geld und ist total einfach zuzubereiten.
Google mal mit „Dhaal Rezept“ und Du findest jede Menge solche.
Die meist avancierte Mahlzeit bisher auf dem Holzherd: gekochte Kartoffeln, gebratene Zwiebelringe und gebratene gesalzene Heringe (mir läuft das Wasser im Mund zusammen)
Den Backofen habe ich noch nicht ausprobiert, und ich denke das ist eine wirkliche Herausforderung da mal ein Brot drin zu backen. Mir fehlt allerdings noch das Blech noch dazu.

- Letzten Winter habe ich noch so eine Stirnlampe anhaben müssen damit ich sah was im Kochtopf denn so brodelte. Das hatte ja keinen Zweck und jetzt leuchtet eine 2 Watt LED-Lampe und ich habe genug Arbeitslicht!




- Also, alle Achtung vor der Frau die hier fünf Münder täglich satt bekommen hat. Dabei ist die Küche die Du siehst ja schon voll "modernisiert"!

Das "Torp" wartet nur darauf mal wieder mit dem Duft von frischgebackenem Brot gefüllt zu werden.

28. Dezember 2007

Über das alleine Sein

Manche von Euch die hier lesen haben sich vielleicht gefragt, wie es denn so sei alleine im Wald zu sein und manchmal tagelang niemanden zu sehen?


-Wie das wohl sein könnte hatte ich auch keine Ahnung aber auch das wollte schon immer mal wissen.
Irgendwann während meines ersten längeren Aufenthalts stellte sich nämlich folgende Überlegung ein und die Frage kannst Du Dir ja auch einfach mal stellen:
„Wann ist es zum ersten Mal in meinem Leben geschehen, dass ich einen, zwei, ja sogar drei Tage nicht einen Menschen zumindest mal nur gesehen habe?


- Ich denke hier sind nicht viele die so etwas erlebt haben.
Selbst musste ich fünfzig Jahre leben um diese Erfahrung zum Schatz meiner anderen Lebenserfahrungen zu legen.
Ganze 3 Tage von ungefähr 18.500 Tagen die ich gelebt habe war ich zum ersten Mal für längere Zeit ohne jeden menschlichen Kontakt!
Und dadurch bekommen diese Tage natürlich schon eine Sonderstellung in meinem Leben.


- Also so ganz einfach war das nicht!
Da stellt sich auf einmal eine Art Unruhe ein die sich körperlich bemerkbar macht und hier in Schweden gibt es sogar einen Namen dafür.
Mich packte ganz einfach „lappsjukan“!
Die „Lappenkrankheit“ schlug schon am zweiten Tag voll zu, schwer zu greifen was es eigentlich war, eine Art von flüchtigem Unwohlsein.


- Oben, im Norden, im Sameland das ich diesen Sommer zu einem kleinen Teil bewandert habe gibt es noch immer weites Land ohne Menschen und die Samen konnten da früher für Wochen ohne menschlichen Kontakt sein.





- Wir sind ganz einfach soziale Wesen und ohne Menschen um sich fehlt dem Menschen in uns etwas. Komischerweise hat die Lappenkrankheit Ähnlichkeit mit der Seekrankheit.


- Im gleichen Augenblick wo man als Seekranker seinen Fuß auf Land setzt ist man wie durch ein Wunder geheilt. Im gleichen Augenblick wo ich dem Busfahrer mein Geld überreiche um ein Ticket in den nächsten Ort zu kaufen ist die Lappenkrankheit geheilt.


Aber es gibt nicht nur die See-, sondern auch die Landkrankheit.
Das habe ich selbst schon erfahren wenn ich nach einem Törn wo es mich viel gerollt hat zum ersten Mal nach sechs Wochen wieder an Land war. Ich musste schnellstens aus dem Geschäft an die Luft, denn die feststehenden Regale kamen auf mich zu und haben geschaukelt so dass mir ganz schwindlig wurde.


- Kaum bin ich eine Stunde im Ort, und ich will nur wieder zurück in diese freiwillige Einsamkeit.


- Wahrlich seltsame Dinge passieren mit mir hier oben im Wald.


***

26. Dezember 2007

Die blaue Stunde

Die richtig blauen Stunden gibt es nur zwischen Winteranfang und Ende während der Himmel hoch und klar ist.

- Es war schon immer für die Menschen hier oben im Norden ein besonderer Zeitpunkt am Tag gewesen. War, denn das "schnelle" elektrische Licht hat viel davon verändert
Morgens ist die Stimmung anders als Abends. Da ich morgens meist mit Anderem beschäftigt bin, (ich höre oft Nachrichten und Dokumentationen im Radio) bleibt die Stunde am frühen Nachmittag.

- Die Sonne geht mitten im Winter schon gegen drei Uhr unter nachdem die Schatten richtig lang geworden sind, und dann wird das Licht zusehends bläulicher.
Der Himmel färbt sich von zart hellblau über azur bis hin zu aquamarin und wird tief und dunkelblau bevor sich die Nacht eine lange aber nicht langweilige Stunde später senkt.
Doch nicht nur der Himmel wird immer bläulicher, die ganze Natur nimmt diese Töne an, der weiße Schnee verfärbt sich und selbst die Zeit wird gefärbt, ändert sich, n
immt eine ganz andere Stimmung an.

- Wer so nahe der Natur ist, keine Störungen von Maschinen oder sonstigen Lärm um sich hat und vor allem kein Licht anmacht, nicht mal eine Kerze, sondern einfach ohne zu sprechen nur da sitzt, der hat die Möglichkeit zu erleben wie sich die Zeit ausdehnt, langsamer wird und dann geschieht plötzlich dieses Wunder. Die Zeit scheint stehen zu bleiben oder ändert ihre Dimension. Sie hört ganz einfach auf zu existieren so wie wir sie vom Tage her kennen. Die Natur wird auf einmal zauberhaft und strömt Magie aus. Bäume, die tagsüber einfach nur da stehen (so einfach tun sie das auch tagsüber nie für mich), bekommen langsam ein spürbares Leben.

- Die Verwandlung geschieht in dieser Zeit. Wenn es erst richtig dunkel geworden ist hat der Wald seine Ausstrahlung geändert und ist zu einem lebendigen Wesen geworden.
Aber es ist ein sehr scheues Wesen und mag keine starke Beleuchtung, keinen Lärm, oder laute Menschen, dann zieht es sich sofort zurück. Und diese Metamorphose von "nur" Wald zu "dem" Wald geschieht während dieser Zeit der blauen Stunde.

- Auf „Svenserum“ habe ich die Muse diese Stunde am Fenster sitzend mit erleben zu können.
Ich schaue einfach von meinem Platz am Herd durch das Küchenfenster auf den mittlerweile so vertrauten Blick von hohen Tannen und Kiefern, lege ab und zu ein Holzscheit nach und lasse meine Gedanken langsam ihre eigenen Wege gehen.

- In so einer Stunde legt sich dann selbst meine Sehnsucht zur Ruhe.



- Welch eigenartige Welt hier draußen im Wald!

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25. Dezember 2007

Wasser ist zum Waschen da...


Die so genannte Hygiene ist ein Kapitel für sich, denn hier kann ich keinen Kran aufdrehen weder mit kaltem, geschweige denn mit heißem Wasser. Einfach mal kurz unter die Dusche ist halt nicht!

- In der warmen Jahreszeit ist das alles kein Problem. Es gibt Regenwasser aus der Tonne (ganz wenig Shampoo nur, sonst werde ich den Schaum nicht mehr los), oder was noch besser ist: ein Bad im nur zwei Kilometer entfernten See.
Der Ehrlichkeit halber, ich muss nicht zweimal am Tag duschen, aber eine Wäsche nach dem Holzmachen oder Schneeschieben schließt den Arbeitstag ab und die Zeit fuer das „gemütlich-Sein“ im Haus fängt an.

- Wenn der Küchenofen brennt habe ich heißes Wasser so dass es reicht für eine Ganzkörperwäsche.
Entweder schleppe ich das Wasser zur Sauna wo es eine Dusche mit Abfluss gibt, eine kleine Pumpe in einem Eimer lässt sogar einen Strahl rieseln und mit etwas Übung und Sparsamkeit reicht ein Eimer für eine Dusche aus.
Wenn es aber richtig kalt ist, da es ja dort genau wie draußen die gleich Temperatur hat, dann ist das bei Minusgraden nicht unbedingt der größte Genuss!
Da stehe ich schon lieber in der Veranda wo es zwar auch kalt sein kann, aber immerhin Plusgrade und außerdem liegt da ein Plastikfußboden. Im Haus sind noch die breiten alten Holzdielen und da ist es nicht so gut mit Wasser rum zu plätschern.
Ich habe mir eine große Plastikwanne besorgt, einen billigen Schwamm und damit ist die Dusche klar! Mit anderen Worten "Schwamm drüber."

- Aber wie es halt mit der Einfachheit so ist, alles dauert etwas länger, die Wanne muss von der Sauna geholt werden, das Wasser gemischt, vielleicht sogar vorher noch zwei Eimer Wasser holen gehen. Nun, das macht ja nichts denn Zeit gibt es in „Svenserum“ jede Menge.
Da ist dann der Luxus einer Dusche auf eine ganz andere Weise da!
Außerdem vergesse ich nicht welchen Luxus wir in diesem Teil der Welt im Haus oder in der Wohnung haben!
Zähne putzen ist ja kein Problem, da reicht das kleine Waschbecken in der Küche ja aus. Genauso wie für das unregelmäßige Rasieren. Das Waschbecken ist übrigens ein ausgedientes Dingen von so einer Trinkfontäne.

- Ach ja, der Abfluss geht in einen kleinen gegossenen Betongbrunnen und versickert langsam in der Erde.
Umwelt belastend? Nein, denn zum einen ist mein Verbrauch an Seife und Spülmittel sehr gering, zum anderen läuft es nicht in irgendeinen Wasserlauf sondern wird von den Bäumen die rund um den Brunnen stehen aufgenommen. Außerdem benutze ich biologisch abbaubare Reinigungsmittel wo es nur geht.

- Die ganze Sache mit der Körperpflege wird allerdings zum absoluten Genuss, wenn ich die Sauna anheize.
Ich habe zum ersten Mal mit siebzehn in einer Sauna in Deutschland gesessen und seit dem bin ich „verkauft“ und als ich zum ersten Mal in einer holzgeheitzen Sauna in Schweden gesessen hatte war ich erst recht „gebissen“. Das ist ein Unterschied wie Tag und Nacht!
Kein Wunder also, dass die holzgeheizte Sauna unten im Anbau neben dem Stall noch ein sehr, sehr überzeugendes Argument für mich zum Kauf war!
Es dauert mindestens eine gute Stunde bis die Sauna im Winter heiß wird, oft länger wenn es richtig kalt ist aber dafür ist der Genuss um so größer.
Es gibt dann heißes Wasser ohne Ende (na ja, das „Ende“ ist wie oft ich Wasser holen gehen will, wenn die Regentonnen wegen Frost geleert sind.), der Duschraum ist warm, ich kann Klamotten waschen, werde porentief sauber...na ja, Sauna halt!
Und wenn Schnee liegt, dann reibe ich mich dem kalten Schnee ab während ich nackt und dampfend unter dem Himmel stehe.

- Eine sternenklare Nacht und die Milchstrasse ist mein einziger Zeuge und Beleuchtung zugleich.


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20. Dezember 2007

Eine romantische Idylle?


Wenn Du bisher meine Zeilen gelesen und die Bilder Dir angeschaut hast, dann denkst Du vielleicht: ”Was für eine Idylle und welch herrlicher Platz. Das könnte mir auch gefallen.“
Und genau so denke ich auch noch immer wenn ich um die Ecke biege und sich die Lichtung auftut.
Nur stellen sich allerdings viele diese Art von Dasein an einem wunderbaren Sommertag vor, wo das Leben leicht ist. Aber jetzt stelle Dir mal ein anderes Bild vor.

- Es ist Ende November, die Sonne hat sich schon seit Tagen nicht mehr blicken lassen und jetzt liegt auch Schnee in der Luft. Es bläst rohkalt von der nahen Ostsee, die grauen Wolken hängen tief, schwer vom Schnee.
Du kommst gerade an bevor es anfängt zu schneien. Das Haus ist kalt, so gegen fünf Grad plus und als erstes zündest Du die Öfen an. Einen nach dem anderen so wie ich es vorher beschrieben habe. Ich habe gelernt immer den Holzvorrat im Haus aufzufüllen, damit ich schnell ein Feuer in Gange habe. Die langen Unterhosen und die Wollmütze bleiben erst mal an. Noch immer sieht man den Atem.

- Die Mausefallen sind leer? Prima, dann ist wohl die letzte für diesen Winter gefangen. Meist sind es drei oder vier, und wie ich mich auch anstrenge und abdichte, irgendwo finden sie immer wieder einen neuen Weg wenn es kalt wird.
Die Feuer sind an, alle Klappen zu so dass nichts passieren kann. Wie heißt es so passend auf Schwedisch: „Das Feuer ist ein guter Diener, aber ein schlechter Herr!“

- Draußen hat der schneidende Wind nachgelassen, dafür fällt der Schnee immer dichter, in schweren dicken Flocken und wächst während Du zuschauen kannst.
Die Welt verändert sich, der Wald legt sich zur Ruhe, alle Geräusche sterben einfach ab.
Es ist so stille, man hört den Schnee fallen!
Und da stehst Du in dieser Stille mit zwei Eimern in der Hand und stapfst dann mit Gummistiefeln durch den mittlerweile schon fünf Zentimeter hohen Schnee die zweihundert Meter zur Quelle um Wasser zu holen.
Zurück im Haus ist Dir zumindest warm geworden davon, der Küchenherd fängt schon an Wärme zu strahlen, aber der gemauerte Ofen ist noch immer kalt.
Der große Kessel mit 8 Litern gefüllt auf den Herd, denn warmes Wasser ist immer gut zu haben.
Mehr Holz auflegen, drei Feuerstellen wollen bewacht sein. Oben unter dem Dach sind es die letzten Scheite, dann darf es ausbrennen. Du weißt nämlich, dass da Dein Schweiß in dem Holz steckt. Wie sagt man schön: Holz wärmt dreimal. Einmal beim Kleinmachen, einmal beim Aufstapeln und dann erst im Ofen!

- Kaffeepause und warten willst Du nicht bis das Wasser in dem kleinen Kessel der auch auf dem Herd steht heiß ist sondern da muss der „Optimus“ Gasherd ran.
Mensch tut das gut, eine heiße Tasse Kaffee welche die Hände wärmt und die Lebensgeister wachruft. In der Ecke am Herd kannst Du es jetzt schon gut aushalten, die Mütze wird nicht mehr gebraucht und du sitzt auf Deinem Platz am Herd wie so oft vorher und schaust einfach aus dem Küchenfenster auf die mittlerweile so vertraute Silhouette von den hohen Kiefern und Tannen schwer von nassem Schnee.
Langsam fängt es an wärmer zu werden, der Atem ist verschwunden und das Thermometer klettert langsam auf mutige zwölf Grad in der „großen“ Stube.
Zeit für die erste Runde Schneeschieben. Eine Spur zum Vogelfutterautomaten, eine runter zum Stall fürs Holzholen und weiter zum Plumpsklo. Und am Besten das Gleiche auf dem Weg zurück um den Abschluss mit dem Fegen vor der Haustür.
Dabei hörst Du den Buntspecht in der alten, langsam absterbenden Espe trommeln, er der Dir unter den einsamen Stunden im Sommer schon beim Holzhacken unter eben dem Baume eine Gesellschaft war.

-Wieder nach den Feuern schauen. Jetzt wird auch der Röhrenkamin langsam schön warm und Du kannst Deinen feuchten Rücken schon mal wärmen.
Dabei siehst Du wie die ersten Vögel das Futter schon entdeckt haben. Ein paar Tannenmeisen sind meist die Ersten und Du denkst dass Deine Sonnenzellen auf dem Dach jetzt zuschneien. Für heute ist es sowieso egal, es wird ja noch nicht mal richtig hell selbst mitten am Tage.

- Es ist mitten am Tage im Spätnovember Anno 2007 und in zwei Stunden schon dunkel!

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19. Dezember 2007

Ein wenig Technisches

Für die technisch Interessierten werde ich mal kurz versuchen die Energieversorgung zu beschreiben. Dabei handelt es sich um eine Photovoltaik oder auch Inselanlage von ca. 550 Watt

- Als ich „Svenserum“ kaufte, gab es ein Sonnenmodul auf dem Haus und eines am Stall.
Beide waren 20 Watt und luden je eine 75 Ah Batterie. Außerdem stand noch ein 60 Watt Modul unangewand in der Scheune. Die kam dann noch zu dem auf der Scheune damit ich auch in der Sauna und Werkstatt richtig Licht anmachen kann.
Schon im ersten Winter merkte ich das hier reicht nicht wenn ich hier länger im Winter sein will und die Sonne längere Zeit nicht scheint.

- Für jene welche keine Ahnung haben:
Man braucht also ein Sonnenmodul welches Sonnenlicht und sogar Tageslicht in Strom umwandelt. Die gibt es für 12 oder 24 Volt. Da die meisten Zubehörsachen für 12 Volt sind, habe ich mich dazu entschlossen. Weiter braucht man einen Laderegler, damit die Batterien nicht kaputtgeladen werden. Und natürlich Batterien.
- Die Sonnenmodule hab ich als zweite Wahl bei einer Firma in Schweden gekauft und damit fast 30 % billiger bekommen. Aber mit voller Garantie auf Leistung und Haltbarkeit.
Den Regler fand ich bei der Firma „Stecca“ in Deutschland und hier war der Preis fast nur die Hälfte verglichen mit dem gleichen Teil in Schweden.
Die Batterien bei einem Markt für Autoteile, Modell geschlossene Säurebattrie.
Da ja recht hohe Ströme fließen (ich habe 25 A gemessen) braucht man bis zu dem Regler grobe Leitungen. Die kamen umsonst aus einem Abrisshaus und haben 10 mm2 Durchmesser.
Außerdem nicht zu vergessen, dass die Kapazität der Batterien für jedes Grad unter 20 auch mit einem Grad sinkt.

So sieht die Anlage aus

2 x 150 Watt Sonnenpaneele
1 x Regler für 30 A
4 x 110 Ah Batterien Mittelwelle (2012) Gelbatterie 230 Ah
 LED-Lampen, Niedrigenergiebirnen
Spannungsumwandler 12 -220 Volt 150 Watt Abnahme für Radio, PC usw.
Summa sumarum: ca. 3500 Euro

2009 Windrad "Black" 850 Euro
2010 Sonnenpaneel 60 Watt 180  Euro (die Preise sind am fallen!)
2012 Luft-Sonnenkollektor, 1,5 m2,  Effekt von ca. 1,2 kW  130 Euro

2013 Luft-Sonnen-Hybridkollektor von 1,7 m2,  Effekt 1,3 kW 120 Euro
2013 2 x 100 Watt, 1 x 90 Watt Sonnenpaneele 350 Euros, die Preise sind noch am fallen.

Außerdem 2013 dann noch mein Heißwasserbereiter Marke "Sonnenschein" der mir in der frostfreien Periode bis zu 120 Liter kochendes Wasser bereitstellt an einem sonnigen Tag. Kosten: 300 Euro.
- Im Vergleich: ein Anschluss an das Netz hätte direkt fast das Dreifache! gekostet, und jeden Monat eine feste Abgabe, egal ob ich was verbrauche oder nicht.
Da gab es für mich nicht viel zu überlegen.

- Als Lampen in der Küche und als Leselicht gebrauche ich LED-Lampen. Ihr Schein ist war etwas „space“ artig bläulich und kalt aber was für ein helles Arbeitslicht bei absolut wenigem Verbrauch. Da geben 2 Watt genau so viel Licht wie 40 Watt von einer normalen Glühbirne. Um es rundum hell zu bekommen und etwas mehr Gemütlichkeit sind die anderen beiden Birnen da.

Meine Erfahrung bisher:
- Wenn ich keine Musik spiele oder den Laptop anschmeiße, so reicht die Energie für einen halben Monat ohne dass die Batterien geladen werden.
Zwei Stunden mit PC, und schon sind es nur noch 10 Tage.
Im Sommer reicht es natürlich für wesentlich mehr, sogar für einen 12 Volt Kühlschrank.
Ich bin mir nicht sicher, ob ich nicht besser einen 1500 Watt Umwandler hätte kaufen sollen um dann 220 V in jeder Steckdose zu haben. Ich bilde mir allerdings ein, dass es mit Gleichstrom "ruhiger" im Haus ist als mit einem 50 Hertz Wechselstrom.
Außerdem ist ein Umwandler in der Größe schon wieder recht teuer.
Jetzt bleibt es wie es ist.

- Der allergrößte Luxus ist allerdings einfach Licht anmachen zu können damit ich lesen, arbeiten und kochen kann ohne zu sehr auf den Verbrauch zu schauen.
Und da ich mobiles Internetz habe, fühle ich mich auch nicht von der Welt abgeschlossen da oben in „Svenserum“, auf meiner Lichtung mitten im Wald.



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18. Dezember 2007

Das Phänomen der Zeit

Sie ist schon eine merkwürdige Erscheining, die Zeit also.


- Ich habe keine Uhr mehr getragen seit ich so um die zehn Jahre alt war, auf irgendeine Art empfand ich es schon damals wie eine Art Handschelle.
Heute verstehe ich, dass ich schon da mich ganz einfach weigerte, „aufgekoppelt“ zu sein.
Natürlich richte ich auch mein Leben nach der Uhrzeit ein, manchmal sehr genau sogar, so wie an Bord.
Die Wache will abgelöst werden, alles Mögliche muss minutengenau im Logbuch eingefuehrt werden.
Zug und Bus fahren auch ohne mich ab, sollte ich nicht pünktlich sein.


- Aber es gibt auch viele Tage, ja manchmal sogar Wochen in meinem Leben , da spielt sie als ein Zeit-Punkt keine Rolle, ist absolut uninteressant und das kann ich noch immer als eine wirkliche Befreiung empfinden. Es ist noch immer ein Gefühl von richtigem, echtem, unverfälschtem Luxus.
Einer dieser Zufälle wo Zeit selten eine Rolle spielt ist auf "Svenserum".


- Es gab eine kleine, batteriegetriebene Küchenuhr als ich das "Torp" übernahm. Die Batterie war leer und die Uhr stand, und das hätte sie auch gerne weiter tun können.
Als dann ein Bekannter zu Besuch kam, war so mit das Erste was er machte, nämlich die Uhr wieder anzuwerfen und jetzt lebt sie ihr Leben etwas versteckt unter der Treppe in der kleinen Küche.


- Komischerweise überrascht mich diese kleine Uhr mit ihrem hölzernen Zifferblatt immer wieder.
Mal bin ich erstaunt, dass die Zeit nicht weiter voran geschritten ist, dann wiederum, dass sie so einen Sprung hinter sich gebracht hat.
Wenn ich aufstehe und als erstes im Küchenofen ein Feuer anwerfe, bin ich meistens überrascht wie früh es noch ist. Sitze ich abends am Feuer vor dem Kamin mit einem Glas Wein bin ich erstaunt, dass die Zeit so langsam verstreicht, nur um zehn Minuten später festzustellen; es ist über eine Stunde vergangen.


- Ich habe mich natürlich gefragt woran das denn wohl liegen mag, und eine Antwort ist: an der Stille die mich umgibt.
Es gibt keinen „Circus Maximus“ also TV, keinen Kühlschrank oder sonst irgendein Gerät das brummt, nur „stiller“ Strom in Form von Gleichstrom, kein oszillierender Wechselstrom mit 50 Hertz der seine unruhigen Schwingungen verbreitet, keine Autos, keine Straßenlampen.
Rund um nur Natur die ihren eigenen ruhigen Rhythmus hat, einen Rhythmus , den wir Menschen seit tausenden von Jahren kennen.
Hier schreibt mir die Zeit nicht ihren Takt vor sondern ich erlebe meine eigene Zeit in mir selbst.


- Zeit im Überfluss zu haben dadurch dass sie keine Rolle spielen muss, ist in der heutigen Gesellschaft in meinen Augen ein unglaublicher Reichtum.
Es ist eine „Ware“ die man in keinem Supermarkt kaufen kann, ehr ist noch das Gegenteil der Fall. Das ist nur eine von den vielen Stellen welche die Zeit sogar stehlen.


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Ein kalter Wintertag im November!

Was es heißt in einem Haus ohne „Zentralheizung“ zu leben wird direkt ganz deutlich im Winter!


- Es reicht, dass das Torp für zwei Tag unbeheizt ist, und die Temperatur sinkt direkt so gegen 4 bis 5 Grad. Interessanterweise so habe ich noch nie Minusgrade innen erlebt, selbst wenn ich nach sechs Wochen zur See dort ankam, denn die „Alten“ wussten damals schon wo man baut.

- „Svenserum“ steht auf dem småländischen Granit, eine Schäre die nun im Wald liegt und nach der Eiszeit vom Meer glattgespült wurde und duch die Landerhöhung nun eine Insel im Wald ist welche die Sommerwärme speichert.

- Erst heisst es ein Feuer im Küchenherd in Gang zu bringen, denn der wird schnell warm.
Ich glaube hier war original eine offene Feuerstelle mit einer Haube drüber.


- Aber erst muss ich richtigen Zug in den kalten Schornstein bringen, also ein kleines Feuerchen unten in der Russlucke entfachen. Bevor ich das mal raus hatte wurde ich einige Male eingreäuchert.

- Dieser wunderbare Ofen ist noch original von der Mitte des 18ten Jahrhunderts. Der wurde im Winter nie kalt!

- Dann ein Feuer im großen, gemauerten Ofen, aber der braucht eine Stunde bis man die Wärme in den Rauchgängen spüren kann. Schnell noch den Kanonenofen im Obergeschoss angeworfen damit ich einen warmen „Deckel“ dort bekomme. Da brauche ich nur einmal ein paar Scheite nachzulegen und dann reicht es. Allerdings um von 5 auf so 17 bis 18 Grad zu kommen dauert es einige Stunden.

- Wenn der gemauerte Ofen warm ist, dann hält er die Hitze über die Nacht und am nächsten Morgen sind es nicht weniger als 16 Grad.
Und für jeden Tag wird es immer angenehmer.
Aber es gehen ein paar Körbe Holz am Tag drauf, und Kleinholz will gemacht sein.
Hier kann ich nicht einfach ein Thermostat hochschrauben, oder auf einen Knopf drücken.

- Letzten Winter musste ich sparsam mit dem Holz umgehen, denn ich hatte keine Zeit gefunden welches zu schneiden und zu hacken.
Den Herbst, Winter und Frühling habe ich dann ein paar umgefallene Bäume zersägt, per Hand gespalten und dann zum Trocknen aufgesetzt.
Eine ziemliche Knochenarbeit, aber da ich ja in meinem Takt arbeiten konnte sehr entspannend. Und Axtschläge im Wald zu hören, klingt in meinen Ohren wie Musik.
Das Ergebnis: Holz für zwei bis drei Winter im Stall.
Ein gutes Gefühl!
Jetzt sehe ich diesem Winter in der Beziehung wesentlich ruhiger ins Auge!

- Eins steht fest, ein knackendes Feuer im Ofen wärmt ganz anders als ein Heizkörper und verbreitet außer Wärme eine ganz andere Stimmung im Raum.

- Ein Feuer in der Nähe zu wissen berührt irgendetwas tief Menschliches in mir.

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17. Dezember 2007

Ein wenig Geschichte


Ein „Torp“ ist so was ähnliches wie eine Kate, und es beinhaltete eine ganze Lebensweise damals. Deshalb bleibe ich bei dem schwedischen Begriff denn dazu habe ich eine Beziehung.
Und natürlich ist dann jemand der so ein „Torp“ bewohnt ein „Torpare“.


- Ein Torpare war kein Bauer denn er hatte oft nur ein Kartoffelland und mehr nicht. Er war allerdings auch kein Knecht, selbst wenn er Tagewerke für einen Bauer in der Nähe leistete.
Entweder bekam er in Natura bezahlt (Aussaat, Holz usw.) oder aber, weit weniger oft, Bargeld

- „Svenserum“ wie mein Torp heißt bedeutet höchstwahrscheinlich: „Svens offener Plats“, ein Name der wirklich sehr gut passt denn das Torp liegt auf einer Lichtung umgeben von Wald in alle Richtungen.
Die ersten Besitzer, wohl stolz wie alle die neu gebaut haben, waren als sie hier wohnten eine vierköpfige Familie. Soviel habe ich in Erfahrung bringen können.
Eine Kuh und Hühner gab es, davon trägt der Stall noch Spuren und beim Graben habe ich auch den Platz für den Misthaufen gefunden. Da ist die sonst so karge und steinige Erde noch immer richtig fett.
Irgendwann in der Mitte der 18ten Jahrhunderts wurde also hier ein kleines Haus, bestehend aus zwei Zimmerchen im Blockhausstil erbaut. Es gab Fenster in alle Richtungen, aber nu die Hälfte der Größe von heute, denn Glas war schon damals teuer.
Auch der Kuhstall hatte zwei Fenster. Ein größeres gegen Osten, und ein kleineres gegen Westen. Das Tageslicht war wichtig, denn ich glaube am Anfang war selbst eine Petroleumleuchte unerschwinglich und ein Kienspan musste herhalten.

- Wie lange diese Familie hier lebte weiß ich (noch) nicht, wer anschließend übernahm auch nicht.
Irgendwann hat dann ein einfacher Arbeiter dort gewohnt, übrigens der Letzte der dieses Torp als seinen festen Wohnsitz hatte. Im Sommer hat er Gräben gezogen und im Winter den Bauern im Wald geholfen. Er war es, der den Erdkeller baute um wohl hauptsächlich Kartoffeln zu verwahren. Strom wollte er nicht haben und auch er hat im Sommer auf Gas gekocht.
Ich benutze noch heute seinen „Optimus“ Gasherd mit zwei Flamen, wenn der Küchenofen kalt ist.

- Eine Frau, welche nur 500 Meter weiter gewohnt hat, ist bei ihm in späten Jahren für eine Weile eingezogen nachdem ihr Mann sie mit drei Kindern in einem ähnlichen Torp hat sitzen lassen und sich nach Amerika aus dem Staub machte.
Heute ist dieses Torp, genau wie das unten im „Källdalen“, also in dem Quellental, dort wo ich mein Wasser hole, verschwunden.
Irgendwann ging das wohl nicht mehr so gut, und er war wieder einsam in dem Torp.
Als er Mitte der sechziger die Diagnose Cancer bekam, hat er dann gewählt seinem Leben in Svenserum ein Ende zu setzen. Ich denke er wusste was er hatte und das gegen Krankenhaus und Siechtum einzutauschen war wohl nicht seine Idee vom Ende.

- Dann kaufte oder erbte eine ältere Frau das Torp und ließ es aus mir ungekannten Gründen verfallen. Die Wände wurden schief, wilde Bienen zogen in den Schornstein, Ameisen fingen an es sich in einem Balken bequem zu machen. Die Natur übernimmt schnell einen Platz im Wald wenn er länger unbewohnt bleibt.
-Zum Glück kaufte dann der vorige Besitzer diese Stelle bevor es zu spät war, renovierte sehr sorgfältig, zusatzisolierte sowohl innen als auch außen (daher sieht man die Balken nicht mehr, ausser bei derScheune) legte neue Dächer, baute Sauna und Gästezimmer.
Den alten Küchenofen tauschte er gegen einen besseren aus, im Obergeschoss, das bis dahin unausgebaut war, kam ein kleiner Kanonenofen auf seinen Platz.
Auch die Veranda ist seine Arbeit.
Im Jahre 2006 kaufte er sich dann ein Haus in der nächsten Ortschaft, auch das ein Renovierungsobjekt, und gab das Torp zum Verkauf frei.

- Und jetzt bin ich seit Juni 2006 der Besitzer und Verwalter von „Svenserum“!


- So sah das Haus im "Källdalen", der nächste Nachbar aus, bevor es vollständig abgerissen wurde. (1983) Svenserum liegt dreihunder Meter hinter diesem Torp.


***

16. Dezember 2007

Hinter den sieben Bergen...


Es ging von der Landstrasse einen holprigen Weg einfach rein in den Wald, mal hoch, mal runter und ich fragte mich schon ob ich denn hier richtig bin, als es wieder bergan und um eine Kurve ging.
Und da war die Stelle nach der ich gesucht hatte.
Das war mir im gleichen Augenblick klar, als sich eine Lichtung öffnete und dieses „Torp“ mit Stall in der Sonne lag.

-Erst bin ich einfach nur dagestanden und habe den Platz auf mich einwirken lassen, dann durch die Fenster ins Haus geschaut.
Als ich den alten, gemauerten Ofen sah, wurde ich total zittrig und in mir wurde der Wille ganz stark: dieses Haus werde ich kaufen, sonst niemand, das hier wird meine Stelle!
Ein frischrenoviertes Haus, alle Dächer halten meine Zeit aus, ein alter Stall, eine holzgeheizte Sauna, der nächste Nachbar 800 m weit hinter dem Wald, der Weg endet einfach ein paar hundert Meter weiter auf einer Wiese.
5000 m2 Grundstück mit Wald und geschnittener Wiese, die Möglichkeit einen Garten anlegen zu können. Ein alter Erdkeller um Sachen auch im härtesten Winter frostfrei verwahren zu können.
Ich bin dann ein paar Stunden dort rumgelaufen, einfach mal nachgefühlt
Da war ja alles da und auch wiederum zum Glück nicht!

-Da gab´s keine einzige Leitung ins Haus, weder Wasser, noch Telefon, ganz zu schweigen vom Strom! Wasser aus einem Brunnen (leider nur mit Waschwasser), eine Quelle mit Trinkwasser 200 m weit weg im „Källdalen“ (Quellental), ein kleines Sonnenpanel von 20 Watt am Haus und eines an der Sauna.
Im Stall war noch etwas Holz gestapelt, eine einfache Werkstatt, nebendran das Plumpsklo und rund herum Natur pur.
Das war´s dann auch schon.

- Am nächsten Tag bin ich dann nochmals dorthin, denn da war das Wetter alles andere als eitel Sonneschein. Ich dachte mir, wenn es mir selbst dann noch zusagt, dann rufe ich den Makler an.

- Zwei Wochen später war ich der stolze Besitzer!


- Der alte Stall steht noch immer, nebendran ist Sauna und das Gästezimmer.

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Zahlen bitte

Hier einfach ein paar Zahlen, denn wir Menschen sind nunmal berechnende Wesen!
Und aus Erfahrung weiß ich, dass hauptsächlich Männer sich für so was interessieren.

Einkaufspreis: 400.000 Schwedische Kronen (ca 40.000 €)
Wohnfläche: 68 m2, Gästeraum 10 m2, Sauna mit Dusche 10 m2
Grundstück: 5000 m2
Grundstückssteuer/Jahr: 70 Euro
Versicherung/Jahr: 80 Euro
Unterhalt: ganz wenig, ist ja wie neu
Stromversorgung: Inselanlage erweitert mit 500 Watt, 440 Ah Batteriebank, Windkraftanlage 440 W,
4000 Euro
Beleuchtung: hauptsächlich LED Lampen, ein paar Niedrigenergiebirnen.
(ist ein Thema für sich)
Internetz: Mobiles Breitband, 10 Euro/Monat wenn ich es nur abends und am Wochenende anwende. (ist ja dann wohl klar)
Transport: gebrauchter „APE 50“ von Piaggio , dieses italienisches Dreirad (mitlerweile wieder verkauft, denn es war ein Italiener und nicht fuer schwedische Winter gebaut)
Maschinen: Rasenmäher, Motorsäge

-Um aus allem eine runde Summe zu machen: alles in allem mit noch einem neueingebauten Fenster: 45.000 Euro
Ungefähre Kosten um dort einen Monat zu leben, mit allen Kosten fürs Haus, Transport inklusive Essen und so: 300 Euro

-Keine Müllabfuhr, denn den wenigen Abfall den ich produziere und nicht sortieren kann landet entweder auf dem Kompost, oder geht mit in die Mülltonne in der Stadt.
Briefkasten gibts eh keinen. (es kommen ja sowieso nur zwei Rechnungen im Jahr)




- hinter den sieben Bergen...

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14. Dezember 2007

Es nimmt seinen Anfang!

Hej och välkommen!

- Schön, dass Du zu dieser Seite gefunden hast.

- Kurz zu mir: ich heiße Manfred, ein Rheinländer der seit fast einem viertel Jahrhundert in Schweden wohnt und zur Zeit als Kapitän auf einem Tankschiff kreuz und quer über die Ost- und Nordssee schippert.

- Im Juni 2006 begann ich eine Art „Experiment“ durchzuführen.
Die Idee, das Leben auf eine einfache Art zu leben ist für mich nichts Neues. Zum Beispiel habe ich schon immer gern gezeltet oder bin mit dem Rucksack auf Wanderschaft gegangen.
Vor über zwanzig Jahren waren mein Frau und ich zwei Jahre lang unterwegs, Indien, Suedost-Asien, Australien, China.
Da haben meine Habseligkeiten in einer Schultertasche Platz gefunden.

- Schon lange habe ich mir vorgestellt, wie es wohl sein möge, eine einfache Hütte im Wald zu bewohnen und dann war es irgendwann soweit aus dem Traum eine Realität werden zu lassen. Zu weit weg von meinem kleinen Haus am Rande von einer Kleinstadt an der småländischen Küste sollte es nicht sein, Nachbarn wollte ich keine, die habe ich in der Stadt, ein See wäre schön gewesen aber dann steigt der Preis direkt ins Uferlose und da bin ich dann lieber genau das: uferlos also.
Außerdem wollte ich nicht auf ein Auto angewiesen sein, um die Stelle zu erreichen und eine Bruchbude zum Renovieren war auch nicht meine Idee. Fast ein halbes Jahr habe ich gesucht, mir recht viele „Projekte“ angeschaut und immer hat irgendwas nicht gestimmt. Zu groß, zu teuer, zu viele Reparationen fällig, falsche Vibrationen oder wie man es nun nennen mag, keine öffentlichen Verkehrsmittel oder Nachbarn direkt nebenan.

- Und dann tauchte dieser Platz auf!


- Das Torp "Svenserum" mit Ahnen von 1870.

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