27. Juni 2008

Vervielfältigung


In grauer Vorzeit kamen irgendwann unsere Vorfahren auf die Idee, mit Hilfe von erst einfachen und dann immer komplizierteren Werkzeugen ihre Umwelt zu verändern.
Aber egal ob Speerspitze aus Stein, dem hölzernen Rad oder der Erfindung des Verbrennungsmotors, so haben sie alle eine Sache gemeinsam: sie halfen alle unsere Muskelkraft zu erweitern, zu verstärken und zu vervielfältigen.

- Es gibt zwar auch schon lange Werkzeuge, die unsere berechnende Kraft schneller werden ließen, so wie der Kugelrahmen oder der Rechenschieber, aber auch sie hatten bis vor gar nicht langer Zeit die Fingerfertigkeit des Benutzers als Begrenzung.

- Und dann, vor ungefähr einer Generation geschah das, was später als revolutionierend angesehen werden wird.
Unser Gehirn entwickelte eine Maschine, deren Funktion die unseres Gehirns mit der gleichen Geschwindigkeit nachvollzieht: nämlich mit der Geschwindigkeit des Elektrons, also Lichtgeschwindigkeit.
Zum ersten Mal in der Menschheitsgeschichte haben wir ein Hilfsmittel in der Hand, das die Kraft unseres Gehirnes vervielfältigt!

- Laut Berechnungen, sind heutzutage ungefähr 1.000.000.000 Computer in Gebrauch. Wie viele davon miteinander vernetzt sind, stand leider nicht in dem Artikel.
Der Mensch steht tatsächlich im Begriff, teilweise die Funktionen seines Gehirns nachzuahmen.

- Wohin uns die Benutzung dieses Werkzeuges bringt, können wir heute höchstens ahnen, denn mittlerweile bauen Computer schon mit der Hilfe von Computern an der eigenen Verbesserung.

- Die Erbauer von "Svenserum" hätten sich nicht träumen lassen, dass ich 150 Jahre später „durch die Luft“ mit Menschen sprechen kann, selbst wenn sie auf der anderen Seite der Erde wohnen.
Was kann ich mir nicht erträumen welche Möglichkeiten für den Besitzer dieses "Torps" in 150 Jahren existieren?
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- Der Abakus, Computer unserer Altvorderen.

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26. Juni 2008

In eigener Sache



Bisher habe ich es vemieden, direkte politische Gedanken hier niederzuschreiben, aber jetzt ist man zu weit gegangen!

- Heute fand ich einen Artikel in einer schwedischen Industrie- und Finanzzeitung. Es ist leider nicht der Erste seiner Art.
Einen Auszug davon gebe ich hier in eigener Übersetzung wieder:

„Im Herbst kann das EU Parlament einen Vorschlag annehmen, dass EU die Bloggare registrieren und kontrollieren soll.
Die Initiative hat schon grünes Licht im Kultur- und Ausbildungsausschuss des Parlamentes bekommen.
Der Idee mit dem so genannten „Inintiativgedanken“ soll der rechtliche und legale Status eines Bloggars sein.
Marianne Mikko, die estnische Europaparlamentarikerin welche diese Initiative geweckt hat sagt, dass die Anonymität in der Bloggsphäre ein Problem darstellt.
Sie will u.a. dass Namen und Bild der schreibenden Person zu sehen sein solle, damit es leichter fällt, diejenige zu finden welche „ beleidigt und manipuliert“!"

- Vor kurzem hat man in Schweden ein Gesetz verabschiedet, dass man alle grenzüberschreitende Kommunikation sparen muss...in Deutschland ist es die Vorratsdatenspeicherung!

- Und alles geschieht unter dem Deckmantel der „Terrorbekämpfung“!
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- Hier folgt eine Auswahl, die noch lange nicht Vollständig ist, wie weit der Überwachungsstaat wieder gediehen ist:

Ausweispflicht
Einführung der Abgabepflicht von Fingerabdrücken bei Reisepässen
Abnahme einer Speichelprobe bei schweren oder wiederholten Straftaten und dazugehörige Gendatenbanken
Videoüberwachung und Vorratsdatenspeicherung bei Internetz- und Telekommunikationsanbietern
Automatisierter Kfz-Kennzeichenabgleich auf öffentlichen Straßen
Automatisiertes Abhören von Telefon-, Internet- und e-Mail Kommunikation. Bei e-Mail Überwachung werden alle Mails, welche mindestens eine zu überwachende Mail-Adresse haben, als vollständige Kopie an ein Staatsorgan weitergeleitet. Allerdings ist es (noch) legal, diese Mails zu verschlüsseln.
Automatisierte Funkpeilung über die Sendemasten zur Erstellung von aktuellen oder historischen Bewegungsprofilen.

- Um es kurz auf einen Nenner zu bringen: auch in der gesamten westlichen Welt sind demokratisch gewählte Kräfte am Werk, welche die Demokratie Stück für Stück abbauen.

- Das freie Wort gehört vielleicht bald wieder der Vergangenheit an!

Bücherverbrennung 1933
- Es wäre ja nicht das erste Mal, es ist alles schon einmal da gewesen!

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23. Juni 2008

Verstaatlichung


Als Fredrik, wie der vorige Besitzer hieß, das „Torp“ kaufte, war es schon langsam am Verfallen.

- Ein Käuzchen war irgendwann mal in den Schornstein eingezogen, dann übernahmen wilde Bienen den Mauerstock.
In einem der Balken hatten sich Ameisen eingenistet und nicht lange hätte es gedauert und das Haus wäre nicht mehr zu retten gewesen.

- Am Anfang, als Fredrik dort übernahm, wohnten also für kurze Zeit drei der ganz wenigen staatenbildenden Wesen welche die Erde kennt, unter einem Dach.
Außer den Bienen, Ameisen, Termiten und noch ein paar Insekten, ist es nur noch der Mensch, der an einem Staat baut!

- Es gibt viele organisatorische Gemeinsamkeiten, so wie die Arbeitsteilung, eine Form von Sprache, Verteidigung und soziales Verhalten um ein paar zu nennen.
An der Spitze der Insekten steht die Königin, privilegiert und umhegt von „Dienern“, da sie alleine die Reproduktion des Staates sichert.
Und da hört die Gemeinsamkeit mit dem menschlichen Staat definitiv auf.
Bei uns sind es die Individuen selbst, die für den Fortbestand sorgen.

- Warum benehmen sich dann aber die Herrschenden dieser Welt als wären sie die „Königinnen“, wollen umhegt sein und Privilegien genießen, Privilegien die sie sich auf andere Art verdienen müssten.

- Sie dürften nur in diesen Genuss kommen, wenn sie sich wirklich wie die obersten Diener des Staates benehmen würden, da es ja bei uns das Volk ist, welches den Fortbestand sichert.
Es ist an der Zeit, dass wir die Organisationsform der Insekten hinter uns lassen.



- Ein Staatsdiener der anderen Art.

19. Juni 2008

Mittsommer

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Hej, es geht gegen Mittsommer, der höchste Feiertag des Jahres in Schweden.
- Auch wir feiern natürlich an Bord... mit extra viel Arbeit.
Wir haben eine richtig "komplizierte" chemische Last an Bord da müssen anschliessend auch noch die Tanks gewaschen werden.

- Deshalb von mir:


- Bis nächste Woche!

Glad midsommar!

17. Juni 2008

Abfällige Gedanken?


Selbst wenn man manchmal abfällig über das Geld spricht, so hat sich jeder schon seine Gedanken darum gemacht.

- Die Einen weil sie nicht genug haben um davon einigermaßen Leben zu können, die Anderen weil sie zwar genug haben könnten, es aber trotzdem nicht reicht weil sie über ihre Verhältnisse leben, die Dritten weil sie welches übrig haben und sich dann überlegen, wie man es am Besten verwaltet.

- Noch zumindest, so bedeutet das Geld für den "Durchschnittsbürger" in unserer Gesellschaft ganz einfach die Möglichkeit sich materielle Wünsche zu erfüllen, allerdings auch die Möglichkeit es aus eigenem Willen sein zu lassen.
Die Allermeisten wählen das Erstere, was nicht verkehrt sein muss, solange das Maß nicht überschritten wird.
Und da stellt sich dann die Frage: was ist das Maß, wie sieht es aus?
Die Frage muss letztendlich jeder für sich selbst beantworten.
Selbst suche ich meine Antwort darauf, indem ich zeitweise ein „Torp“ bewohne wo das Materielle und der Konsum ganz bewusst eine untergeordnete Rolle spielen.

- Viele wissen, noch mehr fangen an zu ahnen, und die Meisten fühlen: wir konsumieren zu viel des Guten, haben das Maß schon längst überschritten. Selbst der „Shopoholic“ gibt das oft unumwunden zu!
Und jetzt stehen wir am Beginn, da wir die Ausmaße dieses Lebensstils am Horizont als dunkle Wolken aufsteigen sehen.
Jeder der ehrlich ist weiß, dass wir dieses Konsumrad nicht noch schneller drehen können ohne dass es mit zunehmender Geschwindigkeit in Richtung auf irgendeine Art von globaler Krise rollt.
Und damit bleibt nur ein Weg übrig, und der heißt anfangs ganz einfach entweder aus freiem Willen oder gezwungenermaßen seinen Konsum so weit wie es die persönlichen Umstände zulassen, zu reduzieren.

- Soweit ist das ja alles gut und schön wird mancher denken, nur ist unser ganzes Wirtschaftssystem auf Wachstum des Konsums aufgebaut. Zumindes so hat man es uns ja beigebracht. Und so etwas ändert man nicht über Nacht.

- Das mag stimmen, aber es steht allerdings für mich außer Zweifel, dass wir unser System wieder einmal überdenken müssen um neue Wege oder Ziele für Wachstum schaffen.
Und da denke ich nicht an materielle Dinge.

- Das letzte Produkt von unserem Konsum fängt an und wird uns übermächtig.

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15. Juni 2008

Minimalistisch


Heute ist es ein Schlagwort geworden, denn: der "Trendbewusste" richtet sich beispielsweise minimalitisch ein.
(Sollte mich jemand als trendbewusst bezeichnen, würde ich mir ernsthafte Gedanken über mich machen!)

- Wie es ist, seine Einrichtung auf ein Minimum zu beschränken weiß ich ja aus eigener Erfahrung. Und es ist leichter als viele glauben mögen und es für möglich halten.
Aber für Einrichtungsdesigner und Trendschaffer ist es wohl eher eine Modefliege und was zählt, ist einzig Kapital herauszuschlagen.
Wenn morgen das Überfüllte wieder "in" ist (spätestens übermorgen kommt das zurück, wie mit allen Modeerscheinungen), so verkaufen die gleichen Designer diesen Trend.
Und damit wird es nur hohl, unüberdacht vom Anwender und vorübergehend.

- Für mich selbst bedeutet, weniger Dinge zu gebrauchen und doch mit dem Praktischen im Leben klar zukommen schlicht und einfach: Freiheit.
(eine Waschmaschine vermisse ich allerdings noch immer hier im "Torp“ und dabei wird es auch bleiben).
Wie leicht ist es nicht passiert, dass der Mensch von den Dingen besessen wird, Sklave unter den Ansprüchen wird denen viele versuchen „gerecht“ zu werden um nicht als eine Art von "Sonderling" zu gelten.

- Selbst habe ich nicht mehr "alle Tassen im Schrank" und bin gerade deshalb nicht zu beschränkt. Der offene Raum um mich, der sowieso nicht gerade gross bemessen ist im "Torp", ist mir viel zu wertvoll als dass ich ihn mit vielen Möbeln zustellen will.

- Wo geht Deine Grenze für das „Minimale“?

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14. Juni 2008

Beinahe spurlos verschwunden.


Vor noch gar nicht so langer Zeit, so im vorletzten Jahrhundert war die Küste in Småland leichter mit dem Schiff zu erreichen als heute. Das war so um die Zeit, als auch "Svenserum" gebaut wurde.

- Und dann fing die Zeit an ganz sachte „schneller“ zu werden und die technische Entwicklung machte auch vor „Småland“ nicht halt.
Ein Konsortium wurde gebildet, eine Schmalspur wurde gebaut.

- Bis auf das Dynamit, so war es natürlich die Muskelkraft welche diese Schienen auf ihr Bett legten.
Die erste Strecke führte in das Innland, um an der Stammbahn anzuschließen, die vom Süden des Landes sich nach und nach bis oben in den Norden zu den Erzfeldern strecken sollte.

- Was für eine Veränderung für die Menschen in der Nähe der Bahn, sind die Meisten doch bisher nur zu Fuß die mitunter tagesweiten Strecken zum Markt gegangen.
Noch erstaunlicher in meinen Augen, dass es zu dieser recht armen Zeit möglich war, die Bahn zu bauen.
Denn heute, in der „reichen Zeit“ gibt es nicht einmal Geld genug, und diese Bahnstrecke zu unterhalten geschweige denn zu renovieren.

- Sollte es ganz einfach am fehlenden Willen liegen, oder sind da ganz andere Ränkeschmiede am Werk?
Vielleicht die, für welche das Auto die heilige Kuh ist?

- Noch sieht man sie, die Spuren der Vergangenheit!

13. Juni 2008

Freitag der 13te!


Ich bin weder gläubig im Sinne irgendeiner Religion, noch abergläubig im Sinne von ”Freitag der 13” an dem mir auch noch ein schwarze Katze über den Weg laufen darf, ohne dass ich ein unbehagliches Gefühl bekomme.
Das heißt aber noch lange nicht, dass ich „Unbegreifliches“ von mir weise und als Nonsens abtue.

- Ich brauche nur an den Magnetismus zu denken, eine Kraft die an sich für uns unsichtbar ist, deren Auswirkungen ich aber indirekt täglich an Bord mit Hilfe des magnetischen Kompasses sichtbar erleben kann.

- Oder wer ist nicht schon in ein Haus gekommen und hat sofort gespürt: das ist ein gutes Haus.
„Svenserum“ erschien mir von Anfang an als ein indifferentes Haus.
Der Platz an sich ist gut, aber der „Geist“ des Hauses hatte etwas Dunkles über sich.
Aber ich sah die Möglichkeit für das neue Fenster in Richtung Süden schon vor mir, und seitdem es am Platz ist, hat auch der „dunkle Geist“ nur noch ein kleines Refugium in der Küche an der Spüle. Und da dulde ich ihn.
Zumindest noch!

- Es gibt einfach Plätze mit mehr oder weniger Energie, mehr oder weniger positiv. Wie wäre es sonst zu erklären, dass Du Dich auf einem Platz Wohlfühlen kannst, während ein Anderer Dir Unwohlsein bereitet obwohl du in der gleichen inneren Stimmung bist.

- Als ich „Svenserum“ in Besitz nahm, stellte ich mein Bett längs dem Giebel, denn es gefiel mir besser so. Aber nicht lange, und ich drehte das Bett um 90 Grad, liege jetzt mit den Füssen „bergab“ und schlafe wesentlich tiefer als vorher.
Einbildung?
Nein, ich spüre ja den Unterschied und mir im Schlaf etwas einbilden zu können erscheint mir sehr weit hergesucht.


- Die Welt ist noch immer magisch, man muss nur manchmal etwas genauer hinschauen.

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11. Juni 2008

Ein ganz normaler Tag!


Kein Wunder dass ich manchmal Sehnsucht auf mein Torp bekomme, wenn ein ganz normaler Arbeitstag so aussehen kann wie der Heutige.

- Feierabend um Mitternacht, denn da ist meine Abendwache vorbei.
Die Wache ist der geregelte Teil meiner Arbeitszeit, dh. alle Tage die Woche, sechs Wochen am Stück von 08:00 bis 12:00 und dann von 20:00 bis 24:00.
Außerdem bin ich irgendwann jeden Nachmittag zwei Stunden vollauf damit beschäftigt der Papierflut Einhalt zu gebieten oder irgendwelche Sicherheitsübungen zu veranstalten.

- Wie gesagt, Mitternacht und Freiwache bis um 04:00, denn da klingelt das Telefon, wir sind gleich am Kaj. Also heißt es raus aus der Koje, denn bei jeder Lade- oder Löschoperation muss ich dabei sein um mit Land den Ablauf zu besprechen.
Bis dann alles geregelt ist, zeigt die Uhr schon sechs, und ich habe gerade mal noch zwei Stunden frei, bis es um acht wieder mit meiner Wache losgeht.
Kurz nach drei Uhr heute Nachmittag heißt es dann unser Lebensrettungsboot zu Wasser zu lassen. Alle halbe Jahre ist diese Übung angesagt
Es ist eines dieser „Frei-Fallmodelle“, dh. hier werden drei Mann der Besatzung in dem Schiffchen sitzen und von 12 Metern Höhe in freiem Fall in das Wasser klatschen.
Und da ich dort am Ruder sitze, bin ich nunmal einer davon.
Sollte mein Schreiben also hier abrupt enden, dann ist da was schiefgelaufen!
(14:30 alles vorbei, ich lebe noch!)

- Bis das alles klar ist, so ist die Last an Bord, ich versuche auf ein Neues für eine Stunde den Papiertiger zu zähmen bevor wir ablegen.
Und um 20 Uhr fängt meine normale Wache wieder an bis um Mitternacht.
Der nächste Hafen ist mal gerade 24 Stunden weit weg, oft weniger, und alles geht von vorne los. Zum Glück sieht es so aus, als kämen wir gegen Abend dort an (hier weiß man nie so genau wie es klappt) und ich habe Freiwache von Mitternacht bis morgens um acht.
Letzten Törn war es leider fast jede zweite Nacht, die um drei oder vier Uhr unterbrochen wurde...!

- Aber manchmal bekomme ich auch einfach meine Heuer, um mir solch einen Sonnenuntergang anzuschauen.


- Es ist Mitternacht auf 65 Grad nördlicher Breite!

8. Juni 2008

Ein verregneter Sonntag.


Wer kennt ihn nicht, diesen grauen, tristen Sonntag der einem wie ein verlorener Tag vorkommt?

- Schon lange habe ich gemerkt, so ein Tag ist wesentlich einfacher in der Natur auszuhalten als in der Stadt.
In der Natur ist der Regen ja lebensnotwendig und deshalb richtig, während er in der Stadt nur einfach alles nass werden lässt.

- Ein warmer Sommerregen ist ja vor allem nach längerer Trockenzeit geradezu ein Genuss, aber wenn es so ist wie vergangenen Herbst, als es viele solcher Tage gab, kann sich dieses graue Wetter wirklich auf das Gemüt schlagen.
- Und einen ganzen Tag in dem kleinen Haus zu verbringen verbessert die Stimmung nicht gerade. Auch ein Feuer im Kamin oder ein gutes Buch vor der Nase hilft nur für eine zeitlang.
Da heißt es die richtigen Klamotten anzuziehen und raus in den Wald. Wie herrlich ist es nicht, dann wieder ins Trockne zu kommen, eine Tasse heißen Kaffees in den Händen zu halten?
-Aber noch öfter verbringe ich diese Zeit ganz einfach im Stall. Holz gibt es immer zu spalten, dem Regen auf dem Blechdach zuzuhören ist ein sehr beruhigendes Geräusch und einen Blick nach draussen durch die Stalltür zu werfen unterstreicht nur noch das Gefühl, geschützt zu sein. Und wie klar klingt nicht der Gesang der Vögel, wenn der Regen weitergezogen ist?
- So kann nahe der Natur selbst ein Regentag schön sein.

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6. Juni 2008

Schöne Aussichten!


”So mitten im Wald? Ist das nicht etwas einsam und eingeschlossen?“
Das ist oft die Reaktion, wenn jemand zum ersten Mal hier zu Besuch ist.

- Liebe macht ja bekanntlich blind, und für mich war ja diese Stelle „Liebe auf der ersten Blick“ wie ich schon am Anfang beschrieb.
Ja, es ist am Anfang schon recht einsam gewesen, aber ich wollte kein „sommarhus“ mit direkten Nachbarn, die habe ich in der Stadt.
Erstaunlicherweise habe ich mich immer besser daran gewöhnt und komme mit mir als einzige Gesellschaft immer besser zurecht, ja es ist mir sogar zum Bedürfnis geworden.
Angst habe ich noch nie gehabt, sondern bin wohl geborgen und ich schlafe immer tief unter dem Giebel.

- Mittlerweile habe ich acht Jahre meines Lebens an Bord verbracht, mein Auge hat sich an den freien Blick gewöhnt, und der kann mir manchmal fehlen wenn ich aus den Fenstern schaue.
Sollte es mir gar zu „eingesperrt“ vorkommen, suche ich einen höhergelegenen Platz ganz in der Nähe auf, um den Blick ausruhen zu lassen.


- Allerdings möchte ich auch von dem Stubenfenster einen Blick genießen können und meinem Auge zumindest etwas Freiheit gewähren.

- In Richtung Südwest geht es in ein kleines, birkenbestandenes Tal hinunter, und da das auch gleichzeitig die Sonnenseite für meine Photovoltaikanlange ist, so habe ich angefangen dort die ersten Bäume zu fällen.
Eine ganze Wand von Tannen hat jegliche Sonnenstrahlen ausgesperrt und außerdem standen sie zu nahe am Haus.
Da bestand bei einem harten Sturm der ja hier meist aus dieser Richtung kommt die Gefahr, dass mir so ein 20 Meter Baum auf mein Dach fiel.
Nach zwei Jahren ist diese Gefahr abgesägt, gespalten und hat zum Teil ihren Weg durch den Schornstein gefunden.
Aber es werden wohl noch drei Jahre ins Land ziehen, bis ich mit dem Ergebnis zufrieden bin. Brennholz brauche ich ja sowieso, und hier schlage ich dann sogar drei Fliegen mit einer Säge. Allerdings sind es nur die Tannen, denen ich den Gar ausmache. Die Kiefern aber vor allem die Birken haben eine Freistatt bei mir.
- Ich bekomme mehr Licht, Energie und „schöne Aussichten“ obendrein!

5. Juni 2008

Zwischenspiel

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- Eine gewisse "Macht" übt dieser Kasten ja scheinbar auf viele von uns aus!

4. Juni 2008

Das fern Sehen.


Was die Unterhaltung von außen betrifft, so hat sie hier oben im Wald beinahe Besuchsverbot.

- Es gibt drei elektronische Verbindungen mit der Umwelt.

- Ein Radio will ich nicht missen, denn ich will Nachrichten und Reportagen hören können.
Immer wieder stelle ich fest, dass ich wesentlich besser informiert bin, als ein Fernsehzuschauer. Außerdem finde ich die Berichterstattung mehr balanciert und nuancenreicher im Radio.
Musik spiele ich sehr selten, und wenn dann ist es in erster Linie die Klassik die mir zusagt.
Ansonsten „tanze ich nach meiner eigenen Pfeife“.
Da wird es dann das Gegenteil von Klassik, da klingt schwedische Volksmusik aus meiner Ziehharmonika mit ihren zwei Tonarten über die Lichtung.
Aber meist höre ich dem natürlichen Gesang des Waldes zu oder genieße die Stille im Haus.

- Dann als Zweites ein Mobiltelefon, dass ich sehr zum Leidwesen meines Freundes tagsüber meist vergesse anzuschalten. Aber wenn ich alleine Bäume fälle oder im Wald laufe, dann habe ich es aus Sicherheitsgründen dabei. Denn mein Rufen würde kaum jemand hören.

- Als Drittes einen Lapptopp, aber da er stromschluckend ist so kann ich den zumindest im Winter nicht viel an haben. Da ist Licht viel wichtiger.
Einen mobilen Internetzanschluss habe ich, hauptsächlich um via Mail Kontakt halten zu können. Aber damit die feste Rechnung von 10 Euro im Monat nicht höher wird, schliesse ich mich nur abends und am Wochenende an.

- Manche Menschen zahlen in einem Monat genau so viel Geld für unzählige Fernsehprogramme, Telefon und Internetzanschluss, da könnte ich beinahe einen Monat hier davon leben.

- Außerdem so finde ich dass ein grosser Teil des Medienangebotes, vor allem der des Fernsehens, so „billig“ geworden ist, da fällt es mir noch nicht einmal schwer darauf zu verzichten.
Selbst in unserem Fernsehen hat sich schon lange ein Imperialist mit propagandistischen Vorspiegelungen seiner noch zudem meist recht brutaler Scheinwelt breit gemacht, bis hinein in die Wohnzimmer und die private Sphäre der Menschen.

-Nein Danke! Ein grosser Fernsehanhänger bin ich schon lange nicht mehr.

- Hier sieht man einen Ausschnitt eines der besseren Programme die im Angebot sind. Selbst wenn das Testbild wie so viele Andere nur eine ständige Wiederholung ist! Ohne Zweifel für mich keine Konkurenz zu dem wirklich lebendigen, dreidimensionalen Bild.

- Denn selbst hier bekomme ich einen wesentlich besseren Blick in die Ferne.

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1. Juni 2008

Unmöglich?


Eine Leserin hat heute gefragt wie es denn wohl kommen mag, dass so viele gerade aus „Småland“ unter den Blogschreibern zu finden sind?

- Die Menschen waren lange arm in Småland und ich denke man hat sich noch weit in das vorige Jahrhundert hinein Geschichten erzählt, bevor der Fernseher seinen Einzug hielt und diese Kunst einfach wegflimmerte.

- Und vielleicht ist es gar nicht so eigenartig, denn hier gab und gibt es noch immer viele wirklich versteckte Plätze wo die Bäume durch den Wind mal rauschend, mal raunend auf ihre eigene Art Geschichten erzählen für den der zuhören möchte.
Mal säuselt eine Espe ihren Monolog und es ist als ob alle anderen Bäume ihr lauschten.
Und manchmal sind sie alla ganz still, dann denken sie sich wohl eine neue Geschichte aus.

- Und da es hier noch viele alte Bäume, vor allem Eichen gibt, so reicht die Erinnerung weit zurück, ja beinahe bis in die Wikingerzeit.

- Sie kennen Erzählungen von Hunger, Armut und harter Arbeit. Aber auch von fernen Ländern die durch die Seefahrt hergebracht wurden.
Die Hungerjahre gegen Ende 1860 haben viele gerade aus Småland gezwungen in Amerika ihr Glück zu versuchen. Einige sind zurückgekommen, viele geblieben, wieder andere für immer verschollen.
Manche brachten Freude und Wohlstand zurück in ein einfaches Torp, andere hinterließen nur Sorge.
Aber auch einfach von frohen Tagen wo die Sorgen weit im Schatten lagen kann man hören, von junger Liebe und altem, stillen Glück.

- Wehe aber der Sturm schüttelt und biegt die Bäume, reißt und zerrt an ihnen!
Dann werden die Geschichten unheimlich und mitunter gar roh und brutal.
Wenn Bäume unter lautem, knirschendem Ächzen entwurzelt werden oder ihr Stamm krachend zersplittert, dann handeln sie um Elend und Mord, um Totschlag und Drama!

-Unmöglich, dass Bäume erzählen können sagst Du?
Also ich lege meine Hand dafür nicht ihn´s Feuer.
Du etwa?

- Die Eiche unten an der Quelle hat die lebendigen Tage von „Källdalen“, der ehemals nächste Nachbar zu „Svenserum“ erlebt. Jetzt sehe ich nur noch die Grundmauern.


- So sah es einmal dort aus und die Eiche, deren Stamm links im Bild zu sehen ist steht noch heute, ist in ihren besten Jahren und weiss noch wie es damals war.